Nele Neuhaus - Muttertag

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    Titel: Muttertag

    Autorin: Nele Neuhaus


    Allgemein:

    560 S.; Ullstein Hardcover, 2018


    Inhalt:

    Eigentlich wirkt alles wie ein Routinefall. Ein alter Mann wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Theodor Reifenrath ist vermutlich gestürzt und an den Folgen verstorben. Pia Sander ist sicher den Fall schnell abhaken zu können. Auf der Suche nach dem Hund des Toten machen die Beamten jedoch eine grausige Entdeckung: der halb verhungerte Hund hat in seiner Not den Boden seines Zwingers aufgewühlt. Dabei treten menschliche Knochen zu Tage und es stellt sich heraus, das hier mindestens 3 Frauen begraben wurden. Plötzlich steht im Raum das Reifenrath ein Serienmörder war. Doch im Dorf genossen er und seine verschollene Frau Rita hohes Ansehen. Hatten sie doch über Jahrzehnte bis in die 80er Jahre hinein, Waisenkinder zur Pflege aufgenommen. Aufopferungsvoll hätten sie sich um die gekümmert, wie so mancher Nachbar beteuert. Die Kinder, mittlerweile Erwachsene zeichnen da schon ein etwas anderes Bild. Und so mancher im Dorf glaubt, das Rita Selbstmord begangen hat. Wie hängt das aber mit den toten Frauen im Garten zusammen??

    Inzwischen werden immer mehr der Opfer identifiziert, es wird klar: hier war wirklich ein Serienmörder am Werk, immer zum Muttertag mordete er. Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein ermitteln weiter und sind sich nach und nach sicher das dieser noch lange nicht genug hat...



    Meine Meinung:


    Ich sage es ganz offen heraus, mit den letzten Krimis und auch mit ihrem Jugendbuch konnten mich Nele Neuhaus nicht mehr überzeugen. Weshalb ich den neuen Roman von ihr trotzdem gelesen habe? Ganz ehrlich, die Inhaltsangabe hat es für mich raus gerissen. Ich stehe total auf Krimis in denen alte Kriminalfälle doch noch gelöst werden können. Das und die Tatsache das ich Oliver und Pia als Ermittler sehr mag, hat ich doch neugierig werden lassen, ob mich die Autorin doch noch mal überzeugen kann.

    Und ja, zum Teil hat sie das dann auch geschafft. - Nur zum Teil...Ich finde das sie an ein paar Stellen etwas zu viele Verwicklungen mit ins Spiel gebracht hat, die ich als übertrieben empfunden habe. Aber insgesamt war der Fall spannend erzählt. Vor allem in der Frage, wo bitte die ganzen menschlichen Knochen im Garten herkommen. Solche Mordfälle finde ich einfach super interessant und daher hat es mich hier schon sehr interessiert, wie das Ganze dann gelöst wird.

    Zudem wird Oliver von Bodensteins Privatleben hier mal erfrischend anders, kaum in den Mordfall eingebunden. Das fand ich sehr gut und hätte mir das auch bei Pia gewünscht. Ich finde aber generell, das viele Autoren ihre Ermittler zu stark in die Handlung einbeziehen und dann den eigentlich Fall gerne mal aus den Augen verlieren. Das ist Nele Neuhaus zum Glück so nicht passiert, aber ich hätte trotzdem kein Problem damit, wenn sie es schaffen würde, einmal komplett auf diese Bezüge zu verzichten. Es hat mich schon sehr gestört wie Tief Pias Privatleben letztendlich in den Fall einbezogen waren. Ich fand das war total überflüssig und wäre an einigen Stellen auch anders lösbar gewesen. Zu Mal es die Handlung gar nicht immer wirklich voran gebracht hat. Im Gesamtbild wirkte das oft überladen.


    Trotzdem, wenn man mal die Nebenschauplätze aussortiert, war der eigentliche Mordfall echt interessant und spannend. Es gab einige mögliche Täter, die Aufgrund der gesamten Hintergrundgeschichte auch tatsächlich alle glaubwürdig in Frage kamen. Hierbei ergaben sich einige schöne falsche Fährten, die man auch als Leser*in nicht zwingend durchschauen konnte. Dadurch wirkten auch die Ermittlungen professionell und es war glaubwürdig, weshalb das Team immer wieder in einer Sackgasse steckt. Dabei war hier eindeutig Pia im Fokus, Oliver wirkt fast als eine Art Nebenfigur. Interessant war übrigens die Entwicklung von Karin Engel - der Chefin des Teams, die ich in anderen Romanen oft zu überzogen fand. Hier hatte sie endlich mal etwas mehr Tiefe und war nicht bloße Karikatur der bösen Chefin, die zu doof ist irgendwas zu begreifen. Schade das die Figur nicht schon früher etwas mehr Profil bekommen hat. Das hätte der Reihe meiner Meinung nach schon länger mal gut getan. Etwas anstrengend fand ich allerdings dass das Team gefühlt immer größer wird. Da ich mir eh nicht alle Namen merken konnte, hab ich mich irgendwann dann einfach wieder ganz auf Pia und Oliver fokussiert. Zu Mal die andren Mitglieder eigentlich trotzdem stark im Hintergrund agieren. Auch wenn es immerhin realistisch ist, das nicht nur zwei Ermittler einen Fall bearbeiten.


    Ein weiterer Handlungsstrang erzählt nach und nach die Geschichte einer jungen Frau, die auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter ist. Wie und warum diese Geschichte etwas mit dem Fall zu tun haben wird, erschließt sich erst nach und nach. Desweiteren ergeben sich auch Rückblenden durch den Mörder, diese Rückblenden fand ich richtig gut, weil sie so schön zum Spekulieren und knobeln geeignet waren. Man erfuhr so nebenbei, was den Frauen genau zugestoßen ist und ich fand auch das dadurch die Neugier, wer nun der gesuchte Mörder ist eindeutig so richtig angefacht wurde.

    Überhaupt gibt es einige interessante Figuren im Roman. Einige der Pflegekinder und auch der Enkel des Verstorbenen alten Mannes tauchen auf. An ihnen zeigt Nele Neuhaus exemplarisch ihre Kritik am Umgang mit Heimkindern der 60er und 70er Jahre auf. Gerade diesen Aspekt fand ich sehr gut herausgearbeitet. Zudem war sehr überzeugend dargestellt wie unterschiedlich einzelnen Figuren die Ereignisse wahrgenommen haben bzw. an was sie sich erinnern, erinnern wollen und was sie nicht erzählen.


    Viele Kritikpunkte die ich hier aufgezählt habe, sind mir übrigens während des Lesens nicht so stark in den Sinn gekommen, wie das nun Rückblickend der Fall ist. Das liegt auch daran, das mir das Buch wirklich gut gefallen hat. Ich hätte nicht nur einmal fast meine Haltestelle verpasst, so vertieft war ich in die Handlung.


    Obwohl ich also ein paar Stellen überzogen fand, war der Roman spannend erzählt und hat mich richtig gut unterhalten. Meine Abzüge halten sich auch deshalb eher in Grenzen. Ich weiß, ich bin da oft strenger. Aber ich habe mir genau überlegt ob ich noch eine halbe Ratte abziehe oder nicht und mein Bauchgefühl sagt eindeutig nö :breitgrins:


    Von mir gibt es daher: 4ratten


    Vielen Dank an Ullstein für das Leseexemplar!

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    Ein superspannendes Buch


    1981. Prolog. In der Hoffnung auf Hilfe sah ein Mädchen, das von den Algen im See festgehalten wurde, ihrem ‚Retter‘ entgegen…

    2017. Nachdem Fionas Mutter gestorben war, suchte sie nach der Anschrift ihres Vaters, der sie in jungen Jahren verlassen hatte…

    Doch von ihm erfuhr sie etwas für sie Furchtbares… Und sie machte sich auf, ihre leibliche Mutter zu suchen…

    In einem Haus in Mommolshain war eine männliche Leiche gefunden worden… Es handelte sich um Theo Reifenrath, der zu früheren Zeiten mit seiner Frau etliche Pflegekinder aufgenommen hatte…. Alles schwer erziehbare Kinder, die das Jugendamt nirgends sonst unterbringen konnte…. Doch nicht alle dieser Kinder waren Waisen….

    Was die Polizei auf dem Grundstück noch fand, nachdem sie den Hund aus dem Zwinger gelassen hatten, war furchtbar….

    Sandra Reker hatte Angst vor ihrem Mann, im Maßregelvollzug sitzend, wieder entlassen worden war… Auch er war ein Pflegekind der Reifenraths gewesen.

    Dann gab es da noch die Ärztin, die einer guten Freundin in Not unrechtmäßig geholfen hatte…

    Aber auch Kim, Pia Sanders Schwester spielt wieder eine Rolle in dem Buch…

    Wurde das Mädchen gerettet? Oder war etwa das Gegenteil der Fall? Wieso hatte der Vater die Familie verlassen? Wie konnte sie ihn finden? Und was erfuhr sie von ihm so Schlimmes? Wieso musste sie ihre leibliche Mutter suchen? Wie war die Leiche in Mammolshain zu Tode gekommen? Wie viele Pflegekinder hatten Theo Reifenrath und seine Frau aufgenommen? Hatten manche von ihnen noch ein Elternteil? Was fand die Polizei auf dem Grundstück der Reifenraths noch. Wieso war der Mann von Sandra Reker wieder entlassen worden? Inwiefern hatte eine Ärztin einer Freundin in Not geholfen? Unrechtmäßig? Und welche Rolle spielte Kim, Pia Sanders Schwester in diesem Buch? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.

    Das Buch ließ sich – wie ich bei einer Autorin wie Nele Neuhaus erwartet hatte – wieder super lesen. Wie immer war es unkompliziert, ohne Fragen nach dem Sinn von Worten oder gar ganzen Sätzen. Es wurde auch gleich mit einem Mord spannend. Auch wenn es erst sechsunddreißig Jahre später weiterging. Was ich über Fiona erfuhr, hat mich erst mal geschockt. Denn das was die Ärztin getan hatte, konnte ja nicht erlaubt sein. Dann die Leiche Theo Reifenraths, die erst spät gefunden worden war. Was dabei alles herauskam, war schon sehr allerhand, und hat das Buch immer spannender gemacht. Was bis zum Ende alles geschah, das muss der geneigte Leser selbst lesen. Auf jeden Fall war es für mich der beste Pia Sander/Oliver von Bodenstein-Roman den ich von Nele Neuhaus gelesen habe. Er hat mich in seinen Bann gezogen, mit super unterhalten, und ich habe ihn in einem Rutsch gelesen, konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich musste es fertiglesen. Von mir bekommt es daher eine Empfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Gebundene Ausgabe: 560 Seiten

    Verlag: Ullstein Hardcover (19. November 2018)

    ISBN-13: 978-3550081033

    Preis: 22,00€

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Klasse aufgebauter Kriminalroman voller Spannung


    Inhalt:

    Die Polizei wird zu einem Todesfall gerufen. Zufällig entdecken die Beamten auf dem Grundstück außerdem die sterblichen Überreste von drei Frauen, die dort vergraben waren. War der Tote etwa ein Serienmörder?


    Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team müssen weit in der Vergangenheit suchen, um das Rätsel um die Knochen zu lösen.


    Meine Meinung:

    Dies ist bereits der 9. Band der Reihe um die Hofheimer Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander. Da der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist, kann man ihn aber auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Was im Privatleben der Ermittler von Bedeutung ist, wird hier noch einmal erwähnt.


    Ich mag die Taunuskrimis von Nele Neuhaus sehr gerne, und der vorliegende Band ist für mich einer der besten. Die verschiedenen Handlungsstränge sind derart gekonnt miteinander verwoben, dass es der Autorin gelingt, die Lesenden lange Zeit über den Täter im Unklaren zu lassen, am Ende aber doch alles absolut schlüssig erscheint.


    Einmal angefangen, will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es lässt sich aber auch sehr leicht lesen, ist fesselnd und die Personen wirken absolut authentisch. Amüsiert habe ich mich darüber, dass Neuhaus sich und ihre Leser mit kleinen Seitenhieben ein wenig auf die Schippe nimmt. Beklagten sich beim Vorgängerband „Im Wald“ viele Leser über zu viele Personen, so hat Neuhaus sich diesmal ein wenig zurückgenommen. Zwar nehmen auch hier wieder etliche Personen - tot oder lebendig - an der Handlung teil, durch ihre gute Charakterisierung behält man als Leser aber recht leicht den Überblick, wer wer ist. Auch das Personenverzeichnis zu Beginn des Romans hilft dabei.


    Kleine Einschübe aus Sicht des Täters geben einen Einblick in dessen kranke Psyche, ohne zu viel von seiner Identität zu verraten. So hat der Leser ausreichend Gelegenheit, mit zu raten und schließlich herauszufinden, welcher der möglichen Verdächtigen hier sein Unwesen treibt.


    Ein kleiner Wermutstropfen sind einige Logikfehler, die zwar keinen Einfluss auf die Handlung haben, mich aber trotzdem störten. Daher „nur“ 4,5 Sterne ;)


    Die Reihe:

    1. Eine unbeliebte Frau

    2. Mordsfreunde

    3. Tiefe Wunden

    4. Schneewittchen muss sterben

    5. Wer Wind sät

    6. Böser Wolf

    7. Die Lebenden und die Toten Im Wald

    8. Im Wald

    9. Muttertag


    ★★★★☆

  • Das Buch hatte ich am Wochenende auch in der Hand. Der Inhalt klingt interessant und die Rezis haben mich neugierig gemacht, besonders die Bemerkung von HoldenCaulfield über Bodensteins Privatleben (das stört mich auch manchmal, nicht nur hier). Leider gibt es Muttertag noch nicht in meiner Bücherei, also muss ich noch ein bisschen Geduld haben.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Der Zeitungszusteller findet den 84-jährigen Theodor Reifenrath tot auf. Der alte Mann lebte nach dem Selbstmord seiner Frau vor zwanzig Jahren sehr zurückgezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass es Tage gedauert hat, bis er gefunden wurde. Pia Sander und Oliver von Bodenstein machen aber noch eine grausige Entdeckung. Im Hundezwinger liegen neben dem ausgehungerten Hund Menschenknochen. Als die Spurensicherung sich an die Arbeit macht, entdeckt sie weitere Leichen unter der Bodenplatte. Die Recherchen bringen grausige Details ans Licht und die Kommissare sind überzeugt, dass der Täter noch auf freiem Fuß ist.



    Ich muss gestehen, dass ich die Krimis von Nele Neuhaus eher aus dem Fernsehen kenne und dies ist erst das zweite Buch, dass ich von der Autorin gelesene habe. Der Schreibstil von Neuhaus ist sehr flüssig zu lesen. Die Atmosphäre ist recht düster. Schon der Prolog beschert uns den ersten Mord. Von Bodenstein und Sander müssen mit ihren Ermittlungen sehr weit in die Vergangenheit gehen und was sie zutage fördern, ist grausig.



    Erzählt wird dieser Krimi aus unterschiedlichen Perspektiven. Der Mörder kommt zwischendurch auch immer wieder zu Wort und so lernen wir seine Gedankengänge ausführlich kennen.



    Das Ehepaar Reifenrath hat über viele Jahre schwer zu vermittelnde Pflegekinder aufgenommen. Die eigene Tochter starb an einer Überdosis und die Frau nahm sich das Leben. Aber immer wieder verschwanden auch Frauen und es gab eine Gemeinsamkeit: Sie verschwanden alle an einem Sonntag im Mai und schon bald

    Die Ermittler finden heraus, dass seit einigen Jahren mehrere Frauen verschwunden sind oder getötet wurden an einem Sonntag im Mai. Und bald ist wieder Muttertag…



    Pia Sander und Oliver von Bodenstein sind sympathisch. Aufgrund ihrer langjährigen Zusammenarbeite kennen sie sich gut und ergänzen sich perfekt. Aber auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.



    Die Spannung ist von Anfang an hoch und immer wieder gibt es Wendungen, die dafür sorgen, dass es auch so bleibt.



    Ein spannender Krimi. 4ratten

  • Üblicherweise werden Mütter an "ihrem" Tag gefeiert:

    Hier geschieht sozusagen Gegenteiliges, die Mütter verschwinden, und zwar immer an oder um "ihren" Tag im Jahr, dem Muttertag nämlich! Seit Jahrzehnten schon - nicht jedes Jahr, aber immer wieder.

    All diese Frauen haben eine Gemeinsamkeit, die sich wie ein rotes Band durch die Fälle zieht - und dann macht die hessische Kriminalpolizei durch Zufall einen grausigen Fund. Und zwar im Garten eines alten Mannes, der vor vielen Jahren gemeinsam mit seiner Frau Pflegekinder aufnahm. Angeblich lief dahingehend alles wunderbar, nach seiner Frau sollte sogar eine Straße benannt werden, eine wahre Samariterin. Die im Übrigen vor vielen Jahren auf geheimnisvolle Art verschwand.

    In Gesprächen mit einigen der ehemaligen Pflegekinder des Paares tun sich Facetten auf, die man so weder erwartet noch sie sich in das Leben von Kindern und Jugendlichen wünscht. Wie hängt das alles mit den Funden zusammen? Bald schon stecken Pia Sander und Oliver von Bodenstein mitten in den Ermittlungen und sind so involviert, dass sie und auch einige ihrer Kollegen die Nächte auf dem Polizeirevier verbringen.

    Na, neugierig geworden? In der Tat ist "Muttertag" eine weitere Perle in der Taunus-Reihe der unnachahmlichen Nele Neuhaus. Die Serie um die Kommissarin Pia Sander und ihren Chef Oliver von Bodenstein hat mit herkömmlichen, oft etwas behäbigen deutschen Regionalkrimis à la Manfred Bomm und Regine Kölpin nichts zu tun. Dagegen kann die Autorin mit den skandinavischen Krimiserien von Autorinnen wie Helene Tursten und Anne Holt sowie mit angelsächischen Vorbildern wie Marcia Muller locker konkurrieren - der neue, mittlerweile neunte Band reiht sich vielversprechend in diese Serie ein und kann aus meiner Sicht von der Spannung her fast mit den Glanzlichtern der Serie "Tiefe Wunden" und "Schneewittchen muss sterben" mithalten.

    Was aus meiner Sicht nicht unbedingt nötig gewesen wäre: der oder die Täterin zeichnet sich schon relativ früh ab, aus meiner Sicht geschieht auf den letzten fast hundert Seiten wenig Überraschendes, auch wenn sich alles gut und stimmig zusammenfügt und es im Gegensatz zum letzten Band "Im Wald" kaum offene Erzählstränge gibt, jedenfalls keine, die von zentraler Bedeutung wären.

    Dennoch: Nele Neuhaus schreibt packend und fesselnd und zeigt diesmal vor allem Pia Sander von einer sehr persönlichen Seite: dadurch, dass sie tief in ihre Vergangenheit taucht, offenbart sie Erfahrungen und Empfindungen dieser Figur, die zumindest mir in diesem Ausmaß noch nicht bekannt waren.

    Auch wenn dieser Band aus meiner Sicht nicht ganz so stark ist wie einige der Vorgänger: Diese Serie ist ein absolutes Muss für alle Freunde und Freundinnen hochkarätiger deutscher Krimis mit einer ähnlichen Spannungsgarantie wie der Reihe um den auch in räumlicher Nähe - nämlich in Frankfurt - angesiedelten Hauptkommissar Marthaler von Jan Seghers. Man kann "Muttertag" sicher isoliert von den anderen Krimis dieser Reihe lesen, doch wird es nur wenige geben, die sich nach dem Genuss dieser Lektüre nicht auch die vorherigen Bände gönnen möchten.

    4ratten

  • Der Beste bisher....


    Theo Reifenrath, der früher mit seiner Frau Pflegekinder aufgenommen hatte, wird tot in seiner Villa aufgefunden. Sein Hund "Beck's" ist im Zwinger eingesperrt und halb verhungert. Dabei hat der Hund versucht sich ins Freie zu graben und menschliche Knochen frei gelegt. Kriminalkommissarin Pia Sander und ihr Team beginnen zu ermitteln und entdecken, dass in der Vergangenheit der Grossfamilie Reifenrath nicht immer alles mit rechten Dingen zu ging. So ist Reifenraths Frau Rita, Jahre zuvor spurlos verschwunden. Auch wurde ein Mädchen im Teich tot aufgefunden und ein Pflegesohn hat sich umgebracht. Was ging damals in der Pflegefamilie vor und wer sind die drei Leichen, die Beck's ausgegraben hat?



    " Muttertag " ist der neunte Band rund um Ermittlern Pia Sander und meiner Meinung nach der Beste, den ich bisher gelesen habe. Allerdings habe ich noch wenig Erfahrung mit der Taunus Krimireihe, da ich hiermit erst das dritte Buch zu Ende gelesen habe. Etliche hatte ich begonnen und wieder abgebrochen, da sie mir zu überladen und wirr waren. Hier in " Muttertag " hat die Autorin endlich mal ein wenig abgespeckt in der Beziehung. Es sind zwar auch so noch viele Figuren, doch ich hatte viel weniger Probleme, sie auseinanderzuhalten. Man muss sich ganz sicher auf den detaillierten Schreibstil von Nele Neuhaus einlassen. Viele Nebengeschichtchen, die sowohl das Private der zahlreichen Ermittler, als auch andere Fälle betreffen, sind bei Nele Neuhaus einfach enthalten. Doch auch hier hatte ich den Eindruck, gerade beim Privaten wurde abgespeckt. Hat mir gut gefallen! Mich hat die Thematik, wie immer, wenn es um Kinder geht, betroffen und auch gefesselt. Es ist einfach so, dass mich gerade diese Opfergruppe noch mal mehr berührt in Krimis. Die Frage, ob ein Täter auf Grund der Erziehung oder durch die genetische Veranlagung zum Psychopathen wird, wurde sehr gut ausgearbeitet und in eine fesselnde Story eingeflochten.

    Nach anfänglicher Verwirrung konzentriert sich die Autorin ziemlich schnell auf drei Handlungsstränge. Da ist erst mal der Mord und die Ermittlungen rund um Theo Reifenrath. Dann ein Strang in dem die 23jährige Schweizerin, Fiona Fischer nach dem Tod ihrer Mutter ihren Vater sucht. Ein grosser Teil dieses Stranges spielt in Zürich und die Autorin hat sehr viel Lokalkolorit eingebunden. Der dritte Strang sind kurze Passagen aus der Sicht des Täters, die absolut faszinierend, krank und psychologisch gut ausgearbeitet sind.

    Ein grosses Plus in den Nele Neuhaus Krimis sind die nachvollziehbar ausgearbeiteten Tötungsmethoden und die folgenden Leichenschauen. Hier spürt man die hervorragenden Recherchen. Bei diesem Fall wird ein externer Profiler beigezogen. Bringt sehr gute Einblicke in dieses Themengebiet, wenn ich auch teilweise seine Erkenntnisse nicht ganz nachvollziehen konnte.

    Dieser Krimi ist tatsächlich eine Premiere für mich. Zum ersten Mal hat mir ein Nele Neuhaus Buch wirklich so gut gefallen, dass ich es in zwei Tagen durchgelesen habe. Was im Anblick auf die Seitenzahl sehr viel aussagt. Und dazu noch die volle Punktezahl erreicht!


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Mir ist das Buch schon mehrmals aufgefallen. Zuerst in einer Buchhandlung, wo mir sehr gefallen hat, dass es nicht eingeschweißt sondern nur mit einem kleinen Etikett verschlossen war. Dann natürlich hier und heute auch bei uns in der OnLeihe. Da ist es zwar bis August vorgemerkt. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass es oft viel schneller geht. Hoffentlich ist es auch bei diesem Buch so, denn ihr habt mich neugierig gemacht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hoffentlich ist es auch bei diesem Buch so, denn ihr habt mich neugierig gemacht.

    Es ging tatsächlich schneller. Heute kam die Mail, dass ich das Buch ausleihen kann :)

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  • Bis ich das Buch endlich lesen konnte, hat es doch etwas länger gedauert als geplant. schuld war ein Fehler beim eBook, aber zum Glück musste ich nicht so lange warten, bis die Printausgabe frei wurde.


    Meine Meinung

    Nele Neuhaus erzählt viele verschiedene Geschichten. Alle hängen zusammen, auch wenn ich die Zusammenhänge nicht immer gleich erkannt habe. Gerade bei Fiona habe ich lange gebraucht, um sie zuordnen zu können.


    Interessant fand ich die verschiedenen Sichtweisen über die Zustände im Haus Reifenrath. Dass man von außen nichts gesehen oder weggesehen hat, ist noch verständlich. Aber auch die Kinder haben Dinge unterschiedlich war genommen. Interessant fand ich die Theorie von der Dame vom Jugendamt, dass gerade die Erlebnisse in der Jugend aus vielen von ihnen so erfolgreiche Menschen gemacht haben. Soll das das Verhalten der Pflegeeltern rechtfertigen?


    Der Grund für die Morde war mir fast zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Eine schlimme Jugend macht nicht jeden zum Massenmörder. Aber Nele Neuhaus hat einen so spannenden Krimi darum herum gestrickt, dass ich ihr das verziehen habe. Was mir dagegen nicht so gut gefallen hat, war das Ende. Ich hatte ein paar Mal den Eindruck, dass es jetzt gut sei und der Täter doch endlich gefasst werden müsste und es ging immer noch weiter. Aber trotzdem blieb die Geschichte spannend, deshalb bin ich auch hier großzügig beim Punktabzug.

    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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  • Meine zweite Meinung

    Ich habe Muttertag vor einiger Zeit zum zweiten Mal gelesen, weil ich bei der Lektüre des Nachfolgebands das Gefühl hatte, ich hätte zu viel von den privaten Ereignissen der Ermittler vergessen. Aber offensichtlich sind die wirklich in der Zeit zwischen den Büchern passiert. Von daher war der Rückblick schon interessant.


    Tatsächlich hat sich meine Meinung seit dem letzten Mal nicht geändert. Mich stören bzw. mir gefallen immer noch die gleichen Sachen. Allerdings konnte ich die Zusammenhänge dieses Mal deutlich schneller herstellen, deshalb war die Geschichte vielleicht nicht ganz so spannend wie bei der ersten Lektüre.

    4ratten

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