Michelle Obama - Becoming

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  • denn dieses Buch in der Trump-Ära zu lesen, wäre hart gewesen

    Das war es definitiv, ich hätte am Schluss wirklich heulen mögen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meine Meinung:


    Michelle Obama ist mit Sicherheit eine der wenigen Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, die mich wirklich beeindruckt und auch beeinflusst hat. Als sie First Lady der USA wurde, habe ich mir das erste Mal in meinem Leben eine Amtseinführung angeschaut.

    Heute ist sie immer noch eine der einflussreichsten Frauen deren Stimme nach wie vor Gewicht hat. Und sogar ich, die sonst einfach nicht so gerne Biografien oder gar Autobiografien liest, wollte "Becoming" unbedingt lesen. Diese kluge Frau, die ihre Rolle als First Lady dazu genutzt hat, wichtige Anliegen durch zu setzen und das auch, weil sie selbst ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, wie die Menschen die sie nun unterstützt, und denen sie neue Perspektiven mit auf den Weg geben möchte.


    Und ja, Autobiografien sind Fluch und Segen zugleich. Einerseits geben sie der Autorin natürlich die Möglichkeit ihre Geschichte selbst zu erzählen, ihre Perspektive zu zeigen. Und das tut Obama natürlich auch, sie ist bis zu einem gewissen Grad sehr offen und ehrlich. Gleichzeitig ist es natürlich auch genau das, eine bestimmte Konstruktion. Natürlich haben wir alle Fascetten, die wir lieber nach außen zeigen und anderes das wir lieber verbergen. Dadurch wirkt "Becoming" an manchen Stellen geglättet und fast schon unnatürlich positiv. Es ist eine Gradwanderung der Autorin, und mir ist auch klar, das sie sich und ihre Familie schützen muss. Man darf auch nicht vergessen, das "Becoming" zu einer Zeit geschrieben und veröffentlicht wurde, als im Weißen Haus ein ganz anderer Wind wehte... Ich bin mir sicher, das auch diese Autobiographie eine Angriffsfläche bot, die politische Gegner, wie auch Rassisten und Sexisten nur all zu gerne genutzt haben. Michelle Obama ist eben auch jemand, die sich gut in Szene setzen kann. Das dabei aber immer so schafft, das ich persönlich einerseits genau das erkennen kann, aber nie das unangenehme Fremdschämgefühl entwickelte, welches ich bei anderen Familien, die wie sie so stark in der Öffentlichkeit standen oft habe. Sie hat eine gute Balance gefunden, ihre Ziele und Anliegen zu verfolgen, und authentisch zu wirken. Für mich durchaus einer der Gründe, weshalb sie mir immer sympathisch war.

    Ich habe das Buch eben zugeschlagen und mir schossen fast vor Wut die Tränen in die Augen, als ich mich an den Moment zurück erinnert fühlte, als Hillary Clinton die Wahl verloren hatte. Noch dazu an einen Mann, der alles, was sowohl Barack als auch Michelle Obama aufgebaut hatten, mit Füßen treten würde. So vieles ist seitdem passiert, aber Michelle Obama hat ihren Einfluss und ihre Stimme weiterhin genutzt um Menschen neue Perspektiven und Möglichkeiten zu geben.


    Michelle Obama kennt ihren Wert, kennt die Gründe, weshalb es so wichtig ist, das sie als Schwarze Frau in der Öffentlichkeit und mit ihrem Prestige ihre Stimme nutzt um Veränderungen anzustoßen, die alle Menschen die in den USA (aber auch Weltweit) als Minderheiten gesehen werden nutzen wird und ihnen auch selbst eine Stimme geben wird. Frauen auf der ganzen Welt sehen sie nach wie vor als Vorbild an.


    "Becoming" ist mir persönlich manchmal etwas sehr an diesem amerikanischen Traum Narrativ geblieben. Das liegt an dem Hintergrund der Autorin, aber natürlich auch an meinem eigenen europäisch- weiß-deutschen. An anderer Stelle war es mir wie schon erwähnt fast schon zu positiv geschrieben, auch wenn ich verstehe, warum das so ist.

    Dennoch hat es mich tief beeindruckt, wie Michelle Obama es geschafft hat, ihre Geschichte in eine Geschichte zu verwandeln, in der sie nicht "nur"als First Lady der USA im Gedächtnis zurück bleiben wird.