Liza Marklund - Mia. Ein Leben im Versteck

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  • Liza Marklund - Mia

    Ein Leben im Versteck


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    Die schwedische Sozialarbeitern Maria, genannt Mia, ist Feuer und Flamme, als sie eines Tages auf einer Feier mit einem jungen Mann verkuppelt wird. Auf dem gemeinsamen Heimweg durch tiefen Schnee leiht sie ihm Mütze und Handschuhe - ein perfekter Grund, um sich irgendwann wiederzusehen.

    Der Mann mit den unglaublich schwarzen Augen bringt ihr die Kleidungsstücke kurze Zeit später wieder und aus den beiden wird nach kurzem Kennenlernen ein Paar. Er lebt noch in einer Unterkunft, ist selbst ein syrischer Kriegsdienstverweigerer, ein Deserteur wie er sagt.

    Mia hilft vielen Menschen aus anderen Ländern. Sie hilft solchen, die sich illegal in Schweden aufhalten, bringt sie zu Krankenhäusern, hilft ihnen sich im Sozialsystem einzufinden, sie bringt sie mit ihrem Auto in Verstecke, aber sie arbeitet auch ganz regulär als Sozialarbeiterin im Flüchtlingswesen in ihrer schwedischen Kleinstadt und ist gut integriert in die Multikulti-Gesellschaft des Ortes.

    Nach einem Jahr Beziehung wird sie schwanger von dem Mann mit den schwarzen Augen. Ihr bekommt die Schwangerschaft nicht gut: Mia muss ständig erbrechen und ihr Kreislauf spielt verrückt. Wochenlang muss sie ins Krankenhaus und verliert rapide an Gewicht. Der Vater des Kindes kommt kein einziges Mal zu Besuch, stattdessen entschuldigt er sich am Telefon: Obwohl Mia immer im selben Zimmer ist, kann er sich die Zimmernummer nicht merken.

    Ihre Eltern unterstützen sie, wo sie können. Als Mia in der Winterzeit entlassen wird, kaufen sie für sie ein und füllen den Kühlschrank. Sie putzen die Wohnung und bereiten alles für eine ruhige Zeit für Mia vor. Der Mann kommt vorbei und will bei ihr übernachten, bis er im Kühlschrank frisch verpacktes Schweinefleisch findet. Er wird handgreiflich und brüllt: "In meinem Kühlschrank wird so etwas nicht gelagert" - Mia entgegnet noch, dass es ihr Kühlschrank sei. Obwohl sie vor seinen Augen zusammenbricht, schleift er sie in die Küche und zwingt sie den ganzen Kühlschrank zu reinigen.

    Am nächsten Tag wird sie wieder vom Rettungswagen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht, die Verletzungen und der Zusammenbruch sind zu viel für die Schwangere.

    Kurze Zeit darauf kommt der Anwalt des Mannes mit ihm ins Krankenhaus. Er sagt, sein Asylantrag sei abgelehnt worden, aber wenn sie bestätigt, dass er der Vater ihres Kindes sei, dürfe er in Schweden bleiben.


    An dieser Stelle habe ich das Buch abgebrochen. Es steigt in einer späteren Jetzt-Perspektive ein, in der Mia bereits von diesem Mann geschieden wurde und mit ihrer Tochter und ihrem neuen, schwedischen Ehemann und dem gemeinsamen Baby in einem neuen Zuhause lebt. Der Mann mit den schwarzen Augen sucht das Haus von Mia auf, er bedroht ihre Eltern, er wirft Steine durch das Fenster der Kinderzimmer und Mia ist machtlos gegen die Übergriffe. Man erfährt, dass sie eine Tortur aus Behördengängen und Gerichtsverfahren hinter sich hat, wirft den Behörden Versagen vor.


    Meiner Meinung nach hat sie versagt, als sie im Krankenhaus ein Schreiben abzeichnete, dass das Kind von ihm sei. Mag sein, dass ich mich nicht in die Beziehung hineinversetzen kann, aber der Mann mit den schwarzen Augen hat Mia bereits in der Vergangenheit mehrmals drangsaliert. Er verbietet ihr am Weihnachtsfest mit den Eltern teilzunehmen (was sie dennoch tut), will dass sie ihn heiratet und einen muslimischen Namen annimmt. Er verbietet ihr Kontakt zu männlichen Bekannten, auch wenn sie verheiratet sind und dass sie körperbetonte Kleidung trägt, will er auch nicht.

    Glaubt man ihrer Schilderung, ist er ein gewalttätiger, kontrollsüchtiger, fanatischer Irrer, der im Namen seiner Religion Macht über seine Freundin ausübt und sie in eine unterwürfige Rolle zwingt. Mia gibt immer und immer wieder nach, liest ihm zuliebe im Koran und überlegt welcher muslimische Frauenname ihr gefallen könnte. Sie stellt fest, dass auf einer Seite im Koran steht, dass die Ehefrau dem Mann unterwürfig sein soll und wenn sie dies nicht ist (und wann das so ist entscheidet der Mann), soll er sie "im Bett ächten". Auch das hält sie nicht von den Überlegungen ab, Teil dieser Glaubensgemeinschaft zu werden und ihrer jungen Familie diese Religion aufzubürden. Sie begründet ihre positiven Gefühle mit allen möglichen und unmöglichen Entschuldigungen, zum Beispiel stehe in der Bibel ebenfalls, wie eine Frau zu züchtigen sei und das mache ja auch keiner im Alltag. Für jede Eskapade hat Mia eine Ausrede - bis er ihre Hilfe braucht.

    Und das war mein Moment, an dem ich das Buch nicht weiterlesen wollte. Gewaltbeziehungen haben grundsätzlich ihre eigene Dynamik, aber meiner Meinung nach gibt es auch für Opfer immer wieder mal die Gelegenheit auszusteigen, man muss nur dazu bereit sein.

    Warum ist es Mias Verantwortung, was mit dem Mann in seinem Herkunftsland passiert? Der Mann hat bisher überhaupt kein Interesse am gemeinsamen Kind gezeigt, er hat sich nicht um die Mutter gekümmert und sie sogar wegen eines Geschenks ihrer Mutter zusammengeschlagen, einfach weil er findet, das gehöre nicht dorthin. Und nun will er, dass er sie davor bewahrt, in seinem Herkunftsland wegen seines dort als Straftat gewerteten Verhaltens (Kriegsdienstverweigerung) Konsequenzen zu erleben.

    In dem Buch steht, dass auf Kriegsdienstverweigerung offenbar die Todesstrafe steht. Ich weiß das nicht, aber ich denke trotzdem, dass das nicht in ihrer Verantwortung liegt. Sie ist nicht zuständig für die Aufenthaltsgenehmigung eines Mannes, der ihr Gewalt angetan hat. Sie muss sich nicht von ihm erpressen lassen - der schwedische Staat hat bereits eine Entscheidung gefällt, an die sie sich halten könnte.

    Ich konnte das Buch jedenfalls nicht länger ertragen, weil ich aufgrund des Prologs bereits wusste wie intensiv die folgenden Monate in Mias Leben noch werden würden und dass er auch vor Gewalt gegen ihre Kinder keinen Halt macht. Meiner Meinung nach sind all diese Dinge absehbar gewesen und sie hätte gut daran getan auf ihre Eltern zu hören, die ihr immer wieder geraten haben, nicht mit diesem Mann zusammen zu sein. Ihre Eltern hingegen schimpft sie als Rassisten, obwohl sie immer wieder betonen, dass sie ihre Meinung unabhängig von seiner Herkunft gebildet haben. Das habe ich ja auch getan: Ein Mann, der seine Frau immer wieder unterdrückt und misshandelt und sie in eine emotionale Abhängigkeit bringt ist meiner Meinung nach ein Gewalttäter. Da ist es auch egal, welchen Hintergrund die Person hat.


    Schade, ich hab mich auf das Buch gefreut und hatte auf eine starke Geschichte gehofft. So hab ich aber eher die Befürchtung mir noch weitere zweihundertfünfzig Seiten darüber durchzulesen, wie Mia ihr eigenes Leben gegen die Wand gefahren hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Bina ()

  • Genau das, was du kritisierst, hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Als ich im Katalog meiner Bücherei danach gesucht habe, habe ich gesehen dass es einen weiteren Teil gibt: Mias Flucht. Der Weg in die Freiheit

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    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Liza Marklund - Mia - Ein Leben im Versteck“ zu „Liza Marklund - Mia. Ein Leben im Versteck“ geändert.
  • Wenn du möchtest, sende ich dir mein Exemplar zu, Kirsten. Ich hätte es sonst in den Bücherschrank gestellt. Schreib mir einfach eine PN, wenn du es gern haben willst. Ich habe es auf dem Bücherflohmarkt gekauft und es war nicht teuer, ich möchte dann auch nix dafür haben.

  • Ich bin noch am Anfang des Buchs, aber ich komme aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Ich kann nicht verstehen, warum man Mia und ihrer Familie nicht helfen konnte. Sie wurde nicht nur offen bedroht, sondern auch angegriffen. Trotzdem sind es sie und ihre Familie, die gefangen sind.

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  • Meine Meinung

    Am Anfang hat mein Mitleid mit Mia noch überwogen. Aber je weiter ich gelesen habe, desto seltsamer kam mir ihre Geschichte vor. Auf der einen Seite hat sie Schreckliches erlebt und ihr wurde von Behördenseite nur wenig geholfen, auf der anderen Seite ging manches auch viel zu einfach. Ihre Geschichte kam mir nicht stimmig vor. Deshalb habe ich etwas gemacht, was ich sonst während einer Lektüre nur selten mache: ich habe im Web gesucht und diesen Artikel gefunden.


    Was letztendlich wirklich passiert ist und was zur Geschichte hinzugefügt wurde, konnte ich nicht erkennen. Ich finde die Verwandlung von der völlig verstörten Frau zur starken Kämpferin nicht glaubwürdig. Dass am Ende des Buchs ein Absatz steht, in dem auf den Streit um die Glaubwürdigkeit eingegangen wird, macht es nicht besser. Ich weiß nicht, in wie weit Mia mit der Veränderung ihrer Geschichte einverstanden ist, nicht einmal ob es sie wirklich gibt. Aber ich finde, dass Liza Marklund wirklich Betroffenen mit diesem Buch keinen Gefallen getan hat.

    2ratten

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