Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Worum geht's?
Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan trägt, ob Kleidung oder gar Hanteln. Scott hat Angst, dass man ihn zum medizinischen Versuchskaninchen macht. Aber er muss es jemand erzählen. Zu Dr. Ellis hat er Vertrauen, aber auch der weiß keinen Rat.
In seiner netten Wohngegend in der Kleinstadt Castle Rock gerät Scott in einen eskalierenden Kleinkrieg. Der Hund der neuen Nachbarn – zwei Lesben – verrichtet sein Geschäft ständig bei ihm im Vorgarten. Die eine Frau ist eigentlich recht freundlich, die andere aber eiskalt. Die beiden haben gerade ein Restaurant eröffnet, von dem sie sich viel erhoffen. Die Einwohner von Castle Rock wollen aber nichts mit Homopaaren zu tun haben, da ist großer Ärger vorprogrammiert. Als Scott endlich kapiert, was Vorurteile in einer Gemeinschaft anrichten, überwindet er den eigenen Groll und tut sich mit den beiden zusammen. Merkwürdige Allianzen, der jährliche Stadtlauf und Scotts mysteriöses Leiden fördern bei sich und anderen eine Menschlichkeit zutage, die zuvor unter einer herzlosen Bequemlichkeit vergraben lag.
Meinung
Ich bin sehr hin- und hergerissen, was diese Novelle angeht. Schön geschrieben? Ja. Gut erzählt? Ja. An sich eine nette Geschichte? Ja. Eigentlich alles, was man so braucht, nicht wahr?
Aber irgendwie ließ mich das ganze unbefriedigt zurück. Ich weiß nicht so genau, warum. Scott ist der klassische moderne Mann, der so gar keine Ahnung hat davon, wie diskriminierend die Welt eigentlich sein kann und der entsprechend naiv durch die Gegend läuft. Es dauert eine Weile, bis er aufwacht und versteht, warum seine beiden Nachbarinnen, ein lesbisches Ehepaar, eher abweisend und gereizt reagieren. King schreibt Scotts Weg bis zur Erkenntnis, dass die Welt eben nicht einfach nur gut und schön ist, sehr realistisch. Und in dieser Hinsicht macht King einen wirklich herausragenden Job. Aber irgendwie störte es mich auch ein bisschen, denn nur durch Scott wurden die restlichen Einwohner von Castle Rock etwas aufgeschlossener, sprich, die beiden armen lesbischen Frauen brauchten einen Ritter in scheinender Rüstung, damit sie akzeptiert werden.
Ich kann es nicht genau beschreiben, aber das stieß mir mächtig sauer auf. Ich denke, ich weiß, was King mit seiner Novelle bezwecken wollte. Ich kann mir aber vorstellen, dass genau die gewählte Vorgehensweise nicht unbedingt die richtige sein kann.
Ich bin überzeugt, dass ich hier entweder auf dem Schlauch stehe oder mir ein Puzzleteil fehlt für das Große Ganze, aber ich kann ums Verrecken nicht sagen, was davon nun der Fall ist. Vielleicht beides? Ich weiß es nicht. Vielleicht muss ich es öfters lesen, um es zu kapieren, das möchte ich nicht ausschließen. Vielleicht hat King ja hier absichtlich mit Stereotypen und Klischees gearbeitet, um seinen Standpunkt klarzumachen. Ich persönlich fand, dass ein Abweichen von klischeehaften Figuren hier aber wesentlich besser gewesen wäre. Wer weiß, vielleicht verstehe ich es ja tatsächlich nicht.
Fazit:
Es ist eine nette Geschichte. Schnell erzählt. Menschlich. Berührend. Vor allem sehr ruhig und einfühlsam. Sehr treffend auch Scotts Persönlichkeit, der sich bestimmte Dinge einfach nicht vorstellen kann (z.B. dass viele Einwohner in Castle Rock ein Problem mit Homosexuellen haben, wo er selbst doch kein Problem damit hat). Solche Exemplare von Männern kenne ich leider zur Genüge. Einerseits ist es wirklich schön, dass sie Menschen einfach als normal ansehen, egal in welcher Hautfarbe, geschlechtlicher Idendität oder sexueller Orientierung. Andererseits sind sie aber auch diejenigen, die meistens so gar nicht verstehen können, wofür Feministinnen und Menschenrechtler kämpfen oder was die LGBT-Bewegung bezweckt. Und das kann sehr anstrengend sein, weil sie auch dazu tendieren, sich jeden Schuh anzuziehen, der bei Diskussionen um Gleichbereichtigung so rumliegt. Sie sind quasi blind gegenüber Anfeindungen, die anderen Menschen zuteil werden und tun sich schwer damit, zu erkennen, was läuft.