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Titel: Der Wald
Autorin: Nell Leyshon
Allgemein:
400 S.; Eisele Verlag; erscheint im März 2019
Bei Netgalley kann man den Roman zur Zeit vorablesen und sofort herunterladen.
Inhalt:
Polen während des zweiten Weltkrieges: Warschau, Pawel und seine Mutter müssen die Stadt verlassen und sich im Wald verstecken. Der Vater ist in den Untergrund gegangen, die Tante und die Großmutter wurden von den Deutschen abgeholt. Ob er sie jemals wiedersehen wird, er weiß es nicht. Sofia, seine Mutter ist die einzige Konstante in seinem Leben die ihm halt und Sicherheit gibt.
London, Jahrzehnte später: Pawel - jetzt Paul - lebt als Künstler auf dem Land und möchte seine Erinnerungen in Bilder fassen. Er bittet seine Mutter um das Buch, das er als Kind nicht aus der Hand legen wollte. Es soll ihm helfen seine Kunst besser auszudrücken. Doch Paul hat auch ein Geheimnis vor seiner Mutter, das er ausversehen Preis gibt und das die Beziehung der beiden einmal mehr verkompliziert.
Meine Meinung:
Über weite Teile des Romans hat mich die Geschichte nicht losgelassen. Die Autorin hat ein gutes Gespür für ihre Figuren, sie wirken realistisch. Vor allem Pawel, ich hatte nie den Eindruck hier schreibt eine Erwachsene aus dem Blickwinkel eines Kindes. Es fühlte sich immer ganz und gar wie der Blick eines Kindes an.Er hat Angst, weil das was passiert ist, für ihn nicht ganz begreifbar ist. Verständlicherweise kann er die Handlungen der Erwachsenen nicht so richtig einordnen. Zudem ist auch seine Mutter durch das erlebte Trauma zum Teil überfordert und muss sich zwingen, trotzdem weiterhin für ihren Sohn dazu sein.
Gerade diese beiden so Blickwinkel, die des kleinen Jungen und die der Mutter, deren Ehe nicht mehr so ganz intakt zu sein scheint und daran auch zerbricht, die ihre Schwester und ihre Mutter verliert. Das war so eindringlich geschildert, es hat mich sehr in die Handlung gezogen, obwohl insgesamt wenige Dinge passieren. Ja man erlebt mit, wie etwa die Schwester und die Mutter abgeholt werden. Und es ist klar, das hier im Hintergrund viele Dinge passieren, die wir als Leser*innen nicht miterleben, weil diese Perspektive nicht Teil des Romans ist. Es sind eher Erinnerungen Sofias z.B. wie sie im Haus Cello gespielt hat oder Pawel, wie er mit der alten Frau bei der sie im Wald unterkommen, den Garten umgräbt und Salat sät. Das alles verdichtet sich zu einer Geschichte um den Zusammenhalt den Mutter und Sohn erleben. Sie haben eine tiefe Bindung, die auch deshalb so ist, weil Sofia ihren Sohn beschützen kann. Sie schafft es trotz ihrer Unzulänglichkeiten (sie empfindet sich z.B als sehr egoistisch) für ihn dazu sein, obwohl sie eigene Ängste hat, was ihre Zukunft betrifft. Obwohl auch sie oftmals überfordert ist.
Ich hätte gerne mehr über die Zeit im Wald gelesen, doch dann macht der Roman plötzlich einen Zeitsprung, der mir ganz persönlich nicht so gut gefallen hat. Das hat eher etwas mit meinem Geschmack zu tun und mit dem, was ich mir von der Handlung weiter erhofft hatte. Dieser Zeitsprung ist nicht nur in einem ganz anderen Land - Sofia wanderte mit ihrem Sohn nach England aus - sondern beleuchtet die Beziehung als Pawel - nun Paul genannt - Erwachsen ist und seine Mutter gerade ihren zweiten Ehemann verloren hat. Ich habe das innerhalb der Handlung als ziemlichen Bruch empfunden und es hat mir einfach nicht so gut gefallen. Es passte für mich nicht mehr so recht zusammen. Ab da hat der Roman für mich seine Wirkmacht etwas eingebüßt. Das fand ich schade, aber leider hat es mich dann nicht mehr überzeugt.
Andererseits beschreibt die Autorin durch die drei Zeitebenen, die sie letztendlich im Roman verarbeitet, die Veränderungen die die Beziehung von Mutter und Sohn immer wieder betreffen und entscheidend prägen. Ich gebe aber zu, das war einfach nicht ganz das, was mich an der Handlung interessiert hatte.
Daher empfinde ich den Roman trotzdem als ziemlich gut geschrieben, mag aber Teile der Handlung nicht besonders. Ich werde aber sicher Leyshons ersten Roman Die Farbe von Milch lesen, denn der Erzählstil selbst hat mich sehr angesprochen und ich finde die Autorin kann einfach richtig gut Schreiben.
Von mir gibt es