Andreas Brandhorst - Ewiges Leben

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    Auf ihrem Weg die Unsterblichkeit zu erforschen, bringt die Firma Futuria viele Medikemante auf den Markt, die bereits jetzt schon ein so gut wie krankheitsfreies und somit längeres Leben garantieren. Nutznießerin ist u.a. die Journalistin Sophia Marchetti. Doch es tauchen immer mehr Gerüchte auf, dass Futuria die Unsterblichkeit bereits erforscht hat. Doch warum weiß die Öffentlichkeit nichts davon? Sophia begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit...


    Mit diesem gar nicht so unrealistischem Setting kreiiert der Autor Andreas Brandhorst einen Plott rund um das Thema Unsterblichkeit. Durch den Bezug zu CRISPR/Cas wird die Idee wissenschaftlich erklärt und untermauert, so dass eine durchaus realistische Welt zum Leben erweckt wird. Entsprechende Überlegungen zur Überbevölkerung und Ressourchenknappheit werden ebenso aufgegriffen, wie moralische und religiöse Bedenken, vor allem Zweiteres wird durch radikale Gruppierungen und einen moderaten Papst durch zwei Gegensätze diskutiert. So ist "Ewiges Leben" ein großartiger Roman, der zum Nachdenken und Diskutieren einlädt.


    Die Personen sind dafür ebenfalls gut gewählt. Es gibt die von Futuria überzeugte Journalistin, Sophia, die aber langsam merkt, dass Futuria vielleicht doch nicht so glanzvoll ist, wie sie bisher immer gedacht hat. Aber wird sie wirklich gegen die Firma recherchieren, der sie ihr Leben zu verdanken hat? Oder dann haben wir den Papst Pius, der die Kirchen der Welt miteinander vereinigen will und Futuria für die Unsterblichkeit seinen Segen aussprechen will, obwohl ewiges Leben doch eigentlich nur durch die Kirche erlangt werden kann? Dem entgegen gesetzt wird Jossul, ein radikaler Christ, der die Unsterblichkeit und Futuria bekämpfen will. Wie soll die Welt funktionieren, wenn alle unsterblich werden? Jeder Perspektive konnte ich etwas abgewinnen, aber nie vollkommen uneingeschränkt zustimmen. So blieb ich als Leserin kritisch und bin nicht blind einer Person gefolgt.


    Auch hat mir die Gestaltung der Welt gut gefallen. Es gab viele leise Elektroautos, allgemein sehr viel Technik, wie Drohnen etc. Es hat sehr gut zusammen gepasst, so dass ein gutes Kopfkino entstehen konnte.


    Mich konnte der Roman überzeugen, der mit einem spannenden Thema aufwartet und dazu noch gut vom Autor umgesetzt wurde.

  • Vielen Dank für diese schöne Leserunde, es hat wieder Spaß gemacht! Besonderen Dank an dich, Andreas, dass du wieder so ausführlich mit uns diskutiert hast!



    Inhalt:


    Die Firma Futuria, gegründet mit der hehren Idee das Leben für die Menschheit zu verbessern, Krankheiten auszumerzen, und letztendlich den Menschen zur Unsterblichkeit zu verhelfen, hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, und die Ziele haben sich geändert. Dies ist allerdings nicht offensichtlich, offiziell wird weiterhin daran gearbeitet, die ursprünglichen Ziele zu verwirklichen.

    Die Journalistin Sophia wird von Futuria engagiert um anlässlich des 20jährigen Firmenjubiläums ein Firmenporträt zu erstellen.


    Bei einer Feier kommt es zu einem Zwischenfall, und Sophia und ihr Kollege Borris untersuchen die Hintergründe.


    Plötzlich finden sie sich in einem Sumpf aus Intrigen wieder.


    Derweil sind Futurias Gegner auch nicht untätig, und alles läuft auf einen großen Showdown hinaus dessen Gewinner nicht feststeht.


    Meine Meinung


    Mit 'Ewiges Leben' ist Andreas Brandhorst ein großartiger, brandaktueller Thriller gelungen, der es wieder mal schafft heiße Eisen anzupacken und zum Nachdenken anzuregen, ohne dabei zu moralisieren.

    Der Spannungsbogen wird konstant aufrechterhalten -- was bei über 700 Seiten eine großartige Leistung ist.


    Das Buch liest sich einfach so weg, man merkt die Länge überhaupt nicht, denn die Szenen und Protagonisten wechseln ständig, wobei alle quasi aufeinander zulaufen.


    Sympathien und Antipathien die man im Laufe des Buches entwickelt muss man überdenken, denn es ist nicht alles so, wie es scheint.

    Technische oder wissenschaftliche Kenntnisse braucht man nicht, um das Buch zu verstehen. Alles wird so erklärt, dass man jederzeit im Bilde ist.


    Interessanterweise hat die Wirklichkeit die Fiktion in einigen Bereichen schon eingeholt, was doch irgendwie erschreckend ist.

    Natürlich ist uns allen bewusst, dass die schöne neue Welt auch Schattenseiten hat, aber im Allgemeinen verdrängt man das. Im Buch werden wir mit den Schattenseiten konfrontiert und müssen uns damit auseinandersetzen.

    Es ist ein tolles Buch, großartig recherchiert, sehr flüssig geschrieben, und absolut empfehlenswert.


    Übrigens ist die Hörbuchvariante, gelesen von Richard Barenberg, auch sehr zu empfehlen. Richard Barenberg liest die Geschichte großartig. Leider ist die Kapiteleinteilung des Hörbuches absolut willkürlich, so dass man nicht ohne weiteres zwischen Buch und Hörbuch hin- und herspringen kann.


    Vielen Dank an Leserunden.de und Piper Verlag für das Rezensionsexemplar.


    5ratten:tipp:


    Und weil 'drüben' zu ist, hier noch mal die Liste mit Links:


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    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

    4 Mal editiert, zuletzt von Vorleser ()

  • Den Inhalt setze ich als bekannt voraus.


    „Ewiges Leben“ von Andreas Brandhorst spielt in einer nahen Zukunft, in der Gentechnik und VR (virtuelle Realität) erstaunliches erreicht haben.

    Die Sprache ist flüssig, die Spannung wird durch knappe Kapitel und einzelne Erzählstränge, die erst am Ende zusammen laufen, sehr gut immer weiter aufgebaut. Man findet sofort einen Zugang zu den einzelnen Protagonisten und fiebert mit ihnen mit.

    Auch hier wieder regt Andreas Brandhorst den Leser an, über Sinn und Unsinn der Gentechnik und der weiteren technologischen Entwicklung nachzudenken, ohne eine Antwort vorzugeben. Der Leser soll selbst entscheiden, wie weit die Entwicklung sollte. Und was macht das Leben und Menschsein eigentlich aus?

    „Ewiges Leben“ von Andreas Brandhorst bekommt von mir eine glatte Buchempfehlung und damit 5 von 5 Sterne :tipp:

    5ratten

  • „Ewiges Leben“ von Andreas Brandhorst hat mich von der ersten Minute gepackt. Die Szenerie erscheint realistisch und man kann dem Geschehen relativ einfach folgen. Natürlich hat Andreas Brandhorst wieder gut recherchiert – als Molekularbiologe kann ich das in diesem Fall besonders gut beurteilen. Erstaunlich: Andreas Brandhorst schafft es, dass man allen Protagonisten eine gewisse Sympathie oder doch wenigstens Vertsändnis entgegen bringt; selbst für den etwas unheimlichen Jossul und seiner Partnerin Tokio, die eigentlich nichts anderes als Terroristen sind. Jossul wird zwar als Figur immer unglaubwürdiger, diese Unglaubwürdigkeit wird aber gegen Ende gut aufgelöst.

    Fazit: Wer „Das Erwachen“ verschlungen hat, sollte sich auch diesen Thriller nicht entgehen lassen.:thumbup:

  • Die Verheißung vom ewigen Leben


    Die Journalistin Sophia und ihr Kollege Borris erhalten den lukrativen Auftrag, ein Firmenporträt über den Biotechnologie-Konzern Futuria zu verfassen. Der Konzern hat durch seine gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs in den letzten Jahren viel positive Aufmerksamkeit erlangt. Zudem wartet die Welt gespannt auf den angekündigten bevorstehenden Durchbruch bei der Unsterblichkeit. Doch dann erhält Sophia Hinweise darauf, dass der Konzern ein düsteres Geheimnis hütet – jedoch zögert die Journalistin, denn immerhin verdankt sie dem Konzern ihr Leben.


    Wer träumt nicht davon: ein Leben in Gesundheit, der Sieg über unheilbare Krankheiten wie Krebs oder Aids und als Krönung das ewige Leben. Und das alles dank der CRISPR/Cas-Genschere, die ungeahnte Möglichkeiten in der modernen Gentechnik ermöglicht. Aber ein unsterbliches Leben birgt auch z.B. wirtschaftliche Risiken, wenn Menschen zwar geboren werden, aber nicht mehr sterben, von ethischen Fragestellungen ganz abgesehen. Werden alle Menschen in den Genuss der Unsterblichkeit kommen oder wird dieses Privileg bestimmten Gruppen vorbehalten bleiben?


    Und die Kirche muss sich dann fragen, ob sie überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat, wenn der Mensch gottgleich den Lebensplan von sich selbst, Tier und Pflanzen manipulieren und entscheiden kann, nicht mehr sterben zu wollen.


    Genau das sind die Themen, die von Andreas Brandhorst in seinem neuesten Thriller aufgegriffen und in einer spannenden Handlung verwoben werden, der in nicht allzu ferner Zukunft spielt.


    Die Journalistin Sophia ist mit Futuria in besonderer Weise verbunden, denn ohne den Konzern wäre sie schon längst an erblichem Knochenkrebs gestorben. Zudem wurde sie von dem Konzern damit beauftragt, ein Porträt über den Konzern anläßlich seines 20-jährigen Firmenjubiläums zu erstellen. Aber ausgerechnet sie wird von dem mysteriösen Casper aufgesucht, der Zweifel an der Integrität des Konzerns sät und möchte, dass sie hinter die Kulissen sieht. Sophia ist nicht sehr begeistert, aber ihr Kollege Borris will den Andeutungen auf den Grund gehen.

    Dass ausgerechnet die Protagonistin, die als Journalistin bekannt ist, die den Dingen gerne auf den Grund geht, gegen ihren Wohltäter recherchieren soll, macht die Handlung besonders delikat, denn man fragt sich natürlich, wie neutral kann Sophia überhaupt sein.


    Der Autor beleuchtet aber nicht nur das biologische ewige Leben als Spielart der Unsterblichkeit, sondern auch die Möglichkeit in einer virtuellen Wirklichkeit namens Eden unsterblich zu werden. Eden ist ebenfalls ein Geschäftszweig von Futuria, in den seit Jahren stark investiert wird.


    Eden hat bereits ein solch große Bedeutung, dass sogar der Vatikan eine Vertretung dort hat und Papst Pius bereit ist, Futuria sowie Eden seinen Segen zu geben. Denn Pius ist klar, dass die christlichen Kirchen Gefahr laufen, völlig unbedeutend zu werden, wenn den Menschen die Unsterblichkeit zur Verfügung steht und sie kein göttliches Gericht mehr nach dem Tod zu fürchten haben.


    Während sich Pius mit Futuria arrangieren will, gibt es aber auch Menschen, die Futurias Pläne überhaupt nicht gutheißen und notfalls mit Gewalt dagegen vorgehen wollen, wie der Terrorist Jossul. Jossul ist davon überzeugt, dass Gott mit und aus ihm spricht und er den eindeutigen Auftrag hat, gegen die Unsterblichkeit vorzugehen. Jossul ist ein spannender Charakter, denn einerseits ist er in seinem religiösen Eifer und Fanatismus abschreckend und abstoßend, andererseits aber sind einige seiner Überlegungen durchaus berechtigt und absolut nachvollziehbar. Aber genau das ist auch eine der Stärken der Charaktere von Brandhorst, dass sie vielschichtig und damit nicht vorhersehbar gezeichnet sind.

    Das Buch beleuchtet die Chancen und Fragen, aber auch die Macht, als Konzern über die Unsterblichkeit entscheiden zu können. Und das wieder auf spannende und unterhaltsame Weise.


    5ratten + :tipp:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Das klingt mal wieder nach einem Brandhorst, der was für mich sein könnte. Merk ich mir - danke für die schöne Rezi, Karin!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das klingt mal wieder nach einem Brandhorst, der was für mich sein könnte.

    War eines meiner Highlights letztes Jahr. Ich kann es nur empfehlen.

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein