Nnedi Okorafor - Lagune/Lagoon

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  • Lagune

    von Nnedi Okorafor



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    Klappentext und Buchrückseite:


    Ein Stern fällt vom Himmel.

    Eine Frau erhebt sich aus der See.

    Die Welt wird nie wieder dieselbe sein.

    Drei Fremde, jeder durch seine eigenen Probleme isoliert: Adaora, die Meeresbiologin. Anthony, der in Afrika berühmte Rappe. Agu, der sorgengeplagte Soldat. Während sie über den Strand von Lagos, Nigerias legendärer Mega-City, wandern, sind sie einsamer, als sie es jemals zuvor waren.

    Doch nachdem ein Meteorit in den Ozean stürzt und eine Futwelle über sie hinwegspült, finden sich diese drei Leute auf eine Weise miteinandner verbunden wieder, die sie nie erwartet hätten. Sie treffen auf Ayodele, einen Besucher von jenseits der Sterne. Und plötzlich verändert sich die ganze Welt - und sie sind der Schüssel, die Verbindung zur Rettung allen Lebens.


    "Lagune" vermischt ein traditionelles SF-Thema - Erstkontakt mit Besuchern von den Sternen - mit afrikanischem magischen Realismus und erzeugt so einen lyrischen, poetischen Mix, der einen Bick wirft auf sozialen Mangel, religösen Überschwang und die Macht von Geschichten auf unsere Leben." (Eric Brown - The Guardian)


    "Es steckt mehr lebendige Vorstellungskraft in einer einzigen Seite von Nnedi Okorafors Romanen als in ganzen Bänden gewöhnlicher Fantasy-Epen." (Ursual K. LeGuin)


    ***


    Mit diesen Vorinformationen bin ich in die Geschichte gestartet, ich war sehr gespannt und hatte mich auch richtig auf das Buch gefreut, zumal ich "Binti" von dieser Autorin sehr gern gelesen habe. Es begann interessant, aber sehr bald tat ich mich mit der Geschichte schwer, sodaß ich das Buch erstmal für längere Zeit liegen lies. Dieses Mischmasch aus Alienlandung, nigerianischem Großstadt-Hexenkessel, völlig durchgeknallten religösen Fanatikern, zum Leben erwachenden Mythen aus Lagos (vermutlich), allgemeinen sozialen Problemen, Korruption, Armut, Gewalt hat mich völlig überfahren. Die Protagonisten fragen sich immer mal wieder, warum sich die Wesen aus dem All ausgerechnet Lagos ausgesucht haben um zu landen und ich mich mit ihnen. Ich brauchte eine Pause und hab mir während dieser Pause einen kurzen Überblick über die Stadt Lagos bei Wikipedia angeeignet, was durchaus hilfreich ist.

    Die Geschichte ließ mich nicht ganz los und so gab ich dem Buch eine zweite Chance und hab es nun doch noch beendet.


    Ich pflichte Frau LeGuin in ihrem Statment bei, es steckt unglaublich viel Vorstellungskraft in dem Buch. Sowohl das Setting, als auch die Herangehensweise an die Besucher aus dem All sind völlig anders, als man das üblicherweise kennt. Gleichzeitig wird man tief in die für uns sehr ungewohnte afrikanische Lebenswirklichkeit geworfen, die als eine Art Mischung aus Neuzeit meets Mittelalter, Machotum, Armut, extremen Gegensätzen und zutiefst verwurzeltem Aberglauben dargestellt wird. Gewalt scheint an der Tagesordnung zu sein. Bezogen auf die Aliens ist eigentlich - bis auf unsere drei Protagonisten - jeder nur darauf aus, sich zu überlegen wie er die neue Situation und die "Aliens" für sich nutzen kann.

    Das Chaos, das in dieser Stadt, so wird es erzählt, an der Tagsordnung zu sein scheint, nimmt nach der Alienlandung immer größere Ausmaße an und inmitten dieses Durcheinanders agieren Adaora, Ago und Anthony als Botschafter der mysteriösen Besucher und versuchen allerschlimmste Eskalationen zu verhindern. Gleichzeitig stecken zumindest Adaora und Ago knietief in eigenen ganz irdischen Problemen.


    Die Geschichte ist keinem Genre zuzuordnen, ein bisschen SF, ein bisschen Fantasy, ein bisschen zeitgenössischer Roman, von allem etwas dabei. In die ganze Geschichte wird auch noch die Verschmutzung der Meere und die Emanzipations- und Frauenrechteproblematik Afrikas mit eingewoben.


    Durchaus interessant, man bekommt bei längerer Betrachtung der Ereignisse eine Art Stimmungsbild der gesellschaftlichen Schwierigkeiten Nigerias vor Augen geführt. Erzählerisch gab es wirklich gute Momente und überraschende Einfälle, sprachlich war von Comicsprache, über afrikanischem Slang bis beinahe poetischen Formulierungen alles vorhanden, auch das teilweise etwas gewöhnungsbedürftig.


    Insgesamt war es mir zu viel Durcheinander und für mein Gefühl wurde einfach zu viel reingepackt, ich hab mehr als einmal den roten Faden verloren.


    Wegen der überbordenden Phantasie, den interessanten Stimmungsbildern und der Faszination die die Geschichte aufgrund ihrer Andersartigkeit ausübt gebe ich smiley36.gif

    Empfehlenswert für Leute die mal was ganz anderes lesen wollen, als man sonst so üblicherweise als SF oder Fantasy kennt.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    3 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Ich hab das Buch regelrecht verschlungen gerade weil es einfach so ganz anders war, als das was ich sonst so in dem Bereich lese. Ich fand gerade diese bunte Mischung aus Alieninvasion und zeitgenössischen Problemen faszinierend und das hat für mich eigentlich den Reiz des Buches ausgemacht.


    Und auch dass es mal so gar nicht in einer westlichen Welt spielte sondern die Aliens in Lagos gelandet sind, fand ich erfrischend. Kennst Du den Film Disctrict 9? Da gehts auch um Aliens in Südafrika. Ich fand den super.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Die Idee ist durchaus faszinierend, teilweise ging es mir ja auch so aber ich fands teilweise wirklich mühsam zu lesen und finde die Geschichte zersplittert zu sehr, ein bisschen weniger wäre vielleicht mehr gewesen - Das Chaos das die Autorin vermitteln wollte, hat bei mir vielleicht zu gut funktioniert.

    Zitat

    Und auch dass es mal so gar nicht in einer westlichen Welt spielte sondern die Aliens in Lagos gelandet sind, fand ich erfrischend.Gerade deshalb bin ich auf die Autorin gestoßen, weil ich auch gern mal was abseit gewohnter Pfade lese :) , wie gesagt die "Binti"-Bücher fand ich richtig gut.


    "District 9" kenn ich nur dem Namen nach, hab ihn aber nicht gesehen. Im Nachwort bzw. den Danksagungen von "Lagune" steht: "Danke an den südafrikanischen SF-Film District 9, der interessant war, mich gleichzeitig aber so verärgerte, dass ich mich in Tagträumen mit der Frage bechäftigte, was Außerirdische wohl in Nigeria tun würden. Dieser Roman entstand aus meiner Verärgerung über District 9, nahm aber rasch eine eigene Gestalt an." Leider schreibt sie nicht was sie so verärgert hat.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • "District 9" kenn ich nur dem Namen nach, hab ihn aber nicht gesehen. Im Nachwort bzw. den Danksagungen von "Lagune" steht: "Danke an den südafrikanischen SF-Film District 9, der interessant war, mich gleichzeitig aber so verärgerte, dass ich mich in Tagträumen mit der Frage bechäftigte, was Außerirdische wohl in Nigeria tun würden. Dieser Roman entstand aus meiner Verärgerung über District 9, nahm aber rasch eine eigene Gestalt an." Leider schreibt sie nicht was sie so verärgert hat.

    Ich hab damals ihren Blogeintrag dazu gelesen. Sie störte sich zum einen daran, dass es keine echten schwarzen Schwarzen gab sondern eher light-skinned black people. Daran, dass es keine nennenswerten Frauenrollen gab und auch die Darstellung der Nigerianer.


    Wart, ich schau mal fix, ob ich den Link dazu finde. Ich fand es interessant. Nnedi ist eine sehr leidenschaftliche Person und ihre Reaktionen auf bestimmte Dinge sind schon sehr interessant, weil sie mir besonders zeigen, wie unterschiedlich man Dinge wahrnimmt.


    Ah hier: http://nnedi.blogspot.com/2009…o-district-419i-mean.html


    Ich möchte nicht ausschließen, dass ein großer Teil meiner Begeisterung rein von der Tatsache beeinflusst ist, dass 'es mal was anderes ist'. Als weiße Deutsche kann ich mir natürlich kein Urteil erlauben hinsichtlich vieler Kritikpunkte, die Nnedi vorbringt, weil ich einfach davon keine Ahnung habe bzw. mir halt jegliche Erfahrung dazu fehlt.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • @Nigthingale

    Danke für den Link, das war in Zusammenhang mit "Lagoon" sehr interessant. Erklärt z.B. auch warum die Aliens in Lagoon so sind, wie sie sind. Die Andersartigkeit/Veränderlichkeit der Aliens und was sie auf Erden wollen, gehört übrigens für mich zu den echten Plus-Punkten des Buchs.

    Den Blog der Autorin werd ich mir auf jeden Fall einmerken. Hab auch gerade noch einen recht aufschlußreichen Eintrag zu "Lagoon" direkt gefunden -- > Inside Into the Lagoon .

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    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • @Nigthingale

    Danke für den Link, das war in Zusammenhang mit "Lagoon" sehr interessant. Erklärt z.B. auch warum die Aliens in Lagoon so sind, wie sie sind. Die Andersartigkeit/Veränderlichkeit der Aliens und was sie auf Erden wollen, gehört übrigens für mich zu den echten Plus-Punkten des Buchs.

    Den Blog der Autorin werd ich mir auf jeden Fall einmerken. Hab auch gerade noch einen recht aufschlußreichen Eintrag zu "Lagoon" direkt gefunden -- > Inside Into the Lagoon .

    danke :) den lese ich dann auch gleich mal. den Link kenne ich noch nicht.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • @Nigthingale

    Danke für den Link, das war in Zusammenhang mit "Lagoon" sehr interessant. Erklärt z.B. auch warum die Aliens in Lagoon so sind, wie sie sind. Die Andersartigkeit/Veränderlichkeit der Aliens und was sie auf Erden wollen, gehört übrigens für mich zu den echten Plus-Punkten des Buchs.

    Den Blog der Autorin werd ich mir auf jeden Fall einmerken. Hab auch gerade noch einen recht aufschlußreichen Eintrag zu "Lagoon" direkt gefunden -- > Inside Into the Lagoon .

    ha, ich hatte Lagune in Englisch gelesen und das Pidgin English war für mich NUR über das Glossar zugänglich und viel Google. Das mit dem Roadmonster hatte ich mal gegoogelt aber schon wieder vergessen.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • In der deutschen Version sind nur einzelne Wörter aus dem Nigerianischen und aus dem Pidgin-Englisch eingestreut bzw. einzelne Sätze waren umgangssprachlich geschrieben. Inhaltlich war es ganz gut zu verstehen, war aber deshalb anfangs, zusammen mit der gelegentlichen Comicsprache erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ich vermute es ist im Englischen fließender, aber auch schwerer verständlich. Ein Glossar mit Übersetzung einiger der Begriffe gibt es auch in der deutschen Ausgabe. Das Roadmonster fand ich von der Idee her ziemlich genial, da war ich mit meiner Deutung auch recht nah dran.



    Insgesamt auf jeden Fall ein Buch das zu einiger Nacharbeit führt und das ist an sich ja schon wieder ganz interessant und lehrreich.

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    In der Lagune vor Lagos landet ein Raumschiff, drei Menschen werden von der Botschafterin der Aliens auserwählt, die daraus resultierende Veränderung zu begleiten.


    Agu, Soldat, der sich soeben bei einer Vergewaltigung gegen seine Kameraden gestellt hat und versucht hat das Opfer zu beschützen, Rapper Anthony, der sein Publikum verzaubern kann und Ozeanographin Adaora, die von ihrem Mann, der einer christlichen Gemeinde anhängt, als „marine witch“ beschimpft wird. Es gibt noch diverse andere Figuren, aus deren Perspektive einzelne Abschnitte geschildert werden und nicht alle von ihnen sind menschlich. Die Gedanken der Aliens werden allerdings nicht wiedergegeben, ihre Intention kann man nur aus ihren Aussagen und ihrem Verhalten entschlüsseln.


    Neben dem SF-Aspekt der Aliens spielt Nnedi Okorafor in diesem Buch auch mit Figuren aus afrikanischen Mythen, eine eindeutige Zuordnung des Buchs zu Science-Fiction oder Fantasy ist gar nicht möglich, sie lässt vieles miteinander verschmelzen. Sie selbst ist nigerianischer Abstammung und ein wenig spiegelt sich das vermutlich darin wieder, wie sehr ihre Figuren Lagos als Lebensmittelpunkt und Heimat begreifen. Lagos und Nigeria mögen Schwächen haben, aber sie können sich keinen anderen Ort vorstellen, um dort zu leben und so ist es logisch, dass die Aliens ebenfalls von der Lebendigkeit der Stadt angezogen wurden.


    Die Abschnitte, in denen die Figuren dann logischerweise Pidgin miteinander sprachen, waren für mich allerdings schwer verständlich, ich konnte mir so gerade eben den ungefähren Sinn zusammenreimen, ins (durchaus hilfreiche) Glossar zu schauen, kam mir irgendwie nicht in den Sinn.


    Der im Buch steckende Ideenreichtum gefiel mir sehr, aber wie zum Beispiel auch "Das Buch des Phoenix" liest auch „Lagoon“ sich stellenweise eher wie ein Comic, es bleibt zu oft auf einer plakativen Ebene ohne Tiefe, so dass ich leider nicht ganz zufrieden bin.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Nnedi Okorafor - Lagune“ zu „Nnedi Okorafor - Lagune/Lagoon“ geändert.