Erich Kästner - Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee

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    Über das Buch:


    Donnerstags besucht Konrad immer seinen Onkel, den Apotheker Ringelhuth. Dann gibt es nur verrücktes Zeug zum Mittagessen: Kochschinken mit Sahne, Fleischsalat mit Himbeersaft oder gar Kirschkuchen mit englischem Senf. Wenn den beiden davon nicht schlecht geworden ist, turnen sie über die Möbel und springen vom Bücherschrank, bis Mühlbergs Kronleuchter von der Decke fällt. Am Donnerstag, den 35. Mai ist alles ein wenig anders. Schon auf der Straße werden Onkel und Neffe von dem rollschuhlaufenden Zirkuspferd Negro Kaballo angesprochen. Ein ausgesucht höfliches Tier. Da Konrad als Hausaufgabe für phantasielose Kinder einen Aufsatz über die Südsee schreiben muss, bietet es sich natürlich an, einen kleinen Ausritt dorthin zu unternehmen. Und was Onkel Ringelhuth und Konrad an diesem Nachmittag erleben, das kann wirklich nur an einem 35. Mai passieren.


    Meine Meinung:


    In diesem Kinderbuch lässt Erich Kästner seinen Phantasie freien Lauf. Es gibt nichts, was es nicht gibt: sprechende, rollschuhfahrende Tiere, verrückte Gerichte, Kinder, die Erwachsene sind und Erwachsene, die Kinder sind, karierte Menschen, Schränke, die in Schlaraffenland führen etc. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie viel Spaß Kinder mit dieser phantasiereichen Welt haben werden und sich teilweise kugeln vor Lachen. Witzigerweise ist allerdings seine für ihn sicherlich damals in den 1930er Jahren abstruse Vorstellung von Elektropolis mehr oder minder Realität. Taschentelefone, selbstfahrende Autos, Massentierhaltung ... Kästners Zukunftsvision ist wahr geworden, doch gerade in der Darstellung von Elektropolis liest sich viel Kritik und Warnung drin. Geachtet hat allerdings niemand drauf.

    Also Kästner wäre nicht Kästner, wenn er hinter seinen Erzählungen nicht auch ein wenig Gesellschaftskritik packen würde. In diesem Buch ist sie eher leicht dosiert (und vor allem in dem oben angesprochenen Kapitel zu finden), aber dennoch für jeden Erwachsenen deutlich zu finden und ich denke mal, auch Kinder merken dies, wenn auch eher emotional als rational. Gerade dadurch dass so vieles davon schon eingetroffen ist, kann man beim Vorlesen sicherlich mit den Kindern darüber sprechen.


    Für mich also ebenfalls ein Kinderbuch, was ich sicherlich meinen Kindern vorlesen werde. Darauf freue ich mich schon sehr!

  • Für mich also ebenfalls ein Kinderbuch, was ich sicherlich meinen Kindern vorlesen werde. Darauf freue ich mich schon sehr!

    Darauf kannst du dich nicht genug freuen. Wir haben der kleineren Leserin schon sehr früh vorgelesen. Mittlerweile liest sie alleine oder sie und ihre Oma lesen sich abwechselnd am Telefon vor. Nur ab und zu will sie noch von mir vorgelesen bekommen. Das finde ich sehr schade, aber das gehört zum Großwerden und dafür machen wir eben andere Sachen zusammen ;)

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ach wie schön! :herz:


    Gerade an das Kapitel mit der "schönen neuen Welt", die sich am Ende selbst auffrisst, musste ich schon so oft denken. Daraus ist ja einiges wahr geworden.


    Und ein Satz, der gar keine so große Rolle spielt, mich aber jedesmal zum Lachen bringt: "Dann pinseln Sie Ihren blöden Äquator doch mit Mennige an!" Die äquatorschrubbende Putzfrau ist aber auch zu schön. Wie eigentlich alles in dem Buch.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Für mich also ebenfalls ein Kinderbuch, was ich sicherlich meinen Kindern vorlesen werde. Darauf freue ich mich schon sehr!

    Darauf kannst du dich nicht genug freuen. Wir haben der kleineren Leserin schon sehr früh vorgelesen. Mittlerweile liest sie alleine oder sie und ihre Oma lesen sich abwechselnd am Telefon vor. Nur ab und zu will sie noch von mir vorgelesen bekommen. Das finde ich sehr schade, aber das gehört zum Großwerden und dafür machen wir eben andere Sachen zusammen ;)

    Dann hoffe ich mal, dass mein Kind lange geduldig genug zum Vorlesen bleibt, bzw. die Phase gaaaaanz langsam vorbei geht. :)

  • Ganz ohne Kind zum Vorlesen habe ich jetzt den "35.Mai" genossen. Er bietet auch uns Erwachsenen noch allerlei. Die milde Anarchie zum Beispiel, die sich schon zu Anfang in den wilden Spielen des Onkels Ringelhuth mit seinem Neffen äußert und in dem dann schon mal der Kronleuchter des Nachbarn dran glauben muss. Dann natürlich die vielen Begegnungen auf dem Weg in die Südsee. Besonders schön fand ich die Szene, wo RIngelhuth, Konrad und Negro Kaballo Julius Cäsar und Napoleon von ihren Plätzen bei der Heldenolympiade vertreiben, weil diese dort unrechtmäßig sitzen und diese sehr verdrießlich Platz machen, weil sie ja leider im Moment keine Armee dabei haben. Ein schönes Bild für die beiden Usurpatoren. Auch die Schule für schlechte Eltern und das Schlaraffenland sowie natürlich die erschreckend realistische Elektropolis, die sich selbst auffrisst, sind erzählerische Einfälle, die auch Erwachsenen nicht vorenthalten werden sollten. Viele Anspielungen wären ja sonst sowieso verschenkt, wie z.B. auch auf den schwarzweiß karierten Feirefiz im "Parzival". Ganz schön finde ich auch, wie in Konrads Aufsatz aus Petersilies gemischt hautfarbigen Eltern nur der Häuptling und das Schreibmaschinenfräulein übrig bleibt, und der Petersilie schmerzlich vermisst.
    Ein wirklich schönes Kinderbuch und, da habt ihr Recht, das ideale Vorlesebuch, da sowohl Erwachsene als auch Kinder etwas davon haben.