Andrea Wulf - Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

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    Klappentext:

    Der Weltbestseller - die große Biografie eines Universalgenies


    Er war seiner Zeit weit voraus: Alexander von Humboldt, Universalgelehrter, unermüdlicher Naturforscher, der "Shakespeare der Wissenschaften" und "Wiederentdecker Amerikas". Wie kein anderer Wissenschaftler prägte er unser Verständnis von der Natur als lebendigem Ganzen, als Kosmos, in dem alles miteinander verbunden ist und dessen untrennbarer Teil wir sind. In ihrer vielfach ausgezeichneten Biografie führt Andrea Wulf durch das abenteuerliche Leben Humboldts und sein Werk. Er begreift die Natur in ihrer ganzen Fülle als Lebensnetz und prägt damit auch unser Wissen um die Verwundbarkeit der Erde. So bleibt das Werk des letzten Universalgenies bis heute einzigartig.


    "Das beste Sachbuch des Jahres" - Deutschlandfunk



    Meine (bisherige) Meinung:

    Ich habe das Buch von einer Freundin geschenkt bekommen, ohne dass ich vorher darüber gestolpert wäre. Wahrscheinlich wäre es ansonsten auch gar nicht auf meinen SUB gewandert, da ich doch eher selten Sachbücher lese, die außerhalb "meiner Welt" angesiedelt sind. Soll heißen, dass sie mein Leben nicht direkt betreffen. Ich sollte diese Art der Selektion überdenken, denn es klang interessant und nachdem ich den Prolog gelesen habe, habe ich richtig, richtig große Lust auf dieses Buch. Klar, der Prolog weist alle tollen Seiten an Alexander von Humboldt auf - ein Plädoyer für ihn und seine Tätigkeiten - aber gerade als Prolog, der Lust auf ein Buch machen soll, genau richtig! Hinzu kommt, dass das Buch wirklich sehr schön aufgemacht ist. Eine schöne Cover- und Umschlaggestaltung, viele Landkarten, die sicherlich später noch hilfreich sein werden, wenn Humboldt auf seinen Reisen ist, viele Fußnoten und ein umfangreiches Literaturverzeichnis. All das macht schon mal einen sehr positiven Eindruck.


    Neben dem Prolog habe ich auch bereits das erste Kapitel "Anfänge" gelesen. Mit einem Seufzer schlug ich das auf, weil mich oft langweilige Kindheitserzählungen ermüden, aber die Autorin hat sich hier angenehm kurz gehalten, als es um die unliebsame Kindheit ging, sondern sie kam direkt zur Sache. Wie Alexanders von Humboldts Naturliebe zustande kam und welche Charakterzüge er als Kind schon aufwies, die sich auch später in seinem Leben noch zeigen. So war auch das Kapitel durchaus spannend.


    Ich muss aber auch sagen, dass die Autorin einen sehr angenehmen Erzählstil hat. Es liest sich fast so flüssig wie ein Roman und auch die naturwissenschaftlichen Erklärungen sind für mich als Laie gut heruntergebrochen und verständlich erklärt. (Auch wenn hier natürlich mehr Aufmerksamkeit und Konzentration meinerseits gefordert ist. ;) )


    Also, ich bin bisher wirklich sehr erfreut, mein anderes Buch abgebrochen zu haben und nun in diesem zu schmökern.

  • Ich hab das Buch letztes Jahr gelesen und fand es auch ungeheuer interessant - gegen Ende sogar noch zunehmend, da sich die Autorin nicht nur auf AvH allein beschränkt, sondern auch ein Netz von mit ihm in Kontakt stehenden Personen und verschiedenen "Einflüssen" bildet. Solche Quervernetzungen zu Themen, über die ich eventuell vorher schon mal was gelesen hatte, finde ich immer äußerst faszinierend und aufschlussreich.

    :thumbup:

  • Das stimmt, Alice ! Ich habe so bspw. ein Kapitel gelesen, dass sich auch intensiv um Goethe dreht. Humboldt und Goethe waren eng miteinander befreundet und auch Goethe hat sich sehr für die Natur interessiert, so dass es zu einem regen Austausch gab.


    Genauso ist die Autorin unheimlich gut darin von Humboldts Geschichte ausgehend, gesellschaftliche Kontexte zu beschreiben. Humboldt hat so bspw. auf einer seiner ersten Expeditionen in Südamerika festgestellt, dass landwirtschaftliche Nutzung und damit verbundene Rodung u.ä. massiv in die Umwelt eingreift und dadurch der Wasserspiegel eines Sees stark gesunken ist. Holz war zu Humboldts Zeit (Ende 18./Anfang 19 Jh.) so wichtig wie heutzutage Erdöl oder vor hundert Jahren Kohle. Man benötigte es zum Bauen von Häusern, Schiffen, zum Heizen etc. Also wurde sehr viel und sehr rücksichtslos Holz gerodet. Wir kennen ähnliches aus der heutigen Zeit mit anderen Rohstoffen (ob es sich nun um Sand, Kohle oder Erdöl handelt...) und Humboldt hat als einer der ersten die Anzeichen einer (negativen) Umweltveränderung durch Menschenhand erkannt. Vor allem hat er den Zusammenhang gesehen. Seiner Zeit galt nur die "gezähmte" Natur als schön, allem Ursprünglichen musste man Herr werden.

    Ich muss sagen, ich habe sehr wenig Ahnung von der Zeit, in der Humboldt gelebt hat, so ist das für mich wirklich sehr spannend und geht außerdem weit über das Leben von Humboldt hinaus.


    Also ich bin nach wie vor begeistert!

  • Ich kann es wirklich nur empfehlen. Ich habe gerade das Kapitel mit Thomas Jefferson gelesen und einiges über diesen interessanten Mann gelernt und am Ende des Kapitels wird Humboldts Standpunkt zu Sklaven erläutert. Natürlich vergleicht er auch schwarze und weiße Menschen mit der Natur - keine Ethnie ist der anderen überlegen, so wie keine Pflanze der anderen überlegen ist. Alle Menschen seien gleich und zur Freiheit bestimmt. Sklaverei sei widernatürlich. <3 Da kann ich nur begeistert sein! Und ich kann auch nur den Stil nochmal loben, der das Buch so weglesen lässt.

  • Ich habe mittlerweile auch den zweiten Teil gelesen und den fand ich streckenweise ein wenig langatmig. Es wird darüber erzählt, wie Humboldt nach Europa zurückkehrt und seine Ergebnisse aufarbeitet. Zwischendurch gibt es ein Kapitel über Revolutionskämpfe in Südamerika, was ich wieder sehr spannend fand, aber ansonsten passiert nicht allzu viel. Ich freue mich auf jeden Fall wieder auf die Kapitel, in denen Humboldt weitere Forschungsreisen unternimmt.

  • Keine 100 Seiten mehr, dann habe ich mich auch durch Alexander von Humboldts Leben gelesen.


    Mir gefällt das Buch nach wie vor sehr gut, auch wenn meine anfängliche Euphorie ein wenig abgeflacht ist. Allerdings gab es ein ganz tolles Kapitel zu Darwin und Humboldt, was mich wieder ganz euphorisch gemacht hat, aber streckenweise geht es einfach nur darum, wie Humboldt seine Bücher schreibt, mal dort mal hier lebt, am Hofe sich macht, verschuldet und na ja, das ist jetzt nicht soo spannend. Auch seine Russlandexpedition wurde nicht mehr so ausführlich und lebhaft beschrieben, wie die nach Südamerika. Ich bin mal gespannt, was die letzten 100 Seiten noch für mich bereit halten!

  • So, nun habe ich auch die letzten Seiten gelesen und schließe das Buch sehr zufrieden. Es ist ein wirklich informatives, gut zu lesendes Sachbuch. Es behandelt nicht nur die Themen der Natur, sondern geht auch auf historische Ereignisse und Zeiten ein, in denen Alexander von Humboldt gelebt hat und da sich die Welt Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts in starker Aufruhr mit vielen Revolutionen befand, ist das eine durchaus politische sehr spannende Zeit. Genauso ist die wissenschaftliche Welt von Humboldt interessant. Alexander von Humboldt gilt als einer der letzten Universalgelehrten, dennoch hat er einige Denkkonzepte entworfen, nach denen wir heute noch die Welt auffassen. Somit ist die Figur um Alexander von Humboldt durchaus noch aktuell! Nebenbei stellt Andrea Wulf aber auch schillernde Zeitgenossen von Humboldt vor, so dass durchaus Abwechslung geboten wird. Der Anhang ist ausführlich und weist einen wissenschaftlichen Anspruch auf.


    Somit kann ich dieses Buch an jedem, den es inhaltlich anspricht, nur empfehlen!