Nadja Sennewald - Alien Gender: Die Inszenierung von Geschlecht in Science-Fiction-Serien

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 6.478 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.

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    Klappentext:

    »Ma'am Captain«, Action Girls und Dritte Geschlechter - die Studie beschäftigt sich mit der Inszenierung von Geschlecht in der populären Kultur am Beispiel von sechs Science-Fiction-Serien. Das hegemoniale Bild heldischer Männlichkeit wird nach wie vor reproduziert, gleichzeitig treten auch neue, weibliche Figurentypen auf.

    Anhand geschlechtsspezifisch kodierter Themen wie Macht, Autorität, Gewalt, Partnerschaft, Sexualität und Elternschaft werden die narrativen und visuellen Strategien der Geschlechterinszenierung beleuchtet. Die Methodik und die Ergebnisse der Studie sind gut auf die Analyse anderer Film- und Fernsehgenres übertragbar.




    Ich werde hier hin und wieder von meinen Gedanken beim Leseerlebnis berichten. :)

  • Also ich habe jetzt den ersten Teil des Buches hinter mich gebracht ("Der Weltraum - unendliche Weiten", S. 9-52).


    Die Kapitel in diesem Einführungsteil haben quasi einen groben Forschungsüberblick gegeben und ein paar wichtige Definitionen erläutert. Da ging es zum einen um den Geschlechterbegriff an sich (und alles was damit zusammenhängt), um einen Überblick über die für diese Studie wichtigen Science-Fiction-Serien und um unterschiedliche Herangehensweise an dieses große und komplizierte Feld der Forschung.


    Ich bin ziemlich froh, dass ich zumindest ansatzweise Bescheid über diese Thematik habe. Ich war ein paar Jahre im queeren Aktivismus unterwegs, wurde in der Familie feministisch geprägt und habe mich während des Studiums sehr für diverse Teilbereiche interessiert - sprich, auch ein paar Sachen gelesen. Denn ansonsten, kann ich mir vorstellen, erschlägt die Einleitung die Person, für die all das vollkommen neu ist.


    Übel kann man das Sennewald wohl nicht nehmen, finde ich. Denn diese vielen Definitionen sind nun mal Voraussetzung um den Rest des Buches verstehen und genießen zu können, und da muss man nun mal alles abklären und möglichst gut, griffig und trotzdem genau zusammenfassen.


    Der Forschungsüberblick ist gut, meiner Meinung nach. Allerdings kann ich da eben keine qualifizierte Aussage zu machen ;) Mein mediales Forschungssteckenpferd waren TV-Serien in Bezug auf Fan-Kultur und literarische Methoden, bezüglich Gender Studies und TV-Serien habe ich lange nicht ausreichend geforscht/geschrieben um einen guten Forschungsüberblick zu erhalten. Aber für mich klang das alles schlüssig und ordentlich. Es macht Sinn, dass Sennewalds Buch nötig ist.


    Es werden im Laufe des Buches hauptsächlich folgende Serien untersucht werden:


    • Star Trek: The Next Generation
    • Sar Trek: Deep Space Nine
    • Star Trek Voyager
    • Andromeda
    • Spacecenter Babylon 5
    • Babylon 5 Crusade


    Ich kenne nur die Hauptserie Star Trek, von allen anderen habe ich nie eine Folge gesehen (aber TNG kenne ich vom Hören-Sagen). Vielleicht werden ja noch ein paar andere Serien erwähnt, vielleicht ja auch etwas modernere...



    Nun ja. Das hier soll ja keine Rezension werden....


    Der nächste Buchteil trägt den Titel "Captain, mein Captiain: Männer, Frauen, Macht", und die Einleitung (in welcher der Begriff "Captain" den Begriffen "weiblicher Captain" und "Action Girls" gegenübergestellt sowie erklärt wird) habe ich bereits gelesen. Bald wird es wohl zur ersten Figuren-Analyse kommen.


    Ich bin gespannt.

  • Deep Space Nine ist auch interessant, was Geschlechter angeht. Da gab es eine Spezies die einen Körper als Wirt genutzt hat, und das Geschlecht dabei, war egal. Diese Spezies wandert von Körper zu Körper und dabei kann es eben ein Männlicher als auch ein weiblicher Körper sein. (Soweit ich das noch in Erinnerung habe. Deep Space Nine ist schon länger her.)

    Ich hab mich ja damals bei Voyager total gefreut, da hier das erste Mal Frauen neue Rollen bekamen. So gab es nicht nur Captain Kathryn Janeway, sondern auch eine Maschineningeneurin (Chefin des Maschinenraums) und insgesamt viel mehr Diversität in der Besetzung der weiblichen Figuren.

  • Gab es irgendwo im Star-Trek-Universum nicht eine Spezies, die ihre Geschlechtsteile am Knie hatte? ^^ Passt thematisch vielleicht nicht ganz, aber fiel mir gerade beim Lesen deines Beitrags ein.


    Keine Ahnung XD Aber vielleicht taucht diese Spezies ja auch in Sennewalds Buch auf. Werde dann auf alle Fälle berichten ;)



    HoldenCaulfield Captain Kathryn Janeway wird auf alle Fälle in den kommenden Seiten thematisiert :) Picard und Sisko kommen davor dran, und dann sie. Bin gespannt! Ich kenne ja nur Picard ein wenig. Hauptsächlich allerdings aus dem Diskurs, nicht von der Serie selbst.

  • Ich habe früher DS9 und Voyager gesehen. Aktuell schauen wir Discovery auf Netflix. In punkto Diversität geht es nicht extremer - auf dem Schiff gibt es quasi keinen heterosexuellen weißen Mann ^^ Die haben alle dunklere Hautfarben, sind Aliens, schwul oder Frauen (teilweise auch in Kombination).

  • Das klingt gut ;) Das haben die neueren (SciFi-)Serien den alten natürlich voraus. Bei Torchwood war es ja auch iwie ähnlich. Und bei Doctor Who später dann auch, wobei eben leider bei weitem nicht wie man es sich gewünscht hätte...


    Ich wurde sehr stark von Star Trek (der Hauptserie) geprägt, da mein Vater das sehr sehr gerne geguckt hat (und wohl immer noch tut). Ich saß als etwa 7-jährige da und fand Captain Kirk lustig und Uhura ziemlich toll und spannend. Damals habe ich natürlich überhaupt garnichts davon wirklich verstanden, aber die Darstellung von tendenziell Progressivem, Neuem, Anderen, fand ich damals schon aufregend.

  • Discovery gefällt mir auch gut. Da muss ich mal weiterschauen.


    Zank Dass war auch schon bei Enterprise so,diese Serie spielte ja auch vor der Originalserie. (Gefiel mir persönlich aber nicht so gut.)


    Kritty

    Wie definiert die Autorin eigentlich Science Fiction - definiert sie das Genres überhaupt? Ich hatte erst vor kurzem ein Seminar, in dem wir uns überlegt haben das sich Science Fiction immer irgendwo im Spanungsfeld von Fiction und Fact bewegt. Haben am Ende aber keine genauere Definition gehabt. Da es doch komplexer ist, als man meinen könnte. Daher interessiert mich, ob die Autorin da genauer drauf eingeht.

  • Wie definiert die Autorin eigentlich Science Fiction - definiert sie das Genres überhaupt? Ich hatte erst vor kurzem ein Seminar, in dem wir uns überlegt haben das sich Science Fiction immer irgendwo im Spanungsfeld von Fiction und Fact bewegt. Haben am Ende aber keine genauere Definition gehabt. Da es doch komplexer ist, als man meinen könnte. Daher interessiert mich, ob die Autorin da genauer drauf eingeht.


    Also so wie ich das sehe hat sie Science-Fiction bisher noch nicht definiert. Oder ich habe es vergessen ^^

    Ich glaube sie setzt einfach voraus, dass man eine grobe Ahnung hat und schon wissen wird was sie meint wenn Sie die genannten Serien unter dem Dachbegriff der Science-Fiction aufzählt. Ich finde das klappt auch ganz gut. So im Groben und Ganzen haben ja alle irgendwie eine Vorstellung davon, die zumindest meist nicht so "falsch" ist :)


    Kommt vielleicht aber auch noch.

  • Die Beispielserien, die du bisher aus dem Buch genannt hast, sind ja wirklich reinste Schiene Fiction (klassischer Weltraumkram). Man kann bei vielen Büchern/Filmen sicherlich auch diskutieren, aber die Autorin scheint nur eindeutige Fälle ausgewählt zu haben und erspart sich eventuell auch so die Definitionsfrage.


    HoldenCaulfield Enterprise habe ich glaube ich nur ein paar Folgen gesehen. War das Captain Archer?

  • Zank das ist aus Kulturwissenschaflicher Sicht trotzdem für mich ein fragwürdiges Vorgehen. Einfach von einem scheinbaren Konsens auszugehen.


    Zu Enterprise, jap das ist die mit Captain Archer. Für mich tatsächlich deshalb im Gedächtnis geblieben, weil mein Mathelehrer in der Berufsschule, Enterprise total gut fand. ^^

  • Deep Space Nine ist auch interessant, was Geschlechter angeht. Da gab es eine Spezies die einen Körper als Wirt genutzt hat, und das Geschlecht dabei, war egal. Diese Spezies wandert von Körper zu Körper und dabei kann es eben ein Männlicher als auch ein weiblicher Körper sein. (Soweit ich das noch in Erinnerung habe. Deep Space Nine ist schon länger her.)

    Ich hab mich ja damals bei Voyager total gefreut, da hier das erste Mal Frauen neue Rollen bekamen. So gab es nicht nur Captain Kathryn Janeway, sondern auch eine Maschineningeneurin (Chefin des Maschinenraums) und insgesamt viel mehr Diversität in der Besetzung der weiblichen Figuren.


    Das waren die Trill und ihre Symbionten. Bei dem in DS9 handelte es sich um den Dax-Symbionten, der erst mit Jadzia und später mit Ezri vereint wurde. Was ich dabei interessant fand, war der krasse Gegensatz, da Dax ja schon ein ziemlich stereotyper Mann war und sich das besonders bei Jadzia stark zeigte (sie genoss Whiskey, Zigarren und kämpfte wie verrückt). Aber Jadzia sowie Ezri gehören zu meinen Lieblingsfiguren, da besonders Ezri so das totale Gegenteil von Jadzia war.


    Bei Star Trek gab es viele typische Mann-Frau-Rollenverteilungen aber gleichzeitig wurden auch diese Klischees gern gebrochen. Uhura war da ja das beste Beispiel, wie Roddenberry damals darauf bestand, seine Idee wirklich glaubhaft umzusetzen, auch wenn Kirk ja eher der Machomann war. Das ist auch mein Problem mit den neuen StarTrek-Verfilmungen. Roddenberrys Geist fehlt hier für mich total.


    Science Fiction an sich ist eigentlich klar definiert: Eine Zukunftsvorstellung, die auf wissenschaftlichem und technologischem Fortschritt basiert. Wenn man sich das Genre heutzutage anschaut, dann ist das schon arg aufgeweicht. Von der reinen Definition her ist z.B. StarWars kein Science Fiction sondern ein Märchen im Weltraum.


    Gleichzeitig ist StarTrek zwar Science Fiction, geht aber schon wesentlich stark in Richtung Utopie.


    Heutzutage wird das eigentliche Science Fiction eher als Hard-Scifi definiert, während sich als Soft-Scifi eher die Zukunft und die Entwicklung im gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichem Sinne versteht. Vieles läuft einfach unter Space Opera und dann gibts da noch zig andere Unterkategorien. (ich hab da letztes Mal zwei Beiträge dazu verfasst, wen es interessiert. hier und hier


    Auf alle Fälle ist das Thema Gender in Scifi sehr interessant. Zumal sich besonders die interessanten Ideen und Konzepte eher nicht im Mainstream-Bereich bewegen.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Toll, dass Du das liest, Kritty! ^^

    Ich hab gleich an die Bücher von Becky Chambers denken müssen, wobei die ja noch nicht mal verfilmt geschweige denn Serien sind - aber da gibt's auch ziemlich viel zum Thema. Allem voran die geschlechtwechselnde Species.. 8)

    Lese interessiert mit!

  • Ist es nur im Freien Diskurs klar definiert oder auch in der wissenschaftlichen Literatur? Das ist ja schon nochmal ein Unterschied. Dann macht es auch nochmal einen Unterschied, ob man zb eher Diskurstheoretisch ran geht. Da ist eine klare Setzung auch nochmal so ne Sache. Aber egal wie, ich finde trotzdem das in einer wissenschaftlichen Arbeit kurz definiert werden sollte, was man mit einem bestimmten Genres meint. Denn damit untermauere ich auch meine Auswahl an Beispielen.

  • Ist es nur im Freien Diskurs klar definiert oder auch in der wissenschaftlichen Literatur? Das ist ja schon nochmal ein Unterschied. Dann macht es auch nochmal einen Unterschied, ob man zb eher Diskurstheoretisch ran geht. Da ist eine klare Setzung auch nochmal so ne Sache. Aber egal wie, ich finde trotzdem das in einer wissenschaftlichen Arbeit kurz definiert werden sollte, was man mit einem bestimmten Genres meint. Denn damit untermauere ich auch meine Auswahl an Beispielen.


    ich hab keine Ahnung, was das bedeutet. Gibt es für Literatur wissenschaftliche Literatur? Dann müsste da mal jemand reinschauen, was wie definiert wird. Aber da kenn ich mich nicht aus.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • TheNightingale Sorry :rotwerd: manchmal kommt mein Unisprech zu stark durch. Diskurs meint Gesellschaftliche Aushandlungen die letztendlich unsere Wirklichkeit konstruieren. Das heißt das sie auch immer wieder neu verhandelt werden und auf die Umwelt reagieren.

    Deshalb hab ich nachgefragt. Das ist nicht wertend gemeint, sondern eben ein anderer Blickwinkel. Du hast ja in deinem Blog dann eher allgemeine in Fankreisen anerkannte Definitionen beschrieben. Das ist sozusagen ein Teil des Diskurses. :) Die sind ja nicht falsch, aber eben nicht zitierbar in einer wissenschaftlichen Arbeit. Bzw. eher so, das man sie als Beschreibung heranziehen kann, was in Fankreisen ausgehandelt wurde.

  • TheNightingale Sorry :rotwerd: manchmal kommt mein Unisprech zu stark durch. Diskurs meint Gesellschaftliche Aushandlungen die letztendlich unsere Wirklichkeit konstruieren. Das heißt das sie auch immer wieder neu verhandelt werden und auf die Umwelt reagieren.

    Deshalb hab ich nachgefragt. Das ist nicht wertend gemeint, sondern eben ein anderer Blickwinkel. Du hast ja in deinem Blog dann eher allgemeine in Fankreisen anerkannte Definitionen beschrieben. Das ist sozusagen ein Teil des Diskurses. :) Die sind ja nicht falsch, aber eben nicht zitierbar in einer wissenschaftlichen Arbeit. Bzw. eher so, das man sie als Beschreibung heranziehen kann, was in Fankreisen ausgehandelt wurde.

    achso. Ja. Die Definition für Scifi ist soweit ich weiß, klar vorgegeben. Das Aufweichen in diverse Untergenre hat sich meines Erachtens im Laufe der Jahrzehnte so ergeben und seit The Big Bang Theory das Nerdsein populärer gemacht hat, ist das sogar noch viel stärker geworden. Again, rein subjektiver Eindruck meinerseits.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Schön dass hier so viele mitschreiben :D das motiviert mich noch mehr, das Buch weiter zu lesen. Es macht Spaß aber ist eben doch wissenschaftlich...



    Also was die Scifi Definition angeht, die kann ja im Buch noch kommen oder ich habe sie tatsächlich vergessen.

    Selbst wenn sie fehlt stört es mich persönlich nicht - ich hätte zwar auch einen Versuch der Definition gesagt, hätte ich das Buch geschrieben, aber für Sennewalds Zwecke reicht es m.M.n. in diesem Fall aus. Denn die inzwischen vielleicht überholte Definition von "Geschichten mit/im Weltall" passt zu dem Vorhaben, das hier wohl existiert. Also Gender im Kontext von "Aliens" und mit derartigen Machtgefügen zu betrachten.