Mich wundert es, dass Honoria nicht schon längst einen Schwächeanfall hatte.
Meine Kate ist da ein ganz anderes Kaliber. Die nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und macht dem guten Anthony regelmäßig die Hölle heiß. In Kapitel 7 haben sie sich nach einem mittelstarken Disput geküsst, um danach zum ersten Mal wirklich böse aufeinander zu werden. Bis jetzt haben ihnen ihre Wortgefechte klammheimlich auch Spaß gemacht.
Auch wenn man es kaum glauben will, danach beginnen sie sich langsam aneinander anzunähern und das ernsthaft. Beide sind ja nicht mit der Nudelsuppe daher geschwommen, also kriegen sie auch langsam aber sicher ihre Gefühle füreinander mit. Kate gesteht sich an einem Wochenendausflug (seine Mutter gibt eine Hausparty am Land) sogar ein, dass sie sich verliebt hat. Er hat ein bisschen früher gecheckt, dass er eigentlich Kate will und nicht ihre Schwester, dafür ist er ganz Nackenbeißerheld hinsichtlich seiner Gefühle nicht ganz ehrlich. Immerhin gibt er vor sich selber zu, dass er Kate lieben könnte, wenn er sich das erlauben würde. Da er aber keineswegs vorhat, seine Ehefrau zu lieben, bleibt er bei seinem Plan, die kleine Schwester zu ehelichen. Auf dem verlängerten Wochenende möchte er Edwina einen Antrag machen.
Wer sich fragt, wie Edwina zu dem ganzen steht, dem sei nun geholfen. Edwina ist nicht nur schön, sondern auch klug. Sie liebt Bücher und würde am liebsten einen Gelehrten ehelichen, wenn sie eine Wahl hätte. Anthony ist ihr ganz sympathisch, aber in Wirklichkeit herzlich Wurscht. Da sie weiß, dass man als Frau in dieser Zeit sowieso in solchen Dingen kaum etwas zu melden hat und auch das Auslangen ihrer Familie davon abhängt, dass sie sich gut vermählt, ist sie aber nicht abgeneigt.
Frau Quinn bleibt dabei auf ihrem keuschen Kurs. Bis auf den Kuss ist zwischen Anthony und Kate bis zum dreizehnten Kapitel nichts passiert. Dafür ist Anthony zu sehr Ehrenmann, als dass er die eine Schwester verführt, werden er die andere zu ehelichen gedenkt. Obwohl er schon einige unruhige Nächte hinter sich bringen musste, weil er auf Kate scharf wie Nachbars Lumpi ist.
Im dreizehnten Kapitel hat die Autorin aber nun ein Einsehen mit ihrem verhinderten Liebespaar. Noch länger kann sie die beiden nicht mehr leiden sehen, also kommt erst mal der Deckel drauf. Mittel zum Zweck ist eine kleine Biene ?. Seit Anthonys Vater an einem Bienenstich gestorben ist, hat er verständlicherweise einen Heidenrespekt vor den fleißigen Summsis, um nicht zu sagen eine Heidenangst. Kurz nachdem Kate zu seiner großen Enttäuschung ihre Einwilligung in sein halbherziges Werben um Edwina gegeben hat, wird sie von einer Biene gestochen. Anthony bricht in Panik aus, glaubt er doch die arme Kate muss nun jeden Moment sterben. Also versucht er sie zu retten, was Kate doch ein wenig entsetzt, bis sie merkt, warum er so seltsam reagiert. Als er nun glaubt, er könne die Stichwunde nicht ausreichend auspressen, will er ihr das Gift aus der Wunde saugen. Genau in dem Moment werden die beiden von seiner Mutter, ihrer Stiefmutter und Mrs. Feathrington, der ärgsten Klatschtante des Ton, erwischt.