Ralf H. Dorweiler - Der Gesang der Bienen

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    Anno Domini 1152: Nach einem furchtbaren Schicksalsschlag ist der Zeidler Seyfried nun mit seinem Leben zufrieden. Er streift durch die Wälder, um Honig und Wachs von wilden Bienenvölkern zu ernten und seiner Familie geht es gut. Doch dann wird ihnen ein blutendes, halbtotes Mädchen vor die Tür gelegt. Seine Frau Elsbeth ist eine Heilerin und versucht dem Mädchen zu helfen. Aber sie wird aus ihrem Haus geholt und zum Tode verurteilt, weil sie angeblich mit dem Teufel im Bunde steht. Seyfried hat nur eine Möglichkeit, sie zu retten. Er muss Hildegard von Bingen überzeugen, ihm mit ihrer Fürsprache zu helfen. Während Elsbeth im Kerker ist, macht er sich auf den Weg zum Kloster. Doch Hildegard macht es ihm nicht leicht. Sie stellt Bedingungen, welche die Geduld des Zeidlers arg strapazieren und ihn sogar an den Hof des Königs Friedrich I. führen. Wird die Gnadenfrist reichen und wird er Elsbeth retten können?


    Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen. Es gelingt Ralf H. Dorweiler sehr gut mit seiner bildhaften Sprache, uns die damalige Zeit nahezubringen. Ganz nebenbei habe ich eine Menge über Bienen erfahren.

    Auch die Charaktere sind wundervoll und sehr individuell gezeichnet. Man kann den Schmerz Gottfrieds nachvollziehen, der um seine Tochter trauert, aber er hat eine vorgefasste Meinung und hört nicht mehr zu. Ein Ritter ist kein Chorknabe, doch Theobald ist ein ganz widerwärtiger Mensch, dem es Freude macht, andere zu quälen.


    Elsbeth ist Heilerin und wollte nur helfen. Der Schmerz eines Vaters und die Engstirnigkeit der Mönche bringen sie aber in eine fürchterliche Situation. Seyfried würde alles für seine Familie tun, das Schicksal wirft ihm aber einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine. Trotzdem gibt er nicht auf und spielt selbst ein wenig Schicksal. Besonders gut hat mir seine Tochter Anna gefallen, die zwar noch jung ist, aber ein sehr starkes Mädchen, das viel Verantwortung übernimmt und sich nicht unterkriegen lässt.


    Auch wenn die Seyfrieds Familie im Mittelpunkt dieses Romans steht, so spielt Hildegard von Bingen eine entscheidende Rolle. Sie ist eine charismatische und intelligente Person, die ihren eigenen Kopf hat und ihren Willen durchzusetzen weiß. Dadurch wirkt sie auf den ersten Blick nicht besonders sympathisch. Man erwartet wohl von einer Nonne, dass sie gütig und wohltätig ist. Aber in einer Welt, in der die Männer das Sagen haben und ganz besonders die Männer der Kirche, muss man Weitblick haben und durchsetzungsfähig sein. Dabei zeigt sie viel politisches Geschick. Spätestens als sie eine Entscheidung treffen muss, zeigt sich, wieviel ihr an den Menschen liegt.


    Die Handlung ist authentisch und spannend. Obwohl eigentlich Elsbeth in der Bredouille saß, habe ich ganz besonders mit Anna und Seyfried gefühlt und gelitten. Das Ende habe ich gewiss so nicht erwartet, aber es ist gut und passend.


    Ich kann diesen unterhaltsamen und spannenden Roman nur empfehlen.


    5ratten

  • Der Gesang, der einen berührt


    "Der Gesang der Bienen" von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman deren Handlung im Jahr 1152 spielt.

    Klappentext:

    A.D. 1152: Als Zeidler streift Seyfried durch den Schwarzwald und erntet Honig und Wachs von wilden Bienenvölkern. Als seine Frau zum Tode verurteilt wird, bricht er auf der Suche nach Beistand zum Kloster Bingen auf. Er findet es in heller Aufregung vor, denn die gelehrte Äbtissin Hildegard hat sich mit ihrer direkten Art Feinde innerhalb und außerhalb der Klostermauern geschaffen. Sie knüpft ihre Hilfe an schier unerfüllbare Bedingungen, die Seyfried bis vor den frisch gekrönten König Friedrich I. führen.


    Zum Inhalt:

    Der Zeidler Seyfried hat sein Glück mit seiner Frau Elsbeth gefunden, nachdem er einen schweren Schicksalsschlag erleben musste, ist er wieder glücklich. Doch die schrecklichen Erinnerungen lasten oft schwer auf ihn. Zusammen mit ihren drei Kindern leben sie im beschaulichen Münstertal. Während Seyfried seiner Arbeit als Zeidler nachgeht und seine Tochter Anna in diese einweiht, ist Elsbeth für den Haushalt des Zeidler - Hofes zuständig. Liebevoll erzieht sie ihre Kinder, geht aber durch ihr Wissen noch einer anderen Tätigkeit nach. Sie ist Heilerin und in der Lage Menschen zu helfen die erkrankt sind. Ihr Vater ist Apotheker, sie hat ihm oft geholfen und hat so viel Wissen erlangt. Sie hilft Kranken mit voller Hingabe.

    Eines Tages kommt ein Medicus und lädt ein schwer krankes Mädchen ab, damit Elsbeth ihr hilft. Ohne jegliche Ahnung, wer diese junge Frau ist, kümmert sie sich um sie.

    Allerdings beginnt damit das große Unheil. Elsbeth wird zum Tode verurteilt und nur Seyfried kann es schaffen, das Todesurteil noch abzuwenden. Ihm bleiben nur wenige Tage um den Beistand von Hildegard von Bingen zu erlangen. Er macht sich auf den langen Weg nach Bingen, wo Hildegard gerade ihr neues Kloster errichtet, um schnellstmöglich seine Bitte an die Äbtissin richten zu können.

    Nur ganz so einfach, wie Seyfried sich das vorstellt, ist das ganze Unterfangen nicht. Hildegard von Bingen verlangt als Gegenleistung für ihre Hilfe von Seyfried schier Unglaubliches. Sie trägt im immer wieder neue Aufgaben auf, und dabei rennt Seyfried die Zeit davon.

    Er ist ständig in Sorge um Elsbeth, wird er es rechtzeitig schaffen? Aber auch die Angst um seine Kinder treibt in ständig an, nicht aufzugeben.


    Meine Meinung:

    Für mich ist bei historischen Romanen nicht nur die eigentliche Handlung wichtig, sondern auch ob die historischen Hintergründe gut recherchiert sind und in die Geschichte mit eingeflochten sind. Dies ist dem Autor meines Erachtens ausgezeichnet gelungen. Während man die Familie von Seyfried immer besser kennen lernt, erfährt der Leser auch viele Fakten um die Zeit Hildegards.

    Der Schreibstil ist grandios, man erlebt die Protagonisten sehr real. Die Schauplätze sind bildlich beschrieben, so daß ich das Gefühl hatte die Charaktere auf ihren Wegen zu begleiten.

    Der Spannungsbogen baut sich immer weiter auf, was den Lesespaß steigerte und ich ungehalten war. Ich musste unbedingt erfahren, ob es Seyfried gelingen wird seine Frau zu retten und ob die Familie wieder vereint sein kann.

    Der Titel " Der Gesang der Bienen" spielt eine wichtige Rolle und ist gut gewählt. Man erfährt einiges über die Arbeit der Zeidler, über das Bienensterben ( was auch heute noch ein großes Thema ist) und das Bienenlied, welches Seyfried und Elsbeth ihren Kindern von klein auf an vorgesungen haben. Es spendet Trost und Zuversicht. Das alles überlagert aber nicht die Handlung, sondert fließt sachte mit ins Geschehen ein.

    Für alle Fans von historischen Romanen, kann ich nur eine Leseempfehlung aussprechen. Er ist wunderschön und spannend zugleich.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Der Zeidler Seyfried lebt ein gutes Leben mit seiner Frau Elsbeth und den drei Kindern. Er liebt seinen Beruf und geht absolut darin auf. Doch eines Tages droht dieses Leben völlig zu kippen, als seine Frau, die in der Heilkunde bewandert ist, die falsche Patientin hat. Sie wird als Hexe angeklagt und Seyfried legt seine letzte Hoffnung in Hildegard von Bingen, eine berühmte Heilkundlerin, Philosophin und nicht zuletzt eine Frau, die weiß, was sie will und sich in der Männerwelt behauptet. Aber kann sie auch hier helfen? Schafft es Seyfried seine Frau zu retten? Und was geschieht mit seinen Kindern, die sich vorübergehend ohne elterlichen Schutz zurechtfinden müssen?

    Insgesamt schafft es der Autor eine wunderbare Stimmung zu zaubern. Das Handwerk des Zeidlers, heute fast in Vergessenheit geraten, ist wunderbar recherchiert und sehr gekonnt mit der Geschichte verwoben. Die Charaktereigenschaften der Figuren sind ausgewogen, es fällt einem sehr leicht, mit ihnen mitzufühlen- und auch zu leiden. Die Figur der Hildegard von Bingen ist vielleicht am leichtesten zu beschreiben, weil von ihr selbst einiges überliefert ist, aber auch schon viel zu ihr geschrieben wurde. Aber auch deswegen ist es umso schwieriger, sie passend „einzubauen“, was dem Autor aber sehr gut gelungen ist. Vor allem die Eigenschaften, die ihr halfen sich ihren Platz in einer Männerwelt zu erobern sind sehr gut beschrieben. Insgesamt ein tolles Buch mit einer spannenden Geschichte, die bis zum Schluss fesselt und auch noch manch überraschende Wendung nimmt, mit ausgewogenen Charakteren und wirklich gut ausgearbeiteten Lebensbedingungen. Aber lest selbst! Lasst euch in die Zeit der Hildegard von Bingen entführen!

    5ratten

    Liebe Grüße


    Nadine


    " Liest Du ein Buch zum ersten Mal, lernst Du jemanden kennen.

    Liest Du es zum zweiten Mal, begegnet Dir ein Freund."

    (Chin. Weisheit)

    :buecherstapel:

  • Was ist denn nun eigentlich ein Zeidler?

    Ein Zeidler ist eine Art Imker, der aber in der Regel keine eigenen Bienenstöcke hatte sondern durch die Wälder zog und wilde Bienenstöcke suchte um den Honig zu ernten und das Wachs zu bekommen. Dazu tötete er im Herbst auch die Bienenvölker, um den kompletten Bienenstock "ernten" zu können.

    Unser Zeidler hier ist aber eine Mischung aus beidem und tötet seine Bienen eigentlich nicht. Gut so. ;)

    :lesen:





  • Der Zeidler Seyfried kennt den „Gesang der Bienen“. Dank seinem großen Wissen über diese Insekten lebt er mit seiner Familie eigentlich zufrieden und ruhig am Waldrand. Weil seine Frau aber der Tochter eines Edelmannes hilft, als diese nach einem Schwangerschaftsabbruch mit dem Tode ringt, kommt Unheil auf Seyfried, seine Frau Elsbeth und die drei Kinder zu.


    Um seine Frau vor dem Henker zu retten reist Seyfried zur Ordensfrau Hildegard von Bingen, die gerade dabei ist ihr berühmtes Kloster aufzubauen. Bevor sie ihm hilft, gibt sie ihm einige wichtige Aufgaben, die er lösen muss.


    Ralf Dorweilers Romane lesen sich allesamt flott weg. Auch das neue Buch ist hier keine Ausnahme. Mit jeder Menge historischer Fakten gespikt bietet es kurzweilige und spannende Unterhaltung. Eine liebenswerte Zeidlerfamilie, ein bösartiger Ritter, ein übellauniger Bär und eine energische Nonne sorgen dafür, dass man schnell in die Geschichte reinfindet, große Sympathien für die Darsteller entwickelt und ungeduldig auf ein gutes Ende hofft.


    Man bekommt einen gut recherchierten Histo-Roman mit fiktiven und realen Personen. Ralf Dorweiler enttäuscht den Leser auch mit seinem dritten Buch nicht. Mir gefiel vor allem, dass die Frauenfiguren sehr stark und präsent waren. Neben Elsbeth und Tochter Anna, sind es auch die Novizin Adelheyd und nicht zuletzt die strenge und schlaue Hildegard, die mich begeistern konnten. Dorweiler hat es geschafft, ihnen Leben einzuhauchen und mir Neues zu erzählen. Für mich gehört dieser Autor in die Riege der deutsche Schriftsteller, die man inzwischen ohne Sorge weiterempfehlen kann.

    :lesen:





  • Der Zeidler Seyfried könnte eigentlich friedlich mit seinen Bienen im Wald leben. Doch als seine Frau vom Hohen Gericht zum Tode verurteilt werden soll versucht er alles, um das Unglück abzuwenden. So begibt er sich auf eine Reise, die ihn zu Hildegard von Bingen und Friedrich Barbarossa führt.


    „Der Gesang der Bienen“ ist ein wirklich toller historischer Roman, der altbekannte Thematiken des Mittelalters, wie etwa Heilkunst und damalige Gerichtsverhandlungen mit dem kaum behandelten Beruf des Zeidlers und damit der Bienen verbindet. Herausgekommen ist dabei trotz der dramatischen Rahmenhandlung ein in weiten Teilen sehr ruhiger Roman. Die Beschreibungen der Reise Seyfrieds kommen fast schon friedlich und idyllisch daher, dabei geht es ja um das Leben seiner Frau. Aufgelockert wird das Ganze durch gelegentliche ironische Kommentare, die bei mir für den ein oder anderen Schmunzler sorgten.

    Der Antagonist des Buches, Theobald von Molsheim, ist jedoch nur ansatzweise gelungen. Klar hat ein Antagonist böse zu sein, aber mal wieder scheint es eine Vergewaltigung zu sein, mit der Man(n) seine Boshaftigkeit offenbar beweisen muss. Bis auf diese Ausnahme hat mir jedoch der durchtriebene und hinterlistige Charakter Theobalds gut gefallen.


    So habe ich nur wenig zu bemängeln, Ralf H. Dorweiler ist hier ein toller Mittelalter-Roman gelungen, der auch, aber nicht nur für Interessenten von Bienen und Hildegard von Bingen lesenswert sein dürfte.


    4ratten

    Hier ist mein SuB und mein SgB :)

  • Das Leben der Zeidlerfamilie von Seyfried und Elsbeth mit ihren drei Kindern könnte nicht schöner sein, als aber eines Tages ein Medicus eine schwer verletzte Frau vorbei bringt, ändert sich das Leben der Familie schlagartig. Bei der Frau handelt es sich um die Tochter des Grafen und als seine Soldaten ihrer im Hause des Zeidlers fündig werden, wird Elsbeth kurzerhand des Todes angeklagt und verurteilt. Seyfried erbittet um einen Aufschub für die Verstreckung des Todesurteils, um bei der gerühmten Äbtissen Hildegardvon Bingen vorsprechen zu können inder Hoffnung, dass sie sich für ihn und seine Frau einsetzt...


    So ziemlich jede Figur hat ein Geheimnis in dem Buch, das sie mit sich rumschleppen und den Weg, den sie gehen, nicht einfacher machen. Und in diesem Roman wird viel Wegstrecke hinter sich gebracht. Was auf den ersten Blick langweilig klingen mag, hat sich als überraschend kurzweiliger Abenteuerroman entpuppt. Das liegt zum einen an die tollen Berufsbeschreibungen des Zeidlers. Immer wieder dürfen wir Seyfried über die Schulter gucken, wie er den Bienen Honig abnimmt oder sie selbst züchtet. Zum anderen geschehen immer wieder überraschende Dinge und die verschiedenen Perspektivenwechsel sorgen ebenfalls für kurzweilige Unterhaltung. So lernen wir nicht nur den Zeidler näher kennen, sondern auch seine Tochter und die engste Vertraute der Äbtissin Hildegard von Bingen.


    Hildegard von Bingen nimmt ebenfalls einiges an Raum ein. Mir gefällt ihre Darstellung in diesem Buch, auch wenn sie nicht durchweg hoch gelobt und positiv wegkommt. So wird sie viel realistischer und somit auch persönlicher dargestellt, als ich es gedacht hätte. Wir erfahren auch einige persönliche Dinge über Hildegard und ihren Lebensweg und werden auch mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die sie zu bewältigen hatte, als sie auszog, um ein eigenes Kloster als Frau aufzubauen.

    So ist der hauptsächliche Protagonist mit Seyfried zwar ein Mann, aber er ist umringt von großartigen Frauen, so dass der Roman überhaupt nicht einseitig männlich dargestellt ist und dennoch ohne als Mann verkleidete Frauen auskommt. Das hat mir richtig gut gefallen.


    Der Zeiderfamilie wird ein Bösewicht gegenüber gestellt: Theobald. Es gibt eigentlich nichts Positives zu berichten, dennoch wird kurz versucht, ihn und seine Handlungen zu erklären. Auch konnte ich mir, einigen Respekt über seine Klugheit und Manipulationsstärke abringen, auch wenn der Mensch an sich keine schönen Seiten zeigt. Ohne diese Kurzerklärung wäre mir der Charakter auf jeden Fall zu einseitig gewesen.


    So bekommen wir insgesamt einen spannungsgeladenen und actionreichen Mittelalterroman präsentiert, in dem die interessanten Themen der Bienen und Hildegard von Bingen ins Zentrum gerückt werden!

  • Der Gesang der Bienen von Ralf Dorweiler


    Als Zeidler zieht Seyfried durch die Wälder und erntet den Honig der Bienen. Doch als ein Doktor ein schwer verletztes Mädchen bei ihnen ablädt und in den Händen seiner Frau Elsbeth, einer Heilerin, zurücklässt, gerät seine Frau, seine Kinder und er in große Gefahr. Denn seine Frau wird zum Tode verurteilt. Ihm bleiben nur wenige Tage, um bei Hildegard von Bingen um ein Gnadenersuch zu bitten. Und die Zeit rennt …


    Der vorliegende historische Roman konnte mich nicht zuletzt durch seine detailverliebte Recherche fesseln. Die Zeidlerei war ein Feld des Mittelalters, über das ich noch sehr wenig wusste. Ich hatte mich mehr dem Schwertkampf oder den Illuminationen von Büchern zugewandt. Der süße Honig war eben einfach „da“. Durch Ralf Dorweiler habe ich vieles zum einen über dieses Handwerk erfahren und wie angesehen und schwierig der Beruf war. Toll recherchiert und toll in einem spannenden Roman wiedergegeben. Vom Hintergrund war ich also schon einmal sehr angetan.


    Auch die Darstellung der Charakter hat mich gefesselt. Der mutige Zeidler Seyfried, der nach Bingen reißt um in einer für ihn völlig neuen Welt Hilfe zu erflehen. Er musste sich beweisen, und seine Weltoffenheit hat mich begeistert. Auch war er um kein Wort verlegen, als er mit der wohl wichtigsten historischen Person in diesem Buch sprach. Hildegard von Bingen – Mir war sie nur flüchtig bekannt. Dieses Buch hat sie mir als Persönlichkeit näher gebracht und ich habe sie schätzen gelernt. Ihren Weitblick ebenso wie ihre resolute Art, die in der damaligen Zeit sicher für eine Frau dringend notwendig war. So gab es einen ganzen Strauß an Persönlichkeiten, die der Autor alle liebevoll und farbenprächtig gezeichnet hat und mit denen ich wirklich mitfiebern konnte. Der Bösewicht war wirklich mit scharfer Spitze und hassenswert skizziert. Bei ihm hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Hintergrund gewünscht.


    Die Handlung an sich fesselte mich gleich. Da sie sich bald in unterschiedliche Stränge aufspaltete, wusste ich gar nicht, mit welchem -Protagonisten ich nun mehr mitfiebern sollte. Dorweilers Schreibstil tat sein Übriges hinzu, um mich an die Seiten zu binden. Er war detailreich, aber nicht zu blumig und zum Glück sehr unkitschig ;) Ich fand mich im Mittelalter wunderbar wieder und vor allen Dingen hat er uns den Klosteralltag und das Zeidlerhandwerk nähergebracht. Wunderbar!


    Auch die Spannung kam nicht zu kurz. Die Kapitel waren angemessen lang, und die Überschriften trugen zur Lesegeschwindigkeit bei (ich will nicht zu viel verraten, aber Dorweilers Countdownsystem hat prima funktioniert!). Zum Schluss war es mir vielleicht ein bisschen zu knapp.


    Ich lege das Buch jedem ans Herz, der sich für das mittelalterliche Handwerk und die Figur der Hildegard von Bingen begeistern kann. Ich ging bereichert aus der Lektüre hervor. Aufgrund der kleinen Kritikpunkte vergebe ich 4,5 Sterne.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Der Gesang der Bienen


    Schwarzwald 1152: Der Zeidler Seyfried führt mit seiner Familie ein zufriedenes Leben im Schwarzwald – bis seine Frau zum Tode verurteilt wird. Seyfrieds letzte Hoffnung ist die Fürsprache der berühmten Hildegard von Bingen, daher macht er sich auf den Weg zu ihrem neu gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg. Hildegard knüpft ihre Hilfe jedoch an schier unerfüllbare Bedingungen und für Seyfried und seine Frau beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.


    Die Arbeit mit Bienen im Mittelalter sowie die Tatsache, dass die berühmte Hildegard von Bingen in dem vorliegenden Buch eine Rolle spielt, haben mich zu meinem ersten Roman von Ralf H. Dorweiler greifen lassen. Und es wird nicht das letzte Buch sein, denn die Mischung aus historischen Fakten und spannender Fiktion konnte mich fesseln und überzeugen.


    Ein Zeidler bestritt im Mittelalter seinen Lebensunterhalt mit dem gewerbsmäßigen Sammeln von Honig und Wachs wilder oder halbwilder Bienenvölker. Wachs war zur damaligen Zeit ein wichtiger Rohstoff, denn mit ihm konnte man u.a. wertvolle Kerzen herstellen, die Licht in dunkle Nächte und Räume brachten.


    In Seyfrieds Familie fällt sofort ihr liebevoller und zwangloser Umgang miteinander auf, man muss die einzelnen Familienmitglieder einfach in sein Herz schließen. Elsbeth ist eine Heilkundige, was zur damaligen Zeit Fluch und Segen bedeuten konnte. In ihrem Fall wird es ihr zum Verhängnis, als ihre Patientin Fronika. die Tochter des ministerialen Marschalls Gottfried von Staufen, verstirbt und sie daraufhin zum Tode verurteilt wird.


    Seyfried selbst trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, das sich vor allem durch seinen Zorn auf und seine Abkehr von Gott bemerkbar macht. Auch die Äbtissin Hildegard von Bingen erkennt das und versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.


    An Hildegard von Bingen muss man sich erst gewöhnen: sie kann stellenweise sehr ruppig und direkt sein und macht sich damit nicht nur Freunde innerhalb und außerhalb der Klostermauern. Aber ich denke, zur damaligen Zeit durfte man als Frau nicht allzu zimperlich sein, wollte man sich in einer männerdominierten Welt behaupten. Und je mehr man von ihr während des Romans kennenlernt, umso faszinierender wird sie, auch wenn man sie anfangs am liebsten schütteln möchte, weil ihr nicht bewusst zu sein scheint, dass Seyfried die Zeit davonläuft.

    Erstaunt hat mich vor allem, wie vielseitig Hildegards Forschungen waren, sie hatte keinerlei Berührungsängste oder Vorbehalte, um sich Wissen anzueignen.


    Überhaupt gibt es einige starke Frauenfiguren in dem Roman: Anna, die vierzehnjährige Tochter von Seyfried und Elsbeth, zieht mit ihrem kleinen Bruder Jasper während der Abwesenheit ihres Vaters in die Burg von Gottfried. Dabei lässt Anna nichts unversucht, um mit ihrer Mutter im Kerker sprechen zu können. Zudem gerät sie in den Fokus des undurchsichtigen und gefährlichen Ritters Theobald von Molsheim.


    In Hildegards Kloster auf dem Rupertsberg lernt der Leser die junge Novizin Adelheyd kennen, die von Hildegard gerne als Schreiberin in Anspruch genommen wird. Adelheyd hat das Herz am rechten Fleck, hütet aber auch ein dunkles Geheimnis.


    Starke Charaktere, viele interessante historische Fakten, tolle Beschreibungen und spannende Wendungen – das sind die Zutaten dieses historischen Romans, bei dem die Seiten nur so dahin fliegen. Der Autor hat eine Vorliebe für dramatische Höhepunkte, was die Spannung nochmal steigert, jedoch war es mir zum Ende des Buches hin fast schon zu viel Dramatik. Ansonsten fand ich das Ende des Buches jedoch absolut gelungen und raffiniert.


    Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist das Personenverzeichnis und die sehr schön gestaltete Karte am Ende des Buches.



    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Der Gesang der Bienen


    Ralf H. Dorweiler nimmt uns in seinem neuen Roman mit ins Jahr 1152. Der einfache Zeidler Seyfried hat nur 2 Wochen Zeit um das Leben seiner Frau zu retten. Damit beginnt für Seyfried und auch für den Leser eine abenteuerliche Reise, die zu Hildegard von Bingen und sogar auf den Hof des Königs Friedrich I. führt.


    Vorausschicken möchte ich, dass mir der Autor bis jetzt nicht bekannt war. Das Buch war aber für mich interessant, weil ich historische Romane, die nicht nur reine Fiktion sind, sehr schätze.


    Der Autor zeichnet ein authentisches Bild einer Zeit mit strengen gesellschaftlichen Hierarchien, Normen und Gesetzen. Das mittelalterliche Leben wird anschaulich dargestellt. Auch die Beschreibungen der Zeidlerei (eine Form der Imkerei) sind informativ und niemals langweilig.


    Alle Protagonisten werden facettenreich und vor allem sehr menschlich beschrieben: mit Sorgen, Ängsten, Wünschen und vor allem mit Geheimnissen, die einerseits die Spannung noch erhöhen und andererseits Hintergrundinformationen liefern, die das Verständnis der einzelnen Personen nur noch erhöhen.


    Wirklich gelungen finde ich die Tatsache, dass hier das Schicksal von fiktiven Personen mit jenem historischer Persönlichkeiten zu einem überaus spannenden Roman verwoben wird. So erfährt der Leser ganz nebenher auch viel über das Leben von Hildegard von Bingen. Auch wenn sie vielleicht nicht die sympathischste Person war, so war sie doch zweifelsohne eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit.


    Die Sprache ist flüssig, der Erzählstil fesselnd - Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Es stört auch nicht, dass der Zufall vor allem gegen Ende hin, eine große Rolle spielt.


    Fazit: eine tolle Mischung aus Fiktion und historischen Fakten, spannend und informativ geschrieben – knapp 470 Seiten sind viel zu schnell gelesen. Leseempfehlung!

    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Vernunft, Vernunft...

  • Der Gesang der Bienen (Ralf H. Dorweiler)


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    Über das Buch:

    Dieser historische Roman ist im Frühjahr 2019 erschienen und zählt fast 500 Seiten. Der Autor Ralf H. Dorweiler lebt im Südschwarzwald und arbeitet für eine regionale Tageszeitung.


    Inhalt und Stil:

    Das Buch handelt von Seyfried und seiner Familie. Seyfried ist Zeidler, er sammelt also grob gesagt Honig und Wachs von wilden Bienen und hält sich auch selbst Bienen. Er, seine Frau Elsbeth und ihre drei Kinder leben im Wald ein zufriedenes, wenn auch sehr einfaches Leben.

    Elsbeth kennt sich gut mit Kräuterheilkunde aus - und eines Tages bringt ein Medicus eine schwer verwundete junge Frau bei ihnen vorbei. Schnell überschlagen sich die Ereignisse und es kommt dazu, dass Seyfrieds Frau zum Tode verurteilt wird. Nun muss Seyfried alles daran setzen, das Leben seiner Frau zu retten. Seine Reise führt ihn zur Äbtissin Hildegard von Bingen - und er sieht sich mit zahlreichen schwierigen Hürden konfrontiert. Schließlich steht das Leben seiner gesamten Familie auf dem Spiel.


    Die Geschichte um Seyfried den Zeidler ist in einige Kapitel eingeteilt, die jeweils mit einem interessanten / schönen Zitat (oft von Hildegard von Bingen) beginnen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge.

    Der Schreibstil ist schön und ausgeglichen. Weder zu trocken, noch zu ausschweifend. Während des Voranschreitens des Plots erfährt man einiges über die Zeidlerei, den Alltag in Klöstern und Ritterburgen.



    Meine Meinung:

    Für mich war es ja das erste Buch des Autors, und ich werde nun bestimmt noch weitere Bücher von ihm lesen. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, und auch die Thematik scheint oft zu meinen Interessen zu passen.


    Die Charaktere in dem Buch waren bis auf sehr sehr wenige Ausnahmen (ich hätte gerne noch mehr über das mittlere Kind des Zeidlers, Jasper, erfahren - so kam er mir manchmal als nötiges Anhängsel und 'Comic Relief' vor) allesamt gut abgerundet sowie glaubhaft. Der Antagonist war authentisch und nicht übertrieben oder zu lahm. Die Figuren hatten also meiner Wahrnehmung nach die erwünschte Tiefe.


    Das Tempo der Geschichte war passend. Erst war es spannend, dann spannend und interessant und dann spannend und ereignisreich. Also dem Einführen der Figuren, der schwierigen Reise des Zeidlers und dann dem aufregendem Endakt entsprechend.


    Also eine gute historische Geschichte die mir einige Stunden Lesevergnügen bereitet hat. Ich hatte viel Freude mit dem Buch und habe mit Seyfried, Elsbeth, Anna, Adelheyd und Hildegard (und Co.) gerne mitgefiebert.


    Ich gebe 5 Ratten. :)


    5ratten