Daniela Krien - Die Liebe im Ernstfall

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    Gebundene Ausgabe: 288 Seiten

    Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (27. Februar 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3257070535

    ISBN-13: 978-3257070538


    Inhaltsangabe:


    Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.


    Autoreninfo:


    Daniela Krien, geboren 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin, 2011 erschien ihr Roman "Irgendwann werden wir uns alles erzählen", der in 14 Sprachen übersetzt wurde. Ihr 2014 veröffentlichter Erzählband "Muldental" wurde 2015 mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Daniela Krien lebt mit zwei Töchtern in Leipzig.


    Meine Meinung:


    Titel: Wenn Liebe weh tut...


    Bereits auf der Buchmesse in Frankfurt 2018 bin ich auf dieses Buch gestoßen und erwartete sehnsüchtig sein Erscheinen. Nach Vollendung der Lektüre bin ich einfach nur sprachlos. Wer rüttelt denn da am Thron meines Lieblingsbuches "Vom Ende der Einsamkeit"?


    In der Geschichte geht es um fünf Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und dennoch haben sie etwas gemeinsam: die Liebe quält sie. Wie gehen sie um mit ihren Partnerschaften, den Kindern oder gar dem Singleleben? Was macht die Frauen aus? Und vor allem: Wie viel Leid kann man ertragen für die Liebe?


    Besonders hervor sticht der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin, der einen direkt in seinen Bann zieht und mitten ins Herz trifft. Mit zeitlichen Sprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit erfährt man in fünf Abschnitten, stets benannt nach der jeweiligen Figur, wie es den Frauen ergeht.


    Die von der Autorin dargestellten Figuren sind sehr facettenreich und untereinander sehr unterschiedlich und dennoch habe ich mich in jeder von ihr ein Stück weit wiedergefunden. Von der unterdrückten Ehefrau bis zur selbstbewussten, alleinstehenden Ärztin ist alles dabei.


    Das was den Frauen passiert, ist so unfassbar und dennoch so wahr, was man aber wahrscheinlich erst so richtig glauben kann, wenn man ähnliches durch hat oder einfach mehr Lebenserfahrung besitzt.


    Erst zum Ende des Romans kristallisiert sich heraus welche Verbindungen zwischen den Frauen bestehen, was ich richtig gelungen fand, denn beim Lesen habe ich stets gemutmaßt und mit gerätselt ob die Frauen sich kennen und wie sie zueinander stehen.


    Dieses Buch hat es seit langem mal wieder geschafft bei mir echte Emotionen zu wecken, denn bereits bei Paula musste ich mit einem Mal weinen, da mich ihre Geschichte wirklich tief bewegt hat.

    Nun könnte man meinen, dass die Autorin etwas gegen Männer hätte, weil die doch eher schlecht wegkommen, aber dies stimmt ganz und gar nicht, denn es gibt sie auch, die Guten und Fürsorglichen, nur eben leider nicht in der Überzahl.


    Bei Wenzel habe ich nämlich wirklich gedacht: endlich mal ein Mann, wie man ihn sich wünschen würde und eben kein triebgesteuerter, emotionaler Krüppel.


    Ich musste im Übrigen bei der Lektüre immer wieder pausieren, einfach weil ich so ergriffen war, weshalb ich es auch nicht in einem Rutsch gelesen habe. Es ist jetzt schon eine Woche her, dass ich es beendet habe und es wirkt immer noch nach und die Figuren tauchen immer mal wieder in meinem Bewusstsein auf.


    Lesetipp: Dieses Buch nie direkt vor dem Schlafengehen lesen, denn sonst wird es eine schlaflose Nacht.


    Fazit: Für mich ganz klar ein Lesehighlight im Jahr 2019. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Man muss dieses Buch gelesen haben, sonst verpasst man etwas. Weltklasse!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Da kriegt man richtig Lust darauf es zu lesen.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ich kann diesem Roman - wie momentan so vielen - nicht viel abgewinnen. Im Nachhinein frage ich mich sogar, warum es drei Sterne geworden sind.


    Auf der Suche nach Erfahrungen sind die fünf Frauen, um die es in Daniela Kriens Roman "Die Liebe im Ernstfall" geht. Für mich ist es eher eine Sammlung von fünf (längeren) Kurzgeschichten, denn jede der hier vorgestellten Frauen hat ihre Geschichte - und diese haben nur bedingt miteinander zu tun. Denn es ist nicht so, dass sich alle fünf Frauen kennen - jede kennt manche davon und nur Judith kennt alle - die meisten allerdings im Rahmen ihrer Tätigkeit als niedergelassene Hausärztin.

    Und alle diese Frauen haben Wünsche und Sehnsüchte, vor allem aber Erfahrungen. Erfahrungen in einem Bereich, nämlich in der Liebe. Um sie geht es hier und zwar nicht nur im Ernstfall.

    Ich muss gestehen, ich bin nicht zum Fan dieses Romans geworden: vor allem deswegen, weil die Frauen nicht eindringlich genug charakterisiert wurden. Und ihre Liebesgeschichten - von denen durchaus viele Folgen hatten - waren aus meiner Sicht nur selten Ernstfälle. Oftmals mit unsympathischen Männern. Oder auch die Frauen wurden in der Konfrontation der bestehenden oder vergehenden Liebe zu Unsympathinnen.

    Hier rein, da raus - das ist leider mein Fazit dieser Lektüre, die - durchaus gefällig geschrieben - sich nicht allzu tief in meinem Bewusstsein eingenistet hat - ich habe fast schon während des Lesens vergessen, was es mit der vorherigen Frau eigentlich auf sich hatte.

    Für mich sind alle fünf Frauen, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren, jede auf ihre eigene Art und teilweise auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens. Das kann spannend sein, doch die verlorenen Chancen, die bei einer Monika Zeiner oder Vea Kaiser witzige, spritzige oder auch tiefgründige Folgen haben, verpuffen hier vielfach im Nichts.

    3ratten

  • Ein Roman, der eigentlich aus 5 Kurzgeschichten besteht. 5 ganz unterschiedliche Frauen, 5 ganz unterschiedliche Lebensgeschichten - mehr oder weniger eng miteinander verwoben. Kriens Roman besticht durch eine klare Sprache, oftmals nüchtern, nicht wertend, dennoch entstehen sehr gut gezeichnete Charaktere. Mit manchen Frauen fühlt man sich mehr, mit anderen weniger verbunden, aber dennoch schafft es Krien, dass man sich in alle Frauen einfühlen kann. Jede kämpft auf ihre Weise im Leben um ihren Platz. Es ist kein Gute-Laune-Roman, aber auch kein Roman, der bedrückt. Es könnten die Geschichten von tausenden Frauen sein und dennoch ist das Buch nie langweilig. Im Gegenteil, man kommt in einen Fluss und möchte weiterlesen. So ein wenig sehe ich Parallelen zu Elizabeth Strouts Roman "Mit Blick aufs Meer", welcher auch lose miteinander verwobenen Kurzgeschichten versammelt, wobei Krien "ihre" Frauen länger begleitet. Und dennoch lassen die Geschichten durch ihre offenen Enden viel Raum für die eigene Gedanken - oft, wie im richtigen Leben.



    Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Im Nachwort erzählt Krien, dass die Vorliebe ihrer Tochter Clara für Happyends nicht ohne Einfluss geblieben ist. Dafür bin ich an dieser Stelle sehr dankbar. Auch wenn keine Geschichte wirklich mit einem Happyend endet, haben sie dennoch versöhnliche Anklänge.


    4ratten

  • "Die Liebe im Ernstfall" porträtiert fünf Frauen ungefähr gleichen Alters, die vor verschiedensten Herausforderungen in ihren Beziehungen und Familien stehen: Paula tut sich nach einem großen Verlust schwer, wieder im Leben Fuß zu fassen; Judith ist ständig auf Online-Partnerbörsen unterwegs und kann sich doch nie wirklich auf eine ernsthafte Beziehung einlassen; Brida kann ihren Ex nicht loslassen, aber für ein gelungenes Zusammenleben sind die beiden einfach zu unterschiedlich; Malika leidet unter ihrer Kinderlosigkeit, einer gescheiterten Beziehung und dem zeitlebens lieblosen Verhalten ihrer Eltern, und ihre Schwester Jorinde mag zwar das verhätschelte Nesthäkchen gewesen sein, hadert aber ständig mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie und führt beileibe nicht die Traumehe, die es nach außen hin zu sein scheint.


    Man kann die fünf Geschichten gut als Querschnitt durch die gehobene Mittelschicht der Gegenwart lesen. Daniela Krien schneidet viele aktuelle Themen an, von ökologisch korrektem Leben bis zur Spaltung der Gesellschaft zwischen Rechts und Links, und auch die Lebenswege der fünf Hauptfiguren decken eine Vielzahl an Problematiken ab, die heute viele Frauen bewegen: sexuelle Selbstbestimmung, Beruf vs. Familie, Geschlechterrollen, Kinderlosigkeit, Verluste, psychische Probleme, Prägungen aus der Kindheit, unerfüllte Wünsche, Schwierigkeiten im Familienleben oder der Partnerschaft.


    Wirklich gut identifizieren konnte ich mich allerdings mit keiner der Frauen. Vieles wurde zwar durchaus nachvollziehbar geschildert und es gibt auch ein paar ziemlich heftige Ereignisse, ein Großteil wirkte auf mich aber dennoch wie unnötig aufgeblasene "first world problems". Die gentrifizierten Lebenswelten der meisten Protagonistinnen waren mir etwas zu abgehoben (und die überkandidelten Namen der meisten Figuren sind mir irgendwann auf den Keks gegangen, in der Häufung wirkte das arg gewollt und ich hätte mich echt gefreut, wenn jemand einfach mal Julia oder Alexander geheißen hätte :breitgrins: ). Und dass fast alle Männer Unsympathen waren, hat mich auch ziemlich genervt.


    Was ich allerdings hübsch fand, waren die kleinen Querverbindungen zwischen den fünf Hauptfiguren, die immer wieder zutage treten.


    Vielleicht lag es auch am eher sachlich-kühlen und manchmal schon fast ein bisschen umständlichen Stil, dass mich das Buch emotional nicht abgeholt hat, auch wenn es mich durchaus interessiert hat, wie sich die Dinge entwickeln. Ganz albern fand ich die Marotte, wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern im Kursivdruck darzustellen. Mit solchen Stilexperimenten kann ich nichts anfangen.


    Von dem Buch hatte ich mir nach all den Lobeshymnen mehr erwartet, als ich am Ende bekommen habe.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen