Antoine Leiris - Meinen Hass bekommt ihr nicht

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    Antoine Leiris Buch Meinen Hass bekommt ihr nicht umfasst den Zeitraum von zwei Wochen, in denen der Autor seinen Wechsel von einem in ein anderes Leben beschreibt.


    Es ist der 13. November 2015. Antoine Leiris ist mit seinem kleinen Sohn Melvil zu Hause, während seine Frau ein Konzert besucht. Als er eine SMS mit der Anfrage, ob es sie in Sicherheit wären, erhält, schaltet er den Fernseher ein und erfährt so von dem Attentat, das auf die Konzerthalle "Bataclan" verübt wurde. Den Ort, an dem seine Frau sich befindet.


    Leiris kann nicht losstürzen um seine Frau zu suchen. Er hat ein kleines Kind zu Hause. So verzögert sich seine Suche nach ihr, bis die Familie eintrifft und er mit seinem Bruder den Tatort zu erreichen versucht. Einen Ort, den er sehnlichst herbeiwünscht, in der Hoffnung seine Frau lebend zu finden, und gleichzeitig immer weiterfahren möchte, um die Hoffnung am Leben zu halten.


    Hélène geht nichts ans Telefon, sie ist nicht unter den Verletzen und doch suchen die beiden weiter, denn ein Ende der Fahrt wäre das Ende der Hoffnung. Aber irgendwann ist es soweit.


    Das Ende der Straße ist erreicht.


    Er muss zurück. Bald wird Melvil erwachen.


    Was nun kommt, ist das Warten auf die endgültige Nachricht, das Abschied nehmen und zugleich das Leben, das einfach weitergeht, auch ohne Hélène.


    Wie er versucht den gutgemeinten Hilfsangeboten, ob professionell oder von Freunden und Bekannten, zu entgehen. Seinem Sohn so schonend wie möglich den Verlust der Mutter zu erklären. Nicht daran zu zerbrechen, dass das Leben seiner Familie nie wieder so sein wird, wie es einmal war.


    Am Tag nachdem er Abschied von seiner Frau genommen hat, postet Antoine Leiris einen Text auf Facebook, der mit den Worten "Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht." beginnt. Er versagt den Attentätern seinen Hass, die Zeit, die er damit verbringen würde, schenkt er seinem Sohn, dem er ein glückliches Leben ermöglichen will.


    Ein paar Tage später beginnt er dieses Buch zu schreiben, in dem er die Zeit zwischen dem 13. November bis zum Tag nach der Beerdigung festhält.

    Etwas was auch ich mich gefragt habe auf den ersten 30 Seiten, beschreibt er so:

    Zitat

    Nur wenige Menschen können verstehen, dass ich so schnell über die Umstände hinweggehe, unter denen Hélène getötet wurde. Ich werde gefragt, ob ich vergessen oder verziehen hätte. Ich verzeihe nichts, ich vergesse nichts, ich gehe über nichts hinweg, und schon gar nicht so schnell. Wenn jeder in sein Leben zurückgekehrt sein wird, werden wir immer noch damit leben. [...]

    140 Seiten umfasst das Buch, das in kurzen Kapiteln prägnant beschreibt was Antoine Leiris fühlt, wie er die ersten Tage erlebt und für seinen Sohn da ist.


    Nach der Veröffentlichung auf Facebook erhält er viele Zuschriften. Beim Lesen der Briefe kommen ihm Gedanken wie "Am liebsten möchte ich ihnen sagen, dass ich mich von meinen Worten überfordert fühle" oder "Ich kann von einem Tag auf den anderen untergehen".


    Das Schreiben seines Post und dieses Buches hat ihm sicher dabei geholfen seine Angst und seine Verzweiflung in Zaum zu halten. Eine Basis zu schaffen, um das Leben mit seinem Sohn so glücklich wie möglich weiterführen zu können. Der Verlust von Hélène hinterlässt die gleiche Lücke, egal ob sie nun durch ein Attentat, eine Krankheit oder ein Unfall ausgelöst wurde. Ich hätte mir jedoch gewünscht, wenn etwas deutlicher geworden wäre, wie er zu seiner Einstellung, die dem Buch seinen Namen gab, kam.


    Trotz des bewegenden Themas ein gut zu lesendes Buch, voller Liebe und auch Hoffnung.


    (Ich verzichte hier bewußt auf eine Rattenvergabe.)

  • Das klingt wirklich sehr gut und steht schon länger auf meiner Wunschliste

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Danke yanni

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane