Ernest Hemingway - Schnee auf dem Kilimandscharo

Es gibt 32 Antworten in diesem Thema, welches 6.990 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • In Another Country

    Lazarettaufenthalt in Italien, so unbeeindruckend, dass ich mich nur einen Tag nach dem Lesen schon nicht mehr daran erinnern konnte.


    The Killers

    Die Geschichte gefiel mir ganz gut, obwohl mir das Verhalten der Figuren schon sehr lakonisch vorkam.


    A Way You’ll Never Be

    Als Kriegstraumaschilderung gelungen


    Ich vermute mittlerweile, dass mir seine Romane besser gefallen würden, bei so einigen der Kurzgeschichten frage ich mich nämlich, was er mir da überhaupt erzählen möchte - bei einem Roman sollte die Geschichte oder Botschaft deutlicher hervortreten. Den Stil (schnörkellos trifft es gut) finde ich nämlich gar nicht so übel. Nur seine Vorliebe für Wiederholungen, sowohl in Aufzählungen wie auch bei manchen Dialogen, wenn Menschen immer wieder die gleichen Sätze wiederholen, nervt etwas.

  • 30 Seiten sind nicht sehr viel, aber im Falle von "Der alte Mann und das Meer" tatsächlich schon genug, um mir jede Motivation zum Weiterlesen zu nehmen..


    Ganz wie bei den Kurzgeschichten hat auch das, was ich bisher gelesen habe, in mir dieses Grundgefühl der Sinnlosigkeit hervorgerufen, ich weiß nicht, wie ich es besser benennen soll. Hemingway erzählt und erzählt, und Dinge passieren oder eben nicht, und sie hängen zusammen oder eben nicht, es fühlt sich an wie ein sich ewig drehendes Rad. Dazu tragen auch die vielen Wiederholungen bei, die illy erwähnt hat, ebenso wie die klare und einfache Sprache. Ich habe somit das Gefühl, als würden Gespräche und Handlungen immer nur um etwas nicht Erkennbares kreisen. Stimmungen werden nicht aufgebaut, ebenso wenig wie Spannung.


    Der Stil ist klar interessant, aber es bleibt nichts, zumindest bei mir.


    Zu Hemingway scheine ich also keinen Zugang zu finden.. Ich werde das Buch jetzt noch irgendwie zu Ende bringen, aber so wie es aussieht, wird sich an meiner Meinung nichts ändern (falls doch, werde ich es natürlich im Forum berichten (dann aber im Thread zu "Der alte Mann und das Meer", um hier nicht noch weiter von den Kurzgeschichten abzulenken) und die Hemingway-Liebhaber ein wenig trösten ;))

  • Scheint fast so, als könntet Ihr nicht miteinander, Ernest und Du ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich zitiere den uralten gestandenen sandhofer :belehr: "Hemingway musst du als 20-jähriger postpubertierender Jüngling lesen." Und ich muss an mir feststellen, dass zumindest 40+ nicht unbedingt mit Hemingway zusammenpasst. ;)


    Aber ich bin jetzt durch mit dem Buch.



    Fifty Grand

    Der Anfang war wieder öde, sinnlos und voller langweiliger Wiederholungen, doch die Schilderung des Boxkampfes hat mich, obwohl mich der Sport nicht interessiert, auf den Nägeln kauen lassen, so spannend war es.


    The Short Happy Life of Francis Macomber

    Hemingway glaubt nicht an die Liebe, sondern nur an die Suche nach Vorteilen in einer Beziehung, das zumindest vermittelt mir diese Geschichte. Es ist übrigens (wenn ich aufgepasst habe) die einzige mit einer weiblichen Figur, die eine Rolle spielt und mit Namen genannt wird, im ganzen Buch.



    Die erste und die letzte Geschichte sind die deutlich längsten und beides Safari-Storys, das macht das Buch recht rund.


    Ganz unverständlich ist mir Hemingways Ruhm nicht geblieben, er KANN schreiben. Allerdings habe ich das in dieser Sammlung nur ab und zu gemerkt und auch wenn ich vermute, dass mir ganze Romane besser gefallen könnten, scheue ich erstmal vor weiteren Versuchen zurück. Für ein paar wirklich starke Momente gibt es noch


    3ratten

  • illy ich habe heute 49 Geschichten von Ernest Hemingway aus dem Bücherregal mitgenommen und bin am Überlegen, ob das die deutsche Ausgabe deines Buchs ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich hole diesen Strang nochmal hoch und setze ihn fort. Ich hoffe, das ist okay.


    Also, ich lese gerade die Kurzgeschichtensammlung in der Übersetzung, die im Eröffnungspost besprochen wurde, und habe die titelgebende Erzählung gelesen. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich zuvor noch nie etwas von Hemingway gelesen habe.


    Mein bisheriger Eindruck: zwiegespalten.


    Ja, es ist große Erzählkunst. Die Bilder, die entworfen werden, sind eindrücklich und großartig. Auch das, was erzählt wird, ist nicht trivial und ich habe es auch nicht als "sinnlos" empfunden. Im Gegenteil, ich wurde sehr in die Geschichte hineingezogen. und werde die Sammlung auch nicht weglegen.


    Aber: Ich mag einfach keine Literatur, die von (alten) Männern handelt / geschrieben wurde, die sich selbst zu wichtig nehmen und in einer daraus resultierenden Sinnkrise (oft Midlifecrisis) stecken, häufig verbunden mit einem kruden Frauenbild. Da krieg ich die Krise und rolle beim Lesen ständig innerlich mit den Augen. Und genau das schwingt für mich bei Hemingway mit. Das ging mir zum Beispiel auch bei Frisch, Hesse und Mann so (zumindest bei dem, was ich von denen gelesen habe).


    Und das Seltsame ist, dass ich genau diese Erfahrung gemacht habe:

    Ich zitiere den uralten gestandenen sandhofer:belehr: "Hemingway musst du als 20-jähriger postpubertierender Jüngling lesen." [...]

    Manche jungen Männer finden solche Literatur ganz toll (ich will mich lieber nicht fragen, warum).


    Natürlich kann man anmerken, dass diese Schriftsteller (bzw. vielleicht nur manches von dem, was sie geschrieben haben) aus der Zeit gefallen, nicht mehr zeitgemäß, "anachronistisch" sind. Aber: Das müsste doch dann im Prinzip für alle Literatur gelten und dem ist ja nicht so.


    Ich bin gespannt, wie es mir mit den folgenden Kurzgeschichten geht... :breitgrins:.

  • So, inzwischen habe ich alle Kurzgeschichten gelesen und muss meinen anfänglich auch negativen Eindruck revidieren: Es geht nicht nur um Altmänner-Krisen :breitgrins:.

    Ich muss sogar sagen, dass für mich "Schnee auf dem Kilimandscharo" bei Weitem nicht die beste Erzählung ist.

    Hemingway hat einen großartigen, bildgewaltigen Erzählstil und ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen. Ich finde den Rum seiner Literatur verdient.

    Nur eine winzige Kleinigkeit hat mich gestört: Bei Dialogen scheint es nur die beiden Verben "fragen" und "sagen" zu geben. Das ist mir schon bei John Irving aufgefallen. Vielleicht ist das ein "Problem" des Englischen? Und bei eben diesen Verben in Dialogen wird auch wild in der Zeitform herumgesprungen, zwischen Präsens und Präteritum. Ich habe versucht, ein Muster, eine Absicht dahinter zu entdecken, es ist mir aber nicht gelungen. Es wäre interessant, ob es in der Originalsprache auch so ist.


    Der Titel hat mich abgeschreckt, aber jetzt bin ich reif für "Der alte Mann und das Meer" :breitgrins:!

  • @louzilla: Geht es in "Schnee auf dem Kilimandscharo" auch um Alkohol? Ich frage, weil du geschrieben hast, Hemingway hätte sich den "Rum seiner Literatur verdient". ;)

  • @louzilla: Geht es in "Schnee auf dem Kilimandscharo" auch um Alkohol? Ich frage, weil du geschrieben hast, Hemingway hätte sich den "Rum seiner Literatur verdient". ;)

    Ups, ein verheerender Tippfehler :rotfl:

    Allerdings war Hemingway durchaus dafür bekannt, dem Alkohol nicht gerade abgeneigt gewesen zu sein. Also passt Rum auch ganz gut :elch:...

  • Ich glaube schon, dass das bei Hemingway Absicht war, eben nicht zig verschiedene Verben für die Einleitung der wörtlichen Rede zu verwenden, sondern sich aufs schlichte Sagen und Fragen zu beschränken.


    (Ehrlicherweise ist mir das manchmal lieber als allzu viel gewollte Varianz!)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen