Violette Ailhaud - L'homme semence

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    Ich habe das Buch in der schwedischen Übersetzung unter dem Titel "Såningsmannen" (Der Sämann) gelesen. Eine deutsche oder englische Übersetzung konnte ich nicht finden.


    In diesem kurzen, mit Vor- und Nachwort nur 50 Seiten umfassenden Büchlein erzählt die Autorin von einer Episode in ihrer Jugend. 1851, als Ailhaud 16 Jahre alt war, kam es in der Provence zu einem Aufstand gegen Napoleons Staatsstreich, der allerdings schnell niedergeschlagen wurde. In ihrem abgelegenen Heimatort Le Poil wurden alle Männer, darunter ihr Vater und ihr Verlobter, gefangen genommen und deportiert. Zurück blieben Frauen und Kinder. Die Frauen beschlossen, den ersten Mann, der ins Dorf käme, gemeinsam als Sämann, als Samenspender zu benutzen, um das Überleben des Dorfes zu sichern - und um ihre sexuellen Wünsche zu befriedigen. Zwei Jahre später betritt dann tatsächlich ein Mann das Dorf und der Plan wird in die Wirklichkeit umgesetzt.
    Diese ungewöhnliche Geschichte schrieb Ailhaud als alte Frau 1919 nieder*, aber erst fast 100 Jahre später wurde sie veröffentlicht und wurde zu einem großen Erfolg in Frankreich.


    Eine kleine Perle ist diese autobiographische Erzählung, geschrieben in einem poetischen Stil, der viel Platz für eingene Gedanken der LeserInnen lässt, dabei aber auch handfest von der Sehnsucht einer jungen Frau nach sexueller Befriedigung erzählt. Ungewöhnlich deutliche Worte für die Entstehungszeit findet Ailhaud für die weibliche Sexualität. Anderes wird nur angedeutet, hingetuscht und ich könnte mir vorstellen, dass viele LeserInnen davon enttäuscht sind, nicht mehr über die Frauen des Dorfes und deren gemeinsamen Mann zu erfahren, aber für mich ist die Geschichte perfekt.


    5ratten


    *Zumindest, wenn man dem Vor- und Nachwort Glauben schenken will. Vielleicht ist es ja doch nur eine Phantasie?

    Wir sind irre, also lesen wir!