Susanne Tschirner - Lasra und das Lied der Steine

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.317 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Inhalt


    Die schottischen Orkney-Inseln im 3. Jahrtausend vor Christus: Vier Tage nach dem Frühlingsfest macht Lasra, die zukünftige Heilerin der Adlerleute, eine Entdeckung, die das scheinbar friedliche Leben auf den Inseln grundlegend verändert. Sie findet den Leichnam von Sihrus. Dem schönen, stolzen Sohn ihrer Lehrmeisterin ist offenbar der Schädel eingeschlagen worden. Von ihrer Sippe erhält Lasra den Auftrag, den Mörder zu finden. Schnell stellt sich heraus, daß Sihrus viele Neider und heimliche Liebhaberinnen hatte - und daß er bei seinen Reisen in den Süden von dem Geheimnis der Bronze erfuhr. Damit war Sihrus zu einer Gefahr geworden - sowohl für den Häuptling und für andere Sippen als auch für den sanften, mythischen Glauben an eine alte Gottheit, der auf der Insel bewahrt wird. Mit dem sagenumwobenen Metall scheint ein neuer Geist eingekehrt zu sein, der auf Macht und Kampf beruht. Zusammen mit einem Schamanen versucht Lasra, ihre bedrohte Welt zu retten. Eine spannende Saga und eine phantastische Zeitreise in die Steinzeit, wo Erdfrauen ihre Göttin beschwören, wo Schamanen die Sterne lesen - und wo das Verbrechen keinen Platz haben darf.


    Meine Meinung


    Ein sehr fesselndes Buch, welches in zwei Teile aufgeteilt ist: Teil 1 handelt von den Adlerleuten, wie Sihrus gefunden wurde und von Lasras Ermittlungen bei ihren eigenen Leuten. In Teil 2 verlagert sich der Handlungsort zu den Stierleuten, dort besucht Lasra ihre Schwester Ela und versucht den Täter zu finden.
    Mir gefällt die eher ruhige Gangart in Teil 1, so bleibt genug Zeit um mit den Personen warm zu werden und das Leben in der Gemeinschaft kennenzulernen.


    Anfangs war ich von den vielen Personen etwas verwirrt, sehr hilfreich waren da die jeweiligen Personen der Handlung, die zu Beginn der beiden Teile aufgelistet wurden. Und am Ende des Buches befindet sich auch noch ein Glossar.
    Lasra ist mir sympathisch, der Zugang zu ihr wuchs mit jeder Seite - und jetzt, wo das Buch ausgelesen ist, vermisse ich sie fast wie eine Schwester. Sie verliert ihr Ziel nie aus den Augen, egal wie aussichtslos die Aufgabe scheinen mag. Bei einigen Gedanken von ihr musste ich auch grinsen, und ich konnte ihre Schlussfolgerungen immer nachvollziehen.
    Füchschen, ihren jüngeren Bruder, hatte ich gleich liebgewonnen, und die beiden verbindet eine ganz besondere Beziehung. Köstlich finde ich auch den Schlagabtausch zwischen Ulera und Lin! Es gibt viele interessante Personen, die das Buch lebendig machen.


    Besonders gefallen hat mir auch die Schöpfungsgeschichte. Die Bezeichnungen Mutter Erde und Vater Himmel hatte ich schon öfter gehört, der Rest ist ja selbst erfunden und wirkt sehr passend auf mich.
    Ich hatte auch immer das Gefühl direkt dabei zu sein, viele Szenen sah ich förmlich vor mir - und die Beschreibung der Gerüche tat ihr übriges.
    Im Verlauf der Geschichte gab es viele Überraschungen und Geheimnisse, die auch dazu beitrugen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte!


    5ratten


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  • Hallihallo,


    auch von mir eine durch und durch begeisterte Rezension:


    Meine Meinung


    Im Jahre 3000 vor Christus existiert in der Sprache der Bewohner der Orkney-Inseln kein Wort für "Mord", doch das ist kein Garant dafür, dass nicht doch ein solcher verübt wird. Als Lasra, die zukünftige Erdfrau der Adlerleute, beim Kräutersammeln auf die Leiche von Sihrus stößt, gerät die schöne Ordnung jedoch völlig aus den Fugen. Offensichtlich war es kein Unfall, durch den Sihrus Kopf zertrümmert wurde. Anfangs sträuben sich die Sippenmitglieder dagegen, einen Mord als solchen anzuerkennen, denn "die Menschen der Inseln töten keine Menschen". Doch Lasra, die allen mit ihren neugierigen Fragen auf die Nerven geht, gibt keine Ruhe und schließlich erhält sie den Auftrag, die Umstände von Sihrus' Tod aufzuklären. Dabei findet sie heraus, dass nicht wenige ein Motiv gehabt hätten, den Helden ihres Volkes ins Jenseits zu befördern.


    Erst scheint die Steinzeit zivilisierter als die Jetztzeit, doch schnell finden sich Parallelen: Morde aus Missgunst, Eifersucht und Machtstreben werden möglich und Menschen werden zu Tieren, sobald sie aus ihrer vermeintlichen Sicherheit gerissen werden. Lasras Ermittlungen erschüttern die kleine Welt der Inselbewohner und man fragt sich, ob sie nicht besser doch Gras über die Sache hätten wachsen lassen sollen. Zum Glück ließ Lasra nicht locker, denn sonst wäre uns ein erstklassiger Steinzeitkrimi entgangen, der seinesgleichen sucht.


    Über 600 Seiten sind prall gefüllt mit Mythen und Legenden, doch auch mit dem Wissen, dem umfangreiche Recherchearbeit der Autorin vorausging. Der Schwerpunkt liegt auf einer intensiven Charakterzeichnung, die nicht nur Lasra, sondern viele andere Haupt- und Nebenprotagonisten umfasst. Dabei verzichtet Susanne Tschirner vollständig auf unnötige Grausamkeit und übertriebene Effekthascherei. Umso mehr lernt man Sitten und Gebräuche, Tier- und Pflanzenwelt der damaligen Zeit kennen.


    Besonders hervorheben möchte ich auch noch die Tatsache, dass es sich nicht um die Schilderung einer düsteren Zeit mit unzivilisierten "Neandertalern" handelt. Die verschiedenen Sippen weisen eine faszinierende Gesellschaft und Kultur auf und besitzen viele Kunstfertigkeiten, die wir heute mühsam erlernen müssten. Sehr interessant ist auch, wie die Autorin mit den Charakteren spielt, die Gefühle hochkochen lässt und sie dem Leser nahe bringt. Damit die vielen Namen und Bezeichnungen nicht zu verwirrend geraten, wird das Buch durch ein umfassendes Namensregister ergänzt. Sehr erfreulich ist außerdem die wunderschöne Gestaltung des Schutzumschlages und nicht mal auf Karten und Lesebändchen muss man verzichten. Der Kauf der gebundenen Ausgabe lohnt sich also nicht nur wegen Lasras bewegender Geschichte und obwohl diese eigentlich recht komplex geraten ist, wird sie niemals langweilig oder schwer zu lesen.


    Und wo ist der Haken? Ganz einfach: Der zweite Teil lässt noch ein Weilchen auf sich warten. Verzeihlich, denn "Lasra und das Lied der Steine" ist in sich abgeschlossen und bietet einen runden, zufriedenstellenden Schluss.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo!


    Den begeisterten Rezis hier kann ich mich nur anschließen. Am Anfang war ich auch etwas verwirrt wegen der vielen auftretenden Personen und musste oft im Namensregister nachschlagen. Nur gut, dass es ein solches gibt und dazu noch eine Karte der Orkney-Inseln. Darüber war ich sehr dankbar, denn allein durch die Beschreibungen der geographischen Begebenheiten kann ich mir das alles nur schlecht vorstellen, in dieser Hinsicht bin ich wohl ein Analphabet. Auch die restliche Ausstattung des Hardcovers ist mit Goldaufdruck und Lesebändchen sehr gelungen.


    Aber nicht nur das Äußere, auch der Inhalt überzeugt. Allein die Idee, einen Krimi in der Steinzeit spielen zu lassen, finde ich ziemlich grandios. Aber die Krimihandlung steht nicht allein im Mittelpunkt, die Autorin entwirft dazu ein Bild einer steinzeitlichen Gesellschaft, wie es sie wirklich gegeben haben könnte und das so gut, dass ich fast alles direkt vor Augen sehen konnte. Auch viele der Charaktere habe ich mein Herz geschlossen, allen voran Lasra, Füchschen und Errill. Das alles sind die Zutaten eines spannenden Romans, den ich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase nahezu verschlungen habe.


    Die Geschichte endet in diesem Band zwar zufriedenstellend, trotzdem freue ich mich auf den zweiten Teil und ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren. :klatschen:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe den Roman gerade begonnen. Bisher kann ich natürlich noch nicht wirklich etwas zur Handlung sagen. Was mich allerdings ein klein wenig stört ist die Tatsache das die Autorin für die Pflanzen die modernen Bezeichnungen gewählt hat. Das macht für mich allerdings ein wenig Flair kaputt das ein historischer Roman für mich aufbauen kann. Ich finde das Schade, das hätte man ja durch das Glossar - das ja eh schon recht ausführlich ist, lösen können. Mal sehen ob es bei diesem Kritikpunkt bleibt :zwinker:

  • Also darauf habe ich nun gar nicht geachtet. :zwinker:
    Ich finde es auch nicht schlimm, denn so stolpert man nicht noch mehr über "fremde" Bezeichnungen, die den Lesefluss beeinträchtigen.

  • Cuddles
    Naja vielleicht bin ich da pingelig, aber wenn ich schon einen historischen Roman lese möchte ich keine modernen Begriffe lesen die die Menschen damals noch gar nicht kennen konnten...
    Ansonsten gefällt es mir aber ganz gut. Ein wenig überrascht war ich von der Tatsache das der Roman aus der Ich Perspektive erzählt wird, das stört mich zwar nicht aber irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet *gg* einerseits erhöht das natürlich die Spannung weil man als Leser so immer auf Lasras stand ist, andererseits gibt es schon ein paar Figuren die ich recht interessant finde, die aber durch diese Perspektive natürlich in den Hintergrund treten.


  • Cuddles
    Naja vielleicht bin ich da pingelig, aber wenn ich schon einen historischen Roman lese möchte ich keine modernen Begriffe lesen die die Menschen damals noch gar nicht kennen konnten...


    Ganz ehrlich? Ich finde, so etwas ist überhaupt nicht möglich, gerade wenn der Roman in der Steinzeit spielt. Damals haben die Menschen mit Sicherheit auch ganz anders gesprochen, aber deswegen erwarte ich in einem historischen Roman nicht, dass die irgendwie "anders" reden. Man kann es mit der historischen Korrektheit auch übertreiben. :winken:


    Welche Figuren interessieren dich denn?

  • Cuddles
    Naja Papageientaucher find ich dann schon etwas störend. Klar kann man es übertreiben, aber es stört mich vielleicht auch deshalb weil die Autorin die Begriffe selbst kannte und man das einfach im Glossar hätte erklären können. Und für mich macht eben das Flair eines historischen Romans auch aus das der Autor versucht sich der Zeit zu nähern. Das geht für mich ein Stück weit kaputt wenn dann Begriffe auftauchen die modern sind.


    Ich finde den Schamanen sehr interessant, mal schaun wie sich das mit ihm noch entwickelt :breitgrins:

  • Ich glaube ich werde langsam pingelig und sehr kritisch ;) den euphorischen Stimmen hier kann ich mich nicht so ganz anschließen, auch wenn ich den Roman nicht als vollkommen schlecht empfinde, sondern eher durchschnittlich bewerten würde. Frau Tschirner hat einen soliden und durchaus spannenden Krimi abgeliefert den sie mit mehr oder weniger historischem Gewand aufpeppt.


    Natürlich ist es schwierig sich in eine Zeit zu versetzen die so lange zurück liegt. Im Grunde kann man sich ja auf nichts wirklich Greifbarem stützen. In wie weit ihr das wirklich gelungen ist kann ich nicht bewerten da ich mich in dieser Zeit nicht gut genug auskenne. Da die Autorin jedoch kein brauchbares Nachwort geliefert hat kann man sich dann als Leser nur auf eigene Suche machen - was aber nicht unbedingt das schlechteste ist- die Seite der Autorin liefert da zum Glück ein paar Antworten in Form von recht brauchbaren Links. Was mich allerdings schon ein bissl gestört hat war die Tatsache das sie zum Teil moderne Begriffe zum Beispiel bei Pflanzennamen benutzt hat, mich persönlich hat das deshalb gestört weil es für mich ein Stück des Flairs kaputt gemacht hat den ein historischer Roman für mich aufbauten kann. Wenn man dem Leser nicht mal zutraut das Glossar zu nutzen (das hier sehr sehr ausführlich ausgefallen ist) dann stößt mir das negativ auf. Eigentlich sind mir die meisten Figuren auch zu modern geraten, das klingt für mich nach dem üblichen Muster, das man in vielen historischen Romanen egal welcher Zeit findet.


    Aber ich habe auch positives gefunden :breitgrins: Sonst hätte ich sicher auch nicht weitergelesen. Was mir eben gefallen hat war die Spannung die Frau Tschirner aufbaut, man fiebert mit Lasra mit und knobelt wer wohl der Mörder sein könnte. Genügend Verdächtige gibt es ja - und auch genügend Figuren, die ich zum Teil auch schonmal durcheinander gewürfelt habe. Lasra ist im Grunde ein schöner Sympathieträger und als Ermittlerin nicht auf den Mund gefallen. Zu dem finde ich das Frau Tschirner einen guten Blick dafür hat wie Bronze das Leben der Menschen grundlegend verändert hat, sicher hatte das auch Einfluss auf ihr Handeln und Denken, ihre Bräuche. Sie hat ein Gespür dafür was Gier und vor allem auch Machtgier in einer Person auslösen kann, wobei ich das eher unabhängig von einer bestimmten Zeit sehen würde, sodass ich in diesem Punkt sicher bin das es einen Mord wie in der Geschichte beschrieben auf die ein oder andre Weise sicher in allen Zeiten gegeben hat. Die Motive für den Mord sind recht vielschichtig und verleihen der Geschichte dadurch auch Tiefe, spannend und interessant fand ich auch Lasras Fragen, die dazu führen dass hier mehr als nur ein Geheimnis ans Licht kommt. So etwas schätze ich gerade bei einem Kriminalroman sehr.


    Im Grunde würde ich Lasra so oder so eher als Krimi sehen, denn als historischen Roman. (Dazu fehlt mir einfach eine nähere Erläuterung zur Recherche der Autorin...) Am Ende bleibt mir noch zu sagen das ich den 2. Band um Lasra sicher lesen werde, da ich trotz meiner Kritikpunkte Lasra und das Lied der Steine gerne gelesen habe.


    von mir gibt es:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: