Bridget Collins - Die verborgenen Stimmen der Bücher

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.568 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

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    Ich muss sagen, dass ich selten Fantasy lesen, aber dieses Buch hat mich gleich angesprochen und ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn einiges doch anders war als ich erwartet hatte. Aber dazu möchte ich nicht zu viel verraten.


    Emmett Farmer soll einmal den Hof seiner Eltern übernehmen, doch eine schwere Krankheit lässt das nicht zu, denn danach ist er nicht mehr stark genug. Dann erreicht die Familie ein Brief. Emmett soll bei der Buchbinderin Seredith in die Lehre gehen. Man lässt ihm keine Wahl und schon am nächsten Tag bringt ihn sein Vater weg. Seredith ist als Hexe verschrien, doch Emmett ist gleich von ihr beeindruckt. Er lernt viel, aber in das verschlossene Gewölbe mit den kostbaren Büchern lässt sie ihn nicht. Viele seiner Fragen bleiben unbeantwortet mit dem Hinweis: Jetzt nicht… Es kommen Menschen heimlich zu der alten Frau und wollen ihre Hilfe, doch Emmett versteht nicht, was da vor sich geht. Doch dann stirbt Seredith und erst da begreift Emmett, was Seredith für die Menschen getan hat und was das für ihn bedeutet.


    Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, obwohl der Schreibstil einfach wundervoll und fesselnd ist. Am Anfang hatte ich genau wie Emmett nur Fragen. Vieles wurde nur angedeutet. Doch dann zeigt sich immer mehr, worum es geht.


    Emmett hat schon früh erfahren müssen, dass Bücher etwas Schlimmes sind, denn als er mit einem Buch vom Jahrmarkt kam, hat er die Angst der Eltern bemerkt. Dann soll ausgerechnet er eine Lehre als Buchbinder machen. Er versteht es nicht und weder seine Eltern, noch Seredith beantworten seine Fragen. Aber Emmett begreift mit der Zeit, was es mit diesem Geheimnis auf sich hat. Er sieht, wie Menschen auftauchen und nach einer Weile verändert wieder gehen. Seredith ist davon überzeugt, dass Emmett das Zug für einen guten Buchbinder hat, doch sie wartet lange, zu lange, denn sie stirbt bevor sie ihm das Wichtigste vermittelt hat. Die Figuren sind alle sehr gut und besonders gezeichnet.


    Es ist schon eine bemerkenswerte Idee, die die Autorin hier ins Spiel bringt. Man kann seine Erinnerungen und Gefühle abgeben und die Buchbinder machen daraus ein Buch, das gut verwahrt sein will, damit es den Menschen Leid und Schmerz erspart. Doch nicht jeder Buchbinder handelt so verantwortungsvoll wie Seredith. Je mehr man im weiteren Verlauf über Emmett und seine verlorenen Erinnerungen erfährt, umso klarer wird der Zusammenhang.


    Mich hat dieses außergewöhnliche Buch wirklich begeistert und ich kann es nur empfehlen.


    5ratten

  • An dieses Buch darf man nicht mit falschen Erwartungen rangehen. Es hat zwar ein fantastisches Element (das Binden der Bücher) ist aber in meinen Augen eher ein Liebesroman.


    Die Geschichte spielt in einer Welt, in der es besondere Bücher gibt, die von vielen Menschen als böse betrachtet werden. Bücher, die echte Erinnerungen von Menschen beinhalten, wozu nur besondere Buchbinder die Fähigkeit haben. Emmett wächst zwar in einfachen Verhältnissen auf dem Land auf, trägt aber diese Fähigkeit in sich und tritt eine Lehre bei der Buchbinderin Seredith an. Ihm ist nicht bewusst, was für ein besonderer Mensch sie ist, bis es zu spät ist und sein Leben erneut komplett auf den Kopf gestellt wird, indem er auf andere Buchbinder und deren Kunden trifft.


    Schon nach ein paar Seiten war ich fasziniert von dieser Geschichte und wollte unbedingt mehr erfahren, über diese Welt, in der Bücher böse sein sollen und Buchbinder die Macht haben, Lehrlinge einzufordern.

    Ich gehe bewusst nicht näher auf das Binden dieser besonderen Bücher ein, denn das macht einen Teil des Reizes der Geschichte aus, nach und nach zu entdecken, was das genau bedeutet und welche Auswirkungen und Auswüchse dies nach sich zieht.


    Immer wenn ein neues ungeheuerliches Detail aufgedeckt wird, ist das Buch sehr spannend. Dann ist die Atmosphäre oft geheimnisvoll und manchmal richtig düster, dramatisch und bedrückend, vor allem wenn es darum geht wie verdorben und grausam ein skrupelloser Mensch sein kann. Hier hat mich die Autorin oft mit ihren tollen Ideen und unerwarteten Wendungen überrascht.


    Daneben nimmt die Liebesgeschichte einen Großteil der Handlung ein. Die Autorin gibt ihr die Zeit, sich langsam zu entwickeln. Dadurch gibt es immer wieder sehr ruhige Abschnitte. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich ruhige und besondere Geschichten mag, wenn sie gut erzählt sind und es schaffen, mich in ihren Bann zu ziehen. Diesem Roman ist das voll und ganz gelungen.


    Fazit: Eine dramatische Liebesgeschichte in einer Welt, in der Erinnerungen in Bücher gebannt werden können.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich lese das Buch auch gerade und bin mittlerweile beim 2 Teil. Es gefällt mir sehr gut, obwohl ich es am Anfag auch sehr gruselig gefunden habe. Ich bin gespannt, auf was der 2 Teil hinaus will, denn es ist die Zeit bevor er zu der alten Buchbinderin kommt und eigentlich würde ich viel lieber erfahren wie es ihm als Buchbinder weiterhin so ergeht. Jedoch hat das Buch meiner Meinung nach nicht sehr viel mit dem Klappentext zu tun. Anhand dieses Textes hätte ich es mir ganz anders vorgestellt.

    Nigends findest du Frieden als in dir selbst.

  • Jedoch hat das Buch meiner Meinung nach nicht sehr viel mit dem Klappentext zu tun. Anhand dieses Textes hätte ich es mir ganz anders vorgestellt.

    Da kann ich dir nur zustimmen! Da kann ein Buch schnell enttäuschen oder auch zu einer angenehmen Überraschung werden.

  • "Die verborgenen Stimmen der Bücher" von Bridget Collins, erschien im Aufbau Verlag (RL, HC, 467 Seiten) und besitzt ein wirklich wunderschönes, blumiges Cover: Doch der äußere Anschein trügte mich etwas; da der Romaninhalt durch den Erzähl- bzw. Schreibstil eine gewisse Düsterkeit nicht vermissen ließ. Erwartet hatte ich eine andere Geschichte als diejenige, die ich vorgefunden habe:


    "Obwohl in seiner Welt Bücher geächtet sind, wird der junge Emmett bei einer Buchbinderin in die Lehre gegeben. Hier lernt er die Macht von Geschichten kennen - und begreift, dass er eine besondere Gabe besitzt. Er kann wie seine Lehrmeisterin Menschen ihre dunklen Erinnerungen nehmen. Doch was ist mit seiner eigenen Geschichte? Emmett muss erkennen, dass er selbst in ein Geheimnis eingebunden ist - in eine Geschichte voller Liebe und Leid".(Quelle: Buchrückentext)


    Es geht in diesem opulent geschriebenen Roman um Erinnerungen, die von Emmetts Lehrmeisterin Seredith "gebunden" werden: "Erinnerungen, die die Menschen nicht ertragen, mit denen sie nicht leben können - und die an einem Ort verwahrt werden, an dem sie keinen Schaden anrichten können" - so ein Textauszug.


    Der Roman hat drei Teile; wobei mir leider nur der letzte (der auch die Auflösung der vorangegangen Teile beschreibt), gefallen hat: Trotz sehr atmosphärischen Beschreibungen und interessanter Einblicke in die Arbeit eines (früheren) Buchbinders - die eine Kunst war - konnte mich der erste Teil des Romans, in dem es hauptsächlich um Emmett, seine Familie auf dem Hof, auf dem er mitarbeitet, bis er ein mysteriöses Fieber bekommt und die Buchbinderlehre beginnt, geht. Die Geschichte spielt in einem vorigen Jahrhundert, würde z.B. ins viktorianische Zeitalter mit Kutschen, Kerzen, Holzöfen etc. passen oder ins 18. Jhd. Um Bücher geht es im Grunde genommen weniger als um Erinnerungen, die darin aufbewahrt werden und Emmett zeigen, dass er ein Buchbinder ist: Er selbst soll gebunden werden, was jedoch aus diesem Grunde nicht funktioniert und er infolgedessen halb wahnsinnig wird und längere Zeit benötigt, um zu gesunden.


    Nach dem Tod der alten Buchbinderin, eine sehr einfühlsame und sympathische Figur, sieht es ein anderer Buchbinder als seine Pflicht an, ihn als Lehrling aufzunehmen: De Havilland. Er nutzt seine Kunst allerdings anders als Seredith und Macht und Geld stehen obenan. So zählt er auch vermögende Bürger zu seinen Kunden; u.a. den Vater von Lucian Darney, der in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt...


    Die Lesefreude am Handlungsverlauf des Romans, der zwar sprachlich filigran und im Grunde genommen schön zu lesen ist, wurde für mich durch die Langatmigkeit und zuweilen fast ausufernde Beschreibungen, eine gewisse Detailverliebtheit und eine oftmals erscheinende Düsterkeit sehr getrübt; die Längen nahmen mir leider die Spannung. Der zweite Teil ist eine Rückblende, die sehr gut das Leben auf dem Bauernhof mit seinen vielfältigen Aufgaben der Familie Emmetts beschreibt. Winter und Frühling auf dem Land sind sehr atmosphärisch geschildert; Lucian Darney lernt Alta, die Schwester Emmetts kennen - und Emmett selbst. In diesem Teil nimmt der Roman eine völlig andere Richtung an; es geht um Freundschaft, aber auch um "verbotene" (damals zumindest) Liebe; auch um Macht und Einfluss, den der Vater Lucian Darney's, ein Fabrikbesitzer, hat: Hier ist - zusammen mit dem völlig sinnlosen Tod und dargestellten Brutalität eines Hundes - für mich die Handlung etwas "aus den Fugen": Eigentlich müsste, wir sind inzwischen im dritten Teil, der alte Darney "gebunden" werden, der übergriffig ist - und um seine Missetaten stets zu wiederholen, die betreffende Person von de Havilland "binden" lässt. Zudem schafft er sich selbst "eine kleine Bibliothek" an, die sein Sohn später findet - und sich fragt, ob er ebenso eiskalt und brutal ist wie der Vater.... Bis gegen Ende des Romans blieb die Figur Lucian Darney für mich ungreifbar und blass, obgleich dessen Beweggründe und Persönlichkeit der Auslöser der Geschehnisse waren....


    Gegen Ende des Romans geschieht ein Mord, der nicht weiter verwundert und eine Bibliothek geht in Flammen auf: Das Ende lässt mich leider mit sehr zwiespältigen Gefühlen zurück und vielen offenen Fragen: Die Sprache von Bridget Collins gefiel mir sehr, die Handlung dieses Romans leider sehr viel weniger; sie hat mich leider nicht erreicht, daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.


    3ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich höre diese Geschichte momentan und finde das Buch sehr besonders. Es ist auf jedenfall mal etwas ganz andres und hebt sich vom momentanen Fantasyeinerlei ziemlich ab. Im Grunde gibt es auch nur sehr wenig phantastische Elemente, die aber dafür sehr wichtig für die Handlung sind.

  • Gedankengänge, Gefühle und ein bisschen Meinung:


    Das Buch hält mich total gefangen und die Geschichte gefällt mir so sehr, das es fast weh tut.

    Das klingt so herrlich pathetisch :lachen: Aber genauso empfinde ich es tatsächlich. Es berührt mich sehr, das Binden der Erinnerungen auf der einen Seite, aber auch die Liebesgeschichte, die damit verknüpft wird. Gerade dadurch werden die Auswirkungen des Buchbindens, so wie es in dieser Geschichte funktioniert, erst richtig deutlich.

    Was sind Erinnerungen? Wie gehören sie zu unserer Identität? Formen sie erst. Sind wir ohne diese Erinnerungen überhaupt noch wir selbst?


    Schmerz und Leid gehören zum Leben, ebenso wie Glück und Liebe. Was sind wir noch, wenn wir alles vergessen wollen, das uns unangenehm und schmerzt? Sind wir dann nicht mehr als lehre Hüllen, die das Glück dann gar nicht mehr festhalten können, weil wir es nicht mehr richtig fassen können? Das sind Fragen die mich selbst beim Hören beschäftigt haben. Auch wenn sie eigentlich selbst im Roman keine Rolle spielen, stehen sie doch im Raum.


    Und was passiert mit unseren Gefühlen, wenn wir sie vergessen? Sind sie nur verschüttet oder wirklich weg?

    Ich finde die Idee der Autorin ziemlich spannend, weil sie gleichzeitig psychologisch auch an Verdrängung erinnert. Was wäre wenn die Verdrängung, das Vergessen an einen Gegenstand gebunden wäre, an ein Buch und man es nur aufschlagen muss um die Erinnerungen wieder hervorholen zu können. Was wäre, wenn dieses Buch das Gefängnis für diese Erinnerung ist. Erinnerungen haben auch Macht. Wer sie besitzt kann sie für sich nutzen. Oder sie für immer zerrstören. So oder so.

    Und wem gehören diese Erinnerungen dann? Mir oder jedem? Ist es vielleicht nicht eher ein Geschenk, intime Erinnerungen mit jemandem zu teilen und jeder der sich diese ohne Erlaubnis holen möchte, ist ein Voyeur und gierig nach Sensation. Im Roman ist das auf jedenfall so.


    Die Liebesgeschichte ist auch deshalb so besonders, weil sie auch daran gebunden ist, wer sich wann an was erinnert. Ich fand das hat die Autorin in einer Art und Weise umgesetzt, die ich als sehr intensiv empfunden habe. Manchmal war es so traurig und melancholisch, dann wieder so hoffnungsvoll. Ein auf und ab der Gefühle, wie es sein soll, wenn man frisch verliebt ist^^ nun, dann bin ich wohl in dieses Buch verliebt :elf:


    Von mir klar: 5ratten

  • Das klingt toll und wandert jetzt direkt auf meinen Wunschzettel.


    Aber kann mir mal jemand erklären, warum Amazon das Buch unter "Erotikratgeber für Schwule" listet? :spinnen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir hat das Hörbuch wirklich gut gefallen.


    Anfangs fand ich es noch ein bisschen nichtssagend und durchschnittlich, aber je weiter ich gehört habe, desto mehr war ich von der Geschichte fasziniert. Die Liebesgeschichte war toll!


    Das Buch hätte ruhig noch etwas länger sein können. Den Schluss fand ich ein bisschen abrupt. Gern hätte ich noch ein bisschen mehr Zeit mit Emmett Farmer verbracht.


    <3


    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.