Qiu Xiaolong - Schwarz auf Rot

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.213 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hafermilch.

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    "Tod eines chinesischen Professors" - Ein Buch, das auch Jahre nach seinem Erscheinen für Aufregung sorgt: Wurde die Skandalautorin und ehemalige Rotgardistin Yin Lige deshalb umgebracht? Yin, welche in den eigenen vier Wänden mit einem Kissen erstickt wurde, war nicht besonders beliebt. Viele sahen in ihr aufgrund der Beziehung zu dem geächteten Professor Yang eine Dissidentin. Von den Mitbewohnern will niemand etwas mitbekommen haben. Während sich Chen im Urlaub befindet, um für den Großkapitalisten Gu einen Projektentwurf ins Englische zu übersetzen, ermittelt Hauptwachtmeister Yu - mit Unterstützung seiner Frau Peiqin.


    Die autobiographische Abhandlung über Yang, seit der Kulturrevolution geächteter und als reaktionärer Rechtsabweichler eingestufter Professor an der Ostchinesischen Universität, ist Ausgangspunkt der Geschichte um Yin und Yang. Kritisch beleuchtet der Autor die politische Situation in Shanghai Ende der 90er Jahre. Der Todesfall selbst und auch die Ermittlungen an sich sind nicht besonders spektakulär, jedoch brachte mich auch dieser Band aus der Reihe um Oberinspektor Chen Cao sofort mitten in das Geschehen. Durch die Erzählweise werden dem Leser die Figuren sehr nahe gebracht. Ich genoss die Gespräche zwischen Yu und seinem Chef Chen (der die Ermittlungen trotz Urlaubs unterstützt), das Philosphieren über Bücher und Poesie und die gemeinsamen Mahlzeiten. Wie ich als Leser an den Ermittlungen teilhaben durfte. Mir gefiel auch wieder die fürsorgliche Art Chens, insbesondere Yu gegenüber, dieses Sich-Kümmern.


    Wunderbar geschildert fand ich auch den Nebenschauplatz, der einige Überraschungen parat hält: Chen als Übersetzer im Auftrag des Herrn Gu, unterstützt von der Sekretärin Weiße Wolke.


    Auch wenn die Aufklärung des Kriminalfalls mehr mit Köpfchen als mit Action erfolgt, werden doch einige falsche Fährten gelegt, wodurch der Täter bis zum Schluss unbekannt bleibt. Ich kann die Reihe um Oberinspektor Chen und Hauptwachmeister Yu nur empfehlen und gebe dem Buch


    5ratten

    Liebe Grüße

    Danglard

  • Dieser Roman ist auch für mich einer der besten der Reihe und hält viel Atmosphärisches bereit, das sich auch auf die Quartiere der alten chinesischen Städte bezieht.

  • Atmosphärisch trifft es genau. Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich beim Lesen des ersten Bandes überrascht war, wie rasch ich mich in der bis dahin literarisch unbekannten Umgebung wohlgefühlt habe.

    Liebe Grüße

    Danglard

  • Es ist das dritte Buch in der Oberinspektor Chen-Reihe. Auch wenn ich die Vorgänger besser fand, war es dennoch ein guter, solider Krimi. Xiaolongs Krimis sind immer auch politisch, sie zeigen unverblümt die Situation in China auf. Nicht umsonst lebt Xiaolong in den USA im Exil. Die beiden vorigen Bände der Reihe fand ich - auch wenn sie schon ein paar Jahre her sind, dass ich sie gelesen habe - zugänglicher. "Schwarz auf Rot" empfand ich teilweise etwas holprig. Nichtsdestotrotz werde ich mir die Folgeromane noch besorgen und lesen. Für Krimifans, die mehr über China erfahren wollen, auf jeden Fall empfehlenswert!


    3ratten+:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Mir geht es so ähnlich wie dir, Hafermilch. Ich bin nicht unbedingt von jedem Band begeistert, aber ich lese immer wieder einen der Krimis, weil man ganz gut in die chinesische Denke eingeführt wird. Was ich schade finde, ist, dass die Krimis ein bisschen künstlich vom wirklich modernen China entfernt sind: Sie sind in den 90ern angesiedelt, weil Qiu seitdem in Amerika wohnt und die neuen Entwicklungen nur von außen kennt. Deshalb integriert er jetzt oft Probleme, die wohl auch heute noch existieren wie die Korruption, die Verleugnung bestimmter "westlicher" Probleme, die es in China angeblich nicht gebe wie z.B. den Serienmord, aber er kann natürlich aus Gründen des zeitlichen Settings nicht die spannenden Aspekte der digitalen chinesischen Gesellschaft , der Übernahme vieler Weltmachtvorrechte thematisieren. Deshalb wirken die Krimis ein bisschen wie ein Puffer zwischen dem sozialistischen Riesenreich und dem heutigen hochentwickelten Technologiestandort mit Great Brother- Absichten.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • finsbury

    du hast das absolut auf den Punkt getroffen. Besser kann man es nicht sagen. Diese Abschottung und Nichtduldung von Kritik machen für uns westliche Menschen China schwer greifbar.