Diane Ackerman - Die Frau des Zoodirektors

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    Gegen das Vergessen


    Klappentext

    Eine wahre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg


    Während der Zweite Weltkrieg tobt, wird der Warschauer Zoo Schauplatz einer dramatischen Rettungsaktion, die über 300 Juden vor dem sicheren Tod bewahrt. Als Jan und Antonina Żabiński, der Zoodirektor und seine Frau, mitansehen, wie die Nazis in Polen einmarschieren, ist ihr Entsetzen groß. Die jüdische Bevölkerung wird im Warschauer Ghetto zusammengepfercht. Zeitgleich beginnen die Nazis den Zoo für ihre Zwecke zu nutzen, um ausgestorbene Tierarten rückzuzüchten. Als die Nazis den brachliegenden Zoo verlassen, nutzen die Żabińskis die Situation und schmuggeln Juden aus dem Warschauer Ghetto auf das Zoogelände, wo sie die Todgeweihten in den leeren Tierkäfigen verstecken. Sie retten ihnen damit das Leben.


    Aus meinem Lesetagebuch

    Im Polen des Zweiten Weltkriegs riskierte man schon die Todesstrafe, wenn man einem durstigen Juden einen Becher Wasser reichte.

    Umso beeindruckender war der Heldenmut dieses Ehepaares: Jan und Antonina Zabinski - ein Zoodirektor und seine Frau. Sie haben mehr als dreihundert todgeweihten Menschen - zumeist Juden - das Leben gerettet. Ihre menschliche Tat ist durch das Raster gefallen. Doch sie wurden dem Vergessen entrissen und Diane Ackerman erzählt uns ihre Geschichte.

    In einer Art Vorwort benennt die Autorin, die 1948 in Waukegan, Illinois geboren wurde, all diejenigen, die ihr bei ihren Recherchen geholfen haben. Und welche Quellen sie genutzt hat. Ihr standen zum Beispiel das persönliche Tagebuch von Antonina Zabinski zur Verfügung und ihre autobiografischen Kinderbücher, zum Beispiel Das Leben im Zoo.

    Mit einer kleinen jüdischen Geschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, endet dieses Vorwort und Die Frau des Zoodirektors beginnt.


    Als Antonina acht Jahre jung war, wurden ihre Eltern als Mitglieder der Intelligenzija während der Februarrevolution von den Bolschewisten umgebracht. Sie besuchte in Taschkent, Usbekistan, die Schule, bekam Klavierunterricht, verließ mit 15 Jahren die Schule und zog mit der Großmutter nach Warschau. Hier bestand sie eine Prüfung als Archivarin und sie arbeitete dann im Archiv der Landwirtschaftlichen Hochschule von Warschau, wo sie den Zoologen Jan kennenlernte - elf Jahre älter als sie. Sie nutzten eine sich ihnen bietende Chance, eine neue Art Zoo aufzubauen und unter den Tieren zu leben. 1931 wurde geheiratet und sie zogen nach Praga.

    Gleich hinter der Altstadt lag das große Judenviertel. Jahrhundertelang hatte Polen Juden aufgenommen, die aus anderen Ländern vertrieben worden waren.

    1939 erkannten die Polen, dass die Zeichen auf Krieg standen. Doch Antonina setzte auf die starke Allianz mit den Franzosen und ihren Verbündeten Großbritannien. Doch am 1. September fielen die Bomben. Und da der Zoo am Fluss mit seinen belebten Brücken lag, die zu den bevorzugten Zielen der Deutschen gehörten, wurde er nicht verschont. Eine Bombe traf das Eisbärgehege, sodass die verwundeten Tiere frei herumliefen und erschossen wurden. Die Soldaten beschlossen, die gefährlichsten der Zootiere, z. B. Löwen und Tiger, ebenfalls zu erschießen.

    Jan wurde eingezogen und alle anderen mussten den Zoo verlassen. Bei zwei alten Damen fanden Antonina und ihr Sohn Unterschlupf. Doch der Gedanke an die Tiere ließ sie nicht los. Und so machte sie sich auf den Weg.


    Den Zoo hatte es getroffen und er lag in Schutt und Asche. Die Tiere waren tot bzw. schwer verletzt, teilweise vom Feuer eingeschlossen. Antonina und eine Handvoll Tierpfleger versuchten, all den Tieren zu helfen, wobei sie selbst aufpassen mussten, sich nicht in Gefahr zu begeben.

    Eines Tages war Jan plötzlich wieder da; auf abenteuerliche Weise hat er den Weg zurück nach Warschau gefunden.

    Nach einigen Tagen wagten sich die beiden zurück in den Zoo, wo sie einige weitere Tierpfleger trafen. Man fand in den unmöglichsten Verstecken noch verwundete Tiere. Das Fleisch der toten Tiere (Pferde, Hirschwild und Antilopen) verteilten sie an die hungrige Bevölkerung.

    Nach der Kapitulation Warschaus hatte Antonina immer noch Hoffnung: "... vielleicht bedeutet es endlich wieder Frieden und die Chance für einen Wiederaufbau."


    Hans Frank, Hitlers persönlicher Rechtsanwalt, verwaltete das deutsche Gouvernement. Er war nicht nur Gründungsmitglied der Nationalsozialistischen Partei, er änderte auch die deutsche Gesetzgebung nach den Vorstellungen der Nazis, insbesondere "im Hinblick auf die Rassengesetze und den Widerstand".

    Frank sorgte für die Liquidierung der polnischen Bildungsschicht. Er sorgte dafür, dass "860.000 Polen entwurzelt und anderswo angesiedelt" wurden. Dass sich 75.000 Deutsche deren Landbesitz aneignen konnten. Dass 1.300.000 Polen "als Zwangsarbeiter nach Deutschland transportiert und weitere 330.000 einfach erschossen" wurden.

    Doch der polnische Widerstand lebte und war äußerst aktiv. Er "hatte so viele Zellen, dass jeder sich beteiligen konnte, egal wie alt, gebildet oder nervenstark er war".


    Dass das Ehepaar Żabiński Widerstand leistete – da verrate ich nicht zu viel; geht das doch aus dem Klappentext hervor. Auf welche Weise dies geschieht, das lies selbst… Ich lege Dir das Buch über dieses mutige Ehepaar ans Herz.


    Moshe Tirosh, geboren 1937, fand zu der Zeit selbst für kurze Zeit Unterschlupf in dem Zoo von Jan und Antonina Żabiński. Hier kannst Du seine Geschichte lesen.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Eigentlich ist es ein wenig merkwürdig, wie ich auf das Buch aufmerksam wurde. Igelas Challenge hat eine Aufgabe für die ein Buch gelesen werden soll, das mindestens einmal an einem Ort spielt, an dem Sich Tiere aufhalten. Daher habe ich ein Buch gesucht, das in dieses Kriterium passen könnte.


    Auch wenn das Buch eine Thematik aufgreift, mit der ich mich immer wieder wie auseinandersetze, hätte ich "Die Frau des Zoodirektors" vielleicht übersehen.

    Gerade fällt mir dabei auch auf, das mir auch insgesamt eher wenig Bücher bekannt sind, die in Deutschland über Menschen im Widerstand gegen die Nationalsozialisten erschienen sind, die sich mit Widerstand in Polen beschäftigen. Wenn beschränkt sich das sehr stark auf das Warschauer Ghetto - damit möchte ich den dortigen Widerstand auf keinen Fall herabsetzen, es fiel mir nur auf. Zumindest im Sachbuchbereich oder auch als Roman, wäre mir jetzt nichts groß bekannt.


    Kleiner, aber wichtiger Exkurs:


    Im Vorwort des Buches taucht ein geheimes Archiv auf, das im Warschauer Ghetto versteckt wurde. Damit ist ziemlich sicher das Ringelblum Archiv gemeint. Emanuel Ringelblum war Historiker und erkannte früh das man irgendwie versuchen musste, die Erzählhohheit über die Ereignisse nicht den Nationalsozialisten zu überlassen. Er hat gemeinsam mit vielen Mitstreitern, ein geheimes Archiv gegründet. Dabei wurden neben Briefen, verschiedenen anderen Dokumenten, Bildern, Aufsätzen alles gesammelt, was auch heute noch in einem Archiv zu finden wäre. Und ja genau, das alles während dessen diese Menschen selbst im Ghetto leben mussten, um ihr Leben fürchteten und nicht wussten, wie lange sie nicht deportiert werden würden.

    Das Ringelblumarchiv wurde wie durch ein Wunder zum Teil wiederentdeckt und damit konnten 30.000 Blatt des Archivmaterials* gerettet werden.

    Nur drei der Mitstreiter überlebten, aber dank ihnen konnte das Archiv in Teilen überhaupt wieder gefunden werden und ist heute ein wichtiger Bestandteil historischer Forschung zum Leben im Warschauer Ghetto.


    *(Quelle für die Zahlen:bpb)

  • So wichtig ich das Ganze inhaltlich finde... Stilistisch überzeugt es mich nicht so recht. Auf mich wirkt es, so als ob die Autorin sich nicht wirklich entscheiden konnte, ob sie nun ein Sachbuch oder doch lieber einen Roman schreiben möchte. Es ist ein bisschen wie eine Reportage, in der Spielszenen eingeflochten sind. Daher in der Hinsicht nicht so ganz mein Fall.


    Etwas nervig finde ich auch, das von Antonina Żabiński ständig nur als der Frau des Zoodirektors gesprochen wird. Daraus ließe sich schon fast ein Trinkspiel machen... Als ob sie keine eigene Identität hätte. Das ärgert mich tatsächlich so langsam auch.


    Trotzdem möchte ich natürlich mehr über die Geschichte von Jan und Antonina wissen. Deshalb werde ich auf jedenfall auch weiter lesen.

  • Wird für meinen Geschmack leider nicht einfacher dran zu bleiben. Mir gefällt einfach der Schreibstil überhaupt nicht. Ich glaube ich persönlich wäre mit einem normalen Sachbuch hier besser bedient.

    Ich denke nicht, das ich dieses Buch beenden werde, es bringt mir nichts, wenn ich mich zwingen muss weiter zu lesen.