Antje Southern - Himmlische Frauen

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    Klappentext

    Heilige Frauen beflügeln mit ihren übersinnlichen Kräften und ihrer legendären Schönheit seit Jahrtausenden Künstlerphantasien. Populäres Thema ist die Jungfrau Maria, gefolgt von Maria Magdalena. Während Maria die Heiligste unter den weiblichen Heiligen ist, wird Maria Magdalena zum Synonym für Sündhaftigkeit - aber auch deren Überwindung. Die Wandlung Maria Magdalenas von der Luxusfrau zur reuigen Büßerin hat Künstler zu höchst vielschichtigen Deutungen des Weiblichen veranlasst. Welche Aufgaben die heiligen Frauen als Märtyrerinnen, Heilerinnen, Prophetinnen oder kritische Denkerinnen in Gestalt von Katharina, Agnes, Elisabeth, Hildegar von Bingen, Johanna von Orléans und vielen anderen zu erfüllen hatten, beschreibt die Kunsthistorikerin Antje Southern in diesem mit wunderschönen Bildern illustrierten, hochaktuellen Buch.



    Frauen und Männer waren gleichermaßen von heiligen Frauen fasziniert, ja Künstler verliebten sich sogar in ihre Modelle. Es konnte sogar richtig kurios werden: Die heilige Martina, eine römische jungfräuliche Märtyrerin des 3. Jahrhunderts, war die platonische Liebe des italienischen Barockkünstlers Pietro da Cortona, der er symbolisch ein Bankkonto einrichtete, das heute noch besteht. Er hinterließ ihr sein gesamtes Vermögen, das für wohltätige Zwecke ausgegeben wurde.


    "Frauen sind Begierde, und Männer sind Geist, Frauen sind impulsiv, und Männer sind rational", formulierte es Aristoteles vor über 2000 Jahren und das lebt heute noch in vielen (männlichen) Köpfen weiter. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass die Frauen minderwertig seien und sie deshalb den Männern unterlegen seien. Und das wurde an mittelalterlichen Universitäten gelehrt.


    Aber die katholische Kirche hatte erkannt, dass sich religiöse Geschichten mit schönen und glamourösen Frauen besser verkauften, als mit einem ausgezehrten Eremit mit langem Bart.


    Heilige trugen eine große Verantwortung, da sie als Vermittler zwischen Himmel und Erde galten. Sie sollten Länder, Städte, ja ganze Berufsgruppen schützen. Und da Heiligenbilder für den katholischen Glauben eine entscheidende Rolle spielten, wurde auf dem zweiten Konzil von Nicäa im Jahr 781 verfügt: "Die dem Bild bezeugte Ehre geht auf das Original über, und wer ein Bild anbetet, betet die dargestellte Person an."


    Viele der Heiligen hat es wahrscheinlich nie gegeben - zumindest sind ihre Biografien nicht gesichert. Papst Paul VI. hat - da historische Belege fehlten - im Jahr 1969 die nach ihnen benannten Feiertage gestrichen. Nur die populäre Katharina von Alexandria musste er 2004 aufgrund des Druckes der Öffentlichkeit wieder in den Heiligenkalender aufnehmen.


    Nach der Erfindung des Buchdrucks erschien von Jacobus de Voragine "Legenda Aurea" - eine Sammlung der beliebtesten männlichen und weiblichen Heiligen - und wurde ein Bestseller.


    Auch dies wieder ein wundervoller und interessanter Bild- und Textband aus dem Hause Elisabeth Sandmann.

    5ratten

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


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  • Aber die katholische Kirche hatte erkannt, dass sich religiöse Geschichten mit schönen und glamourösen Frauen besser verkauften, als mit einem ausgezehrten Eremit mit langem Bart.

    Das ist interessant. Mein (evangelischer) Lebensgefährte erzählte mir schon mehrfach, dass die Marienverehrung eine rein katholische Angelegenheit ist. Das hängt dann wohl mit der Erkenntnis über die schönen Frauen zusammen.

  • Kann gut sein :breitgrins:


    Der Heiligenkult wurde ja bei der Reformation komplett abgeschafft, weil man der Ansicht war, man solle Anbetung und Verehrung allein auf Gott konzentrieren. Heiligenverehrung galt quasi als Götzendienst.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Übertriebene Heiligenverehrung finde ich auch nicht gut, egal in welcher Religion. Aber ich sehe schon auch einen Sinn darin, wenn es verehrungswürdige weibliche Heilige gibt, weil sich Frauen besser mit ihnen identifizieren können. Das muss ja die Bedeutung von Gott nicht schmälern.

  • Da gebe ich Dir vollkommen recht :)


    Und ich finde es sehr schade, was im Christentum im Laufe der Zeit aus der Rolle der Frau geworden ist. Das war ja anfangs wohl mal ganz anders.

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    Leonard Cohen





  • Es gibt vermutlich auch eine Verbindung zur Christianisierung bestimmter Länder. Oft wurden daher aus Göttinnen z.B eine Marienverehrung, man hat den Menschen also nicht ihren "Glauben" genommen, sondern ihn quasi angepasst. So funktionieren übrigens oftmals religiöse Vorstellungen, wenn man sie sich historisch anschaut, spielen da oft pragmatisch Entwicklungen eine Rolle, die zur Verbreitung beitragen.