Sarah Kuttner - Kurt

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  • Sarah Kuttner - Kurt


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    Gebundene Ausgabe: 240 Seiten

    Verlag: S. FISCHER (13. März 2019)

    ISBN-13: 978-3103974249

    Preis: 20,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Schweres Thema - leicht erzählt


    Inhalt:

    Lena zieht mit Kurt von Berlin nach Brandenburg. Dort haben sie ein Haus gekauft, damit Kurts sechsjähriger Sohn, der ebenfalls Kurt heißt, abwechselnd bei seiner Mutter Jana und Kurt und Lena wohnen kann. Alles scheint gut. Bis eines Tages ein Unglück geschieht und der kleine Kurt ums Leben kommt. Die Erwachsenen drohen an der Trauer zu zerbrechen …


    Meine Meinung:

    Sarah Kuttner konnte mich mit „Kurt“ tief berühren, ohne mich in Depression versinken zu lassen, wie es bei diesem Thema auch möglich wäre. Sie erzählt mit einer Leichtigkeit über das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Und nicht nur das. Auch die Rolle der nicht verwandten Lena als neue Freundin und Lebensgefährtin des Vaters Kurt wird unter die Lupe genommen. Was erwartet man von ihr in Bezug auf Kurts Erziehung (im 1. Teil des Buches) oder in Bezug auf die Trauer (im 2. Teil)? Ihre Zweifel und ihr Zögern in manchen Situationen konnte ich sehr gut nachempfinden. Sie will alles richtig machen und droht dabei selbst auf der Strecke zu bleiben.


    Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen, denn ich wollte unbedingt wissen, ob Lena und Kurt sich aus der Krise befreien können. Die Protagonisten, allen voran natürlich der kleine Kurt, waren mir super sympathisch und ich habe sie gerne für eine Weile begleitet. Das Leid, das die zurückgebliebenen Erwachsenen überrollt, hat mich zu Tränen gerührt, aber nicht heruntergezogen. Denn zwischen allem ist so viel Liebe zu spüren, dass einem ganz warm ums Herz wird.


    Sarah Kuttners Schreibstil ist sehr locker. Ich fand ihn angenehm zu lesen, auch wenn der Dialekt in der wörtlichen Rede schon sehr gewöhnungsbedürftig ist. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Hier hilft ein Blick in die Leseprobe.


    ★★★★★

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Bewegende Geschichte, die mitten ins Herz trifft...


    Ich habe bisher alle Bücher der Autorin gelesen und war stets sehr begeistert. Auf das Erscheinen von "Kurt" habe ich mich sehr lange gefreut und wurde dann von einer Geschichte überwältigt, die mein Herz im Sturm erobert hat.


    Im vorliegenden Buch geht es um Lena, die für ihre zwei Kurts nach Brandenburg zieht. Als der kleine Kurt bei einem Unfall stirbt, ist nichts mehr wie es vorher war. Wird die Beziehung diese Zerreißprobe bestehen?


    Eins ist mal klar: Frau Kuttner trifft mit ihrer nüchternen Erzählweise nicht nur den Zahn der Zeit, sondern auch mitten ins Epizentrum der Emotionen. Auch wenn die Thematik sehr traurig ist und ich beim Lesen auch teils Tränen in den Augen hatte, so gibt es dennoch zahlreihe heitere Ereignisse, die einen als Leser amüsieren.


    Lena als Figur hat mir richtig gut gefallen, da ich mich voll und ganz mit ihr identifizieren und mich in sie hineinversetzen konnte. Alles was sie beschäftigt, hätte mich genauso mitgenommen, denn es lässt sich eben wirklich nicht leicht beantworten, ob man um ein Kind trauern darf, welches nicht das eigene ist. Sie kümmert sich wirklich großartig um ihren großen Kurt und vergisst dabei leider ein bisschen sich selbst.


    Der kleine Kurt war einfach nur liebenswert beschrieben. Mir hat gut gefallen, dass wir ihn die ersten 70 Seiten kennenlernen dürfen, bevor der Unfall passiert. Gerade deswegen kann man als Leser die Trauer der Eltern noch viel besser nachvollziehen.


    Auch dem großen Kurt kann man keine Vorwürfe für sein Verhalten machen, denn das was er durchmachen muss, ist das Härteste was jemanden passieren kann. In meinen Augen gibt es nichts Schlimmeres.


    Besonders gut gefallen haben mir die Paarmomente zwischen Lena und Kurt, sowohl vor als auch nach dem Unfall, einfach weil sie so unaufgeregt und dem echten Leben entnommen wirken.


    Ebenfalls positiv fand ich wie die Autorin das Sterben von Kurt beschreibt. Kein Blut, keine Unfallverursacher oder ähnliches, sondern einfach nur ein Unglück, was leider passiert ist.


    Fazit: Ich habe schon lange kein so berührendes Buch mehr gelesen. Ganz große Klasse, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Ein Must- Read!


    Bewertung: 5ratten und :tipp::tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ooooh, die Kuttnerin hat wieder ein Buch geschrieben? Ist mir komplett entgangen - das wandert sofort auf meine Wunschliste!

    Es ist wirklich ganz großes Kino. Ich wurde sogar sagen ihr bestes Buch bisher.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ein berührendes Buch über Trauerarbeit


    Um näher am Wohnort seines sechsjährigen Sohnes Kurt und seiner Exfrau Jana, mit der er sich das Sorgerecht teilt, zu sein und sich die Erziehung und Betreuung teilen zu können, haben der große Kurt und seine Freundin Lena ein Haus bei Oranienburg in der Nähe ihrer Heimatstadt Berlin ersteigert. Seit vier Wochen leben sie nun hier und das Zimmer vom kleinen Kurt ist das einzige Zimmer, das schon richtig fertig ist. Überall stehen noch Kartons herum und müssen ausgepackt werden. Lena sieht ihre Aufgabe in erster Linie im Gartenbereich, mutiert aber auch immer mehr zur Heimwerkerin. Dazu kommt noch die neue Rolle als „Stiefmutti“ für den kleinen Kurt, in die sich sich gerne einbringen würde. Da nimmt ihr der große Kurt aber die meiste Verantwortung ab. Doch ehe sich die Drei an ihre neue Patchworkfamilie gewöhnen können, verunglückt der kleine Kurt
    bei einem Sturz in der Schulpause vom Klettergerüst tödlich. Der große Kurt verzieht sich in seiner Trauer in ein Schneckenhaus, lässt auch Lena kaum mehr an sich heran. Und Lena, die weiß nicht, wie sie mit ihrer Trauer umgehen soll und darf. Und auch nicht, wie sie Kurt helfen kann.


    Sarah Kuttner hat ihr Buch „Kurt“, es ist das erste, was ich von ihr lese, in drei Teile gegliedert, die ebenfalls alle Kurt heißen. Weil der große Kurt, ihr Freund, und der kleine Kurt, sein Sohn, auch so heißen. Und weil sich in diesem Buch alles um Kurt, den kleinen und den großen, dreht.


    Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt, obwohl es auch einiges gibt, was mir nicht so gefällt. Als erstes regt mich die manchmal einfach ins Primitive abdriftende Sprache auf. Was aber die Trauerbewältigung für die Menschen, die hier richtig leiden, vielleicht einfacher und erträglicher macht. Dann mag ich es nicht, wenn zu viel Alkohol und Zigaretten im Spiel sind. Und auch die vielen Sexszenen brauche ich nicht unbedingt.


    Dann kommt die Zeit nach dem Tod des kleinen Kurt. Die Trauerarbeit von Lena und Kurt sind so authentisch, voller verschiedenster Emotionen und nachvollziehbar dargestellt, dass es für mich doch ein wirklich tolles Buch geworden ist und ich den Beifall, den es oft bekommt, gut verstehen kann. Ich habe mitgelitten und gehofft, dass die Beiden gut aus dieser für alle schwierigen Situation wieder heil heraus kommen.
    Gerade bei Lena, die diese Geschichte erzählt, habe ich die Verzweiflung, wenn sie z.B. einzelne Blätter der Friedhofsverwaltung oder ein von dem
    kleinen Kurt übermaltes Foto hinter der Waschmaschine versteckt, direkt spüren können. Sie tut mir in ihrer Trauer fast noch mehr leid wie der große Kurt, der sich einfach nur zurückzieht und für sie nicht mehr greifbar ist. Lena weiß einfach nicht, wo sie als „Nicht-Mutter“ steht, was ihr an Trauer zusteht, wie nah sie das alles an sich heran lassen soll und darf. Auf der anderen Seite will sie Kurt aber auch helfen, seine Trauer nicht alleine tragen zu müssen. Für sie eine total schwierige und verfahrene Situation.


    Genauso wie die vielen traurigen Momente gibt es aber auch Lebensfreude pur und den manchmal etwas schrägen Humor vom großen Kurt. Und ich bin froh, dass Lena und Kurt Menschen wie Lenas Schwester Laura und den Nachbarn Gauger, dessen Vornamen Lena lange nicht kennt, gibt, die in Sachen Trauerarbeit wirkliche Vorbilder sein können.


    Ein sehr emotionales, berührendes Buch, das mich immer wieder an den Tod meines damals 19-jährigen Cousins erinnert hat und an die Zeit der
    Trauer in unserer Familie. Kinder sollten nie vor ihren Eltern diese Welt verlassen müssen.

    5ratten

  • Ich schließe mich der Meinung an, dass dieses Sarah Kuttners bisher bestes Buch ist - sehr "echt" und berührend und im typischen Stil erzählt. Sätze wie

    (Zitat) "Warum haben wir Sprühsahne? So sind wir doch gar nicht!"

    verhalfen meinem kindlichen Gemüt zwischendurch immer wieder unverhofft zu ein paar Grinsern, und die Tragik kommt nicht als Drama daher, sondern ist durchaus subtil, aber darum nicht weniger ehrlich. Beide Kurts und die Beziehungen der Personen untereinander sind liebevollst gezeichnet - auch der kleine darf uns erst mal so lange ans Herz wachsen, dass wir den Verlust ermessen können.