Naomi Novik - Das kalte Reich des Silbers/Spinning Silver

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    Ich glaube, ich habe eine neue must-read-Autorin gefunden. Schon "Das dunkle Herz des Waldes" fand ich ja sehr vielschichtig und spannend, dementsprechend neugierig war ich auf ihr neues Buch.

    Das Setting ist ähnlich, aber es ist eine neue Story und wieder ein Stand-alone Buch, in Zeiten der Trilogien und Reihen manchmal auch eine schöne Abwechslung.


    Die Handlung entwickelt sich in mehreren Strängen. Der Fokus liegt zum einen auf Mirjem, Tochter eines jüdischen Pfandleihers mit weichem Herz, der es nicht schafft, seine Außenstände einzutreiben und so leidet seine eigene Familie. Mirjem nimmt das Geschäft dann irgendwann selbst in die Hand und ab da entwickelt sich ihr Leben deutlich zum Besseren. Aber Erfolg ist ein zweischneidiges Schwert und Mirjems Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Neben Mirjem spielen die Bauerntochter Wanda und die Herzogstochter Irina wichtige Rollen.

    Außer der Welt der Menschen gibt es den geheimnisvollen und unheimlichen Winterwald der Staryk. Normalerweise sind die beiden Welten getrennt, doch es gibt Durchgänge. Und die beiden Welten sind enger miteinander verknüpft als den Menschen bewusst ist.


    Es dauert eine ganze Weile, bis die verschiedenen Handlungsstränge zueinander laufen und sich dann ineinander fügen. Aber mir war an keiner Stelle langweilig, da der Erzählstil der Autorin einfach wunderschön ist. Man muss sich allerdings darauf und auf ihre Welten einlassen können.


    Ich finde es unglaublich schwer, das Buch zu beschreiben, denn es ist so vielschichtig.


    Mir gefällt hervorragend, wie die Autorin verschiedenste Vorlagen und Settings miteinander verknüpft. Jüdisch-slawisches Leben und Märchen, Winterwesen und Feuerdämonen, Geldeintreiber, Bauern und Prinzessinnen, und vieles mehr.

    Man kann das Buch einfach als Märchen lesen, man kann es aber auch als Parabel sehen und viele aktuelle Themen hineininterpretieren und herauslesen. Letztlich ist es das Zusammenspiel von drei Frauen, die sich ihrer Stärken bewusst werden und diese zum Wohl ihrer Familien und Völker einsetzen und damit ihre Welt(en) retten.


    :tipp:

    LG, Dani


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  • Zu Beginn muss man sich etwas reinfinden, aber ich fand das Setting diesmal eigentlich sogar weniger kompliziert als in "Das dunkle Herz des Waldes". Zumindest zu Beginn ist die Welt hier doch sehr nah an der Realität, nur durch die immer wiederkehrende Erwähnung der "Straße der Staryk" wird angedeutet, dass es da noch etwas gibt, wer oder was die sind, bleibt aber anfangs sehr vage.

    LG, Dani


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  • Valentine Es ist wirklich toll!


    Ich hab mir das Buch quasi gleich nach Erscheinen gekauft :lachen: und auch schon angefangen zu lesen. Momentan ist es ein bisschen warm geworden, irgendwie passt das daher grad nicht in meine Lesestimmung, aber ich freu mich trotzdem schon aufs weiter lesen.

  • Uprooted war eines meiner Jahreshighlights letztes Jahr. Umso mehr wollte ich daher auch Spinning Silver zu meinen Highlights einreihen, aber ich muss leider sagen: mich hat es nicht gepackt.


    Wie auch Uprooted ist Spinning Siver atmosphärisch und inhaltlich in alten Märchen angesiedelt und die Verflechtung von Märchen und Fantasy gelingt Novik sehr gut. Auch mag ich ihren Schreibstil, der das Märchenhafte nochmal unterstreicht.

    Und trotzdem fand ich Spinning Silver etwas überfrachtet, vor allem die zweite Hälfte des Buches verläuft sich meiner Meinung nach. Es werden immer wieder neue Perspektiven eingeführt, von denen ich nicht fand, dass sie der Geschichte immer unbedingt neues brachten.

    Mir hätte es außerdem sehr geholfen, hätten die einzelnen Kapitel eine Kennzeichnung, wessen Perspektive sie enthalten, zum Beispiel als Überschrift. Ich habe das Hörbuch gehört und die Sprecherin verändert zwar ihre Stimme, aber dennoch war mir nicht immer klar, von wem ich gerade lese. Ich weiß, dass im Printbuch Symbole für jeden Charakter am Anfang der Kapitel stehen, da muss man sich aber auch erst mal jedes Symbol merken und das finde ich bei mehr als drei Perspektiven schon etwas mühsam.


    In Uprooted fand ich die Protagonisten zuweilen etwas sperrig, das hat mir gefallen, sie entwickeln sich nicht innerhalb von kurzer Zeit zu völlig anderen. Das ist auch bei Spinning Silver so, aber der Funke ist einfach nicht über gesprungen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und ihre Entwicklung waren für mich nicht schlüssig nachvollziehbar und das Buch hatte für mich auch seine Längen.


    Das ist Meckern auf hohem Niveau, das Buch erscheint mir technisch sehr anspruchsvoll und komplex, nur auf der Gefühlsebene hat es mich nicht abholen können.

    Ich halte Naomi Novik trotzdem für eine sehr gute Autorin und hoffe, dass ihr nächstes Buch und ich einfach wieder besser harmonieren.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • tári

    Ich hatte bisher etwas den Eindruck das sich die Autorin mit den vielen Perspektiven etwas übernommen hat.

    Ich lese auf deutsch und fand es bisher zum Teil auch etwas irritierend, auch wenn mir das Buch sehr gefällt. Ich mag wohl vor allem auch diese Mischung aus historischen Anlehnungen (an das Judentum, dafür habe ich auch eine wissenschaftliche Schwäche :lachen: ) und den phantastischen sehr.

    Auf ihr nächstes Buch bin ich auch schon sehr gespannt.

  • Ich lese gerade endlich weiter, nach dem mir im Sommer einfach zu Warm war dafür.

    Dabei finde ich nach wie vor, das die verschiedenen Perspektiven irgendwie nicht so richtig klappen, vor allem weil dann plötzlich wie aus dem Nichts weitere hinzukommen, bei denen man auch öfter mal raten muss, welchen Blickwinkel man hier vor sich hat, weil das gerne mal erst nach ein, zwei, Seiten klar wird. Das muss nicht zwangsläufig schlechter sein, aber hier hat es für mich einfach nicht gepasst.

    Ich finde Novik hätte sich stärker auf ihre drei Figuren fokussieren sollen oder sich doch nur auf einen Blickwinkel beschränkt. Schon mit den dreien, hat sie ja ziemlich zu tun. Der Roman gefällt mir gut, aber ich gebe auch zu, das ich immernoch das Gefühl habe, die Autorin hätte sich mit den Perspektiven etwas übernommen. Vor allem Wanda fand ich zum Teil fast schon unnötig in der Handlung. Auch wenn schon klar ist, das sie und ihre Geschwister quasi gebraucht werden, für einen bestimmten Verlauf, letztendlich ist der Blickwinkel selbst aber trotzdem irgendwie nicht besonders wichtig. Ich gebe zu, das mir persönlich eben Mirjem als alleinige Hauptfigur am liebsten gewesen wäre. Ihr Handlungsstrang hätte meiner Meinung nach ruhig noch mehr ausgebaut werden können. Manche Entwicklungen erschienen mir dadurch zu plötzlich und ich finde das hat vor allem der Charakterzeichnung einfach nicht gut getan, so viele Figuren mit ins Boot zu holen, die alle ihre Gedanken loswerden.


    Das Setting selbst gefällt mir aber trotzdem recht gut. Vor allem die Anlehnung an Russland und die Beschreibung des Winters. Die Starkyr sind schön geheimnisvoll, aber bleiben leider auch etwas blass. Auch hier bleibt leider etwas mehr Tiefe auf der Strecke, weil eben so viele andere Handlungsstränge mit eingebaut sind. Ehrlich gesagt wirkt es manchmal so, als ob die Autorin sich nicht so recht entscheiden konnte, was genau sie eigentlich erzählen möchte.


    Interessant finde ich aber die Anlehnung an Rumpelstilzchen. Die Autorin hat es auf jedenfall Geschafft die Motive des Märchens so aufzugreifen, das sie einerseits wiedererkennbar sind, aber eben trotzdem eine eigenständige Geschichte bilden.


    Mir geht es momentan wie tári Es ist wirklich kein schlechtes Buch, aber bisher kann es meine Erwartungshaltung eben trotzdem nicht ganz erfüllen.

  • Zu guter letzt:

    Ich denke die Autorin wollte an einigen Stellen zu viel erzählen und hat sich daher am Anfang zusehr mit Vorgeplänkel aufgehalten um die Figuren einzuführen. Das hat leider dafür gesorgt dass das Ende meiner Meinung nach etwas zu überhastet erzählt wurde, auch wenn es mir an sich gut gefiel.

    Insgesamt bin ich durchaus zufrieden mit meiner Lektüre, finde aber nach wie vor, das die Autorin damit nicht an die Qualität von "Das dunkle Herz des Waldes" anschließen kann.

    Trotzdem hoffe ich das sie noch ein weiteres Buch schreiben wird, das auf Märchenmotiven basiert. Denn dieser Aspekt der Geschichte hat mir sehr gefallen.

  • Meine Meinung


    Ich fange mit dem Ende an und zitiere ganz frech:

    Insgesamt bin ich durchaus zufrieden mit meiner Lektüre, finde aber nach wie vor, das die Autorin damit nicht an die Qualität von "Das dunkle Herz des Waldes" anschließen kann.

    Das stimmt, aber die beiden Bücher sind sich trotzdem sehr ähnlich. Viele Motive aus Uprooted habe ich in Spinning silver wiedererkannt, gerade in der zweiten Hälfte des Buchs. Die hat mir insgesamt weniger gut gefallen als die erste. Wenn das Buch das Niveau der ersten Hälfte hätte halten können, hätte es die volle Punktzahl bekommen.


    In der zweiten Hälfte hat die Autorin viele Handlungsstränge zu schnell zusammengeführt. Die Geschichte war zwar gut durchdacht, aber ich hätte sie mir ausführlicher erzählt gewünscht. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch gut getan.


    4ratten


    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Naomi Novik - Das kalte Reich des Silbers“ zu „Naomi Novik - Das kalte Reich des Silbers/Spinning Silver“ geändert.
  • Nachdem mir „Uprooted“ so gut gefallen hatte, habe ich mich sehr auf „Spinning Silver“ gefreut, ich habe übrigens recht daran getan, es im Winter zu lesen, da passt es am Besten hin. In einer Art Russland sind die Winter in den letzten Jahren immer länger und härter geworden und die Staryk ziehen durch das gefrorene Land, eine übermächtige Rasse, die in einer Welt ewigen Winters lebt.


    Das Buch lebt von seinen weiblichen Hauptfiguren: Miryem, Tochter eines zu gutherzigen Geldverleihers, die sich abhärtet, damit ihre Familie nicht länger hungern muss. Doch in ihrem Stolz prahlt sie damit, Silber in Gold verwandeln zu können, etwas was die Begehrlichkeiten des Staryk-Königs weckt. Wanda, Tochter eines prügelnden Trunkenbolds, versucht ihre Brüder zu schützen, sie wird zu Miryems Assistentin und schließlich zur Zweittochter ihrer Eltern. Irina, die dritte, ist die Tochter des örtlichen Herzogs, die über sich hinauswächst und zu einer echten Königin und Beschützerin ihres Landes wird.

    Die Perspektive wechselt zwischen ihnen mit kleinen Ausflügen in andere Nebenfiguren. Das gelingt der Autorin sehr schön, das Buch war durchgehend spannend und interessant. Da ich wusste, dass die Geschichte leicht an Rumpelstilzchen angelehnt war, habe ich übrigens natürlich die ganze Zeit auf den Namen des Staryk-Königs gewartet.


    Mir gefielen ansonsten besonders die Bestandteile in Bezug auf das Judentum, sie zeichnet neben dem alltäglichen Leben auch ein der historischen Realität nahekommendes Bild der beständigen Bedrohungslage.


    Insgesamt gefiel mir das Buch gut, aber es hat mich nicht ganz so sehr in seinen Bann geschlagen wie Uprooted, von dem ich mich kaum losreißen konnte. Schade, dass Novik sich nicht noch mehr Märchen vorgenommen hat.


    4ratten