Nadja Neufeldt - Nachtmahr

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  • "Nachtmahr" von Nadja Neufeldt


    [spoilerfrei]


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    Über das Buch:

    Das 81 Seiten zählende E-Book wurde im Frühjahr 2019 herausgegeben und beeinhaltet übernatürliche Elemente. Das Cover lässt die Vermutung zu, dass es sich um eine erotische Geschichte handeln könnte - das ist allerdings nicht der Fall (auch wenn es zwischendurch um Sex geht, so ist es nicht ;)). Die Autorin Nadja Neufeldt ( Aeria ) hat auch andere Geschichte verfasst, die in den Bereich Science Fiction einzuordnen sind.


    Inhalt und Stil:

    Ina Schimmel ist nicht gerade zufrieden mit ihrem Leben: sie versteht sich nicht mit ihrer Familie, ist mit ihren 30 Jahren noch nicht besonders erfolgreich, und sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite. Seit jeher kämpft sie zusätzlich mit Übergewicht.

    Ein finanzieller Glücksgriff sowie eine folgenschwere übernatürliche Entscheidung verändern ihr Leben allerdings grundlegend.

    In ihr Leben tritt der gefährliche Dem, der nicht das zu sein scheint, was andere Menschen glauben - oder vielleicht doch?


    Die Geschichte setzt 3 Jahre nach Inas folgenschwerer Entscheidung an, und sie steht nun inmitten eines völlig anderen Lebens zusammen mit Dem.

    Dieses ist möglicherweise gefährdeter als sie es vielleicht vermutet.


    Der Schreibstil ist locker gehalten und ließt sich ganz gut. Die Kapitel haben eine angenehme Menge und enden häufig mit einem twistigen Cliffhanger.


    Meine Meinung:

    Ich muss schon mal im Voraus sagen: Ich hatte die Beschreibung des Buches entweder nicht gelesen oder sogar wieder vergessen. Auch das Cover habe ich mir auf meinem kleinen Reader-Display garnicht so genau angeschaut :saint: Ergo wusste ich überhaupt nicht, worauf ich mich da einlasse. Ich finde, das war aber perfekt so - so war ich nämlich abwechselnd verwirrt und positiv überrascht.


    Zwischendurch hatte ich ein bisschen Probleme. Normalerweise lese ich keine "Frau sehnt sich nach perfektem Traummann"-Bücher, egal wie ausgeglichen Romantik und Spannung sind. Aber hier hat es dann doch irgendwie funktioniert. Ich kann mich mit Ina gut identifizieren, obwohl wir ganz unterschiedliche Ziele im Leben haben, aber sie ist eben aus dem Alltag gegriffen. Eine normale übergewichtige Frau die mit Vorurteilen und fiesen Büro-Lästertanten zu kämpfen hat. Da kann man schon mal jemanden wie Dem in sein Leben lassen 8o


    Dem als Charakter hat mir hingegen sehr gut gefallen. Da wurde eine m.M.n. gute Balance aus überirdisch heißem Model und gefährlichem Manipulier-Profi gehalten. Das fand ich supi.


    Der Schreibstil war der Geschichte angemessen (das klingt negativ - ich meine es aber positiv!). Ich konnte ihn gut lesen, wenn auch das eine oder andere Wörtchen für mich zu sehr umgangssprachlich war - aber das ist ja mein Problem ;)


    Alles in allem wurde ich trotz kleiner Probleme zwischendurch gut unterhalten und ich möchte auch die anderen Geschichten der Autorin lesen :)


    Ich vergebe 3 gute Ratten.


    3ratten

  • Ein Albtraum zum Vernaschen


    Könnte Spoiler enthalten.


    Die erste Hälfte hat mich begeistert. Die Büroszene versetzte mich prompt in die eigene Bürovergangenheit. Die Ich-Erzählerin überzeugt durchgehend mit ihrem geradlinigen, unsentimentalen Ton, gerade auch, wenn sie von den bitteren Seiten ihres Lebens spricht. Sie ist fett und einsam – übrigens toll, dass das ohne Beschönigung und ohne Selbstmitleid festgestellt wird. Fett und einsam, ja, aber keine Heulsuse, und deshalb legt sie los, als ihr nach einem Lottogewinn alle Möglichkeiten offenstehen. Ihre Millionen trägt sie nicht zu einem Coach, damit der sie auf Normmaße runtertrainiert, sondern kauft sich ein Haus und arbeitet nur noch zum Spaß (und weil das Kündigen aus dieser Position heraus erst der wahre Spaß ist). Sie verschwendet die Kohle auch nicht an Parship und Co., sondern bezahlt lieber eine Hexe dafür, dass sie ihr verrät, wie man einen Dämon beschwören und zu seinem Traummann zurechthexen kann.

    Und so erschafft sie sich den perfekten Kerl. Dass es auf Dauer nicht gutgehen wird, ahnt man, denn nur ein ausgeklügelter Vertrag hält seinen eigenen Willen in Schach.


    In der folgenden Entwicklung fehlte es mir dann ein bisschen an der Spannung, die anfangs aufgebaut wird. Schade fand ich, dass Dem nach seinem dämonenhaften Erstauftritt durch die – notwendige – Zähmung in Sprache und Benehmen etwas zu sehr zum urbanen Hipster wird. Klar, darunter läuft noch was ganz anderes ab und darum geht es letztlich auch. Aber mir blieben vorrangig die anderen Szenen in Erinnerung. Der Schwerpunkt lag für mich etwas zu sehr auf „Ich mache meine sabbernden Kolleginnen neidisch“ und nicht genug auf dem „Da geht eine wahnsinnig scharfe Sache ab zwischen mir und Dem“. Von deren Schärfe hätte ich gern ein bisschen mehr gespürt. Um Liebe geht es nicht, um Sex aber schon, deshalb dürfte der auch ruhig detaillierter in den Vordergrund. Ist natürlich auch Geschmacksache. Aber für mich spricht das Cover eine deutlichere Sprache als der Text.

    Sinnlich waren für mich vor allem die Stellen, bei denen es ums Essen geht. Da waren die Aromen, die Details, die sprachlichen Nuancen da, die mir in den späteren Szenen zwischen Ina und Dem ein bisschen fehlten. Ich jedenfalls will jetzt wissen, wie Tonkabohnen und Ambra riechen.


    Am besten gefällt mir die klare, unaufgeregte Sprache. Dieser Ich-Erzählstimme hört man gern zu, man würde gern noch mehr davon lesen, wie sie ihren Alltag erlebt.


    4ratten

  • Danke, ihr beiden :flirt:

    Als ich diese Novelle schon so gut wie fertig hatte, kam mir die Idee zu einem Roman. Dort hätte ich Dem ausführlicher beschreiben können, vielleicht sogar aus seiner Sicht. Aber die Chance war nun vertan. Ich kann jetzt total gut nachvollziehen, warum manche AutorInnen eine Geschichte noch einmal aus der Sicht einer weiteren Figur schreiben. Es sind einfach zu viele Ideen da, die raus müssen! :breitgrins:


    Loons Gerringer Tonkabohne riecht sehr ... äh ... intensiv. Ich hatte mir vor Jahren mal ein paar gekauft. Trotz Verwahrung in einem dichtverschlossenen Schraubglas und ganz tief hinten im Regal vergraben, war der Duft zum Umkippen stark :ohnmacht:


    In der nächsten Kurzgeschichtensammlung wird eine sehr kurze Stroy über Dems ersten Besuch in unserer Welt drin sein. Dort ist er natürlich noch nicht der Dem, aber man bekommt hoffentlich einen weiteren Einblick in sein Wesen.


    ***
    Aeria

  • Dieselbe Szene aus verschiedenen Perspektiven: finde ich auch faszinierend, vor allem, wenn das Geschehen dadurch eine andere Bedeutung bekommt. Und besonders, wenn es dem Leser überlassen bleibt, sich für eine Sicht der Dinge zu entscheiden bzw. auch für keine der beiden.


    Bei Dem weiß ich allerdings gar nicht, ob ich etwas aus seiner Sicht wissen will. Da sehe ich die Gefahr, dass er (für meinen Geschmack) zu menschlich rüberkommt (hatte ich ja schon bei der Story bemäkelt), und das fände ich enttäuschend. Aber ich lass mich überraschen.


    Der Duft der Tonkabohne ? ja, das hatte ich inzwischen gegoogelt. Schwierig, sich ein Duftgemisch aus Vanille und Waldmeister vorzustellen! Riecht das wirklich so?

  • Waldmeister nehme ich bei der Tonkabohne eher wenig wahr, für mich riecht sie viel stärker vanillig. Intensiv auf jeden Fall.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen