John Ironmonger - Der Wal und das Ende der Welt

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.138 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Avila.

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    Gemeinsam kann man alles schaffen


    Ein Fremder tut sich schwer nach St. Piran in Cornwall zu finden. Besonders, seit das einzige Ortsschild verschwunden ist. Durchbrochen wird die Idylle des kleinen Ortes, als ein junger Mann nackt am Strand liegt. Gleichzeitig streift ein Wal entlang der Küste. Der junge Mann, Joe Haak, erzählt, dass ihn ein Wal gerettet habe. Am nächsten Tag strandet dieser Wal. Joe mobilisiert die Einwohner und gemeinsam schaffen sie es, den Wal wieder ins Meer hinaus zu treiben.



    Wenn ich an den Weltuntergang denke, den ein Programm, das Joe Haak in London geschrieben hat, vorausgesagt hat, kommen mir gleich Plünderung, Flucht, Mord und Totschlag in den Sinn. Ganz anders ist es bei den 307 Bewohnern des kleinen Ortes an der rauen Atlantikküste. Sie nehmen Joe Haak sofort in ihre Gemeinschaft auf und reagieren mit Menschlichkeit und Zusammenhalt.


    Irgendwo habe ich das Wort „Wohlfühldystopie“ gelesen. Und das trifft den Kern der Geschichte sehr gut, wie ich finde. Horrorszenarien, die wie man denken könnte, die Menschen lähmen, lassen sie unter Joes Führung erst gar nicht entstehen, bzw. wenden sie gemeinschaftlich ab. Was alleine nicht geht – viele, die zusammen helfen, schaffen es. Die Hoffnung bleibt immer bestehen.


    Die Personen, die John Ironmonger hier agieren lässt, sind zum großen teil außergewöhnlich und sehr sympathisch. Natürlich hat jeder seine Fehler, die sie aber so liebenswert machen. Es geht auch nicht ohne den ein oder anderen Unsympathen. Aber die sind in der absoluten Minderzahl. Die Allermeisten haben das Herz am rechten Fleck und zeigen dies auch. Und Joe Haak – den habe ich sofort ins Herz geschlossen.


    Naja, den für mich etwas kitschigen Schluss hätte ich nicht gebraucht. Wobei die Geschichte darunter nicht leidet.


    Ein ganz außergewöhnliches Buch mit ganz besonderen Menschen, die einen an das Gute im Menschen glauben lassen. Eine Geschichte voller Spannung, die mich mitgerissen hat, die ich sehr gerne gelesen habe und die mich bestimmt noch einige Zeit beschäftigen wird. Sie regt zum Nachdenken an.


    5ratten

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „John Ironmonger - Der Wal und das Ebde der Welt“ zu „John Ironmonger - Der Wal und das Ende der Welt“ geändert.
  • Klingt gut!


    Das Hörbuch habe ich meinem Mann zum Geburtstag geschenkt und bin schon sehr gespannt darauf, es mir auch mal anzuhören.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gestern habe ich den Roman angefangen und heute schon beendet, weil er so spannend und interessant war, gerade in den jetzigen Zeiten, denn es geht auch um eine Pandemie. Ich kann Gaby@ s Rezension bestätigen, auch was den kitschigen Schluss angeht, den es so nicht gebraucht hätte.

    Der Roman beginnt furios mit der Geschichte des gestrandeten Joes und des Wals, mit den Rückblicken in die kalte Welt der Londoner Hochfinanz, wo Joe als Analyst tätig war und ein Programm entworfen hat, das nicht nur Börsenvorgänge, sondern auch globale Entwicklungen ganz anderer Art voraussehen kann. Diesen Teil, in dem diese Zusammenhänge erklärt werden, fand ich besonders interessant, aber auch kontrastiv dazu die Atmosphäre in dem Cornwaller Küstenort, zu dem sich Joe geflüchtet hat.

    Am Ende aber ist alles zu sehr aufs Happy End gerichtet, und dabei übertreibt Ironmonger den Wohlfühleffekt ziemlich.

    Dennoch ein wirklich lesenswerter und hochaktueller Roman!

  • Ich kann den Roman nicht wirklich neutral beurteilen. Ich wusste im Vorfeld, dass es um eine Dystopie geht, aber ich wusste nicht, was für eine Dystopie es ist.

    Die englische Phrase too close to home beschreibt für mich am besten, wie sich der Roman angefühlt hat. Also für die aktuelle Zeit etwas zu passend und deswegen wollte ich mich irgendwie auch gar nicht so sehr darauf einlassen.


    Nichtsdestotrotz gab es auch amüsante Stellen und ganz allgemein mochte ich den Stil und die Figuren. Aber ich bin auch froh, dass ich jetzt fertig bin ^^

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • tári: "too close to home" trifft es für mich auch ganz gut. Mein Mann hat das Hörbuch kurz vor dem ganzen Corona-Mist gehört und war sehr angetan, aber ich möchte so was gerade nicht lesen oder hören, weil mir die aktuelle Pandemie schon dicke reicht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Und ich fand gerade die Parallelen sehr faszinierend. Interessant, wie unterschiedlich man in solchen Situationen empfindet. Aber ich kann das durchaus nachvollziehen. Andere Themen gingen mir auch manchmal gegen den Strich, wenn ich selber davon emotional betroffen war.

  • finsbury Ja, ich gehöre da eher zur Sorte Mensch, deren Romane, Filme etc. möglichst wenig mit den eigenen sensiblen Themen zu tun haben sollten. Da will ich mich wirklich eher ablenken.

    Wenn ich mich mit etwas konfrontieren möchte, greife ich eher zum Fach- und Sachbuch.

    Ich könnte jetzt auch gar nichts an dem Roman tatsächlich kritisieren, es war einfach der falsche Zeitpunkt. Kann passieren, da kann das Buch nichts dafür.


    Was ich aber doch ein wenig tröstlich fand: alles, wo es keine Parallelen gab, also die Dinge, die zum Glück nicht eingetreten sind.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Falsche Zeit für Bücher kenne ich gut. Deswegen bin ich hin und her gerissen, ob bzw. wann ich das Buch lesen will, seitdem ich es zu Weihnachten geschenkt bekommen habe.


    Was ich wirklich verrückt finde, dass das Buch vor Corona geschrieben und publiziert wurde. So verrückt spielt die Welt schon mal.

  • Avila ich musste in de letzten Monaten öfter daran denken, dass vor der Gefahr einer Viruspandemie seitens Mediziner und Biologen eigentlich schon länger ernstlich gewarnt wurde. Aber ich glaube viele - auch Entscheidungsträger - haben das eher beiseite geschoben.

    Ironmonger hat da wohl genauer hingehört.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Avila: geht mir ähnlich. Mein Mann hat es letztes Jahr kurz vor Corona gehört und muss häufig dran denken. Deshalb bequatscht er mich schon die ganze Zeit, es mir endlich auch mal anzuhören ... aber irgendwie ist mir das gerade zu nahe an der Wirklichkeit.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bevor man sowas nicht mal erlebt, finde ich es auch schwierig, sich sowas Neues vorzustellen. Da ziehe ich meinen Hut vor, wenn Autoren sich so einem Gedankenspiel aussetzen und das mal durchdenken.


    Jetzt habe ich erstmal einen Fantasy-Schinken aus dem Regal genommen. Vielleicht lese ich das Buch, wenn das Ende wirklich in Sicht ist. Noch ist es ja eher düster.

  • Bin Begeistert

    Joe Haak, ein junger Analyst aus London, wird eines Tages am Strand des kleinen Dorfes St. Piran vollkommen nackt angespült. Glücklicherweise befinden sich gerade mehrere Bewohner dieses Dorfes am Strand und bringen ihn in Sicherheit und zwar zu einem pensionierten Arzt, der ihn erstmal aufpäppelt. Schnell ist es rum, das ein Fremder am Strand aufgetaucht ist. Kaum das er sich erholt hat und noch einmal zum Strand geht um seine Sachen zu suchen, findet er einen gestrandeten Wal. Er trommelt so viel Bewohner zusammen wie möglich und es gelingt das unwahrscheinlichste. Sie retten den Wal und dieser schwimmt davon. So schnell wurde Joe zu einem Teil der Dorfgemeinschaft. Doch Joe hat ein Geheimnis. Der Arzt hatte ihn schon auf den Zahn gefühlt, denn ein Selbstmordversuch war bei der Auffindesituation nicht ganz ausgeschlossen. Joe hatte ein Programm entwickelt, das auf der Datenlage Prognosen entwickelte. Bei einem dieser Durchläufe machte seine Bank einen riesigen Verlust. In einer Kurzschlussreaktion setzte er sich in seinen Wagen und fuhr bis es nicht mehr weiter ging. Doch dieses Programm Cassie lässt ihn nicht mehr los und als er es noch mal laufen lässt trifft ihn fast der Schlag. Es bahnt sich eine Katastrophe an, die die Welt in die Steinzeit zurückwerfen könnte. Also nimmt er sein ganzes Vermögen und kauft Lebensmittel und lagert diese in einen alten Kirchturm ein, nicht unter sehr strengen Vorgaben. Nach einer Weile bekommen die Dorfbewohner dies mit. Und dann geht alles sehr schnell. Der Pastor wird abgelenkt und das ganze Dorf fährt zusammen mit Joe einkaufen. Als alles verstaut ist tritt genau das ein wovor Joe angst hatte. Eine aggressive Grippe breitet sich über die ganze Welt aus. Eine Grippekranke, Joes „Cheffin“ taucht plötzlich auf und bricht vor seinen Augen zusammen. Er nimmt sie und trägt sie in den Kirchturm, dies bleibt vom Pastor nicht unbemerkt. Und schon befinden sich alle in Quarantäne. Das Dorf schafft es gerade noch alle Zufahrtswege zu blockieren. Dann fällt die Strom- und Wasserversorgung aus und alle sind auf sich gestellt.



    Der Autor hat diesen Roman 2015 geschrieben, den ich jetzt im Jahre 2021 gelesen habe. Ich bin noch ganz überwältigt wenn ich bedenke, wie weit der Autor in die Zukunft gesehen hat. Eine Pandemie, die die ganze Welt überrollt und doch das Beste im Menscher zu tage bringt. Mit seinem Schreibstil hat mich der Autor dermaßen gefesselt das ich die Geschichte förmlich verschlungen habe.



    In zwei umeinander kreisende Erzählstränge wird die Geschichte von Joe und St. Piran und einer Pandemie erzählt, die den ganzen Erdball erfasst. Während des Lesens war im immer wieder erstaunt mit welcher Weitsicht der Autor seinen Roman verfasst. Wie verhalten sich die Menschen in einer Pandemie, die mörderisch ist? Auf unglaublich leichte Art und Weise erzählt er eine Geschichte, wie die Menschen ihre Beste Seite zeigen und so trotz großer Entbehrungen es doch noch Hoffnung und Liebe gibt.



    Auch wenn ich anfangs von den vielen Figuren förmlich überfordert war, hat sich das rasch gegeben. Und wirklich alle Figuren wie kurz ihr Auftreten auch war wachsen einen ans Herz. Selbst der oberste Boss von Joe, den ich anfangs so gar nicht leiden konnte, legt eine solche Entwicklung hin. Aber Joe und das Dorf spielen ja die eigentliche Hauptrolle in diesen dystopischen Roman, der von der Realität eingeholt wurde.



    Fazit: Ein wirklich packender und mitreisender dystopischer Roman, der von der Realität eingeholt wurde. Er bietet nicht nur eine wirklich spannende und fesselnde Geschichte, der Autor hat es bei mir geschafft, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich bin regelrecht begeistert von diesem Roman und kann es jeden nur wärmstens ans Herz legen. Unbedingt lesen!

    5ratten

  • Avila: geht mir ähnlich. Mein Mann hat es letztes Jahr kurz vor Corona gehört und muss häufig dran denken. Deshalb bequatscht er mich schon die ganze Zeit, es mir endlich auch mal anzuhören ... aber irgendwie ist mir das gerade zu nahe an der Wirklichkeit.

    Kann ich gut verstehen. Ich hatte das Glück das Buch 2019 gelesen zu haben. Ich mochte die Mischung aus interessanten wirschaftlichen Zusammenhängen, eher unverbrauchtem Thema und sehr menschlich erzählter, in manchen Momenten ein bisschen skuriler Geschichte.

    Jetzt würde ich es aber wohl auch nicht anfangen, genau aus dem "to close to home"-Gefühl heraus, das ihr weiter oben schon erwähnt habt. Gerade in der Anfangsphase der Pandemie hab ich auch oft an das Buch zurückgedacht und wie schnell etwas, das man beim Lesen noch so distanziert betrachtet hat, so plötzlich Realität ist. Wobei es natürlich schon viele Unterschiede (in der Art der Pandemie) gibt und im Buch dann letztlich auch nochmal ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden, vor allem im späteren Teil, in dem es sich im Wesentlichen um den kleinen Ort und die Menschen darin dreht, wie sie mit der Situation umgehen, Freundschaft, Feindschaft, Mitgefühl, Liebe, viel Zwischenmenschliches in einem begrenzten Umfeld.

    Ich hatte auch den ein oder anderen Kritikpunkt (vor allem zum Ende hin), die aber nicht all zu sehr ins Gewicht gefallen sind, insgesamt hab ich das Buch wirklich sehr gern gelesen.


    Ein schönes, lesenwertes Buch, das auch ohne der akuellen Situation im Gedächtnis geblieben wäre :)

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    5 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Auch wenn das Buch eine Grippe als Pandemie als Aufhänger hat und ein paar Parallelen zur Corona-Pandemie aufweist, fand ich die doch eher gering. Im Buch handelt es sich nur um ein paar Wochen und die Folgen sind so viel dramatischer als bei uns global gesehen und lokal gesehen dafür viel undramatischer. Deswegen konnte ich es ganz gut lesen.


    Besonders gut hat mir der Erzählstil gefallen. Das allein macht das Buch schon wirklich lesenswert!