Markus Zusak - The Book Thief (Die Bücherdiebin)

Es gibt 141 Antworten in diesem Thema, welches 55.706 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Diesen Roman las ich im Rahmen des SUB-Listenwettbewerbs und der Leserunde November. Wegen ersterem meine Stellungnahme in diesem zentralen Thread, wenn der auch schon uralt ist.

    Inhalt:


    Liesel verliert im Alter von 9 Jahren 1939 ihren Bruder durch Tod und ihre leibliche Mutter, weil diese sie nicht mehr versorgen kann und sie daher zu Pflegeeltern nach Molching, eine Kleinstadt bei München, abgeben muss. Bei der resoluten und ständig schimpfenden, aber aufrichtigen Rosa Hubermann und ihrem Mann Hans erhält Liesel eine neue Heimat und besonders durch Pflegevater Hans, einen zutiefst menschenfreundlichen und verständnisvollen Mann, findet sie wieder Halt im Leben und Spaß am Lesen und an Büchern, von denen sie sich im Laufe der Romanhandlung einige zusammenstiehlt, wenn das auch eigentlich keine Diebstähle sind. Aufgrund einer alten Verpflichtung von Hans Hubermann beherbergt die Familie einige Monate den Juden Max in ihrem Keller. Durch ihn verstärkt sich noch ihre Liebe zur Sprache und Literatur und ihr tief empfundenes Gerechtigkeitsgefühl. In dunkler Zeit leben Liesel und ihr Freund Rudi eine gefährliche Kindheit und Jugend … .


    Meine Stellungnahme:

    Der Roman wird sehr kunstvoll aus Sicht des Todes erzählt, mit Vorblenden, Parallelhandlungen und einleitenden Erzählerkommentaren. Trotz des düsteren Themas und Zeitkolorits ist das Buch leicht zu lesen, spannend und auch humorvoll. Die Handlung und die Erzählerkommentare transportieren eine tiefe Menschlichkeit. Der Roman dürfte für viele Menschen ein Lieblingsbuch sein und hat ja auch viele begeisterte Rezensionen ausgelöst.
    Mir persönlich liegt diese Art Literatur nicht sehr, wenn ich auch ihren menschlichen Wert und in diesem Fall die kunstvolle Gestaltung sehr würdige. Das Buch funktioniert fast ausschließlich über das Gefühl und bleibt trotz der starken zeitgeschichtlichen Gebundenheit seltsam unhistorisch. Ein berührendes Buch, aber für mich nicht nachhaltig.

  • Noch etwas zur Sprache, nachdem ich einige der früheren Beiträge gelesen habe. Diese ist

    keineswegs einfach, weil der Autor sonst nur Jugendbücher schreibt, sondern entspricht dem Blickwinkel der 9-13jährigen Liesel und auch dem des Todes, der ja auch keineswegs als Intellektueller dargestellt wird. Wie bereits geschrieben, stehen die Gefühle gegenüber diesen unfassbaren Entmenschlichungen der Nazis im Mittelpunkt, und das kommt hier als tiefe und deshalb auch sprachlich sich einfach ausdrückende Empfindung daher und nicht als intellektueller Diskurs. Auch wenn dieses Werk nicht meinen Lesevorlieben entspricht: Gestaltung und Gehalt des Romans sind in hohem Maße gewollt und stimmig.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

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    Vor einigen Jahren habe ich diese ungewöhnliche Geschichte schon einmal als Hörbuch genossen und sehr gemocht. Irgendwann hat mich mal eine begeisterte Leserin darauf hingewiesen, dass das Buch besonders gestaltet ist, mit kleinen Zeichnungen und Kommentareinschüben, so dass ich mir auch noch mal die Papierversion geholt habe.


    Das Buch über die kleine Liesel, die kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs zu Pflegeeltern in der Nähe von München gegeben wird, weil ihre Mutter sich nicht mehr um sie kümmern kann (warum genau, weiß man noch (?) nicht), berührt auch beim zweiten Mal, aber ich habe diesmal doch auch ein paar Kritikpunkte.


    Nicht so sehr inhaltlicher Natur - abgesehen davon, dass ich die Schimpfwörter speiende und stets ohrfeigen- und kochlöffelprügelbereite Pflegemutter überzeichnet finde, ist Liesels Entwicklung schön dargestellt. Wie ihr sanftmütiger Pflegevater langsam ihr Vertrauen gewinnt, ihr auf dem Akkordeon Melodien vorspielt, nachts auf einem Stuhl in ihrem Zimmer schläft, weil sie allnächtlich Alpträume vom plötzlichen Tod ihres Bruders hat und ihr, obwohl er selbst auch nicht gerade ein großer Leser ist, mit viel Geduld die Welt der Buchstaben beibringt, ist wirklich herzerwärmend. Und mir gefällt auch immer noch die Idee, dass der Tod selbst der Erzähler dieses Buches ist (und dabei gar nicht unsympathisch rüberkommt).


    Aber im englischen Original fällt mir doch sehr auf, dass die deutschen Einschübe häufig nicht ganz korrekt sind oder unpassende Erklärungen gegeben werden - eine Watschn ist immer noch eine Ohrfeige und keine Bezeichnung für Schläge mit dem Stock auf den Hintern. Auch so mancher Name klingt eher wie das, was sich ein Nichtmuttersprachler unter deutschen Nachnamen vorstellt, als wie das, was in Deutschland wirklich in den Telefonbüchern steht ... und ein Rudi wäre 1939 in Deutschland viel eher mit -i als mit -y geschrieben worden. Einerseits komme ich mir total kleinlich vor, weil mich das nervt, andererseits denke ich mir, das hätte sich doch um der Authentizität willen ohne allzu großen Aufwand recherchieren lassen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch vor 10 jahren (!!!!) als HB gehört und kann zu Schreibweisen garnichts sagen.

    Den Anfang fand ich total verwirrend, gerade weil man so mitten ins Geschehen geworfen wird und das so "komisch" geschrieben ist, dass der Bruder stirbt.

    Ab dem Zeitpunkt, als Lisel bei den Pflegeeltern ankommt, fand ich es besser.

    Ich kann mich nicht mehr genau an den Plot erinnern, sondern einzelne Fetzen: DAs mit dem Lesen/Schreiben lernen.

    das mit der Bügel-Wäsche, Buchklau-Phase und die Juden die durch die Straßen abgeführt wurden.

    BOAH, das fand ich soooo schlimm... Da mußte ich echt schlucken... und mit den Tränen kämpfen

  • Der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig, das stimmt, und manchmal findet Zusak auch ungewöhnliche bis merkwürdige Metaphern. Das stört mich aber weniger als die Deutschfehler, bei sowas bin ich einfach pingelig.


    Das Schreibenlernen im Keller ist sehr berührend geschildert, und mir gefällt auch, wie aus der Perspektive des Kindes die beginnenden Schrecken der Nazizeit dargestellt werden. Liesel ist ja noch sehr unbedarft, sagt rundheraus ihre Meinung und versteht noch nicht, in welche Gefahr sie sich und andere dadurch bringen kann.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich muss mal in meine englische Ausgabe schauen. Beim ersten Lesen hab ich mich total auf den Inhalt konzentriert und ich meine ich hätte dann auch auf die deutsche Ausgabe gewechselt. Ich kann aber verstehen, das Dich die Sprachfehler stören. Das sind ja Dinge, die auch schon zur Entstehungszeit des Romans recht einfach, sogar über das Internet recherchierbar gewesen wären. Und es ist ja nicht so, das in den USA niemand die Deutsche Sprache übersetzen könnte... das fällt mir aber auch öfter mal in TV Serien auf. Ich frage mich dann immer, welchen Sinn das hat, wenn man es nicht mal richtig macht.

  • Das sind ja Dinge, die auch schon zur Entstehungszeit des Romans recht einfach, sogar über das Internet recherchierbar gewesen wären. Und es ist ja nicht so, das in den USA niemand die Deutsche Sprache übersetzen könnte... das fällt mir aber auch öfter mal in TV Serien auf. Ich frage mich dann immer, welchen Sinn das hat, wenn man es nicht mal richtig macht.

    Ja, eben! :rollen: Ich finde es auch schade, weil es für mich die Qualität des Buches in gewisser Weise untergräbt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Übersetzungsböller sind immer doof. Mich stören sie auch und haben bei einigen Büchern schon zu Punktabzug geführt. Sie gehören für mich zum Gesamtbild und wenn das schlampig gemalt ist, bringt die schönste Geschichte nichts.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Da lob ich mir Herrn Irving. Wenn der Deutsch einsprenkelt, ist es immer korrekt.


    Und wenn es so läuft wie hier, wirkt es schnell wie ein Schüleraufsatz, bei dem man so was Ähnliches wie Deutsch eingebaut hat. Das ist wirklich schade, weil ich Zusaks Ideenreichtum durchaus mag.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • War auch mehr so eine Feststellung :lachen: Ich glaube das dies aber auch dazu führt, das er da sensibler dafür ist, wenn er die Sprache benutzt, zu überprüfen ob das Sinn ergibt. (Jetzt hab ich Lust einen John Irving Roman zu lesen :lachen: )

  • Jetzt hab ich Lust einen John Irving Roman zu lesen

    Ich wollte gerade rufen, ich lese bald einen. Aber nein, ich warte auf ein Buch von Ian McEwan. Eigenartig, dass ich die beiden immer verwechsle.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Jetzt hab ich Lust einen John Irving Roman zu lesen

    Ich wollte gerade rufen, ich lese bald einen. Aber nein, ich warte auf ein Buch von Ian McEwan. Eigenartig, dass ich die beiden immer verwechsle.

    Das passiert mich auch 8|. Dabei habe ich eigentlich nur mal ein von Ian McEwan angefangen und abgebrochen, weil es mir ÜBERHAUPT nicht lag!

  • Dann geb ich jetzt damit an, das mir das nie passiert - aber dafür verwechsle Ich Ian McEwan immer mit dem Schauspieler Ian McGregor :lachen:


    Zusak hat ja nach Jahren einen neuen Roman geschrieben und veröffentlicht. Ich muss aber zugeben das dieser mich so gar nicht reizt. The Bookthief liebe ich zwar sehr, aber ich hab null Interesse an seinem neuen Roman, inhaltlich absolut nix für mich. Und wieso haben sie den Titel wieder so bescheuert gewählt???? Im Original The Bridge of Clay nur so zur Info...


    Nichts weniger als ein Wunder :rolleyes::rolleyes:

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  • Der neue Titel klingt wie ein kitschiger Schnulzroman. Ich habe das Hörbuch kürzlich meinem Mann geschenkt und werde es irgendwann dann auch hören und berichten :)


    Ich habe gestern ein bisschen weitergelesen und musste mich zum Glück weniger ärgern. Allerdings komme ich mit dem lakonischen Stil manchmal nicht so zurecht. Einiges bleibt unausgesprochen oder angedeutet, und ich bin mir nicht sicher, ob ich immer die richtigen Schlüsse ziehe.


    Liesel hat ihr zweites Buch geklaut bzw. aus dem Feuer einer Bücherverbrennung gerettet. Dabei wurde sie von der Frau des Bürgermeisters beobachtet und traut sich deshalb nicht mehr, im Haus des Bürgermeisters für ihre Pflegemutter, die als Wäscherin arbeitet, die Schmutzwäsche abzuholen. Nur die Angst, von "Mama" Schläge zu bekommen, bringt sie schließlich doch dazu, wieder hinzugehen, und dann geschieht etwas Merkwürdiges: die schweigsame Frau Hermann bittet sie herein und führt sie in ein großes Zimmer voller Bücher, wo sie stumm zusieht, wie Liesel die Bücher bewundert und anschaut.


    Die Szenen finde ich einerseits seltsam, andererseits aber doch berührend, vor allem, als herauskommt, dass der Sohn der Hermanns im ersten Weltkrieg gefallen ist.


    Jetzt kommt noch ein weiterer Protagonist ins Spiel, ein Jude namens Max, der mit mageren Vorräten irgendwo in einem Versteck sitzt und wohl Hans Hubermann, Liesels Pflegevater, kennt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen