Cynthia Harrod-Eagles - Keep the Home Fires Burning (War at Home 2)

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    Anfang 1915 ist klar, dass die Behauptung, der Krieg sei bis Weihnachten (1914) garantiert vorbei, nur eine großspurige Parole war, und im Laufe des Jahres werden die Auswirkungen der Kämpfe in Frankreich und anderswo auch an der Heimatfront mehr als spürbar. So natürlich auch für die Hunters und ihre Bediensteten, Verwandten und Nachbarn im Dörfchen Northcote und in London.


    David Hunter kämpft in Frankreich, sein jüngerer Bruder meldet sich ebenfalls freiwillig, zum großen Leidwesen der Mutter. Diana, die Zweitälteste, versucht derweil, mit ihrer blaublütigen Schwiegerfamilie in spe klarzukommen, die eine Bankierstochter für keine standesgemäße Partie hält. Ihre Schwester Sadie kümmert sich nach wie vor hingebungsvoll um Pferde, die für den Einsatz an der Front ausgebildet werden, und ruft einen Besuchsdienst für verwundete Soldaten ins Leben, als eine alte Schule in der Nähe zum Lazarett umfunktioniert wird.


    In London, wo Luftangriffe durch deutsche Zeppeline für großes Entsetzen sorgen, erregt derweil die erste weibliche Polizeistreife Aufsehen. Mit dabei sind Laura, die Schwester von Hunter senior, und ihre Freundin Louisa (die nach meiner Einschätzung mehr als nur eine gewöhnliche Freundin für Laura ist).


    Der Krieg bedeutet einschneidende Veränderungen für alle, nicht nur für die Soldaten in den Schützengräben, die sich mit neuartigen, tödlichen Waffen und Kampfstoffen wie Giftgas konfrontiert sehen. Die Bevölkerung in der Heimat lebt nicht nur mit der Sorge um ihre Liebsten, die an der Front stehen, sondern auch mit vielen Veränderungen und Einschränkungen. Es mangelt an männlichen Arbeitskräften, so dass Frauen sich in gänzlich neuen Positionen wiederfinden. Die industrielle Produktion konzentriert sich auf kriegswichtige Sektoren, eine erste Flüchtlingswelle muss bewältigt und die Versorgung verwundeter Soldaten sichergestellt werden. Jede/r ist gefordert, sich so gut er oder sie kann im Dienste des Vaterlandes einzubringen, kritische Stimmen werden hierbei nicht gerne gehört.


    Harrod-Eagles überzeugt auch in diesem Buch durch akribische Schilderungen der Kriegszeit und glänzt dabei mit liebevoll ausgemalten Details, solider Recherche und Gespür für das Zwischen- und Allzumenschliche. Am Beispiel der Hunters und ihres Umfeldes beleuchtet sie zahlreiche persönliche, gesellschaftliche und politische Aspekte und erschafft großartige, wie aus dem Leben gegriffene Charaktere, während sie gleichzeitig viel Interessantes und Wissenswertes über den historischen Hintergrund des Romans vermittelt, ohne den Erklärbären zu spielen.


    Eine gelungene Fortsetzung von "Goodbye Piccadilly", die die Geschehnisse des Kriegsjahres 1915 nachzeichnet und große Lust auf den nächsten Teil weckt.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen