4. Abschnitt: Kap. 30 bis zum Ende

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  • Hier könnt Ihr zum 4. Abschnitt schreiben.

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    Liebe Grüße, Caren

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    Wenn lesen Kalorien verbrennen würde, wäre ich in kürzester Zeit beängstigend dünn.

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    Meine Rezensionen

  • Man Melanie Metzenthin , ich hatte so gehofft das du mir dieses Mal das Weinen ersparst. Warum musstest du ausgerechnet Bernhard sterben lassen? Mir liefenn die Tränen vor Schock, Entsetzen und natürlich Traurigkeit. Wenn ein Autor/in das bei mir schafft, dann kann es kein besseres Kompliment geben. Das war sooo.... berührend.


    Aber nun zum gesamten Abschnitt, der ziemlich rasant war und sich alles zusammen fügte. War Frederike zu Beginn noch enttäuscht davon, nicht wirklich klare Beweise von Walter zu erfahren, haben sie später Hand in Hand zusammen gearbeitet. Er hat Recht, mich hat es auch gewundert, dass Weiß so getan hat, als würde er Bernhard nicht kennen. Auch wenn es schrecklich ist, aber gut das Walter wegen seiner Verletzung nicht zu erkennen war. Wer weiß wie Weiß dann reagiert hätte.

    Frederike zweifelte noch an der Glaubwürdigkeit von Walter, aber das Foto zeigte eindeutig die drei Männer. Das Bernhard so krass auf das Foto und die Worte von den beiden reagierte, hat mich erschreckt. Dann kam mir gleich der Gedanke, hoffentlich geht's mit seiner Entwicklung nicht wieder zurück.


    In der Zwischenzeit kam Viktor. Na der war mir sofort mit seiner hinterhältigen Art unsympathisch. Als Dr. Weiß sich seiner angenommen, hat es nicht lange gedauert und mich beschlich ein ungutes Gefühl. Immer wieder fragte ich mich ob er Juliane helfen, oder ob er Viktor nur für seine Absichten benutzen will. Leider war es dann letzteres. Doch wie Juliane sich während des Aufenthalts von ihrem Bruder entwickelt hat war grandios. Sie ist förmlich über sich hinaus gewachsen. Als er in ihr Zimmer wollte, hab ich so gedacht...... bitte, bitte hab von innen abgeschlossen. Puh, sie hat und gibt Viktor sogar noch kontra.


    Bernhard hat Frederike all seine Erlebnisse erzählt. Ehrlich? Ich habe gestaunt wie klar er für seine Verhältnisse den Sachverhalt wieder geben konnte und habe mich über diesen Fortschritt gefreut. Aber ab da war mir klar, Dr. Weiß hat sein Versuchs- Subjekt gefunden. Erstaunlich, dass er sich nicht hat zu diesen Grausamkeiten hat manipulieren lassen. Wie das wohl mit der Blockade war, also ich weiß schon, aber mir ist schleierhaft wie das so funktioniert?


    Frederike war heimlich in Weiß sein Büro und findet ein Tagebuch in dem aber nur chifrierte Texte zu lesen sind. Was für ein Glück, dass Walter nach einigen Versuchen den Code geknackt hat. Da habe ich nicht schlecht gestaunt, genau wie Frederike, dass Walter so etwas konnte.

    Mit dem Wissen von Bernhard eilte sie zu Walter und was er entschlüsselt hat ist unfassbar. Schon alleine wie er Bernhard nur als Subjekt bezeichnet ist abstoßend. Aber dadurch haben sie nun endlich den Beweis den sie brauchten. Während Walter schon nicht mehr auf dem Gut ist, hat Weiß Viktor so weit manipuliert, dass dieser zu dem Entschluss kam.....Juliane muss sterben... Ganz toll, Dr. Weiß hat sein nächstes Versuchs Subjekt gefunden. Unglaublich wie schnell das gegangen ist.

    Zum Glück hat er es nicht geschafft sein Ziel in die Tat umzusetzen. Bernhard kam noch rechtzeitig zurück. Naja, dass Viktor dabei starb, fand ich nur für Bernhard schade, weil es ihm leid tat Julianes Bruder getötet zu haben. Aber er hat diesen ausgeprägten Beschützerinstinkt und wenn er einen Schützling hat, tut er eben alles dafür diesen zu schützen.

    Ich glaube, schon Mal etwas darüber gelesen zu haben. So wie bei Bernhard....sein Erinnerungsvermögen an früher ist wie gelöscht, aber seine körperlichen Fähigkeiten von früher sind noch da. Ich sage jetzt mal Kampfkunst, dass sein Gehirn, wenn es dazu kommt, einfach abrufen so als hätte er nie etwas anders gemacht. Das ist verrückt. Aber in deinem Nachwort steht einiges dazu. Ich bin der Meinung, dass ich das in einem Mittelalter Roman gelesen habe. Da war ein Soldat der bei der Schlacht am Kopf verletzt wurde und genauso war wie Bernhard.


    Und dann der Showdown, das war richtig spannend. Wie abgebrüht dieser Weiß war, nimmt sich Frederike als Geisel und Bernhard sollte sie begleiten. Da wir nun Bernhard sein Beschützerinstinkt kennen, wollte ich auf keinen Fall, dass er versucht Frederike zu retten. Meine Hoffnung lag auf Walter, der vielleicht in der Nähe gewesen wäre. Aber diesen Ausgang habe ich mir definitiv nicht gewünscht Melanie;(;(!!!! Auch wenn Weiß nun selber ein sabbernder Schwachsinnigen ist, besser als ein schneller Tod. Aber er bekommt eh nichts mit, da hätte er auch Tod sein können. Meine Fantasie sagt mir, dass er nicht ausreichend versorgt/ gepflegt wird und mit voll gekakten Windeln im Bett liegt und stinkt^^


    Aber gut, ich finde den ganzen Roman, also auch das Ende sehr gelungen. Man kann nicht alles haben und es muss nicht immer ein Happyend geben. Aber andererseits ist es auch ein Happyend....der Täter ist gefasst, das Dorf versöhnlich und sogar anwesend bei der Beisetzung von Bernhard,.Juliane bleibt Dank ihrer Cleverness auf Gut Mohlenberg und ist Frederike eine gute Freundin geworden. UND, Frederike hat sich entschieden das

    letzte Semester zu beenden um als Ärztin in die Anstalt ihres Vaters zurück zu kehren. Aber was ich noch sehr schön finde, sie wird ein Kind von Bernhard bekommen und das ist eine bleibende Erinnerung an ihren geliebten Mann.



    Ach das noch. Die Enttäuschung von Frederikes Vater, dass sie ihn nicht eingeweiht hat, konnte man förmlich spüren. Und das es ihr leid tat ebenfalls. Es war aber auch eine vertrakte Situation. Gut das er ihr nicht böse war.

    Dann noch das Geheimnis von Dr. Fliedtner seine Homosexualität und die erwähnten Schriften von Magnus Hirschfeld , einem Pionier der Sexualforschung,

    Melanie Metzenthin kann es sein, dass das die Schriften sind, die Richard seinem Neffen gab, der ebenfalls homosexuell war? Ich glaube es war Richard sein Neffe im " Im Lautlosen" und er hatte so darunter gelitten, sich ebenfalls nicht getraut darüber zu reden.

    Noch etwas fällt mir ein, die Sache mit der Charité und vor allem was in der Anstalt in Hannover passiert ist. Mein Gott. Ludwig Breuer hätte alles für seinen Dr. Weiß gemacht und was macht dieser? Er bringt ihn um, wurde ihm zu gefährlich. Aber er hätte doch alles abwürgen können, indem er gesagt hätte Ludwig sein nicht mehr Herr seiner Sinne. Doch bevor er starb konnte wenigste Walter noch einiges von ihm erfahren.


    Nun höre ich auf, ich hole schon wieder endlos aus^^

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • In diesem Abschnitt überschlagen sich die Ereignisse und es wird immer sicherer, dass Dr Weiß tatsächlich ein gefährlicher Verbrecher ist, der andere Menschen manipulieren will.


    Alles wird aufgeklärt:

    Trudis Tod war Selbstmord und Alfons stirbt in einer Rauferei - es war Dr. Weiß, der die Leichen verstümmelt hat. Bernhard konnte allerdings nicht darüber sprechen. Dr. Weiß hat ihn tatsächlich als "Subjekt" ausgesucht. Ihn wollte er manipulieren - aber Bernhard mag zwar nicht mehr lesen und schreiben können, aber sein Bewusstsein für Recht und Unrecht ist stark ausgeprägt und lässt sich nicht so leicht manipulieren.

    Mir war da nicht ganz klar, warum er diese große Redehemmung hatte. Friederike spricht ja von der Möglichkeit einer Blockade - aber wie das tatsächlich funktioniert, ist mir leider entgangen (ich hab das Buch in der Nacht fertig gelesen, es ist also leicht möglich, dass ich etwas wichtiges überlesen habe. Soll ich also den letzten Abschnitt noch einmal lesen?)


    Aber nicht nur Bernhard war das Opfer von Dr. Weiß, auch Viktor wurde von ihm manipuliert. Aber hier wurde dieses System der Manipulation, die vielen kleinen Schlüsselreize, wirklich gut und verständlich erklärt! Danke Melanie Metzenthin !


    Juliane macht eine großartige Entwicklung durch. Sie ist in der Lage sich gegen ihren Bruder zu wehren. Als er sie umbringen will, rettet Bernhard sie. Viktor stirbt dabei.


    Und am Schluß stirbt auch noch Bernhard - leider. ;( Aber wie hätte er die gerichtlichen Untersuchungen miterlebt, wenn er überlebt hätte? Denn es hätte Untersuchungen geben müssen! Er ist als Held gestorben. Hätte er überlebt, wäre er nicht sicher vor Gerüchten und übler Nachrede gewesen. Schließlich war er an 2 Todesfällen beteiligt.


    Aber Friederike ist schwanger - ein Teil von Bernhard lebt somit weiter. Ein tröstlicher Gedanke!

    Dass sie ihr Studium beendet, finde ich ja sehr gut - allerdings vermute ich, dass es für sie nicht so einfach war, weil sie ja schwanger war. Nicht wegen der Schwangerschaft selbst, sondern wegen den Reaktionen der Männer der Universität! Durfte damals eine Schwangere überhaupt zur Uni?


    Dr. Weiß überlebt mit schweren Hirnverletzungen. Seine Intelligenz ist somit Vergangenheit. Er bleibt am Leben - als Pflegefall ohne Sprache und mit eingeschränkter Motorik. Hier hast Du Dir eine schicksalshaft gerechte Strafe für ihn einfallen lassen, liebe Melanie!


    Was mich bei Dr. Weiß jedoch sehr interessiert: er wollte ja seine Mitmenschen manipulieren. Weil er seine eigene Intelligenz als so überragend ansah und weil alle Menschen eigentlich Versuchsobjekte für ihn waren. Aus Machthunger? Aber warum dieser Machthunger? Was hat ihn zu so einem skrupellosen Menschen gemacht, der keinerlei Empathie für andere empfinden konnte? Oder ist er von seiner Persönlichkeit her eigentlich schon ein böser Mensch? :/

    Vernunft, Vernunft...

  • Vielen Dank für dein Kompliment! Ja, eine Testleserin kämpfte hart und wollte, dass ich Bernhard überleben lasse, weil sie ihn so gern mochte und meinte, er wäre ein guter Vater geworden. Ja - wäre er, aber durch diesen Tod, der in letzter Konsequenz von ihm auch angenommen wird, da er ja eine (sinnlose) Notoperation ablehnt, wird die Geschichte tiefschichtiger. Ich wollte mit dem Klischee brechen, dass man sonst in solchen Geschichten oft findet: Mann schwer verletzt, Frau opfert sich für ihn auf, am Schluss stirbt er und sie ist frei und kann ihr Leben wieder genießen.


    Hier ist es genau andersrum - gerade als sie anfängt, ihn wieder als ihren Mann voll und ganz in ihrem Leben zu sehen, auf den sie sich auch ein klein wenig verlassen kann (z.B. als er zu Walter reitet und ihm den Brief bringt), wird er ihr genommen und der Verlust ist unermesslich hart für sie (und die Leser). Dadurch, dass er ein so harter Verlust ist, wird er als Mensch noch mal besonders wertvoll wahrgenommen und bestätigt, dass es kein lebensunwertes Leben gibt.


    Ich hatte ja ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, noch einen Epilog 20 Jahre später zu machen, wo Doktor Weiß sich ganz gut mit seiner Behinderung in einem Pflegeheim eingelebt hat und dann kommt jemand, der die Leistungsfähigkeit von Behinderten beurteilen soll und meint: "Zu schade, er war mal ein großartiger Arzt, aber das ist ja kein Leben mehr. Der ist für die Aktion Gnadentod." Habe ich dann gelassen, wäre zu viel geworden und hätte von dem tragischen Ende, in dem aber auch viel Hoffnung liegt - Friederike wird Ärztin werden (und eine Tochter bekommen, dann muss sie sich 20 Jahre später keine Sorgen machen, dass die eingezogen wird und im Krieg umkommt) und auch Juliane hat ihr Leben vollständig zurückerobert. Walter hat auch eine neue Heimat. Wenn nicht Bernhard gestorben wäre, wäre es zu viel Zuckerguss geworden, weil dann alles gut geworden wäre.


    Ja, du hast recht, Hirschfelds Schriften tauchen auch in "Die Stimmlosen" auf - unter den Nazis war das Buch verboten, aber Richards Schwiegervater hatte noch ein Exemplar. Magnus Hirschfeld war ja einer der Pioniere der Sexualforschung und für die Legalisierung der Homosexualität, die er als Normvariante und nicht als Abnormität sah (er war übrigens selbst homosexuell).


    Juliane ist übrigens als eine zunächst unscheinbare Nebenfigur, die nur der Illustration der weiteren Behandlungsfelder auf Gut Mohlenburg dienen sollte, zu einer Schlüsselfigur geworden. Dadurch bekam der Roman noch mal eine ganz neue Dramatik - und ich fand für den Showdown ein noch viel besseres neues "Subjekt" für Weiß.

  • Mir liefenn die Tränen vor Schock, Entsetzen und natürlich Traurigkeit. Wenn ein Autor/in das bei mir schafft, dann kann es kein besseres Kompliment geben. Das war sooo.... berührend.

    Mir ist es ähnlich ergangen - ich war sehr traurig, aber andererseits denke ich mir, dass Bernhard fast sterben musste. Ich glaube nicht, dass ein Happy End hier gepasst hätte.


    In der Zwischenzeit kam Viktor. Na der war mir sofort mit seiner hinterhältigen Art unsympathisch. Als Dr. Weiß sich seiner angenommen, hat es nicht lange gedauert und mich beschlich ein ungutes Gefühl. Immer wieder fragte ich mich ob er Juliane helfen, oder ob er Viktor nur für seine Absichten benutzen will. Leider war es dann letzteres.

    Stimmt! Ich hab mich das auch die ganze Zeit gefragt und ich finde es großartig, wie Melanie es schafft, im Leser die Zweifel zu sähen, diese unterschwellige Botschaft weiterzugeben und die Gedanken des Lesers zu lenken (zu manipulieren?;)) Großartig!

    Aber er bekommt eh nichts mit, da hätte er auch Tod sein können.

    Hmmm... da bin ich mir nun nicht ganz so sicher. Weil der Mensch seine Umwelt eben nicht nur über den Intellekt wahrnimmt, sondern wesentlich mehr Wahrnehmung völlig unbewußt abläuft.

    Und nur weil er sich nicht ausdrücken kann, heißt das nicht, dass er keine Schmerzen spürt oder gar nichts mitbekommt.

    Vernunft, Vernunft...

  • Mir war da nicht ganz klar, warum er diese große Redehemmung hatte. Friederike spricht ja von der Möglichkeit einer Blockade - aber wie das tatsächlich funktioniert, ist mir leider entgangen (ich hab das Buch in der Nacht fertig gelesen, es ist also leicht möglich, dass ich etwas wichtiges überlesen habe. Soll ich also den letzten Abschnitt noch einmal lesen?)

    Ich habe das nicht so genau erklärt, weil es Bernhard ja selbst schwer fiel, davon zu sprechen, man kann es allenfalls zwischen den Zeilen erahnen, deshalb später das Beispiel von Viktor.


    Weiß kannte Bernhard von früher, er wusste, dass Bernhard sich immer Kinder gewünscht hat. Als er sah, wie Bernhard damals verstört reagierte, als Kuno mit dem Lammfötus kam, dachte Weiß, hier hat er den perfekten Schlüsselreiz, aber er wusste noch nicht, wie er das einsetzen kann. Dann kam ihm "die Vorsehung", wie er es später nennt, zu Hilfe. Trudi ging aus Scham über ihre Schwangerschaft ins Wasser - das passierte damals häufig. Bernhard wollte sie retten, er erkannte nicht, dass es schon zu spät war. Doktor Weiß aber sah, das sie schwanger war und schnitt ihr den Bauch auf - das war für Bernhard schockierend (für jeden anderen wäre es das wohl auch, außer für so Leute wie Weiß). Und Weiß hat ihm dann eingeredet, dass er schwangere Frauen beschützen müsse, und dass Alfons Trudi auf dem Gewissen hatte. Alfons wählte er, weil der Knecht regelmäßig auf das Gut kam und einen entsprechenden Ruf hatte.


    Es lohnt sich, noch mal das Kapitel zu lesen, als Friederike und Bernhard das erste Mal seit seiner Verwundung wieder miteinander schlafen. Was er da sagt. Wenn man weiß, wie die Geschichte ausgeht, ergibt das schon einen ganz eigenen Sinn. Aber gleichzeitig wird gerade durch diese Bosheit, die da ihren Anfang nimmt, auch der Anfang für das weitere tröstliche Ende - die Schwangerschaft - gesetzt.


    Bernhard weigerte sich aber zu töten. Er war Soldat, aber als solcher kannte er damals auch noch ritterliche Tugenden. Also weigerte er sich, Alfons auf Weiß' Befehl umzubringen - er wollte mit ihm reden. Leider ist das dann eskaliert, was auch an Alfons lag.


    Dann hat Weiß den Schlüsselreiz gesetzt, der Bernhard gänzlich zum Schweigen brachte - keiner würde ihm glauben, er würde Friederike nie wieder sehen und da landen, wo Kuno ist, wenn man erfährt, dass er Alfons getötet hat. Und dann hat er ihm noch die Hoden abgeschnitten. Und da war die Blockade in Bernhards einfachem Verstand gesetzt. Erst als er von Friederikes Schwangerschaft erfuhr, konnte er das überwinden. Sein Kind war ihm wichtiger als alles andere, er musste Friederike schützen. Und dadurch konnte er die Blockade durchbrechen. Aber es war sehr schwer.

    Und am Schluß stirbt auch noch Bernhard - leider. ;( Aber wie hätte er die gerichtlichen Untersuchungen miterlebt, wenn er überlebt hätte? Denn es hätte Untersuchungen geben müssen! Er ist als Held gestorben. Hätte er überlebt, wäre er nicht sicher vor Gerüchten und übler Nachrede gewesen. Schließlich war er an 2 Todesfällen beteiligt.

    Das stimmt. Er wäre zwar freigesprochen worden, aber der üble Beigeschmack vom gefährlichen Irren wäre geblieben.

    Aber Friederike ist schwanger - ein Teil von Bernhard lebt somit weiter. Ein tröstlicher Gedanke!

    Dass sie ihr Studium beendet, finde ich ja sehr gut - allerdings vermute ich, dass es für sie nicht so einfach war, weil sie ja schwanger war. Nicht wegen der Schwangerschaft selbst, sondern wegen den Reaktionen der Männer der Universität! Durfte damals eine Schwangere überhaupt zur Uni?

    Ja, sie war ja Witwe und nicht unverheiratet schwanger. Einer Heldenwitwe (Mann ehemaliger Offizier) hätte man damals keine Steine in den Weg gelegt.

    Was mich bei Dr. Weiß jedoch sehr interessiert: er wollte ja seine Mitmenschen manipulieren. Weil er seine eigene Intelligenz als so überragend ansah und weil alle Menschen eigentlich Versuchsobjekte für ihn waren. Aus Machthunger? Aber warum dieser Machthunger? Was hat ihn zu so einem skrupellosen Menschen gemacht, der keinerlei Empathie für andere empfinden konnte? Oder ist er von seiner Persönlichkeit her eigentlich schon ein böser Mensch? :/

    Er war schon von seiner Persönlichkeit her unempathisch, der klassische Psychopath, dem es schwer fällt, mit anderen mitzufühlen. Es war eine ungesunde Mischung aus Machthunger, Ehrgeiz und Psychopathie - wäre er nicht am Schluss von Wotan zum Hirni getreten worden, hätte er 20 Jahre später ganz tolle Karrierechancen als KZ-Arzt gehabt.

  • Mir liefen die Tränen vor Schock, Entsetzen und natürlich Traurigkeit. Wenn ein Autor/in das bei mir schafft, dann kann es kein besseres Kompliment geben. Das war sooo.... berührend.

    Mir ist es ähnlich ergangen - ich war sehr traurig, aber andererseits denke ich mir, dass Bernhard fast sterben musste. Ich glaube nicht, dass ein Happy End hier gepasst hätte.

    Ich gestehe - mir liefen die Tränen beim Schreiben auch. Das war sehr schwer.

  • Ich glaube, schon Mal etwas darüber gelesen zu haben. So wie bei Bernhard....sein Erinnerungsvermögen an früher ist wie gelöscht, aber seine körperlichen Fähigkeiten von früher sind noch da. Ich sage jetzt mal Kampfkunst, dass sein Gehirn, wenn es dazu kommt, einfach abrufen so als hätte er nie etwas anders gemacht. Das ist verrückt.


    Ich habe da sogar eine eigene interessante Erfahrung beizusteuern. Erinnert ihr euch noch an den Zauberwürfel (Rubiks Cube), der in den 80er Jahren überall verwendet wurde? Ich habe das Ding früher täglich mehrmals verdreht und wieder komplett richtig gedreht. Dann packte ich ihn irgendwann weg und fand ihn rund 20 Jahre später beim Umziehen wieder. Ich habe damit rumgespielt, ihn verdreht, aber ich hatte die Lösung vergessen. Aber dann habe ich, ohne nachzudenken, die alten Bewegungen durchgeführt - und da war er plötzlich wieder ordentlich zusammengepuzzelt. Meine Hände, mein motorisches Gedächtnis, funktionierten von selbst, aber ich hätte es - im Gegensatz zu früher - nicht mehr aufmalen können. Das fand ich sehr bemerkenswert. So ähnlich ist das bei Bernhard.

  • Was für ein Ende! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Ich habe eher erwartet, dass Dr. Weiß verhaftet wird, aber nicht, dass er jetzt selber einen Hirnschaden davon trägt. Irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit ?

    Der arme Bernhard! Aber ihr habt Recht. Es wird wohl wirklich das Beste gewesen sein. Menschen können anderen gegenüber grausam sein. Und er ist doch so einfühlsam! ?

    Juliane hat sich ganz schön gemausert. Es freut mich, dass sie jetzt ihren eigenen Weg geht und Friederike in der schweren Zeit helfen kann!

  • Aber das Buch hat mich auch nachdenklich gestimmt. Ein guter Freund meines Mannes hatte vor ca. 3 Monaten eine Hirnblutung. Es war zuerst nicht sicher, ob er überhaupt überlebt. Erst jetzt seit kurzem hat er nach dem Anlegen einer Drainage zur Entlastung des Hirndrucks wieder reden gelernt und kann jetzt auf seine Umwelt reagieren. Vorher sass oder lag er nur und hat kaum auf seine Umwelt reagiert. Ich habe immer gedacht, so ein Leben möchte ich für mich nicht. Das Buch hat mir gezeigt, dass man auch mit Einschränkungen ein glückliches Leben führen kann. Ich werde wohl meine Einstellung überdenken müssen, welche Einschränkungen für mich akzeptabel wären ?

  • Aber das Buch hat mich auch nachdenklich gestimmt. Ein guter Freund meines Mannes hatte vor ca. 3 Monaten eine Hirnblutung. Es war zuerst nicht sicher, ob er überhaupt überlebt. Erst jetzt seit kurzem hat er nach dem Anlegen einer Drainage zur Entlastung des Hirndrucks wieder reden gelernt und kann jetzt auf seine Umwelt reagieren. Vorher sass oder lag er nur und hat kaum auf seine Umwelt reagiert. Ich habe immer gedacht, so ein Leben möchte ich für mich nicht. Das Buch hat mir gezeigt, dass man auch mit Einschränkungen ein glückliches Leben führen kann. Ich werde wohl meine Einstellung überdenken müssen, welche Einschränkungen für mich akzeptabel wären ?

    Als ich das Buch beendet hatte, hatte ich übrigens die Antwort auf die Frage, die ich euch im vorherigen Leseabschnitt gestellt hatte - was hätte Bernhard gesagt, wenn er in die Zukunft hätte blicken können? Lieber gleich tot sein oder noch einmal ins Leben zurückkehren, wenn auch eingeschränkt?


    Er hätte sich für das Leben entschieden, weil er seine Frau liebte und weil ihr somit auch mehr als die Erinnerung an einen Gefallenen blieb. Daher auch der Titel des Buches.

  • Als ich das Buch beendet hatte, hatte ich übrigens die Antwort auf die Frage, die ich euch im vorherigen Leseabschnitt gestellt hatte - was hätte Bernhard gesagt, wenn er in die Zukunft hätte blicken können? Lieber gleich tot sein oder noch einmal ins Leben zurückkehren, wenn auch eingeschränkt?


    Er hätte sich für das Leben entschieden, weil er seine Frau liebte und weil ihr somit auch mehr als die Erinnerung an einen Gefallenen blieb. Daher auch der Titel des Buches.

    Der Titel ist wirklich passend. Wie man sich entscheidet hängt wohl auch viel davon ab, wie das persönliche Umfeld aussieht und ob man Menschen um sich hat, die einen unterstützen und so annehmen, wie man ist, so wie Bernhard Friederike hatte.

  • Als ich das Buch beendet hatte, hatte ich übrigens die Antwort auf die Frage, die ich euch im vorherigen Leseabschnitt gestellt hatte - was hätte Bernhard gesagt, wenn er in die Zukunft hätte blicken können? Lieber gleich tot sein oder noch einmal ins Leben zurückkehren, wenn auch eingeschränkt?


    Er hätte sich für das Leben entschieden, weil er seine Frau liebte und weil ihr somit auch mehr als die Erinnerung an einen Gefallenen blieb. Daher auch der Titel des Buches.

    Der Titel ist wirklich passend. Wie man sich entscheidet hängt wohl auch viel davon ab, wie das persönliche Umfeld aussieht und ob man Menschen um sich hat, die einen unterstützen und so annehmen, wie man ist, so wie Bernhard Friederike hatte.

    Genauso ist es. Bernhard hatte das große Glück, dass er in ein Umfeld zurückkehren konnte, wo er seine eigene Nische finden und so akzeptiert werden konnte, wie er war. Allerdings funktionierte das nicht von Anfang an - die Beziehung musste neu wachsen und das Ehepaar musste sich quasi auch neu kennenlernen.


    In einer Rezension schrieb jemand mal, Friederike sei ihm/ihr wie ein Übermensch vorgekommen, weil sie nie gehadert hat. Allerdings wurde dabei außer Acht gelassen, dass wir Friederike am Anfang, wo sie noch hadert, ja noch gar nicht kennengelernt haben. Sie ist ja gefangen zwischen Verzweiflung und Hoffnung - von Anfang an. Und am Anfang dieses Buches hat sie sich mit der Metapher, ihr Mann sei wie ein Kind, abgefunden. Bis sie dann erkennt, dass diese Metapher völlig falsch ist. Aber das gelingt ihr erst, als jemand anders von Außen einen Blick darauf wirft - hier in Form von Walter. Sie kann dann wieder den Mut fassen, sich von Bernhard überraschen zu lassen.


    Es wäre natürlich tatsächlich eine spannende Frage gewesen, wie die Geschichte zwischen den beiden weiter gegangen wäre, wenn er überlebt hätte und dann Vater geworden wäre. Er wäre sehr liebevoll gewesen, und für ein Vorschulkind sicherlich der beste Vater, aber spannend wäre es, wie es geworden wäre, wenn das Kind selbst erkennt, dass sein Vater anders als andere Väter ist. Das hätte man natürlich auf Mohlenberg auffangen können, aber einfach wäre es nicht und ob die Liebe zwischen Bernhard und Friederike sich wirklich dauerhaft erhalten hätte, ist auch offen. Dadurch, dass er starb, bleiben beide Varianten offen und man kann davon träumen, dass alles gut geworden wäre, wenn der fiese Doktor Weiß nicht gewesen wäre.

  • Dieses Ende!! Ich fand es so traurig, dass Bernhard gestorben ist. Gleichzeitig freue ich mich aber, dass Friederike seinen

    Wunsch respektiert und ihm keine (unnötige) Operation aufzwingt.


    Bei Dr. Weiß bin ich unentschlossen, ob ich denken soll, er hat seine verdiente Strafe bekommen, indem ihn Wotan getreten und selbst

    zu einem "wertlosen Geisteskranken" gemacht hat oder ob er nicht lieber hätte verurteilt und eine angemessene Strafe erhalten sollen.

    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er tatsächlich verurteilt worden wäre. Bei seinem Talent, sich ständig rauszureden und Geschichten zu erfinden..


    Ein wundervolles Buch, gerade auch wegen dem fehlenden Happy End für Friederike und Bernhard; wobei es natürlich spannend wäre,

    herauszufinden, wie sich Bernhard als Vater gemacht hätte.

    You can never read too much.

  • Bei Dr. Weiß bin ich unentschlossen, ob ich denken soll, er hat seine verdiente Strafe bekommen, indem ihn Wotan getreten und selbst

    zu einem "wertlosen Geisteskranken" gemacht hat oder ob er nicht lieber hätte verurteilt und eine angemessene Strafe erhalten sollen.

    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er tatsächlich verurteilt worden wäre. Bei seinem Talent, sich ständig rauszureden und Geschichten zu erfinden..

    Genau das denke ich auch. Er hätte sich irgendwie heraus gewunden. Mir gefällt da der Gedanke schon besser, dass er zu dem geworden ist, was er am Meisten verachtet hat, nämlich ein geistig Eingeschränkter. Die Frage ist nur, wieviel er von seinem jetzigen Zustand noch mitbekommt

  • Bei Dr. Weiß bin ich unentschlossen, ob ich denken soll, er hat seine verdiente Strafe bekommen, indem ihn Wotan getreten und selbst

    zu einem "wertlosen Geisteskranken" gemacht hat oder ob er nicht lieber hätte verurteilt und eine angemessene Strafe erhalten sollen.

    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er tatsächlich verurteilt worden wäre. Bei seinem Talent, sich ständig rauszureden und Geschichten zu erfinden..

    Genau das denke ich auch. Er hätte sich irgendwie heraus gewunden. Mir gefällt da der Gedanke schon besser, dass er zu dem geworden ist, was er am Meisten verachtet hat, nämlich ein geistig Eingeschränkter. Die Frage ist nur, wieviel er von seinem jetzigen Zustand noch mitbekommt

    Wenn er nicht die Nerven verloren und Friederike als Geisel genommen hätte, hätte er allenfalls seine Approbation als Arzt verlieren können, weil er sich durch sein Verhalten als unwürdig für den Arztberuf erwiesen hätte - Leichenschändung etc.


    Morde hat es letztlich gar nicht gegeben. Das erste war ein Selbstmord und die beiden weiteren Todesfälle waren Notwehrhandlungen durch Bernhard, der ja unbewaffnet jeweils von jemandem attackiert wurde, der ein Messer hatte. Wobei es bei Alfons eher so war, dass der ängstlich-unsicher war, während Viktor kaltblütig einen Mord geplant hatte.


    Eine Testleserin fragte mich auch, ob es notwendig war, dass Bernhard die beiden Männer jeweils tötete. Nun ja, es ist halt so, wenn man mit einem Messer attackiert wird, gibt es ein paar Dinge, die ein geschulter Kämpfer tun kann, ich habe mir dazu ein paar Youtube-Videos angesehen, aber dann wählt man instinktiv den sichersten Weg, denjenigen auszuschalten, weil man den Nachteil ausgleichen muss, ihm das Messer zu entwenden. Und Bernhard konnte da ja ohnehin nichts mehr kontrollieren, weil das alte Reflexe aus seiner Militärzeit geblieben waren.


    Weiß hätte also nachweislich nur wegen Leichenschändung und Verschleierung/Vortäuschung von Straftaten strafrechtlich belangt werden können. Leute zu manipulieren ist unethisch, aber kein eigenständiger Straftatbestand. Ob er dafür nun ins Gefängnis gekommen wäre, oder mit einer Geldstrafe und dem Verlust der ärztlichen Berufserlaubnis davongekommen wäre, bleibt offen. Die Gefängnisstrafe wäre aber nicht sehr lang gewesen.


    Weiß geriet nun in Panik, weil er sich über seine Rolle als Arzt (und der damit verbundenen Macht) identifizierte. Ihm das zu nehmen, war der schlimmste Gedanke, also überlegte er panisch, lieber zu verschwinden und irgendwo unerkannt neu anzufangen. Mit neuen Papieren ganz woanders - wie das in den unruhigen Jahren nach dem 1. WK möglich war, hat Walters Beispiel gezeigt.


    Genau das hat er ja schon einmal gemacht - als ihn die Geister der Charité verfolgten. Lehmbach hatte ihm gedroht, die alte Geschichte aus der Charité wieder aufzuwärmen - was in Weiß wieder die Befürchtung, seine Approbation zu verlieren, hervorrief. Das war seine größte Angst - das Arztsein zu verlieren. Er ist in der Charité einmal knapp damit durchgekommen, aber würde er sich noch einmal schützen können? Da war er nicht mehr rational, zumal er seinen Burschen Ludwig sich ja schon hörig gemacht hatte - der tat alles für ihn, gab Lehmbach das vergiftete Morphium und drapierte die Leiche dann so bei den Pulvermagazinen, dass man denken sollte, das wäre ein französischer Spion gewesen - womöglich hat er sogar noch die Fetzen einer französischen Uniform dazu gelegt, vielleicht waren das aber auch nur Gerüchte, die später aufkamen. Das lasse ich absichtlich offen. Menschen neigen ja dazu, Ereignisse mit erfundenen Details auszuschmücken, was es später schwierig macht, herauszufinden, was tatsächlich passiert ist.


    Als Breuer schwer verwundet war, türmte Weiß und galt als verschollen. Als er hörte, dass Breuer überlebt hatte, bekam er Angst und suchte sich eine Anstellung in Hannover, wo Breuers Familie lebte. Er überredete die Eltern, ihn in seine Behandlung zu geben, da er wissen wollte, was Breuer noch wusste und ob er durch sein Wissen eine Gefahr für ihn wäre. Das war er - und deshalb hat Breuer die Behandlung nicht überlebt.


    Da sein Chef ein alter Kommilitone von Friederikes Vater war, erfuhr Weiß zudem, dass Bernhard überlebt hatte - und dachte sich, das wäre doch ein ideales Studienobjekt. Nach Breuers Tod nutzte er die Gelegenheit, ehe kritische Fragen gestellt wurden, um sich - mit hervorragenden Zeugnissen - für ein niedriges Gehalt auf Mohlenberg einstellen zu lassen. Hier konnte er erneut seine Fühler ausstrecken, um seine perversen Forschungen fortzuführen. Allerdings scheiterte er dann an Bernhard, der ihm moralisch auch mit einem eingeschränkten Intellekt noch immer überlegen war. Anders als Viktor, der innerlich "zerstörter" war als Bernhard, der trotz allem noch immer eine gewisse Selbstreflexion bewahrt hatte.

  • Das wurde ja noch mal richtig dramatisch im letzten Abschnitt =O


    Und Bernhard ... ;(;(


    Aber erstmal der Reihe nach: Wolfgang lag seinerzeit mit seinem Verdacht, dass Lehmberg Morphinist ist, der sein Morphium von Weiß bezieht, absolut richtig. Wie er sich Lehmberg entledigt und anschließend dieses "Schauspiel" mit Breuers Hilfe abgezogen hat, war aber ganz schön perfide. Darauf bin ich die ganze Zeit gar nicht gekommen, dass der angebliche französische Spion Lehmberg sein könnte.


    Kein Wunder, dass sich Weiß so intensiv um Breuer gekümmert hat, nachdem er diese schwere Verletzung erlitten hat - das war keine Fürsorge, sondern er wollte sichergehen, dass Breuer keinen Unsinn macht und sich womöglich verquatscht.


    Im ersten Moment fand ich es von Friederike sehr clever, wie sie Weiß um vermeintliche Hilfe in Julianes Fall bittet, aber als er die ganze Sache dann derart an sich reißt, wurde mir doch etwas anders und ich habe befürchtet, dass der ganze schöne Plan womöglich böse aus dem Ruder laufen könnte.


    Dafür war es aber umso raffinierter, wie Friederike Fliedtner dazu gebracht hat, ihr von den Gerüchten um Weiß an der Charité zu erzählen ihm aber auch gleichzeitig versichert, dass er sich wegen seiner sexuellen Orientierung keinerlei Sorgen machen muss, solange er auf Gut Mohlenberg ist. Fliedtner ist ein sehr angenehmer Mensch, finde ich.


    Weiß hat sich tatsächlich Bernhard als Versuchsobjekt herausgesucht, weil er ihn und seine Charaktereigenschaften schon von früher kannte. So ein A..... :cursing: Und dann auch noch Bernhard als "Subjekt" bezeichnen, so etwas menschenverachtendes.

    Was für ein Pech, dass er sich bei Bernhard jedoch die Zähne ausgebissen hat, aber dennoch hat er ihm arg zugesetzt.

    Als Weiß allerdings so viel Zeit mit Viktor Brunner verbringt, hatte ich gleich die Befürchtung, dass Viktor womöglich sein nächstes Versuchskaninchen sein würde. O.k., bei Viktor hält sich mein Mitgefühl deutlich mehr in Grenzen, aber ich finde gut, dass Viktor nicht nur als böse beschrieben wurde, sondern sehr deutlich rauskam, dass auch er ein Opfer seiner Dämonen ist. Dennoch denke ich, für Juliane ist es eine Befreiung, dass sie nun keine Angst mehr vor ihrem Bruder haben muss.


    Ich freue mich riesig, dass Friederike schwanger ist, vor allem, nachdem Bernhard nun nicht mehr da ist. Und es ist kein Wunder, dass die Schwangerschaft für Bernhard der Auslöser war, Friederike alles zu erzählen bzw. sie schützen zu wollen, denn er ist geistig durchaus in der Lage, die Zusammenhänge zwischen Weiß' Forderung, sie müssten die schwangeren Frauen schützen und der Gefahr, in der Friederike als Schwangere sein könnte, zu erfassen.


    Sehr gut, dass Wolfgang in der Lage war, das Tagebuch von Weiß zu dechiffrieren und ein Glück, dass es das Tagebuch überhaupt gab und Friederike es gefunden hat.


    Juliane hat sich aber auch super gemacht, wie sie sich nicht mehr zurückzieht, wenn sie bedrängt wird, sondern Paroli gibt. Ich freue mich sehr, dass sie auf Mohlenberg bleiben und Friederike und ihren Vater bei deren Arbeit unterstützen wird. Herrlich auch, wie sie ihren Vater "erpresst", damit er sie in Ruhe lässt. Es ist schon schlimm genug, dass er mit seinem Missbrauch an seinem Sohn ungeschoren davonkommt.


    Was für eine Ironie des Schicksals, dass Wotan Weiß so schwer am Kopf verletzt - nun kann er wenigstens niemanden mehr manipulieren, sondern muss sich dem Gutdünken seiner ehemaligen Arztkollegen aussetzen. Furchtbar, wie er auf seine Umgebung eingewirkt und vor nichts Halt gemacht hat.


    Dass aber Bernhard am Ende nicht überlebt, das wollte ich nicht lesen, umso tröstlicher ist es, dass Friederike das gemeinsame Kind haben wird. Und dass sie ihr Studium beendet, ist ebenfalls ganz in Bernhards Sinn, davon bin ich überzeugt.


    Sehr schön fand ich in diese Zusammenhang der Satz des Pastors bei Bernhards Trauerrede: "Um wie vieles könnte unsere Welt besser sein, wenn wir alle ein wenig so wie Bernhard von Aalen wären." Wie wahr!


    Mir hat das Buch in jedem Fall wieder sehr gut gefallen, da hat einfach alles gestimmt <3

    Liebe Grüße

    Karin

  • Vielen Dank! Es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat und du auch bis zum Schluss mitfiebern konntest.


    Es hat mir übrigens auch viel Spaß gemacht, im damaligen Sprachduktus die perfiden Gedankengänge von Dr. Weiß aufzuschreiben - wenn er "das Subjekt" entmenschlicht und alle menschlichen Regungen, die für jeden normalen Menschen klar menschlich zu erkennen sind, als seltsame Abnormitäten wahrnimmt, z.B. wenn das "Subjekt" sich eines Ruderbootes bemächtigt. Diese Gratwanderung, dass man erkennt, wer hier eigentlich der Gestörte ist, während ich es so fachlich aufschreibe, war eine spannende Herausforderung.

  • Das Bernhard so krass auf das Foto und die Worte von den beiden reagierte, hat mich erschreckt. Dann kam mir gleich der Gedanke, hoffentlich geht's mit seiner Entwicklung nicht wieder zurück.

    Ohja, in der Szene habe ich mich ebenfalls ziemlich erschreckt, welche Wirkung das Foto auf Bernhard hatte.


    Immer wieder fragte ich mich ob er Juliane helfen, oder ob er Viktor nur für seine Absichten benutzen will. Leider war es dann letzteres.

    Das zeigt auch, wie eiskalt Weiß ist, dass er sein Studieninteresse dem Wohl eines Menschen überordnet und Julianes Tod billigend in Kauf nimmt, sogar erwartet, um seine Studien bestätigt zu sehen.


    So wie bei Bernhard....sein Erinnerungsvermögen an früher ist wie gelöscht, aber seine körperlichen Fähigkeiten von früher sind noch da. Ich sage jetzt mal Kampfkunst, dass sein Gehirn, wenn es dazu kommt, einfach abrufen so als hätte er nie etwas anders gemacht. Das ist verrückt. Aber in deinem Nachwort steht einiges dazu.

    Das ist wirklich spannend, wie manche Handlungen oder Handgriffe fest im Bewusstsein verankert sind und dann automatisch abgerufen werden.


    Die Enttäuschung von Frederikes Vater, dass sie ihn nicht eingeweiht hat, konnte man förmlich spüren. Und das es ihr leid tat ebenfalls. Es war aber auch eine vertrakte Situation. Gut das er ihr nicht böse war.

    Das war so eine typische "Nachher ist man schlauer"-Situation - ich bin aber auch froh, dass ihr Vater Friederike nicht lange böse ist.


    Aber wie hätte er die gerichtlichen Untersuchungen miterlebt, wenn er überlebt hätte? Denn es hätte Untersuchungen geben müssen! Er ist als Held gestorben. Hätte er überlebt, wäre er nicht sicher vor Gerüchten und übler Nachrede gewesen. Schließlich war er an 2 Todesfällen beteiligt.

    Ja, das denke ich auch.


    Ich hatte ja ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, noch einen Epilog 20 Jahre später zu machen, wo Doktor Weiß sich ganz gut mit seiner Behinderung in einem Pflegeheim eingelebt hat und dann kommt jemand, der die Leistungsfähigkeit von Behinderten beurteilen soll und meint: "Zu schade, er war mal ein großartiger Arzt, aber das ist ja kein Leben mehr. Der ist für die Aktion Gnadentod."

    Hehe, ist aber trotzdem ein schöner Gedanke :evil:


    Es war eine ungesunde Mischung aus Machthunger, Ehrgeiz und Psychopathie - wäre er nicht am Schluss von Wotan zum Hirni getreten worden, hätte er 20 Jahre später ganz tolle Karrierechancen als KZ-Arzt gehabt.

    In jedem Fall!


    Ein guter Freund meines Mannes hatte vor ca. 3 Monaten eine Hirnblutung. Es war zuerst nicht sicher, ob er überhaupt überlebt.

    Ohje, ich wünsche eurem Freund alles Gute.


    Er hätte sich für das Leben entschieden, weil er seine Frau liebte und weil ihr somit auch mehr als die Erinnerung an einen Gefallenen blieb. Daher auch der Titel des Buches.

    Oh, wie schön, da passt der Titel wirklich hervorragend.


    Weiß hätte also nachweislich nur wegen Leichenschändung und Verschleierung/Vortäuschung von Straftaten strafrechtlich belangt werden können. Leute zu manipulieren ist unethisch, aber kein eigenständiger Straftatbestand. Ob er dafür nun ins Gefängnis gekommen wäre, oder mit einer Geldstrafe und dem Verlust der ärztlichen Berufserlaubnis davongekommen wäre, bleibt offen. Die Gefängnisstrafe wäre aber nicht sehr lang gewesen.

    Das wäre ja nicht zum aushalten gewesen, wenn das eingetreten wäre.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Diese Gratwanderung, dass man erkennt, wer hier eigentlich der Gestörte ist, während ich es so fachlich aufschreibe, war eine spannende Herausforderung.

    Das dachte ich beim Lesen auch, dass sich Weiß nicht im klaren ist, wie gestört er selber ist.

    Liebe Grüße

    Karin