1. Abschnitt: Kapitel 1 bis einschl. Kap. 8

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  • Wobei man aber bedenken muss, dass paranoide Psychosen und Schizophrenien erst ausreichend behandelbar sind, seit es Neuroleptika (heute Antipsychotika genannt) gibt. Man darf das nicht in einen Topf werfen. Beruhigungsmittel werden heutzutage nur dann verwendet, wenn sonst das notwendig ist, was man früher Zwangsmaßnahmen nannte. Also wenn jemand wild wird und randaliert - um ihn selbst und andere zu schützen. Und die Antipsychotika wirken direkt im Gehirn auf die überschüssigen Botenstoffe (Dopamin), die die Psychosen auslösen.


    Aber natürlich gibt es vor allem in Altenheimen (weniger in Psychiatrien, da wird genauer hingeschaut), einen Missbrauch von Beruhigungsmitteln, um Personal zu sparen.

  • Wobei man aber bedenken muss, dass paranoide Psychosen und Schizophrenien erst ausreichend behandelbar sind, seit es Neuroleptika (heute Antipsychotika genannt) gibt. Man darf das nicht in einen Topf werfen. Beruhigungsmittel werden heutzutage nur dann verwendet, wenn sonst das notwendig ist, was man früher Zwangsmaßnahmen nannte. Also wenn jemand wild wird und randaliert - um ihn selbst und andere zu schützen. Und die Antipsychotika wirken direkt im Gehirn auf die überschüssigen Botenstoffe (Dopamin), die die Psychosen auslösen.


    Aber natürlich gibt es vor allem in Altenheimen (weniger in Psychiatrien, da wird genauer hingeschaut), einen Missbrauch von Beruhigungsmitteln, um Personal zu sparen.

    Stimmt, das habe ich durcheinandergebracht. Seit wann gibt Neuroleptika? Ich hatte mal einen Film mit Robert de Niro über die Entdeckung des Dopamins für die Behandlung des Morbus Parkinson gesehen ( weiß leider den Titel nicht mehr ). Der spielt glaube ich in den 60er Jahren.

  • Man hat in den späten 1950er Jahren herausgefunden, dass ein Überschuss an Dopamin im Gehirn Psychosen auslöst - und ein Mangel an Dopamin Parkinson. Deshalb bekommen Menschen mit Psychosen Medikamente, die den Dopaminspiegel im Gehirn absenken und damit Wahnvorstellungen beseitigen, während Parkinsonkranke Dopamin bekommen, um den kleinschrittigen Gang und den Tremor sowie die übrigen Parkinsonsymptome zu behandeln. Allerdings führt eine hohe Dosierung eines Neuroleptikums dann zu parkinsonartigen Symptomen (Parkinsonoid) und eine zu hohe Dosierung eines Parkinsonmedikaments kann wiederum Psychosen auslösen.


    Das war lange Zeit das größte Problem. Man arbeitete an Neuroleptika, die das quälende Parkinsonoid nicht auslösen. Dann erfand man in den 70er Jahren Clozapin - das löst kein Parkinsonoid aus, kann aber in Einzelfällen schwerwiegende Nebenwirkungen der Blutbildung machen, sodass man alle 4 Wochen ein Blutbild machen muss. Deshalb gilt Clozapin heute nur noch als Reserveneuroleptikum, wenn alles andere nicht gewirkt hat. Die heutigen Neuroleptika (Antipsychotika) machen kein Parkinsonoid mehr. Aber sie steigern den Appetit - das Sättigungsgefühl geht verloren und die Leute essen mehr und werden oft fett, manche kriegen Diabetes.


    Andererseits würde ein Großteil der Menschen mit schizophrener Psychose unbehandelt irgendwann chronifizieren und auf dem Status eines geistig Behinderten sein, während sie unter Medikamentengabe ein ganz normales Leben führen können und auch intellektuell nicht abbauen und studieren können.


    Es ist eine Gratwanderung - man muss sehr individuell schauen, welche Medikamente für jeden Patienten am besten wirken und möglichst nebenwirkungsarm sind. Je mehr Auswahl man hat, umso besser. Früher, als es nur Haloperidol (Haldol) gab, haben viele Patienten die Medikamente wegen der Nebenwirkungen abgesetzt. Und dann wurden sie wieder krank und oft chronifiziert. Aber die Nebenwirkungen - das Parkinsonoid - waren auch furchtbar. Aber immer noch besser, als gar keine Behandlungsmöglichkeit zu haben und zusehen zu müssen, wie die Menschen langsam "verblöden" - man nannte die Schiozphrenie früher auch Dementia praecox, weil ein Großteil der Kranken unbehandelt innerhalb von zehn Jahren auf den Stand von geistig Behinderten abrutscht. Nicht alle, aber rund 70% - und da man vorher nicht weiß, wer betroffen ist, wird natürlich alles versucht, diese irreversible Schädigung des Gehirns zu vermeiden.

  • Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts beide Seiten - die humane Psychiatrie und jene, die in den Kranken Kostenfaktoren sahen, die keinen volkswirtschaftlichen Nutzen hatten. Wer weiß, wie die Entwicklung weitergegangen wäre, wenn wir nicht den 12-jährigen Ausflug in die Nazi-Barbarei gehabt hätten. Vielleicht würde man sich noch immer auf hohem Niveau über den "Gnadentod" streiten - denn Hoche und Binding waren ja keine Nazis - ihre Ideen wurden nur von den Nazis in extremster Weise ausgelebt.

    Ohja, da hast du sicherlich recht, man würde unter diesen Umständen garantiert auf einem anderen Niveau diskutieren.


    Vllt war es jemand, der von dem Lamm wusste

    und nur den Verdacht auf Kuno lenken wollte?

    Das ist ein guter Gedanke.


    Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Oha, dieser Gedanke ist mir bisher auch noch nicht gekommen - aber jetzt hast du bei mir Zweifel gesät und ich hoffe ebenfalls sehr, dass du dich irrst =O


    Aber immer noch besser, als gar keine Behandlungsmöglichkeit zu haben und zusehen zu müssen, wie die Menschen langsam "verblöden" - man nannte die Schiozphrenie früher auch Dementia praecox, weil ein Großteil der Kranken unbehandelt innerhalb von zehn Jahren auf den Stand von geistig Behinderten abrutscht. Nicht alle, aber rund 70% - und da man vorher nicht weiß, wer betroffen ist, wird natürlich alles versucht, diese irreversible Schädigung des Gehirns zu vermeiden.

    Das war mir bisher so noch gar nicht bekannt. Deine Erklärungen sind genauso spannend wie das Buch selbst - vielen Dank dafür.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Oha, dieser Gedanke ist mir bisher auch noch nicht gekommen - aber jetzt hast du bei mir Zweifel gesät und ich hoffe ebenfalls sehr, dass du dich irrst =O

    Der Gedanke ist wirklich beängstigend! Ich hoffe auch sehr, dass du dich irrst!!

    Liebe Grüße, Caren

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    Wenn lesen Kalorien verbrennen würde, wäre ich in kürzester Zeit beängstigend dünn.

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    Meine Rezensionen

  • Das freut mich sehr, dass euch meine Erklärungen zum Drumherum gefallen!

    Auf jeden Fall! Ich schließe mich odenwaldcollies an. Ich wusste das bisher auch noch nicht und finde es sehr spannend! Da kann man sehen, wie sensibel doch die chemischen Prozesse im Gehirn und die Psyche sind. Vielen Dank für die Info!

  • Das freut mich sehr, dass euch meine Erklärungen zum Drumherum gefallen!

    Auf jeden Fall! Ich schließe mich odenwaldcollies an. Ich wusste das bisher auch noch nicht und finde es sehr spannend! Da kann man sehen, wie sensibel doch die chemischen Prozesse im Gehirn und die Psyche sind. Vielen Dank für die Info!

    Ich freue mich immer, wenn ich zur Wissenerweiterung beitragen kann. Gerade was die menschliche Psyche angeht, wird oft selbst in Zeitschriften alles in einen Topf geworfen - sowohl die Erkrankungen als auch die Behandlungsmöglichkeiten. Und manche, die keine Ahnung haben, meinen dann, Medikamente sind grundsätzlich überflüssig und Psychotherapie würde reichen.


    Das ist natürlich Blödsinn, weil es eben nicht "DIE" psychische Erkrankung gibt, sondern ganz viele verschiedene.


    Eine (schizophrene) Psychose wird durch ein Stoffwechselungleichgewicht im Gehirn ausgelöst - und das muss dann wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.


    Eine Depression wiederum ist auch etwas, das in vielen verschiedenen Erscheinungsformen auftreten kann. Es gibt reaktive Depressionen, wenn jemand z.B. einen schweren Verlust erlitten hat. Da genügt meist eine Psychotherapie. Es gibt aber auch andere Depressionsformen, die durch einen akuten Serotoninmangel im Gehirn ausgelöst werden und wenn dieser Mangel zu stark ausgeprägt ist, als dass psychotherapeutische Maßnahmen helfen, benötigt man Antidepressiva, die das ausgleichen.


    Eine Persönlichkeitsstörung oder "Hysterie", wie das früher auch genannt wurde, muss vorwiegend mit Psychotherapie behandelt werden - da können allenfalls stützende Medikamente zur Beruhigung mit zur Anwendung kommen, aber die können - im Gegensatz zur Schizophrenie und zur Depression - allein keine ausreichende Befundbesserung erzielen.


    Ähnlich ist das bei einer posttraumatischen Belastungsstörung - da muss man auch psychotherapeutisch vorgehen - Medikamente können allenfalls Symptome lindern.


    Leider fühlt sich bei der Psychiatrie oft jeder Hausarzt berufen, erst mal selbst daran rumzudoktorn, ehe er zum Facharzt überweist. Bei Herzbeschwerden würde man die Leute viel schneller zum Kardiologen schicken.


    Andererseits wollen viele Menschen auch nicht wahr haben, wenn sie eine psychische Erkrankung haben - aus Angst vor Stigmatisierung. Und diese Angst hat ihre Wurzeln noch in der Zeit, in der dieser Roman spielt.

  • Andererseits wollen viele Menschen auch nicht wahr haben, wenn sie eine psychische Erkrankung haben - aus Angst vor Stigmatisierung. Und diese Angst hat ihre Wurzeln noch in der Zeit, in der dieser Roman spielt.

    Ohja, eine psychische Erkrankung zu haben, ist für viele immer noch ein Grund, andere schief anzusehen.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ohja, eine psychische Erkrankung zu haben, ist für viele immer noch ein Grund, andere schief anzusehen.

    Das ja. Andererseits verdrängen auch viele Erkrankte ihre Erkrankung bzw. erkennen sie nicht. So wird oft zu spät therapiert. Und eine Psychotherapie bringt nicht viel, wenn der Patient keine Einsicht in seine Erkrankung hat und sich der Behandlung verweigert.

  • Ohja, eine psychische Erkrankung zu haben, ist für viele immer noch ein Grund, andere schief anzusehen.

    Das ja. Andererseits verdrängen auch viele Erkrankte ihre Erkrankung bzw. erkennen sie nicht. So wird oft zu spät therapiert. Und eine Psychotherapie bringt nicht viel, wenn der Patient keine Einsicht in seine Erkrankung hat und sich der Behandlung verweigert.

    Eine Psychotherapie ist ohnehin kein Allheilmittel - das funktioniert grundsätzlich nur, wenn der Betroffene motiviert ist und etwas verändern will. Deshalb ist es auch immer sehr nervig, wenn irgendwelche Strafrichter irgendwelche unmotivierten Kriminellen zur Psychotherapie verdonnern - das bringt unter solchen Bedingungen meist überhaupt nichts. Am meisten profitiert derjenige davon, der gut reflektiert ist und wirklich einen Leidensdruck hat. So wie z.B. Juliane Brunner im Roman ;)

  • Eine Psychotherapie ist ohnehin kein Allheilmittel - das funktioniert grundsätzlich nur, wenn der Betroffene motiviert ist und etwas verändern will. Deshalb ist es auch immer sehr nervig, wenn irgendwelche Strafrichter irgendwelche unmotivierten Kriminellen zur Psychotherapie verdonnern - das bringt unter solchen Bedingungen meist überhaupt nichts. Am meisten profitiert derjenige davon, der gut reflektiert ist und wirklich einen Leidensdruck hat. So wie z.B. Juliane Brunner im Roman ;)

    ihr Leidensdruck ist wirklich sehr groß. Bei ihr tippe ich auf eine gespaltene Persönlichkeit aufgrund eines Missbrauchs im Kindesalter. Mir ist nur noch nicht ihre Rolle im Gesamtzusammenhang klar

  • Ich hatte mal einen Film mit Robert de Niro über die Entdeckung des Dopamins für die Behandlung des Morbus Parkinson gesehen ( weiß leider den Titel nicht mehr ). Der spielt glaube ich in den 60er Jahren.

    Meinst Du vielleicht "Zeit des Erwachens"? Grundlage für den Film war Oliver Sacks Buch "Awakenings".

    Sacks Bücher sind übrigens ziemlich interessant! Finde ich halt. Ich weiß allerdings nicht, was Fachleute wie Melanie von seine Büchern halten:)

    Vernunft, Vernunft...

  • Ich hatte mal einen Film mit Robert de Niro über die Entdeckung des Dopamins für die Behandlung des Morbus Parkinson gesehen ( weiß leider den Titel nicht mehr ). Der spielt glaube ich in den 60er Jahren.

    Meinst Du vielleicht "Zeit des Erwachens"? Grundlage für den Film war Oliver Sacks Buch "Awakenings".

    Sacks Bücher sind übrigens ziemlich interessant! Finde ich halt. Ich weiß allerdings nicht, was Fachleute wie Melanie von seine Büchern halten:)

    Ich habe das Buch nicht gelesen, kann deshalb leider nichts dazu sagen.

  • Meinst Du vielleicht "Zeit des Erwachens"? Grundlage für den Film war Oliver Sacks Buch "Awakenings".

    Sacks Bücher sind übrigens ziemlich interessant! Finde ich halt. Ich weiß allerdings nicht, was Fachleute wie Melanie von seine Büchern halten:)

    Genau den meinte ich ?

  • Ich bin nun auch mit diesem ersten Abschnitt fertig.


    Es ist mein erstes Buch von Dir, Melanie Metzenthin , und ich bin mir sicher es wird nicht das letzte sein :)

    Ich kam sehr leicht in das Geschehen und der Schreibstil hat mir gut gefallen.


    Walter und Friederike (und auch Bernhard sowie Friederikes Vater) sind mir sympathisch und ich finde sie sind authentische Figuren. Nicht zu 'glatt' aber eben sympathisch. Besonders Friederike gefällt mir, und ich mag es, dass sie nicht zu "perfekt" ist (sich zum Beispiel manchmal für ihren Ehemann schämt, was hier ja schon erwähnt wurde - dieses Gefühl ist menschlich).


    Die Darstellung der geistig Behinderten und auch von Walter finde ich feinfühlig und toll. Einige Begriffe stoßen mir da sauer auf ("blödsinnig" u.s.w.) aber sie sind eben zeitgemäß und spiegeln den damaligen Diskurs wider. Von daher finde ich das sehr gelungen.


    Du bist ja richtig flott, Karin. Ich freue mich sehr, dass dir die Beziehung zwischen Friederike und Bernhard gefällt. Ich habe übrigens sehr lange darüber gegrübelt, wie das mit dem Sexualleben ist und auch noch mal mit Kollegen in einem Autorenforum Rücksprache gehalten. Zunächst waren viele skeptisch - mutet es wie Pädophilie an, wenn eine Frau mit ihrem Ehemann, der durch die Hirnverletzung auf dem kognitiven Stand eines Kindes ist, Sex hat? Einige meinten, sie würden es ihr eher "verzeihen", wenn sie sich einen Geliebten suchen würde. Aber - und das war dann spannend - als ich die Szene geschrieben und in die Textkritiken dort eingestellt hatte, gefiel sie allen. Weil Bernhard eben kein hilfloses, ausgebeutetes Kind ist, sondern ein erwachsener Mann mit erwachsenen Bedürfnissen, auch wenn er kognitiv auf dem Stand eines fünfjährigen Kindes ist.


    Über diese Szene habe ich viel nachgedacht und ich kann verstehen, dass da an Pädophilie gedacht werden kann. Oftmals geht es ja nicht unbedingt um den kindlichen Körper bei der Pädophilie, sondern um das Ausüben von Macht und das Ausnutzen von Machtverhältnissen bzw. Überlegenheit. Und dies wäre hier ja theoretisch gegeben - zumal Bernhard ja laut der anderen Figuren mental auf dem Stand eines Fünfjährigen ist und so eigentlich nicht wirklich einwilligen kann.

    Allerdings ist Bernhard zu mehr fähig als gedacht, mental gesehen, wie man an den Gesprächen sehen kann die er mit Friederike führt. Vielleicht ist er also doch nicht so "Kind" wie man meinen sollte und ist sehr wohl in der Lage seine und Friederikes Bedürfnisse zu erkennen und diese bewusst zu erfüllen. Ich fand diese Szene also nicht abstoßend oder sehr problematisch, sondern schön. Ich musste nur viel über diese Szene grübeln - was ja auch positiv ist :)

    Ich musste in diesem Zusammenhang auch daran denken, dass Menschen mit Down-Syndrom oft ein Liebesleben bzw. schon eine Beziehung verboten wird. Dabei fühlen diese Menschen ebenso können diverse Bedürfnisse haben, ganz unabhängig von ihrer mentalen Entwicklung.



    Die Sache mit Kuno ging mir sehr nahe, ich hoffe er hatte keine Psychosen und hat in diesem Rahmen dann doch die Tat begangen. Aber ich glaube nicht. Im Gegenteil, mir ist Doktor Weiß sehr suspekt, er ist mir sehr unsympathisch und verhält sich seltsam. Und da ist leider auch noch Bernhard - wie weiter oben ja schon erwähnt wurde verhält er sich tatsächlich auch seltsam, immer wenn es um Föten bzw. Babies in Bäuchen geht. Dieser abwesende Blick den er dann bekommt... :( Ich hoffe sehr, dass er nicht an der Tragödie beteiligt war!


    Die Situation um Fräulein Brunner ging mir fast noch näher. Ich denke, sie hat etwas schlimmes erlebt, sodass sie eine Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. Und ich denke, was sie erlebt hat, hat mit einem Mann zu tun. Ob damit auch die Schwangerschaft zusammenhängt, keine Ahnung.

    Vielleicht liege ich aber auch komplett falsch. Fakt ist, dass mir Fräulein Brunner sehr leid tut und ich hoffe, dass Friederike und ihr Vater dahingehend mehr herausbekommen und ihr helfen können.


    Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht!

  • Vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Ich freue mich sehr, dass dir die Figuren sympathisch sind und authentisch wirken und dass die intime Szene zwischen Bernhard und Friederike dich noch lange beschäftigt hat. Das Sexualleben von geistig Behinderten ist ja tatsächlich lange unterdrückt und tabuisiert worden.

  • Es ist mein erstes Buch von Dir, Melanie Metzenthin , und ich bin mir sicher es wird nicht das letzte sein :)

    Ich kam sehr leicht in das Geschehen und der Schreibstil hat mir gut gefallen.

    Dem schließe ich mich an. Es ist auch mein erstes und definitiv nicht mein letztes. Ich finde diese Thematik sehr spannend, nur leider waren bisher die anderen Bücher, die ich versucht hatte, zu schnulzig. Dieses ist das glatte Gegenteil. Melanie beschreibt hier die Probleme im Umgang und Zusammenleben mit Behinderten sehr feinfühlig, ohne dabei ins kitschige und in Vorurteile abzudriften.