Tabea Koenig - Hurentochter: Die Distel von Glasgow

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    Ein spannender Historischer Roman

    Glasgow 1876. Die Leiterin des Hurenhauses Margery und der Henker Higgins finden in den Straßen von Glasgow eine junge Frau. Sie nehmen sie mit und pflegen sie gesund. Im Hurenhaus wird die Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat, von einer Tochter entbunden. Sie nennt sie Emily.

    Viele Jahre später wollen Emily und ihr Freund Liam dem Hurenhaus entfliehen. Auch ihre Mutter und eine Freundin wollen aus dem Milieu heraus. Doch da gibt es jemanden, der das verhindern will. Wird es ihm gelingen? Oder wird Emily eines Tages zu ihrem Recht kommen?

    Meine Meinung

    Wie ich gelesen habe, ist dies der Debütroman der Autorin Tabea Koenig. Es ist wahrhaftig ein gelungenes Debüt. Wieder einmal wurde ich von einem Roman, der mir lesenswert erschien, nicht enttäuscht, nein ich wurde positiv überrascht, obwohl ich am Anfang den Eindruck hatte, dass sich die Geschichte etwas zieht. Aber das alles war wichtig für das Nachfolgende. Und es dauerte auch nicht sehr lange, bis dann die Geschichte, in die ich gut hineingekommen bin, richtig spannend wurde. Ich konnte mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. In Emily, die etwas tat, was Liam entsetzte- denn sie wusste sich einfach nicht mehr anders zu helfen. - und womit sie zunächst sein Vertrauen verlor. In Liam den ich durchaus verstehen konnte, aber andererseits auch wieder nicht. Dann gab es da noch den Mann, der sich zu Emilys und Liams Pflegevater machte. Blake mochte ich zunächst nicht so sehr, denn bei ihm wäre Emily nur die Geliebte gewesen. Und doch hat er sie gewissermaßen gerettet, zumindest zum Teil. Alles in Allem muss ich sagen, dass mich dieses Buch sehr gefesselt, mich in seinen Bann gezogen und sehr gut unterhalten hat. Auch war der Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Ich konnte letztendlich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören, musste wissen, wie es jetzt ausgeht. Von mir bekommt es, trotz der Längen am Anfang, eine Lese-Kaufempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Margery Gallaham ist mit ihrem Liebhaber nachts in Glasgow unterwegs, als sie eine verletzte junge Frau sehen, die Hilfe braucht. Sie ist gut gekleidet, schwanger und kann sich an nichts erinnern - auch nicht wer sie ist. Margery nimmt sie mit in ihr Bordell und pflegt sie gesund. Als das Kind geboren wird, erhält es den Namen Emily.

    Viele Jahre später möchte Emily das Hurenhaus verlassen, denn sie will ein ehrbares Leben führen. Ihr Freund Liam, dessen Mutter ebenfalls Hure ist, will sie begleiten. Aber jemand scheint etwas dagegen zu haben. Ein Mörder tötet die Frauen im Hurenhaus und ist auch hinter Emily und Liam her.

    Dieses Buch ist er erste Band einer Trilogie, der sich gut lesen lässt und Lust auf die weiteren Bände macht. Die Geschichte ist sogar spannend, obwohl auch der Zufall oft im Spiel ist.

    Emily ist eine starke junge Frau, die genau weiß, was sie will. Sie möchte ein anderes Leben als ihre Mutter und glaubt daran, dass sie es schaffen wird. Doch erst einmal will sie wissen, wer hinter dem Tod ihrer Mutter steckt und sie will wissen, woher sie stammt. Liam ist ihr ein guter Freund, der zu ihr steht. Aber nicht immer ist er mit Emilys Handeln einverstanden.

    Der Autorin ist es gut gelungen, die Lebensbedingungen der damaligen Zeit zu beschreiben. Es ist erschreckend, wie hart und grausam das Leben war.

    Ein interessanter und unterhaltsamer historischer Roman.


    4ratten

  • Vorwegschicken muss ich, dass historische Romane seit Langem zu meinen Lieblingsgenres gehören: Den Roman "Hurentochter - DieDistel von Glasgow" von Tabea Koenig (erschienen als TB 2019 im Piper-Verlag) stellt jedoch viele andere sowohl durch die sensible, gefühlvolle und sehr spannende Erzählweise als auch durch den authentischen, stimmigen Inhalt regelrecht in den Schatten! Mehr als begeistert habe ich den Débutroman der Autorin, der als Trilogie angelegt ist, gelesen:


    Inhalt:

    Glasgow, November 1859:
    Im Prolog (der überaus klug angelegt ist, da sich hier viele Hinweise zum Verlauf des Romans verstecken) lernen wir Margery Gallaham kennen; die in eiskalter Nacht ein verletztes und schwangeres junges Mädchen vor dem sicheren Tod rettet: Statt eines Arztes kümmert sich der Henker Viggo um die Verletzte, die ihn mit einer Silberkette selbst entlohnen will. Margery pflegt die junge Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat, in ihrem Dirnenhaus gesund ...

    Glasgow, 1876:


    Emily, die 15jährige Tochter von Ines Madison, wie sie nun genannt wird, wächst im Hurenhaus auf und trotz der Tatsache, dass sie von ihrer Mutter Lesen und Schreiben lernt sowie gute Umgangsformen, hat sie keine Zukunftsperspektive. Sie möchte einem ehrbaren Beruf nachgehen und muss sich daher entscheiden, sich zu prostituieren oder das Haus der Nachfolgerin Margerys , die inzwischen verstarb, zu verlassen. Liam, der Sohn einer verstorbenen Prostituierten und mit Emily aufgewachsen, steht ihr zur Seite und so nimmt das Schicksal Emily's und auch Liam's, an dem der Leser nun teilhaben kann, seinen teilweise hochdramatischen und verzweifelten Lauf, denn die Mutter von Emily nahm ein Geheimnis mit ins Grab: Das ihrer Herkunft. Emily hat sich zum Ziel gesetzt, den Namen ihrer Mutter reinzuwaschen - koste es, was es wolle.


    So begleiten wir sie von Glasgow nach Edinburgh, wo es Emily gelingt, im Hause der Bradfords eine Stellung als Dienstmädchen zu finden; der Cousin Alex Blake erkennt in ihr ausser ihrer Schönheit Intelligenz und Liebreiz, jedoch trennen beide durch den Standesunterschied Welten voneinander und auf die Frage, ob Emily seine Geliebte werden möchte, antwortet sie


    "ich bin eher eine Distel, die in keine Vase gehört als eine Rose, die gepflückt werden will" (Zitat, S. 235)


    Zudem ist sie Liam sehr zugetan und es ist schwierig für sie, von ihm zu lassen: Die Leben der beiden scheinen untrennbar miteinander verbunden, zumal Liam sie bedingungslos liebt und ihr bei ihrem Vorhaben helfen will....


    Meine Meinung:

    Tabea Koenig hat mit dem Début der geplanten Trilogie um Emily ein Gesellschaftsporträt Schottlands (besonders in der aufstrebenden Metropolen Glasgow und Edinburgh) erschaffen, das sich durch atmosphärisches Erzählen, Spannung bis hin zur Dramatik wie auch sensibel-gefühlvolles Schreiben und Authentizität und Stimmigkeit in der Romanhandlung sehen lassen kann! Ich habe Vergleichbares im Genre selten gelesen und hatte die Freude, die Städte Glasgow und Edinburgh im letzten Jahr selbst erstmals (aber not least ;) besuchen und mit eigenen Augen bestaunen zu können; da der Clyde in der Nähe war, konnte ich mir die Armut und das Elend, das 1876 dort in den Armenvierteln geherrscht haben musste und von der Autorin gut beschrieben wird, sehr gut bildlich vorstellen. Tabea Koenig schöpft mit dieser schönen Geschichte um die fiktive Figur Emily und auch Liam aus dem Vollen:


    Der Leser ist sehr nah am Geschehen und fiebert mit den ProtagonistInnen, die sowohl in Glasgow als auch in Edinburgh wie auch im schottischen Hochland Gefahren ausgesetzt sind, da sie einem bestimmten Herren nicht ins Bild passen, der einen Attentäter auf sie ansetzt und ihr Leben in großer Gefahr ist: Einzig der Mut und die Willenskraft der schottischen Distel, die auch Emilys Charakter zu eigen sind, lassen es gelingen, düstere Pläne zu vereiteln. Auch die Nebenfiguren sind sehr menschlich und sensibel gezeichnet (z.B. Viggo, der Henker, der eine verhängnisvolle Rolle im Roman einnehmen soll). Besonders begeisterte mich auch das Aufnehmen kultureller Eigenheiten, wie es in der damaligen Zeit gewesen ist (z.B. das Tragen von Kilts oder das Sprechen der gälischen Sprache).


    Auch die mitunter leid- und wechselvolle Geschichte des Landes webt die Autorin gekonnt in ihre Geschichte mit ein; die "Clearances" - die Vertreibung der Bauern durch die Lairds - spielen hier eine besonders gewichtige Rolle, die durchaus stimmig ist. Der Roman hat 3 Teile, wobei die bereits anfangs vorhandene Lesespannung gewaltig an Fahrt aufnimmt...


    Fazit:


    Ein gut recherchierter, äußerst unterhaltsamer und spannend geschriebener historischer Roman über Liebe, Verrat und Gerechtigkeit mittels fiktiver Figuren im Schottland des 19. Jhd's, der durch den sehr sensiblen, gefühlvollen und authentischen Stil von Tabea Koenig absolut überzeugen konnte. Ich freue mich sehr auf die beiden Folgebände und kann diesen Roman nur als "Lesetipp" empfehlen: All jenen, die wie ich Schottland und seiner unbeugsamen, sehr wechselvollen Geschichte zugetan sind - und allen LeserInnen, die gerne niveauvolle und spannende historische Romane lesen! Mit einem "Chapeau" an die Autorin vergebe ich 5*


    5ratten:tipp:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich habe das Buch auf Empfehlung in meinem kürzlichen Urlaub in Südtirol gelesen und war wirklich nicht enttäuscht. Es ist alles an emotionalen Facetten dabei, die Charaktere haben die nötige Tiefe und die Geschichte hat mich recht schnell in ihren Bann gezogen.


    Lediglich das Ende hat mich nicht wirklich überzeugt, das war mir zu illusorisch.


    Den zweiten Band habe ich bereits auf meinen Reader herunter geladen, nach meinem momentanen Krimi ist wieder die Historie dran...leider gibt es selten genug niveauvolle historische Romane und diese Reihe scheint es wert, weiter gelesen zu werden.

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • nach meinem momentanen Krimi ist wieder die Historie dran...leider gibt es selten genug niveauvolle historische Romane und diese Reihe scheint es wert, weiter gelesen zu werden.

    witzig: Bei mir ist das auch so, dass ich gerne nach einem guten Krimi wieder einen Histo lese. Aber es gibt schon einige, die wirklich verdammt gut - und lesenswert sind. Kennst Du die Histo-Couch?

    Das war früher mein altes (und erstes) "Stamm-Forum" (für Histos und die Krimi-Couch für Krimis): Dort stimmen die Rezensionen und Bewertungen am besten überein (finde ich) und ich habe dort schon einige tolle historische Romane gefunden; kenne aber auch UserInnen, auf deren Urteil ich Wert lege - und mich auf dieses und den Wahrheitsgehalt verlassen kann.

    Ich kenne Deine Vorlieben nicht (Zeit/Thematik etc.), aber dort gibt es Rubriken, da wirst Du mit Sicherheit fündig (http://www.histo-couch.de)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Sagota

    Vielen Dank für den Tipp - da schaue ich gerne mal rein. Ich werde nach meinem Krimi vielleicht auch den neuen Gablé lesen. Er liegt schon seit Erscheinen neben meinem Lesesessel, aber ich traue mich nicht so richtig, damit anzufangen. Könnte ja sein, dass er mir nicht gefällt - wo ich ja so lange darauf hin geschmachtet habe :saint:.

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