Iain M. Banks - Inversionen

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    Inversionen ist ein Roman von Iain Banks KULTUR-Zyklus, allerdings gibt der Roman selbst dies nur durch das Cover und den Klappentext her. Die Geschichte hat mit der KULTUR so gar nichts zu tun. Dabei ist auch der Klappentext schlichtweg falsch, denn er vermittelt den Eindruck, dass sich die Menschen auf dem Planeten der KULTUR und seiner Bewohner bewusst sind. Sind sie aber nicht. Sie haben nicht den blassesten Schimmer.


    Und auch Leser, die bisher keinen der anderen KULTUR-Romane gelesen haben, werden hier in diesem Buch keinerlei Einblick in das von Banks eigentlich geschaffene Universum bekommen.


    Inversionen ist quasi ein KULTUR-Roman, der keiner ist.


    Die beiden Hauptfiguren sind DeWar, Leibwächter von Protektor UrLeyn und Vosill, Leibärztin von König Quience. DeWar erzählt im Laufe des Romans eine Geschichte über zwei sehr, sehr gute Freunde, die unterschiedlicher Meinung darüber sind, ob höher entwickelte Gesellschaften verpflichtet sind, sich in die Entwicklung weniger entwickelter Gesellschaften einzumischen, um das Leben zu verbessern und wieweit dieses Eingreifen moralisch vertretbar ist. Es wird im Laufe des Romans sehr deutlich, dass Vosill hier diejenige der beiden Freunde ist, die es als Pflicht höher entwickelter Zivilisationen, in diesem Fall die Pflicht der KULTUR, ansieht, einzugreifen. Und in ihrer Position als Leibärztin tut sie das auch, wenn auch sehr subtil. Vosills Perspektive wird dabei allerdings von ihrem Lehrling Oelph erzählt, der seine Erlebnisse berichtet. Diese wiederum werden jedoch von seinem Enkel niedergeschrieben. Der Erzähler von DeWars Geschichte bleibt unbekannt.


    Die Erzählstruktur ist auch wie in den anderen Romanen der KULTUR verwoben. Eigentlich hat dieses Buch mit Science Fiction so gar nichts zu tun. Nicht einmal mit Fantasy. Die Welt, auf der diese Geschichte angesiedelt ist, befindet sich entwicklungstechnisch auf dem Stand Europas im 16./17. Jahrhundert. Dies betrifft nicht nur die technologischen und wissenschaftlichen Dinge, sondern auch die gesellschaftlichen.


    Die Rolle der Frau ist hier keine aktive. Und an manchen Stellen kochte mir echt das Blut ob der stattfindenden Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und nicht-adeligen Menschen. Wer hier empfindlich ist, sollte das Buch eher nicht lesen. Da sind durchaus einige Szenen drin, die ich als Trigger bezeichnen würde.


    Wenn Banks in diesem Werk eines zeigt, dann dass er wirklich einer der ganzen Großen war. Die Geschichte und die politischen Intrigen, sind wahrhaft meisterlich gesponnen und auch die Entwicklung der Figuren und die unerwarteten Wendungen, machten den Roman sehr kurzweilig.


    Fazit:

    Inversionen ist definitiv kein typischer KULTUR-Roman und trotzdem einer der besten Romane dieses Autors, von dem wir leider nie mehr einen neuen Roman werden lesen können. Er ist definitiv auch für Nicht-Science-Fiction-Leser geeignet und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung wenn auch mit kleinem Warnhinweis, dass so manche Szenen in diesem Buch mich einfach unfassbar wütend gemacht haben.


    5ratten

    ~~ noli timere messorem ~~

    2 Mal editiert, zuletzt von TheNightingale ()

  • Ich habe vor ein paar Jahren mal einen der KULTUR-Romane gelesen. Glaube ich jedenfalls. (Hat Banks noch andere Reihen geschrieben? Ich weiss es nicht.) Ich fand die Geschichte einfach nur wirr, und das hier scheint mir in die gleiche Richtung zu gehen.


    Aber was ich jetzt an Deiner Rezension, TheNightingale , nicht verstehe: Du schreibst


    er vermittelt den Eindruck, dass sich die Menschen auf dem Planeten der KULTUR und seiner Bewohner bewusst sind. Sind sie aber nicht. Sie haben nicht den blassesten Schimmer.

    um dann weiter unten zu sagen



    DeWar erzählt im Laufe des Romans eine Geschichte über zwei sehr, sehr gute Freunde, die unterschiedlicher Meinung darüber sind, ob die KULTUR verpflichtet ist, in die Entwicklung weniger entwickelter Welten und Zivilisationen einzugreifen

    Jetzt bin ich verwirrt: Wissen sie nun, oder wissen sie nicht? Oder gehört DeWar gar nicht auf den Planeten, dessen Namen Du, glaube ich, nicht genannt hast?



    Und dann noch etwas für Korinthenkacker:


    einer der besten Romane dieses Autors, von dem wir leider nie mehr einen Roman werden lesen können

    nie mehr einen neuen, oder? ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • DeWar erzählt die Geschichte fiktiv, stimmt das war von mir sehr undeutlich formuliert. Nein, die Menschen auf dem Planeten wissen nichts von der KULTUR. Sie sind so mit ihren Kriegen und ihren politischen Machenschaften untereinander beschäftigt und wissenschaftlich noch so weit zurück, dass sie Leben außerhalb ihres Planeten für unmöglich halten.


    Ich denke, die KULTUR-Romane muss man mögen. Ich fand sie einfach alle klasse. Banks hat extrem viel geschrieben. Als Iain M. Banks seine Scifi-Werke, als Iain Banks seine Nicht-Scifi-Werke. Dabei ist der KULTUR-Zyklus aber das einzige Werk in einem Universum. Die restlichen Werke sind keine Reihen.


    Wobei man auch die KULTUR-Romane losgelöst voneinander lesen kann.


    Ja, ich meinte "nie mehr einen neuen". Da waren die Finger schneller beim Tippen als das Hirn. Ich korrigiere das mal.


    EDIT: Ich glaube, ich sollte heute nichts mehr tippen. Ich tippe nur Schmarrn zusammen 8o

    ~~ noli timere messorem ~~

    2 Mal editiert, zuletzt von TheNightingale ()

  • Es ist schon ewig her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich kann mich nur noch erinnern, dass es einer der Kultur-Romane war, der mir nicht so gut gefallen hat, ohne dass ich mich genau erinnern kann, warum. Die Reihe selbst hat mir sehr gut gefallen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Es ist schon ewig her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich kann mich nur noch erinnern, dass es einer der Kultur-Romane war, der mir nicht so gut gefallen hat, ohne dass ich mich genau erinnern kann, warum. Die Reihe selbst hat mir sehr gut gefallen.

    Inversionen passt nicht zu den restlichen Kultur-Romanen. Der ist schon sehr anders und funktioniert in meinen Augen auch sehr eigenständig :)

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Meine Meinung

    Inversionen ist definitiv kein typischer KULTUR-Roman und trotzdem einer der besten Romane dieses Autors...

    Das stimmt. Trotzdem gibt es immer wieder Hinweise drauf. Wenn man die Kultur aber nicht kennt, kann man die leicht übersehen. Mir persönlich gefällt The player of games einen Tick besser.


    Wer Vossill wirklich ist, habe ich auch diesmal nicht herausgefunden. Denn ich nehme ihr ihre Geschichte nicht ab und was Oelph erzählt, bestärkt mich nur darin. Die Diskussion, wie weit man in andere Gesellschaften eingreifen darf, zieht sich mal mehr, mal weniger deutlich durch die ganze Reihe. Hier war es nicht so deutlich. Dafür gab es klare Hierarchien und wer zur falschen gehörte, der hatte einen schweren Stand. Dass Vossill es als Frau so weit gebracht hatte, lag sicherlich daran, dass sie eine Fremde war. Trotzdem hat ihre hohe Stellung nicht für ihre Sicherheit garantiert.


    Mit ein bisschen Abstand hat mir Inversions deutlich besser als beim ersten Lesen gefallen.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.