Alex Beer - Der dunkle Bote

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    Die Not in Wien nimmt immer mehr zu und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, ist es im November 1920 auch noch besonders kalt. Emmerich ist immer noch auf der Suche nach Luise, denn er befürchtet das Schlimmste. Luise war davon ausgegangen, dass ihr Mann im Krieg gefallen ist, aber dann stand er plötzlich vor der Tür, und kurz darauf ist er mit ihr und den Kindern spurlos verschwunden. Dann werden Emmerich und Winter zu einem sonderbaren Leichenfund gerufen. Der Mann ist mit einer Eisschicht umgeben und ihm fehlt die Zunge. Die taucht mit einer kryptischen Nachricht bei der Reporterin Alma Lehner auf. Doch schon bald taucht wieder ein Toter ohne Zunge auf.

    Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Autorin schafft es, die düstere Atmosphäre im damaligen Wien gut und sehr authentisch darzustellen. Es gibt einige wenige Menschen, die weiterhin im Luxus leben, den meisten fehlt das Nötigste zum Leben. Gute Zeiten für Schleichhändler und Valutenschlepper. Außerdem treiben die Platten in Wien ihr Unwesen und treten ziemlich dreist auf. Daneben aber gibt es unterschiedliche Gruppenmit unterschiedlichen politischen Ansichten, aber auch solche, die einfach nur ihren persönlichen Vorteil im Auge haben.

    »Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung«, sagte der Mann. »Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.« (Kapitel 49)

    Die besseren Zeiten sind allerdings nicht in Sicht.

    Emmerich hat Angst um Luise, denn er weiß, wie gewalttätig Xaver ist. Er sollte sich aber auch um sein eigenes Wohlergehen kümmern, denn Xaver hat einen Hass auf Emmerich und er will Rache. Während sich Luise nur um ihre Kinder sorgt, schmiedet Xaver perfide Pläne.

    Dann müssen ja auch noch die Morde aufgeklärt werden. Um den bösen Kräften Einhalt zu gebieten, muss sich Emmerich auf Händel einlassen, die ihm eigentlich nicht gefallen. Obendrein machen die Kollegen Brühl und Szepanek Emmerich das Leben schwer. Dagegen sind die Damen von der „Hühnerarmee“ oft sehr hilfreich, was aber nicht so recht anerkannt wird.

    August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter sind ein unschlagbares Team. Emmerich kennt die Schattenseiten des Lebens sehr gut. Mir gefällt es, wie respektlos er manchmal auftritt. Winter scheint sich unter Emmerichs Fittichen sehr gut zu entwickeln. Obwohl Emmerichs alter Gefährte Veit Kolja ein gefährlicher Mann ist, ist er mir nicht unsympathisch. Aber auch Alma Lehner mochte ich. Hoffentlich taucht sie in einem Folgeband wieder auf.

    Das Ende ist etwas anders als ich erwartet hatte, aber sehr stimmig.

    Dieser historische Krimi ist informativ, unterhaltsam und sehr spannend. Empfehlenswert!


    5ratten

  • Meine Meinung:

    Ich mag ja tatsächlich vor allem Winter, August Emmerichs jungen Assistenten. Als Gegengewicht zu dem düsteren August funktioniert das sehr gut. Außerdem ist Winters Weltbild einfach positiver, gleichzeitig tut ihm der unverklärte Blickwinkel seines Vorgesetzten natürlich genauso gut.


    Mir persönlich gefällt die Reihe vor allem deshalb, weil sie in Wien spielt und ich die Atmosphäre, die Alex Beer hier aufbaut sehr mag. Gerade die unsichere Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg hat auch in Wien ein Vakuum hinterlassen. Die Ängste der Leute sind aber auch verständlich.

    Gerade die verschiedenen Figuren, denen die beiden Ermittler im Roman begegnen, bilden einen guten Querschnitt der Gesellschaft in dieser Zeit.


    Der Kriminalfall gerät mir aber hi und da etwas zu sehr in den Hintergrund, nach dem auch Emmerichs Privatleben eine großen Teil der Handlung einnimmt. Das wird zwar schlüssig in die Geschichte eingebunden, aber ich persönlich fand diesen Punkt mit zu vielen Zufällen verknüpft.

    Dafür gefiel mir eine andere Entwicklung recht gut, weil sie neue Perspektiven auf die Figur Emmerich eröffnet.

    Trotzdem mochte ich gerade die Hintergründe für die Mordserie. Das Motiv war glaubwürdig und auch wer die Morde begangen hat, war nicht an den Haaren herbei gezogen. Hier hat Alex Beer unkonventionelle Wege beschritten und das hat mir gut gefallen.


    Alles in allem, ein solider historischer Kriminalroman. Ich freue mich das es bald weiter geht!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Der dritte Fall für August Emmerich und seinen Assistenten Ferdinand Winter. Diesmal werden sie mit mehreren grotesk inszenierten Leichen konfrontiert. Es gilt einen Serientäter zu stellen. Außerdem müssen sie ihre Position innerhalb der Abteilung „Leib und Leben“ festigen und Emmerichs private Probleme warten auch noch auf eine Lösung, denn Luise und die Kinder sind nach wie vor in der Gewalt von Xaver Koch. Die Suche nach ihnen ist beschwerlich, aber Emmerich gibt natürlich nicht auf.


    Alex Beer hat wieder einen großartig spannenden Krimi geschaffen. Sogar mehr als das! Sie zeichnet ein authentisches Bild des Lebens im Jahre 1920, wo Armut, Hunger herrschten, Bandenkriminalität und Schwarzmärkte den Alltag prägten. Politische Strömungen der Zeit werden ebenso thematisiert wie der steigende Hass gegen Juden.

    In diesem düsteren und hoffnungslosen Wien lässt die Autorin die beiden Kommissare bekannt einfallsreich, unkonventionell und respektlos ermitteln. Überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch. Immer wenn ich dachte, den Täter identifiziert zu haben, musste ich erkennen, dass ich mich nur wieder auf eine falsche Spur habe locken lassen. Der Schluss ist überraschend, logisch und passend gelöst!


    Besonders gut gefallen hat mir natürlich wieder die Sprache. Genau das richtige Maß an Dialektausdrücken lässt die Atmosphäre noch lebendiger werden, zeigt auch immer wieder den Wiener Schmäh, der in diesen schrecklichen Zeiten überlebensnotwendig war.


    Fazit: ein starker Krimi – für mich sicher einer der besten der letzten Jahre! Glücklicherweise lässt das Ende auf eine Fortsetzung hoffen! Wirklich empfehlenswert!

    5ratten

    Vernunft, Vernunft...