Ines Thorn - Die Silberschmiedin

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.664 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annette B..

  • (Ich hoffe, die Suche hat mich nicht schon wieder getrogen und es gibt doch schon Rezis dazu)


    ***Hard Facts***
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    Titel: Die Silberschmiedin
    Autor: Ines Thorn
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN: 3499238578
    Seitenzahl: 379
    Erscheinungsjahr: 2006
    Genre: Historischer Roman
    Wann und Wo: 16. Jahrhundert, Leipzig



    Der Zug rattert, die Landschaft fliegt vorbei und Musik trällert im Ohr. So lässt es sich perfekt abtauchen in das historische Leipzig des 16. Jahrhunderts mit den verwinkelten Gassen, dem Gestank einer noch mittelalterlichen Stadt und den wunderschönen Kleidern der begüterten Leute, die sich auf dem Markt tummeln.


    Eva, die Tochter einer Pelzhändlerin mit Imperium wird von ihrer Mutter nach Leipzig geschickt, um noch mehr Geld zu verdienen. Eva geht, denn sie will selbstständig, ohne den Schatten der Mutter, ihr Glück machen. Sie ist Silberschmiedin, im Mittelalter ein ungewöhnlicher Beruf für eine Frau, aber passend für die selbstbewusste junge Eva. Doch der Start ist nicht ganz einfach, denn plötzlich soll ihre Stiefschwester mitkommen. Dies sagt Eva nicht zu, denn zwischen beiden herrscht nicht nur Rivalität, sondern sie sind sich auch nicht sympathisch. Auf der Reise begegnet ihnen David, ein Silberschmied mit Zeichentalent, von dem Eva wider Willen fasziniert ist.
    In Leipzig angekommen, kauft sie sich in eine Silbermine ein und gründet eine Werkstatt. Doch dies läuft nicht ohne Schwierigkeiten ab, die Zunft akzeptiert Eva nicht - bis Andreas Mattstedt kommt und ihr seine Hilfe anbietet. Und plötzlich taucht auch noch David auf, dessen Entwürfe der Werkstatt endlich zu Ruhm verhelfen könnten... Und was hat es eigentlich auf sich mit den ermordeten Frauen, die mit einer Silbermaske aufgefunden werden?


    Der Roman besteht nicht nur aus einer spannenden Handlung, sondern besticht vor allem auch durch die historischen Anmerkungen, die sich flüssig in die Handlung einreihen (Wer weiß schon, woher der Begriff "Schlitzohr" kommt?) sowie durch eine schöne Sprache, die angenehm und leicht zu lesen ist. Besonders gefallen haben mir die philosophischen Gespräche und Ansätze, die in einer kleinen Gruppe in einem Hinterzimmer diskutiert werden: Die Aufklärung rückt näher. Man spürt das ausgehende Mittelalter, man erfährt viel über das damalige Leben, das mit neuen Büchern, Gedanken und dem Silber endet. Das Leben war einst übersichtlich, doch dann kamen neue Gedanken, die den Menschen den ruhigen Schlaf rauben, weil nichts mehr so ist, wie es war.
    Mit Eva philosophiert der Leser über das "Ich" und die Liebe. Und hinter der interessanten Handlung verbergen sich lehrreiche Details, Widersprüche der Aussagen und der Taten, die entdeckt werden wollen: Eva, die über die Kraft der eigenen Gedanken philosophiert, die blinden Gehorsam unmöglich machen, und trotzdem in ihrer Liebe zu ihrem Mann ihr eigenes Selbst aufgibt, sich selbst vollkommen vergisst und nur noch gehorcht bis sie schließlich völlig am Ende ist.
    Durch den Prolog und den Epilog wird der Geschichte ebenfalls ein tiefgründiger Rahmen gegeben, an dem sich die Handlung orientiert und der auf Heute verweist.
    Neben der Philosophie, der Silbermorde, der Liebe wird auch noch Neid, Gier und HomoS.e.x.ualität thematisiert - ein durchaus vielseitiges Werk.


    Negativ ist nur zu bemerken, dass man die Silbermorde noch besser in die Handlung hätte einbinden können um mehr Spannung zu erzeugen. So plätschert dieser Strang manchmal einfach dahin und reißt nicht mit, sondern verliert sich im Hintergrund, um dann nicht befriedigend geklärt zu werden.


    Zuletzt ist noch die Ausstattung des Bandes hervorzuheben, denn auf Seite 3 findet sich eine historische Karte, die es leichter macht, sich in die Zeit hineinzuversetzen.


    ***Fazit***
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    Ein spannendes, philosophisches und lehrreiches Portrait des Lebens an der Schwelle zur Aufklärung. Man erfährt viel Wissenswertes ohne sich belehrt zu fühlen, besonders Eva ist ein differenzierter und facettenreicher Charakter, der sich ständig entwickelt und einem nicht fremd bleibt. Eva ist keine Superheldin, die alles kann, sie ist immer fehlbar und gerade deshalb sympathisch. Sie ist manchmal schrecklich naiv und trotzdem ihrer Zeit voraus. Aber sie erscheint nicht wie ein moderner Mensch, den man nur in der Zeit zurückversetzt hat: Sie ist ein Kind ihrer Zeit. Ein Kind, das nach Selbstverwirklichung und der wahren Liebe sucht, das sich behaupten will in einer Männerwelt.
    Die anderen Protagonisten sind allerdings ein wenig schwarz-weiß gezeichnet: der Ehemann, die hinterlistige und unsympathische Schwester und der gute Freund.


    P.S.:"Die Silberschmiedin" ist der Folgeband zu "Die Pelzhändlerin", den ich leider nicht gelesen habe. Dies stört jedoch nicht, denn der Band ist in sich abgeschlossen und auch ohne Kenntnis des Vorgängers zu verstehen.




    ***Die besten Sätze***
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    "Weil mit den Büchern die eigenen Gedanken kommen, nicht wahr? Wer liest, glaubt nicht mehr alles, was er hört", vervollständigte Eva die Gedanken der Freundin. "Ja.", bestätigt Ute. "Und wer eigene Gedanken hat, kann nicht mehr blind gehorchen."


    "Nichts wird mehr so sein, wie es war. Den ruhigen Schlaf werden wir uns verdienen müssen."



    ***Die Autorin***
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    Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren, machte eine Lehre zur Buchhändlerin und studierte Germansitik und Slawistik. Danach arbeitete sie als Journalistin, Werbetexterin, Redakteurin und Lektorin und ist seit 2003 nun freiberufliche Autorin.


    Bewertung: 4ratten


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  • Eine schöne Rezension! Mir hat das Buch auch gut gefallen. Es gibt Einiges an dieser Geschichte zu entdecken, ob es nun historische Informationen sind, oder die Problematik einer Liebesbeziehung, die es auch heute noch auf ähnliche Weise geben könnte. Ein Buch, das Fragen aufwirft.


    Liebe Grüße


    Kirsten :blume:


    P.S. Der Besuch einer Lesung von Ines Thorn lohnt sich auch immer!

  • ... mein erster Eintrag...puh. :winken:


    Also, da das Buch in meiner Heimatstadt spielt, war es ein Muss es zu lesen. Leider fand ich persönlich die Charaktere doch etwas zu oberflächlich und konnte nicht so sehr mit Ihnen mitfühlen. Ich hätte gern ein paar duzend Seiten mehr gelesen und dadurch mehr Tiefe in den Personen und mehr "Drumherum" erlebt.


    Trotz dieses kleinen persönlichen Makels ein sehr schönes Buch mit einer spannenden Handlung, vorallem da ich auf den mittelalterlichen Straßen meiner Heimat wandeln konnte.


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Nachdem ich mit Begeisterung "Die Pelzhändlerin" gelesen habe, griff ich unmittelbar danach zum 2. Teil "Die Silberschmiedin".


    Das Buch hat mir gut gefallen. Es war flüssig zu lesen und im wie schon gewohnt guten sprachlichen Stil von Ines Thorn geschrieben. Allerdings ist es das erste Buch von Ines, bei dem ich mit der Protagonistin das eine oder andere Problem hatte. Da kann ich Anriels Meinung verstehen. Fragte ich mich am Anfang noch, warum David Eva als Jagdhündin zeichnete, wurde es nach der Verlobung der beiden recht schnell klar. Es war schon zum Haareraufen, wie sich Eva unterwarf. Aber was hatte ich erwartet? Schon recht früh sagte Eva, dass sie anders sein will als ihre Mutter. Das ist ja wiederum sehr gut gelungen. Während ich bei der Pelzhändlerin mit Sibylla mitgefiebert, mitgelitten und mitgekämpft habe, kamen diese Gefühle bei Eva nicht auf. Da ich die beiden Bücher unmittelbar nacheinander gelesen habe, kamen mir die Unterschiede zwischen Sibylla und Eva besonders krass vor. Die eine Protagonistin gibt für ihr Fortkommen ihre Liebe auf, die andere gibt für ihre Liebe alles andere auf. Eine negiert sozusagen die andere. Gut hat mir die Beschreibung Leipzigs gefallen. Da ich Leipzig etwas kenne, ist es mir nicht schwergefallen, die Stadt als Handlungsort anzunehmen und zu genießen. Ines Thorn ist es gelungen, den Handelplatz Leipzig dem Leser lebensnah und lebendig nahe zu bringen. Davids Charakter wurde sehr filigran und facettenreich gestaltet. Er ist schon ein ganz besonderer Mensch, wenn auch kein besonders guter.
    Mein Fazit: Trotz meines mangelnden Verständnis' gegenüber Eva hat mir dieses Buch gut gefallen. Es war ein flüssig zu lesender historischer Roman, der ein gut recherchiertes Bild des spätmittelalterlichen Leipzig zeichnet.


    Mein Lieblingszitat aus diesem Buch möchte ich euch nicht vorenthalten, da steckt so viel Wahrheit drin.


    Zitat

    "Die Nonnen hielten uns von den Schriften fern, als säße der Teufel darin. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, warum das so ist. - Weil mit den Büchern die eigenen Gedanken kommen, nicht wahr? Wer liest glaubt nicht mehr alles was er hört."
    Kapitel 6, Seite 116



    Nun freue ich mich auf den 3. Teil, der seit ein paar Tagen im Handel ist und sicher auch bei mir nicht lange SUBt.


    Meine Bewertung: 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Hallo :winken:,


    hier auch meine Meinung zu "Die Silberschmiedin":


    Eva, die Tochter der Kürschnerin Sybilla, wird von ihrer Mutter nach Leipzig geschickt, um dort mit ihrer Tätigkeit als Silberschmiedin das aufgebaute Pelzimperium zu vergrößern. Evas persönliches Interesse liegt allerdings eher darin, sich von der dominanten Mutter zu lösen, sich selbst zu finden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Da sie ihre Chance dazu in Leipzig sieht, folgt sie dem Willen der Mutter und macht sich mit der ungeliebten Stiefschwester und dem Vertrauten Heinrich auf den Weg in die fremde Stadt. Dort stoßt sie allerdings auf unvorhergesehene Schwierigkeiten und es wird für Eva schwieriger, sich selbst zu finden, als sie anfangs dachte...


    Genau wie schon im ersten Teil "Die Pelzhändlerin" liegt auch beim zweiten Teil die Stärke in der eingängigen Schreibweise und der schönen Beschreibung des spätmittelalterlichen Lebens. Es war nicht schwierig für mich, die leuchtenden Kleider der Bürgersfrauen vor mir zu sehen, mir die Trippen an den Füßen oder die Haube bzw. den Stirnreif auf dem Kopf vorzustellen. Auch konnte ich innerlich angewidert und aus vollem Herzen die Nase zu rümpfen, als Eva einen kurzen Ausflug außerhalb der Stadtmauern macht, wo sie auf Gerber und Färber trifft und auch zwielichtige Hurenhäuser nicht weit sind...doch leider hat das Buch für mich auch große Schwächen.


    Zum einen hat mich die Schreibweise nach ca. der Hälfte gelangweilt, weil die Sätze doch sehr kurz und anspruchslos ausfallen. Zum anderen hat auch die Handlung selbst keine rechte Substanz. Es wird beispielsweise schon im Prolog eine Leiche mit einer Silbermaske gefunden, die mich glauben ließ, daß vielleicht Krimielemente einfließen. Die Auflösung ist aber sehr enttäuschend, nebensächlich und vorhersehbar ausgefallen. Die Protagonisten erschienen mir zu blaß, zu jedem hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Evas persönliche Entwicklung und auch die Liebesgeschichte war schon bei der Ankunft in Leipzig klar und erschien mir zudem stark überzeichnet - ein Geschehnis ganz am Ende hat dem ganzen dann wirklich noch die Krone aufgesetzt.
    Der Geist der Aufklärung weht schon durch Leipzig, aber auch zu dieser sehr interessanten Thematik fallen die Passagen viel zu kurz aus. Es wurde einfach zu viel begonnen, das dann schlußendlich überhaupt nicht konsequent durchgezogen wurde.


    Mein Fazit:
    Schönes mittelalterliches Flair, nett für zwischendurch - insgesamt aber doch enttäuschend.


    2ratten

  • Auch ich habe beide Bücher gelesen und fand beide wirklich großartig. "Die Silberschmiedin" kann problemlos ohne Vorkenntnisse verstanden werden und ist darum auch sehr individuell und keine billige Fortführung des ersten teils ("Die Pelzhändlerin"). Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!


    Lg Bianca

  • Hört sich trotz teilweise schlechter kritik
    Immer noch lecker an^^
    Mein Geld geht weg wie nichts :entsetzt:


    Gruß elfengirl

    Ich mach was ich will&nbsp; und das gute daran ist <br /><br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; NIEMAND kann mich davon abhalten!

  • Habe das Buch heute endlich durchgelesen. Das letzte von den dreien (auch wenn´s der 2. Teil ist).


    Ich muss dazu sagen, dass mir dieses Buch am "schlechtesten" von allen gefallen hat. Am besten fand ich "Die Wunderheilerin" und dann "Die Pelzhändlerin".


    Bei "Die Silberschmiederin habe ich natürlich auch mitgefiebert, aber die Geschichte war traurig,vor allem die Figuren waren diesmal nicht so "gutmütig"....wie soll ich es beschreiben?? Sibylla, Evas Mutter, fand ich im ersten Teil noch sympathisch, aber hier im 2. Teil erkennt man ihr wahres Gesicht. Das fand ich mal wieder schade. Ich mags lieber fröhlich, mit Happy End. Aber es gehört ja irgendwo dazu, dass es auch mal nicht so toll ausgeht :smile:. Historien-Liebhaber sollten aber nicht an diesen Büchern von Ines Thorn vorbeischlendern. Es lohnt sich auf jeden Fall. Für mich sind es fesselnde Geschichten, Schicksale.
    Super geschrieben.



    Trotzdem gibts bei hier von mir nur 3ratten



    Liebe Grüße :blume:

  • Und hier meine Meinung zu dem Buch, allerdings hab ich mir Eure noch nicht genauer durchlesen können, werde ich am Wochenende nachholen.


    Der Einstieg in das Buch fiel mir recht leicht. Den Prolog konnte ich zwar nicht wirklich zuordnen, aber so etwas macht ja neugierig. Der Beginn der Haupthandlung um die Silberschmiedin Eva ist packend, beginnt er doch mit einer toten Frau mit einer Silbermaske, die aus dem Main gefischt wurde. Da hat man inklusive des Prologs gleich auf den ersten Seiten zwei Szenen, zu denen man den Zusammenhang zur restlichen Handlung des Buches erfahren will und neugierig weiterliest. Wie auch schon im ersten Buch der Trilogie von Ines Thorn ist der Stil leicht und flüssig zu lesen, alles in allem ist das Buch jedoch spannender als "Die Pelzhändlerin", was meines Erachtens nach auch bitter nötig war.


    Die Hauptfigur Eva gefällt mir auch besser als die SUPER-SIBYLLA aus "Die Pelzhändlerin", sie scheint mit dem übermächtigen Schatten ihrer Mutter ein Problem zu haben und ist auch nicht so ein Super-Weib wie ihre Mutter, sondern wirkt, bestimmt auch durch die starke Mutter, eher verschüchtert und unsicher. Sie denkt, dass die Liebe wichtiger ist als jeder berufliche Erfolg und danach lebt sie auch. Leider hat sich meine Meinung zu Eva im Verlaufe der Geschichte ziemlich geändert. Eva ist nicht nur vor Liebe blind, sie macht sich völlig zum Affen, hat keinerlei Selbstbewusssein und lässt sich Dinge gefallen, mit der zumindest eine moderne Frau aus unserem Jahrhundert ihre Probleme hat und die sie nicht nachvollziehen kann. Da ist man froh, in der heutigen Zeit zu leben, wobei ich felsenfest davon überzeugt bin, dass es auch in der damaligen Zeit Frauen gab, die sich diese Behandlung nicht gefallen hätten lassen. Nicht die superstarke Romanheldin zu sein, finde ich gut, aber Eva Schwachheit ist mir auch schon wieder zu extrem dargestellt.


    Die männliche Hauptfigur, David, der Silberschmid gefällt mir als Figur her recht gut, auch wenn ich ihn natürlich nicht als Mann haben wollte. Er hat anfangs das Gewisse Etwas, etwas leicht Verbotenes, ist mir suspekt. Allerdings wird mir das Geheimnis, das ihn umgibt zu früh und zu offensichtlich von der Autorin gelüftet. Andeutungen hätten zu diesem Zeitpunkt genügt. So wurde leider ein gehöriger Teil der Spannung aus dem Buch herausgenommen.


    Leider sind mir in dem Buch ein paar Widersprüche zur Geschichte der Pelzhändlerin unter gekommen, was natürlich extrem auffällt, wenn man Teil 1 direkt im Vorfeld gelesen hat. Leider wird auch hier wieder wenig über das im Vordergrund stehende Handwerk dem Leser mitgeteilt, aber darauf hat die Autorin vielleicht auch nicht so viel Wert legen wollen. Das was wir über die Herstellung eines Silberpokals erfahren, wirkt total runtergeleiert.
    Wie bereits in ""Die Pelzhändlerin"" fühle ich mich um ein paar Informationen betrogen. Einige Dinge bleiben offen, die ich gerne noch gewusst hätte, zumal ich Teil drei nicht lesen werde. Ich glaube, dass die Grundidee, auch zu ""Die Pelzhändlerin"" gar nicht so schlecht ist, und der Plot zu ""Die Silberschmiedin"" gefällt mir sogar richtig gut, teilweise ist es wirklich haarsträubend und schockierend (Davids Verhalten), leider aber auch teilweise echt grottenschlecht und nicht nachvollziehbar (Evas Verhalten).


    Alles in allem gefällt mir "Die Silberschiedin besser als "Die Pelzhändlerin", allerdings habe ich wieder ein Problem mit der Hauptfigur. Da ich ihr Verhalten wirklich nicht nachvollziehen kann und mich auch desöfteren sehr über sie aufgeregt habe, sind es leider auch für dieses Buch nur 8 Punkte (von 15), aber immerhin einer mehr als für Sibylla, die Pelzhändlerin.


    Bewertung
    3ratten


    lg
    kathrin

  • Dafür das der Titel des Buches "Die Silberschmiedin" heißt, erfährt man erstaunlich wenig, über die Kunst des Silber schmiedens. Auch über die Rolle der Zunft, die doch über alle Schmieden der Stadt bestimmte, erfährt man nahezu nichts. Ab und zu meckert mal einer von den hohen Herren, das geschieht aber immer nur beiläufig.

    Auch darauf, das die Hauptfigur Eva sich kaltschnäuzig in der Männerwelt behaupten will, wird kaum eingegangen. Immerhin ist dieser Beruf ein Männerding gewesen, Frauen hatten am Herd zu stehen, oder die Kinder zu hüten. Bei Ines Thorn nimmt fast nie einer der Romanfiguren Anstoß daran, dass eine Frau sich erdreistet Schmiedin sein zu wollen. Und dann gründet sie auch noch ganz alleine eine Werkstatt...


    Eva ist Sibyllas Tochter, der Kürschnermeisterin aus dem ersten Teil der Trilogie. Während man für Sibylla im ersten Teil noch Verständnis haben konnte für ihre direkte, strenge und lieblose Art, zeigt sie sich jetzt von ihrer kältesten Seite. Es ist, als ob sich Sibylla selbst übertreffen wollte. Zum Glück hat sie in diesem Teil nur noch eine kleinere Rolle.

    Dafür kriegt man dann als Leser eine extra Portion Eva, mitsamt all ihren komischen neumodischen Ideen, ihren Platz in der Gesellschaft selbst aussuchen zu dürfen. Diese philosophischen Gedanken werden ständig von ihr vor dem Spiegel durchgekaut, was sehr skurrile Züge annahm und auf Dauer einfach nur nervte.

    Dabei hat sie sich ihren Platz doch längst selbst ausgesucht: Sie hat eine Werkstatt und einen Beruf den sie sich ausgesucht hat. Ehrlich gesagt habe ich sie null verstanden.

    Sogar ihren Mann sucht sie sich selbst aus. Von dem wird sie klein gehalten und unterdrückt und Eva versteht man immer weniger und weniger.


    Ständig tut sie für diese Zeit (Ende 15. Jahrhundert) gotteslästerliche Dinge. Dafür, das gerade der Hexenhammer erschienen ist - Eva musste sogar ihre Stiefschwester vor der Inquisition verstecken - geht sie sehr sorgenfrei mit ihren Fraternitätsleuten um. Das ist so eine Gruppe von "Aufgeklärten" die über eine neue Welt diskutiert. Die treffen sich zwar heimlich und schwingen gefährliche Reden, aber wirklich Angst das da jemand einen verraten könnte, scheint da niemand zu haben.


    Dann gab es in der Geschichte noch die Sache mit dem Mordfall. Ganz am Anfang passiert ein Mord, und als Leser freut man sich schon auf einen kriminalistischen Erzählstrang, was die Sache bestimmt spannend gemacht hätte. Doch leider konnte ich schon ein paar Seiten später den Täter erraten und dieser Strang wird leider einfach so beiseite gelegt und erst am Ende nochmal hervor geholt. Ich hatte den Mord schon ganz vergessen.


    Anstatt sich auf ein Thema richtig zu konzentrieren, wird dann lieber noch ein Thema angeschnitten: Sodomie! Ja, das darf natürlich nicht auch noch fehlen.


    Das Buch wirkt wie eine Baustelle. Viel zu viele Punkte werden angeschnitten, aber keines davon mit Konsequenz überzeugend ausgeführt.

    Und am schlimmsten von allem empfand ich die depressive Stimmung. Manche Stellen haben sogar Ekel bei mir ausgelöst, das Buch zieht einen richtig runter.


    Ich bin mir immer noch unsicher, was das Buch jetzt eigentlich werden sollte. Eine Geschichte über eine Frau die sich unterdrücken lässt? Oder sollte es zuerst ein mittelalterlicher Krimi werden? Oder vielleicht ein Roman über eine Frau im Männerberuf?


    1ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Ich bin mir immer noch unsicher, was das Buch jetzt eigentlich werden sollte.

    Damit triffst du den Nagel auf dem Kopf! Man weiß bei diesen Büchern wirklich nicht wo der rote Faden sein soll. Nichts passt wirklich zusammen und wird realistisch erzählt.

    Ich ziehe meinen Hut vor dir, dass du dieses Buch tatsächlich bis zum Schluss gelesen hast. :bang: