Adrian Tchaikovsky - Im Krieg

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    Ich glaube, Adrian Tchaikovsky hat echt ein Talent dafür, Tieren ein tierisches Verhalten und eine menschliche Stimme zu verleihen. In seinem neuesten Roman Im Krieg folgen wir Rex, einer Bioform. Er ist ein Hund, der speziell gezüchtet und augmentiert wurde, um im Krieg zu kämpfen. Er ist Anführer einer gemischten Bioformeinheit, die aus Rex, Honey (einer Bärin), Bees (einem Bienenschwarm) und Dragon (einer Echse) besteht. Das Herrchen von Rex ist Murray und es wird schnell klar, dass Murray kein gutes Herrchen ist.


    Wer Hunde liebt, selbst einen Hund in seinem Leben hat, der weiß, wie eng die Verbindung zwischen Frauchen/Herrchen und Hund sein kann. Da kennt man seinen Hund. Man sieht es ihm an, wenn es ihm nicht gut geht. Man sieht es ihm an, wenn er aufgeregt oder freudig ist. Wenn er Angst hat. Ich glaube, jeder Hundehalter kennt es, wenn Hund einen mit der Schnauze anstupst um gestreichelt zu werden. Ich glaube, keiner von uns Hundemenschen käme auf die Idee, seinem Hund weh zu tun. Murray ist hier die Ausnahme. Er sieht Rex nicht als Hund, sondern als Ding. Er kontrolliert ihn über einen Feedbackchip und Rex‘ oberstes Ziel ist es immer, Herrchen glücklich zu machen und gelobt zu werden. Ein guter Hund zu sein.


    Es war an manchen Stellen echt schwer für mich, weiterzulesen. Tchaikovsky fängt Rex‘ so gut ein, dass ich die ganze Zeit meine eigene Hundeschnute vor Augen hatte. Dieses Buch geht extrem ans Herz eines jeden tierlieben Menschen. Menschen, die sich in Filmen mit Tierleid schwer tun, sollten hier definitiv vorgewarnt sein. Es ist echt hart an manchen Stellen.


    Dabei ist dieses Buch nicht rein eine Geschichte über augmentierte Tiere im Krieg, sondern wirft so ungemein viele Fragen auf: Fragen dahingehend, welchen Status Tiere haben, denen man durch Chips und Implantate eine Art Bewusstsein ermöglicht. Wieviel ist ethisch vertretbar? Das ganze kann man dann auch gleich noch weiterspinnen für das Thema künstliche Intelligenz. Und auch hier wieder die Frage: was definiert Leben? Was bedeutet es, Mensch zu sein?


    Dabei belässt es der Autor aber nicht. Er geht noch wesentlich weiter: Die wirtschaftlichen Interessen an Kriegen. Das Verantwortungsbewusstsein gegenüber jenen, die man in den Krieg schickt. Wie geht man mit diesen Menschen um, die aus dem Krieg zurückkommen? Welche Auswirkungen hat es auf Menschen, die gedrillt und umprogrammiert werden, andere Menschen zu töten und dabei Ordnung und Stabilität in ihrem Leben erfahren durch den Militärdienst? Was passiert mit ihnen, wenn sie nicht mehr „gebraucht“ werden?


    Die Kapitel wechseln zwischen verschiedenen Erzählern, obwohl Rex definitiv der Hauptprotagonist ist. Durch die wechselnden Perspektiven schafft der Autor es, dass die Bioformen eigene Persönlichkeiten bekommen, er gibt ihnen eine eigene Stimme.

    Tchaikovsky wirft diese Fragen auf, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Er regt zum Nachdenken an und wenn man einmal die Tränen weggewischt hat, dann rattert das Gehirn ganz automatisch weiter und setzt sich mit den ganzen Themen auseinander.


    Fazit:

    Im Krieg hat mir wirklich extrem gut gefallen. Man kommt einfach nicht umhin, mit Rex mitzufühlen. Mit ihm zu leiden, mit ihm zu trauern. Sein Winseln kann man fast hören. Sensible Menschen, denen sowas in Filmen oder Büchern arg zusetzt, sollten hier vorsichtig rangehen. Das Buch geht an einigen Stellen schon sehr an die Substanz und man kann seinen eigenen Gefühlen dabei nicht entkommen.


    5ratten

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Wow, was für ein Buch! Es ist mir zwar nicht ganz so an die Nieren gegangen wie dir, TheNightingale , aber viel hat nicht gefehlt.

    Ich bin immer fasziniert von der Frage, wohin die irdische Evolution steuert und was die Menschen und Tiere dabei gewinnen oder verlieren. Der Autor greift solche Fragen auf und die Antworten darauf sind manchmal verstörend.


    Ganz klare Leseempfehlung!


    ***

    Aeria