Madeline Miller - Ich bin Circe/Circe

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    528 Seiten

    Eisele Verlag

    ET: 30.8.2019

    OT: Circe


    Circe oder auch Kirke ist bekannt aus der Odyssee von Homer. Bisher habe ich sie nur mit Odysseus in Verbindung gebracht, der mit seinen Männern auf ihrer Insel gelandet ist und dort für einige Zeit blieb, bis er nach Ithaka weiterzog.


    Madeline Miller füllt die Geschichte dieser Göttin mit Leben, begonnen mit ihrer Geburt als Tochter des Sonnengottes Helios und der Najade Perse. Sie wächst sich selbst überlassen in den prunkvollen Hallen ihres Vaters auf, mehr geduldet als geliebt, denn sie scheint keinerlei göttliches Talent zu besitzen und ist gestraft mit der Stimme einer Sterblichen. Sie sagt selbst über sich: „Ich war ein Nichts, ein Stein, ein Nymphenkind unter abertausend anderen.“


    Die Autorin füllt die Welt der Götter mit Leben und macht sie fast menschlich, auch wenn dies das Letzte ist, was sie sein wollen. Circe ist anders. Sie fühlt echte Liebe und empfindet Mitgefühl, wobei ihr auch die niederen Gefühle wie Eifersucht nicht fremd sind, was der Mythos rund um Scylla mehr als deutlich macht.


    Schadenfreude und Sensationsgier sind die Würze eines endlosen Lebens als Gott. Die Götter haben nichts Gütiges oder Weises an sich. Nein, hier wird ein Bild von neidischen und eitlen Wesen gezeichnet, die abfällig auf die Menschen herabschauen. Allerdings wird dies in höchst unterhaltsamer Art und Weise beschrieben.


    Und so verwundert es nicht, dass Circes Familie davon ausgeht, dass es die schlimmste Bestrafung ist, Circe um ihre göttliche Gegenwart zu bringen, indem sie diese auf die Insel Aiaia verbannen. Doch die Götter täuschen sich, denn für Circe beginnt eine Zeit voller Zufriedenheit und Ruhe, bis die Einsamkeit sie einholt.


    Zu großen Teilen wirkt die Handlung wie ein Abenteuerroman, in welchem Circes Geschichte geschickt und mit viel künstlerischer Freiheit mit Figuren aus der Odyssee und der Welt der griechischen Götter verknüpft wird, wie z.B. dem Minotaurus oder auch Daidalos. Dadurch wird die Lektüre sehr kurzweilig und der vergnügliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

    Sobald jedoch Odysseus in Circes Leben, wird die Handlung ruhiger und bleibt nach meinem Empfinden näher an den bekannten Mythen.


    Für mich gehört „Ich bin Circe“ zu meinen Highlights 2019! Der Schreibstil der Autorin und ihre kreative Fantasie, mit welcher sie die Mythen Griechenlands mit neuem Leben erfüllt, haben mich begeistert.


    :tipp: 5ratten

  • CW für das Buch (und teilweise diese Rezension): Vergewaltigung, Kindesmisshandlung, Kindstod, Sodomie, Fremdgehen, Selbstverletzung, Folter, grafischer Tod durch zerkaut werden, Schlachten von Tieren, Tod von Haustieren


    Ich habe das Buch nicht gehasst. Wie würde man beim Perfekten Dinner sagen? 3 lieb gemeinte Sterne. Es war nur sehr, sehr lang. Und sehr, sehr mühsam. Ich mochte es einfach nicht so sehr wie ich wollte.

    Der größte Punkt ist, dass Circe halt die ganze Zeit auf ihrer verdammten Insel fest sitzt. So wird sie immer wieder besucht. Von Hermes, von Seefahrern, von Verwandten, und diese erzählen ihr dann, was gerade in der Welt los ist. Und ich dachte mir die ganze Zeit “geil. Ich möchte eigentlich viel lieber diese Geschichten lesen, die klingen badass.” Aber stattdessen musste ich lesen, wie Circe Unkraut jätet, Geschichten erzählt bekommt, und wie ein Fußabstreifer von literally everybody behandelt wird.


    Die Geschichten waren allerdings auch so untergebracht, als müsse man sie aufzählen, damit der Leser sich schlau vorkommt. Oder um Lücken zu füllen, weil Circes Leben nun mal langweilig ist, da sie auf einer Insel fest sitzt.


    Vom Feminismus, der dem Buch zugeschrieben wird, konnte ich auch nicht viel erkennen; Männer bestimmen Circe, und alle Frauen sind scheiße und müssen geslutshamed werden. Oder sie waren böse. Oder sie waren böse UND Sluts die geshamed werden mussten. Ihr bekommt die Idee.


    Von der Magie bekommt man auch nichts mit. Es war, als wolle Circe sie vor den Leser*innen geheim halten. Warum noch mal lese ich ein Buch über eine mächtige Hexe?




    Ich wurde einfach nicht von dem Buch gefesselt. Jedes mal, wenn ich es weg gelegt habe, lag es tagelang rum bis ich mich beinahe gezwungen habe, weiter zu lesen.

    Was mochte ich? Gute Frage, Nom.

    Ich mochte wirklich den Schreibstil. Er ist relativ flüssig. Alles wurde sehr realistisch beschrieben. Was noch. Ich mochte viele Nebencharaktere und hätte gerne mehr über sie gelesen. Natürlich mochte ich auch die griechische Mythologie. Und dass eine Nebenfigur der Sagen zur Titelheldin und Protagonistin ernannt wurde.


    Für Fans von: Die Tochter der Wälder von Juliette Marillier, Girls Made of Snow and Glass von Melissa Bashardoust, Jane Eyre von Charlotte Bronte (wo sind die verdotterten umgefallen e-Dötzelchen auf der Tastatur? Seit Jahren empfehle ich die Bücher der Bronte-Schwestern, und kann nicht mal deren Namen ordentlich tippen. Hmpf.)


    Ratten: 3ratten

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Madeline Miller - Ich bin Circe“ zu „Madeline Miller - Ich bin Circe/Circe“ geändert.
  • Circe, Tochter des Sonnengottes Helios, hat es in ihrer Kindheit nicht leicht. Von ihren Geschwistern wird sie ständig verspottet, fühlt sich hässlich und dumm und ungeschickt, und auch von ihren Eltern hat sie wenig Zuneigung zu erwarten. An ihr scheint nichts Besonderes zu sein wie an ihren Geschwistern, doch eines Tages erkennt sie, fast zufällig, dass auch sie eine Begabung hat: die Gabe zu verwandeln.


    Nachdem sie sich in einen Menschen verliebt und ihre Rivalin Scylla durch einen bösen Verwandlungszauber ausgeschaltet hat, lässt Zeus' Rache nicht lange auf sich warten. Circe wird auf die Insel Aiaia verbannt und wird diese nur noch ganz wenige Male verlassen.


    Mit der Zeit schließt sie Frieden mit ihrem einsamen Dasein und richtet sich in einem naturverbundenen Leben ein, in dem ihr hauptsächlich mehr oder minder zahme Tiere Gesellschaft leisten, bis eines Tages der Abenteurer Odysseus mit seinen Mannen bei ihr auftaucht, eine schicksalhafte Begegnung, die alles verändert.


    Über Circe wusste ich vor diesem Roman nur ganz wenig. Die Episode mit den in Schweine verwandelten Seeleuten ist mir vor langer Zeit mal irgendwo begegnet, aber das (und das Wort "becircen") war es auch schon, was ich an Vorwissen mitbrachte. Aber so schlecht war das letztendlich gar nicht, denn so konnte ich mich ganz unvoreingenommen diesem tollen Buch hingeben und mich von den zahlreichen Wendungen überraschen lassen.


    Madeline Miller, Expertin für griechische Mythen und Legenden, erzählt Circes Lebensweg aus der Ich-Perspektive und nimmt uns so ganz nahe mit hinein ins dramatische Geschehen zwischen (Halb-)Göttern, Helden, Nymphen, Menschen, Ungeheuern und Fabelwesen. Viele bekannte Sagen werden bruchlos in Circes eigene Geschichte eingeflochten und dabei auch gerne mal gegen den Strich gebürstet, gerade auch, was die Frauenrollen angeht.


    Dabei erscheint Circe stets "menschlich" (auch wenn das für eine Titanin wohl der falsche Ausdruck ist), keine überhöhte Sagengestalt, sondern nahbar, emotional, gequält, hin- und hergerissen in so manchem Dilemma, den Folgen ihrer Entscheidungen hilflos ausgeliefert, aber auch stark, mutig und selbstbewusst - lebensecht eben.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch, das die griechische Legendenwelt mal aus einem ganz anderen Blickwinkel zeigt.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zwischendurch hatte das Buch fast ein bisschen was von gepflegter Langeweile für mich, weil mir ein bisschen der rote Faden gefehlt hat, aber es war halt einfach ihre Lebensgeschichte. Was ich spannend fand waren ihre familiären Hintergründe, diese Unterscheidung zwischen Titanen und Olympiern. Und ich hatte ja keine Ahnung, dass sie eine Tante von Medea und Minotaurus ist. Das war schon alles ein hübscher Querschnitt durch die Griechischen Heldensagen auf etwas andere Art. Ich mochte Circe, das hat schon mal sehr geholfen.

    Und ich hatte mich dann wohl in den Stil des Buches eingelesen, denn der letzte Teil, ihre Mutterschaft und das Verhältnis zu Penelope und Telemachus hat mir am besten gefallen.