Abschnitt 4 - Kapitel 40 - 52

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 4.787 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von odenwaldcollies.

  • Die Schießereien mit Toten und Verletzten sind tatsächlich so gewesen. Aber da du ja vorher schon etwas über den Streik gelesen hast, weißt du das ja. Warst du eigentlich sehr enttäuscht, als du schon vorher gelesen hast, dass die Arbeiter verlieren?

    Ich habe vorher nichts darüber gelesen, aber leider war eigentlich sowieso klar, dass es keinen wirklichen Sieg diesbezüglich für die Hafenarbeiter geben kann. Enttäuscht war ich nicht, aber traurig - weil ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte. Manchmal wünsche ich mir halt Utopien;)

    Es ist halt ein langer Weg - und ich bemühe mich in meinen Büchern immer, auch das Positive in Niederlagen darzustellen.

  • Haha, jetzt muss ich herzhaft lachen. Blöde Worterkennung....Frauen sollte es heißen:D

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Ich hatte es schon beinahe befürchtet, dass der Streik kein gutes Ende nehmen würde. Im Gegenteil, für die Arbeiter wird es danach noch schlimmer. Allerdings lernen auch die Arbeitgeber überhaupt nichts daraus, scheinbar halten sie Möglichkeit sehr gering, dass irgendwann doch mal die breite Arbeitermasse aufsteht und sich gegen die Arbeitgeber auflehnt, denn irgendwann gibt es nichts mehr, das sie noch verlieren können.


    Das muss für Paul Studt ziemlich schlimm sein, wenn man sich verantwortlich für das Scheitern des Streiks fühlt, weil er nicht warten wollte. Und der eigene Job ist auch noch weg. Wobei er dieses Risiko bewusst eingegangen ist.


    Und dann fängt sich Paul auch noch eine Kugel ein! Nur gut, dass es so glimpflich abgeht und sich keine Entzündungen bilden.


    Sehr gut gefallen mir immer wieder die Gespräche zwischen Martha und Paul, in denen sie ihn aufrichtet und ihm gut zuredet, vor allem sind das keine leeren Floskeln, sondern wirklich wertvolle und intelligente Tipps. Ich denke, ohne Martha wäre er nicht wieder so gut bei Wolkau auf die Füße gekommen. Kein Wunder, dass er sich in so eine tolle Frau verliebt <3


    Schlucken musste ich, als Paul von den Pogromen erzählt und Martha sichtlich schockiert ist, weil sie dachte, so was würde es seit dem Mittelalter nicht mehr geben. Und Pauls Antwort, dass ein paar der Juden aus dem Osten ins Deutsche Reich gezogen sind, weil sie dort sicherer leben könnten. Wir wissen ja, was die Juden in ein paar Jahrzehnten erwarten wird ...


    Tja, da hat Martha einmal gelogen und eine Intrige gesponnen und nun fällt sie vollständig auf sie zurück. Auguste ist aber auch echt ein falsches Luder. Würde jemand, der selbst ein uneheliches Kind bekommen hat, wirklich so reagieren? Vielleicht war das Kind wirklich von ihrer Mutter, aber ich habe immer noch meine Zweifel.


    Ob es nun vernünftig ist oder nicht, dass Martha alle Ratschläge, selbst zu kündigen in den Wind schlägt, bleibt dahingestellt, aber ich kann es dagegen sehr gut verstehen, wenn jemand nicht gegen seine Überzeugung handeln möchte.

    Wer mich bei der "öffentlich" ausgesprochenen Kündigung wirklich überrascht hat, ist Susanne, das hätte ich echt nicht von ihr erwartet. Allerdings finde ich es schade, dass sie Carola quasi so bloßgestellt hat, denn garantiert wäre außer den beiden keine der anderen Schwestern aufgestanden.

    Ob Susanne nun aber wirklich darauf spekuliert hat, dass es ihr möglich ist, bei einer Kündigung endlich Medizin in der Schweiz studieren zu dürfen, möchte ich ihr auch nicht unterstellen. Sie hat bestimmt den Plan gehabt, wenn es schiefgehen sollte, aber ich denke schon, dass sie aus voller Überzeugung zu Martha gestanden ist. Ich finde es auch sehr gut, dass Martha darauf bestanden hat, ihren Standpunkt den Kolleginnen darzustellen :thumbup:


    Dass Paul ihr einen Antrag macht, daran habe ich nicht gezweifelt, aber für all die guten Tipps, die Martha ihm gegeben hat, revanchiert er sich jetzt, indem er den Vorschlag mit der "Hafenschwester" macht. Auch wenn das ehrenamtlich ist, könnte ich mir vorstellen, dass Martha in dieser Arbeit richtig aufgehen wird. Und mit Lida zusammenzuarbeiten, ist sicher auch nicht das Schlechteste. Außerdem haben die Frauen ein paar wirkliche tolle Projekte vor. Und Martha ist ja nicht allein, mit Lida und Wilhelmina hat sie schon zwei wohlhabende Mitstreiterinnen.


    Rührend fand ich es, dass Wilhelmina darauf besteht, dass Paul und Martha im Michel heiraten sollen - und ihnen somit eine regelrechte Märchenhochzeit ermöglichen. Wenn Auguste das mitbekommt, gefällt ihr das bestimmt nicht so besonders :evil:


    Ein richtiger Schock war dagegen Millis heftige Verletzung. Zuerst dachte ich, ob das ihr Liebhaber war, dass sie ihn womöglich völlig falsch eingeschätzt hätte, aber das war ihr verkommener Stiefvater! Ich hoffe, sie finden einen Weg, diesem Dreckskerl endlich das Handwerk zu legen ... ganz legal wird es wahrscheinlich nicht gehen, denn an diesen Uhlandt kann sich Milli nicht wenden, für den wäre das ein gefundenes Fressen.


    Umso toller ist es, dass Martha nun ganz offen zu ihrer Freundschaft zu Milli steht :thumbup:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Sehr gut gefallen haben mir übrigens die Ausführungen des Wachtmeisters, was für ein besonnener und vernünftiger Mann.

    Ohja, der Wachtmeister war mal richtig klasse :thumbup: Und durch ihn hat man die wahre Tragweite deutlicher zu fassen bekommen.


    Die ganze Situation rund um diesen Streik ist wirklich lebensnah beschrieben: dass es erst schick war, den Streik zu unterstützen, dass diese Unterstüzung dann aber immer mehr zu bröckeln begann.

    Wenn man schon etwas schick findet ... dann ist man nicht wirklich mit dem Herzen dabei.


    Und da ist der Verrat von Auguste, so eine hinterhältige Zicke. Warum nur ist sie so mies und voller Neid und Hass. Man könnte fasst denken sie macht das um von sich abzulenken. Hat sie doch ein Geheimnis?

    Da habe ich auch überlegt, ob sie damit von sich ablenken wollte.


    Haha, jetzt muss ich herzhaft lachen. Blöde Worterkennung....Frauen sollte es heißen

    :D:D Das ist gut, ich war überrascht, dass es die Grünen damals schon gab :D

    Liebe Grüße

    Karin

  • Schlucken musste ich, als Paul von den Pogromen erzählt und Martha sichtlich schockiert ist, weil sie dachte, so was würde es seit dem Mittelalter nicht mehr geben. Und Pauls Antwort, dass ein paar der Juden aus dem Osten ins Deutsche Reich gezogen sind, weil sie dort sicherer leben könnten. Wir wissen ja, was die Juden in ein paar Jahrzehnten erwarten wird ...

    Ja, das wollte ich mal als Vorgeschichte zeigen - warum so viele Juden Hitler anfangs gar nicht richtig ernst genommen haben. Deutschland galt als liberales Land, in dem es relativ wenig offenen, gefährlichen Antisemitismus gab. Die Nazis mussten ja auch erst mal eine regelrechte antisemitische Propagandamaschine anschieben, ehe das kippte. Und einen kleinen Haken zu Band 3 legen, der dann im 3. Reich spielen wird.


    Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland überall einen guten Ruf, weil die Deutschen eben kein klassisches Kolonialvolk wie Engländer, Spanier oder Franzosen waren. Kaiser Wilhelm wollte zwar nachlegen, aber das waren Peanuts.

    Ob es nun vernünftig ist oder nicht, dass Martha alle Ratschläge, selbst zu kündigen in den Wind schlägt, bleibt dahingestellt, aber ich kann es dagegen sehr gut verstehen, wenn jemand nicht gegen seine Überzeugung handeln möchte.

    Wer mich bei der "öffentlich" ausgesprochenen Kündigung wirklich überrascht hat, ist Susanne, das hätte ich echt nicht von ihr erwartet. Allerdings finde ich es schade, dass sie Carola quasi so bloßgestellt hat, denn garantiert wäre außer den beiden keine der anderen Schwestern aufgestanden.

    Im Grunde hatte Martha keine andere Wahl, weil sie Hamburg nicht verlassen wollte. Ein gutes Zeugnis hätte ihr ja nur genützt, wenn sie die Stadt verlassen hätte.

    Ob wirklich niemand sonst aufgestanden wäre, wenn Carola auch aufgestanden wäre, ist die Frage. Vielleicht wäre dann auch noch Franziska aufgestanden und wenn sie schon zu viert gewesen wären, dann hätte die Oberschwester ein Problem und dann hätten vielleicht andere auch ein Zeichen gesetzt - weil sie umso sicherer wären, je mehr sie wären.


    Aber da Menschen meist nicht so reagieren, vor allem nicht jene, die sonst oft mit dem Mund vorneweg sind, weil sie sich niemals selbst hinterfragen mussten, passiert das in diesem Roman auch nicht und Carola lernt etwas über sich selbst, dass sie sonst nie geglaubt hätte. Und dafür schämt sie sich.

    Sie hat bestimmt den Plan gehabt, wenn es schiefgehen sollte, aber ich denke schon, dass sie aus voller Überzeugung zu Martha gestanden ist. Ich finde es auch sehr gut, dass Martha darauf bestanden hat, ihren Standpunkt den Kolleginnen darzustellen :thumbup:

    Susanne hat aus vollster Überzeugung zu Martha gestanden. Sie hätte ja auch Erfolg haben können.

    Dass Paul ihr einen Antrag macht, daran habe ich nicht gezweifelt, aber für all die guten Tipps, die Martha ihm gegeben hat, revanchiert er sich jetzt, indem er den Vorschlag mit der "Hafenschwester" macht. Auch wenn das ehrenamtlich ist, könnte ich mir vorstellen, dass Martha in dieser Arbeit richtig aufgehen wird. Und mit Lida zusammenzuarbeiten, ist sicher auch nicht das Schlechteste. Außerdem haben die Frauen ein paar wirkliche tolle Projekte vor. Und Martha ist ja nicht allein, mit Lida und Wilhelmina hat sie schon zwei wohlhabende Mitstreiterinnen.

    Genau - so fängt die eigentliche Geschichte der Hafenschwester an. Martha spendet kein Geld, sondern stattdessen ihre Arbeitskraft.

  • Susanne hat aus vollster Überzeugung zu Martha gestanden. Sie hätte ja auch Erfolg haben können.

    War die Chance auf Erfolg nicht minimal? In diesem strengen System mit öffentlicher Bloßstellung? Es war sicher Susannes Überzeugung, aber sie hatte ja auch einen Plan B - für sie war das fast ein Glücksfall!


    Ja, das wollte ich mal als Vorgeschichte zeigen - warum so viele Juden Hitler anfangs gar nicht richtig ernst genommen haben. Deutschland galt als liberales Land, in dem es relativ wenig offenen, gefährlichen Antisemitismus gab. Die Nazis mussten ja auch erst mal eine regelrechte antisemitische Propagandamaschine anschieben, ehe das kippte. Und einen kleinen Haken zu Band 3 legen, der dann im 3. Reich spielen wird.

    Ich bin schon sehr gespannt auf die folgenden Bände - spannender und unterhaltsamer Geschichtsunterricht! Perfekt!


    Und noch eine seltsame/peinliche Frage, Melanie Metzenthin: gab es tatsächlich solche "Hafenschwestern" in Hamburg?

    Martha arbeitet ja ehrenamtlich als Krankenschwester und als Beraterin. Sie hat sich um die armen Menschen gekümmert. Und da waren sicher sehr viele Hafenarbeiter bzw ihre Familien dabei. Aber gab es dann tatsächlich ganz offiziell Krankenschwestern, die das nicht ehrenamtlich machten? Bzw ab wann gab es sie?Und wie war es mit der ärztlichen Versorgung der Hafenarbeiter? Seit wann gab es einen Arzt der für die Arbeiter im Hafen zuständig war?

    Die Hafendoktor (Schiff) gab es ja erst wesentlich später.:/

    Vernunft, Vernunft...

  • War die Chance auf Erfolg nicht minimal? In diesem strengen System mit öffentlicher Bloßstellung? Es war sicher Susannes Überzeugung, aber sie hatte ja auch einen Plan B - für sie war das fast ein Glücksfall!

    Ja, die Chance war minimal - und Susanne hatte am wenigsten wegen Plan B zu verlieren. Aber trotzdem war sie davon überzeugt, das Richtige zu tun. Und natürlich hat sie es genossen, jetzt mal Carola die moralisch Überlegene zu zeigen - das war die Retourkutsche für die Attacken auf ihren Glauben.

    Und noch eine seltsame/peinliche Frage, Melanie Metzenthin : gab es tatsächlich solche "Hafenschwestern" in Hamburg?

    Martha arbeitet ja ehrenamtlich als Krankenschwester und als Beraterin. Sie hat sich um die armen Menschen gekümmert. Und da waren sicher sehr viele Hafenarbeiter bzw ihre Familien dabei. Aber gab es dann tatsächlich ganz offiziell Krankenschwestern, die das nicht ehrenamtlich machten? Bzw ab wann gab es sie?Und wie war es mit der ärztlichen Versorgung der Hafenarbeiter? Seit wann gab es einen Arzt der für die Arbeiter im Hafen zuständig war?

    Die Hafendoktor (Schiff) gab es ja erst wesentlich später. :/

    Es gibt keine dummen oder seltsamen oder peinlichen Fragen.


    Es gab tatsächlich Frauen wie Martha, aber die waren meist an Missionen gebunden. Eine dieser Frauen spielt auch in Band 2 eine Nebenrolle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Keyser

  • Ich lerne in Deinen Büchern immer wieder erstaunliche und bemerkenswerte Frauen kennen! Danke!:thumbup:

    Und den Garten der Frauen im Ohlsdorfer Friedhof werde ich mir das nächste Mal auch genauer ansehen.

    Vernunft, Vernunft...

  • Ich lerne in Deinen Büchern immer wieder erstaunliche und bemerkenswerte Frauen kennen! Danke!:thumbup:

    Und den Garten der Frauen im Ohlsdorfer Friedhof werde ich mir das nächste Mal auch genauer ansehen.

    Das freut mich. Ich finde es selbst immer spannend, wenn ich beim Recherchieren echte Persönlichkeiten finde, die man so gut gar nicht hätte erfinden können.

  • Ich habe nun ein wenig über den Abschnitt hinaus gelesen und hoffe, ich bringe nichts durcheinander.


    Nach wie vor so wunderbar zu lesen!

    Ich stimme den bisherigen Beiträgen zu: du schaffst es einerseits auf tolle Art, Fakten mit der Narration zu verbinden und erzählst außerdem bei all der Politik eine gute Liebesgeschichte. In meiner jetzigen Lebenslage ist mir so garnicht nach Liebesschnulz, und hier hat es sich gut sie Waage gehalten. Ich habe viel Respekt für Paul. Ich hoffe das wird so bleiben und er behandelt Martha weiterhin gut - nicht, dass er sich wegen irgendeines Geschehnisses in ein neues Ich verwandelt. Das wäre sehr schade , wenn auch natürlich spannungserzeugend. In diesem Zusammenhang muss ich auch an Millis Vater denken...wie ist er wohl so geworden? Meist wurden solche Menschen ka selbst als Kind misshandelt. Das ist keine Entschuldigung, ich grüble nur warum und wie er so sein kann. Die arme Milli! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man das seinem eigenen Kind antun kann. Da muss man schon stark abgestumpft sein bzw. keine Hemmungen mejr haben. Ihm fehlt da offensichtlich etwas im Kopf...


    Ich bin stolz auf Susanne! Ich hatte Derartiges auch schon erwartet und bin froh dass es passiert ist. Also nicht dass Martha ihre Arbeit bei den Schwestern aufgeben musste sondern dass Susanne ihr beigestanden ist. Ich hoffe, die taucht nochmal auf.

    Ich kann Carola das Handeln ihrerseits nachempfinden, leider. Ich weiß nicht wie ich die Situation gehandhabt hätte. Ich habe im kleinen Rahmen Dinge für Freund*innen "aufgegeben", aber niemals ging es an die reine Existenz, man kann es also nicht vergleichen. Da ich ohnehin zu Existenzängsten neige wäre ich wahrscheinlich auch nicht aufgestanden. So traurig das ist, es zuzugeben...

    Ich bilde mir aber ein, dass ich Martha dann anderweitig versucht hätte zu helfen. Dass Carola sich so mit Schuldgefühlen plagt hilft auch nicht weiter, auch wenn diese verständlich sind.

    Sehr authentisch das alles, wie aus dem echten Leben gegriffen!



    Das mit den Portiokappen finde ich auch interessant. Du schreibst weiter oben in einem Beitrag dass diese zur Menstruation entfernt wurden - das amüsiert mich ein wenig, denn ich musste da auch sehr an Menstruations-Cups denken. Wenn sie sowas nutzen hätten sie ja auch gleich zu den Cups übergehen können... :)



    Ein sehr schöner Abschnitt, ich nähere mich dem Ende des Romans. Ich bin auf jeden Fall hin und weg von der Geschichte und lerne einiges!

  • Vielen Dank!


    Zu den Portiokappen: Ein Problem war tatsächlich ein Sekretstau, wenn die zu lange getragen wurden. Deshalb mussten sie regelmäßig entfernt werden und die Menstruation bot sich an. So wird das sogar noch heute propagiert.

  • Man lernt nie aus...!


    Du sagtest ja übrigens dass Milli deine heimliche Lieblingsfigur ist (oder ich habe mich verlesen!), was ich gut verstehen kann.


    Bei welchem historischen Vorbild hattest du denn am meisten Freude, sie in den Roman hinein zu schreiben bzw sie dort zu erwähnen? Das würde mich irgendwie interessieren.


    Als Jugendliche habe ich eine Zeit lang Kurzgeschichten geschrieben, so für mich selbst. Da haben Kinder immer wieder Personen aus alten Zeiten getroffen. Ich habe festgestellt dass ich am meisten Freude dabei hatte, Robin Hood in die Geschichten hineinzuweben. Also meine Version war natürlich sehr weit von dem Vorbild entfernt aber ich fand und finde es immer spannend welche Personen wo und auf welche Weise in eine eigene Narrative hineingeflochten werden. Wie beispielsqeise auch bei Gablé.

  • Ja, Milli ist meine heimliche Lieblingsfigur, aber am intensivsten steckte ich trotzdem in Martha. Meine liebste echte historische Person in diesem Buch ist Lida Gustava Heymann

  • So, dann melde ich mich auch noch mal zu Wort. :) Ich habe das Buch schon vor einer ganzen Weile ausgelesen, hatte aber in den letzten Wochen einfach keine Zeit, da ich meine Hochzeit organisieren musste. ;) Jetzt möchte ich meine Eindrücke aber doch noch schildern:

    Paul hat mir sehr leid getan nach dem Streik. Er war so voller Idealismus und Leidenschaft, man hat das Feuer, das in ihm brannte förmlich gespürt. Es ist wohl ein Vorrecht der Jugend, so von etwas und sich überzeugt zu sein, dass man keine Einwände gelten lässt und mit dem Kopf durch die Wand will. Das Ergebnis des Streiks ist umso bitterer und für ihn eine mehr als schmerzhafte Lektion, dass man im Leben eben nicht alles erreichen kann, nur weil man es will. Die Einwände der "Großkopferten", die Paul anfangs abgetan hat, erweisen sich als nur zu wahr: Der Winter, die Streikbrecher und das Geld, das ausgeht beenden den Streik, ohne, dass die Arbeitgeber nachgeben mussten. Jetzt können sie - zumindest am Anfang - die Bedingungen diktieren.


    Die Umstände fand ich sehr spannend und interessant geschildert. Ich kann mir nicht vorstellen, eine 72 Stunden Schicht zu arbeiten - ich bin ja nach 24 Stunden schon völlig durch. Wie unmenschlich damals mit den Menschen umgegangen wurde - gruselig.


    Martha trifft es in diesem Abschnitt auch hart, als sie entlassen wird. Dass ihre Lüge über Auguste so hart auf sie zurück fällt, ist natürlich bitter. Andererseits war es auch ein sehr mieser Zug von Martha damals und irgendwie ist das wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Außerdem findet sie ja nun privat ihr Glück: Sie und Paul heiraten und Paul hat auch eine Idee, wie sie sich trotzdem weiterhin verwirklichen kann und nicht nur einfach zuhause den Haushalt führen muss. Allein dafür mag ich ihn. :)


    Carolas und Susannes Verhalten bei der Versammlung fand ich sehr interessant. Carola, die sonst immer ganz vorne mit dabei ist, wenn es darum geht, ihre Meinung über aktuelle Zustände und was jeder zu tun hat kundzutun, traut sich nicht, aufzustehen. Ich kann es nachvollziehen, schließlich hätte sie damit ihren Beruf verloren und wäre wieder den typischen Regularien einer Frau unterworfen gewesen. Und ich hoffe, die Lektion, die sie über sich selbst gelernt hat, war heilsam und sie legt ab sofort nicht mehr so strenge Maßstäbe an, wenn es darum geht, dass Leute ihren Worten auch Taten folgen lassen.

    Susanne hat hier Mut bewiesen und ist für ihre Überzeugungen eingestanden. Allerdings ist sie weich gefallen, kann sie doch ihren langgehegten Traum, in der Schweiz Medizin zu studieren, endlich verwirklichen. Und wenn auch eine kleine Unwägbarkeit blieb, dass es auch klappt, so waren die Chancen des Verwirklichen deutlich größer als die des Scheiterns. Ich würde auch Susanne gerne mal erleben, wie sie sich entscheidet, wenn es auch für sie um alles geht und sie nichts hat, was sie auffängt. Ob sie dann auch noch das Recht hat, die moralisch Überlegene zu geben. ;)


    Meine absolute Lieblingsszene in diesem Abschnitt war das Gespräch von Milli und Martha über Sex und Verhütungsmethoden. Ich habe herzhaft gelacht. :jumpies: So lange die zwei sich schon kennen, so sehr kann Milli ihre beste Freundin immer noch schocken. Es war einfach herrlich, das zu lesen!


    Liebe Grüße

    Larna

    Die Geschichte ist der beste Lehrer mit den unaufmerksamsten Schülern (Indira Ghandi)

  • Paul hat mir sehr leid getan nach dem Streik. Er war so voller Idealismus und Leidenschaft, man hat das Feuer, das in ihm brannte förmlich gespürt. Es ist wohl ein Vorrecht der Jugend, so von etwas und sich überzeugt zu sein, dass man keine Einwände gelten lässt und mit dem Kopf durch die Wand will. Das Ergebnis des Streiks ist umso bitterer und für ihn eine mehr als schmerzhafte Lektion, dass man im Leben eben nicht alles erreichen kann, nur weil man es will. Die Einwände der "Großkopferten", die Paul anfangs abgetan hat, erweisen sich als nur zu wahr: Der Winter, die Streikbrecher und das Geld, das ausgeht beenden den Streik, ohne, dass die Arbeitgeber nachgeben mussten. Jetzt können sie - zumindest am Anfang - die Bedingungen diktieren.

    Ja, da ich ja vorher wusste, wie der historische Streik ausgeht, konnte ich das sehr gut als die klassische Entwicklungsgeschichte eines jungen Idealisten darstellen. Paul ist ja auch noch sehr jung und er ist - ebenso wie Martha - davon überzeugt, dass man alles erreichen kann, wenn man nur hart genug dafür kämpft. Nun kam der erste Dämpfer - aber Paul wächst daran, anstatt zu zerbrechen.

    Die Umstände fand ich sehr spannend und interessant geschildert. Ich kann mir nicht vorstellen, eine 72 Stunden Schicht zu arbeiten - ich bin ja nach 24 Stunden schon völlig durch. Wie unmenschlich damals mit den Menschen umgegangen wurde - gruselig.

    Diese 72 Stunden sind tatsächlich überliefert. Ich habe mich auch gefragt, wie die das durchgehalten haben.

    Martha trifft es in diesem Abschnitt auch hart, als sie entlassen wird. Dass ihre Lüge über Auguste so hart auf sie zurück fällt, ist natürlich bitter. Andererseits war es auch ein sehr mieser Zug von Martha damals und irgendwie ist das wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Außerdem findet sie ja nun privat ihr Glück: Sie und Paul heiraten und Paul hat auch eine Idee, wie sie sich trotzdem weiterhin verwirklichen kann und nicht nur einfach zuhause den Haushalt führen muss. Allein dafür mag ich ihn. :)

    Da Martha auch nicht "ganz ohne" ist (so reine Edelmenschen mag ich nicht, auch wenn die Figuren manchmal vielleicht auf dem ersten Blick so erscheinen), war das für mich nur folgerichtig - aber auch hier zeigt sich die Stärke von Martha und Paul: Aus jeder Niederlage kann auch etwas Gutes erwachsen, wenn man sich nicht hängen lässt.

    Ich würde auch Susanne gerne mal erleben, wie sie sich entscheidet, wenn es auch für sie um alles geht und sie nichts hat, was sie auffängt. Ob sie dann auch noch das Recht hat, die moralisch Überlegene zu geben. ;)

    Ja, das wäre in der Tat interessant.

    Meine absolute Lieblingsszene in diesem Abschnitt war das Gespräch von Milli und Martha über Sex und Verhütungsmethoden. Ich habe herzhaft gelacht. :jumpies: So lange die zwei sich schon kennen, so sehr kann Milli ihre beste Freundin immer noch schocken. Es war einfach herrlich, das zu lesen!

    Da fragte meine Lektorin, ob diese Verhütungsformen wirklich schon bekannt waren. Ich habe sie dann erst mal mit den passenden Links versorgt ;)