Abschnitt 2 - Kapitel 11 - 24

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  • Martha hat im KH Eppendorf ein Vorstellungsgespräch mir einer OSR Hedwig - ist hier Hedwig von Schlichting gemeint? Damals wurde ja die Erika-Schwesternschaft ins Leben gerufen.

    Ja, genau, da ist Hedwig von Schlichting gemeint. Ich habe den Nachnamen weggelassen, weil Schwestern damals ja immer nur mit Vornamen angesprochen wurden. Und ich habe zeitlich ein klein wenig "gemogelt", das kläre ich aber im Nachwort auf. Erst 1895 begann die Ausbildung von weltlichen Schwestern aus besserem Hause bei den Erika-Schwestern, aber für den Plot passte es so besser.


    Was ich aber nicht verstehe ist die Tatsache, dass auf männliche Wärter in der Pflege verzichtet werden sollte. Gab es dafür einen speziellen Grund?

    Es wurde nicht auf männliche Krankenwärter verzichtet, die gab es noch. Aber die bekamen eben keine solche Ausbildung wie die Schwestern aus besserem Hause. Die Ausbildung männlicher Pfleger, die über das einfache Bild des Krankenwärters hinausging, begann erst nach der Reform der Krankenausbildung 1907. Davor gab es Krankenwärter und Krankenwärterinnen als unterste Schicht und dann kamen die ausgebildeten Krankenschwestern.

  • Dr. Schlüter ist echt klasse - und seine Frau Wilhelmina erst recht :thumbup: War ja klar, dass sich die Kollegen früher oder später die Mäuler über Schlüter und Martha zerreißen, aber Wilhelmina heckt einen dermaßen cleveren Plan aus, um allen Widersachern den Wind aus den Segeln zu nehmen <3 Es tut mir so leid, dass zwei so sympathische Menschen ihr einziges Kind verlieren mussten.


    Schlüters Einsatz, dass Martha eine Ausbildung bei den Erika-Schwestern machen kann, war auch toll und kommt vor allem zu rechten Zeit, denn Martha musste unbedingt aus Probsts Zugriff verschwinden, das hätte früher oder später sonst garantiert ein Unglück gegeben. Wobei ich stolz auf Martha war, wie sie sich bei dem erneuten Angriff von Probst gegen ihn zur Wehr setzte und ihm sogar drohte. Ob es klug war oder nicht, kann man vorher eh nicht sagen, aber in dem Moment waren das einfach ihre Gefühle und die mussten raus. Wenn sie nichts getan oder gesagt hätte, hätte er sie garantiert auch nicht in Ruhe gelassen.

    Was Marthas Vater angeht, reißt die Pechsträhne einfach nicht ab, aber wenigstens lässt er erstmal die Finger danach vom Alkohol weg und wird sogar wieder zu dem Vater, den Martha schon so lange vermisste - wenn auch leider nicht dauerhaft. Wenn man damals nicht mehr oder nur noch stark eingeschränkt arbeitsfähig war, dann war der Weg zum völligen sozialen Absturz wirklich nicht mehr weit :( Auch so müssen die Drei zusehen, dass sie überhaupt einigermaßen über die Runden kommen und dabei hat Martha noch Glück, dass sie als Lernschwester kein Lehrgeld zahlen muss, sondern noch einen kleinen Lohn erhält.


    Wobei ich die Regelung, dass Lernschwestern kein Lehrgeld zu zahlen haben, sondern sogar Lohn erhalten, ziemlich unfair, denn eigentlich ist diese Ausbildung ja Töchtern aus wohlhabenderen Familien vorbehalten, denen es nichts ausmachen würde, wenn sie Lehrgeld zahlen würden. Während die sozial schwachen Familien das Lehrgeld zusammenkratzen müssen, wenn sie ihre Kindern eine anständige Ausbildung ermöglichen wollen. Gut, für Martha ist das jetzt natürlich ein Glücksgriff, aber Martha ist ja leider die Ausnahme.


    Melanie Metzenthin

    In dem Fernsehbeitrag erwähnst du, dass dein Urgroßmutter (es war doch die Urgroßmutter, oder?) Martha das Vorbild für die Buch-Martha ist. Kam die echte Martha auch aus armen Verhältnissen und hatte solch ein Glück wie die Martha im Roman?

    Als Martha ihre Ausbildung beginnt, war ich eigentlich froh, dass Susanne so nett zu ihr ist, aber Martha hat wirklich gut daran getan, ihr nicht allzu viel Privates anzuvertrauen. Was das betrifft, ist Martha schon sehr reif, denn Jugendliche in dem Alter sind gerne vertrauensseliger (heutzutage).


    Ich finde es auch gut, dass Martha mit ihrer Meinung zu Susannes Einstellung "gefallener Frauen" gegenüber nicht hinter dem Berg hält. Was ja auch was Gutes hat, denn dadurch lernt sie Carola näher kennen, die von der Einstellung her doch mehr auf Marthas Wellenlänge liegt. Und durch Carola lernt sie noch andere Menschen kennen, die so denken wie sie.

    Spannend fand ich Carolas Einschätzung von Susanne, warum Susanne sich so abfällig über andere Frauen, die in Notlage geraten sind, äußert - Carola hätte doch das Zeug zum Psychologen, oder nicht? Vor allem lässt ihre Einschätzung Susanne vielschichtiger erscheinen und sie tut mir sogar ein Stück weit leid, auch wenn ihre Einstellung überhaupt nicht teilen kann.


    Schön, fand ich auch, dass wir mehr über Milli erfahren, auch wenn das, was wir erfahren, alles andere als schön ist. Meine Güte, dieser Hannes Steubner ist ja ein ganz furchtbarer Mensch, was er seiner Stieftochter angetan hat. Und absolut fassungslos bin ich darüber, dass er einfach immer so weiter machen kann. Ich hoffe sehr, dass er eines Tages seine gerechte Strafe erhalten wird und es Milli danach besser gehen wird.

    Milli finde ich extrem mutig, dass sie die Sicherheit, die ihr Moritz anbietet - und mit Moritz hätte sie wirklich einen tollen Kerl an ihrer Seite - ausschlägt und weiterhin an ihrem ungewissen Amerika-Traum festhält. Ich weiß zwar nicht, ob ich an ihrer Stelle mich ebenfalls so entschieden hätte, aber ich kann sie verstehen, dass sie sich danach sehnt, eines Tages ihr ganzes bisheriges Leben ein für allemal hinter sich zu lassen, in einem Land, in dem niemand von ihrer Vergangenheit weiß und damit auch nicht hinter ihrem Rücken tuscheln kann.

    Mutig ist es auch, das Kind zu bekommen und ich hoffe nur, sie wird nicht so schnell ein weiteres Mal schwanger.


    Zumal sie mit dem Ausschlagen von Moritz' Antrag Gefahr läuft, dass ihre Tochter Anna - ich fand es so rührend, dass sie ihr Baby nach Marthas verstorbener Schwester benannt hat - ausgerechnet Hannes Steubner als Vormund bekommt =O


    Und ich kann auch Moritz verstehen, dass er es als Mann denkt, wenn er ein paar Mäuler, die über Milli lästern, einschlägt, dann die Welt in Ordnung wäre. Er wird ja genauso wenig die ganze Wahrheit über Hannes Steubner und das, was er Milli angetan hat, wissen.

    Ich kann verstehen, dass sie darüber nicht mal mit Martha sprechen möchte, da sonst diese Erinnerungen immer wieder hochkommen könnten, wenn Martha sie darauf anspricht. Ich könnte mir vorstellen, dass hier der Wunsch nach Verdrängung mit Wut und Scham gepaart ist.


    Aber ich hoffe jetzt einfach, dass Moritz trotzdem weiterhin ein treuer Freund an Millis Seite bleibt. Er ist echt ein ganz lieber Kerl, der auch ohne Wenn und Aber die kleine Anna als sein Kind ansieht. Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass er sich eines Tages zu einem zweiten Hannes Steubner entwickeln würde.


    Dass Heinrich die erstbeste Möglichkeit zur Flucht aus seinem Zuhause ergreift, kann ich ebenfalls verstehen, vor allem, weil sein Vater wieder mit dem Trinken angefangen hat. Wenn man sich das mal vorstellt, dass damals 12-Jährige auf Schiffen angeheuert haben. Ich hoffe sehr, dass er sich einigermaßen wohlfühlt und vielleicht kann er tatsächlich eines Tages mit seinem Verstand seinen Weg machen.


    Nun bin ich gespannt, wie es mit Marthas Vater weitergehen wird, ich habe die Befürchtung, dass er dem Abgrund immer näher kommt :( Schön fand ich aber sein Angebot an Milli, dass sie mit dem Baby zu ihm ziehen könnte, dass es eh schon egal ist, was die anderen sagen würden.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Die "vornehme" Auguste Feldbehn hält sich definitiv für was Besseres und ist mit Marthas Einstellung überhaupt nicht einverstanden.

    Dass Auguste eine Ausbildung zur Krankenschwester macht, hat mich doch auch sehr überrascht, irgendwie passt dort überhaupt nicht rein. Aber so ganz freiwillig war das vielleicht auch nicht, wie man zwischen den Zeilen lesen kann und evtl. ist es bei ihr tatsächlich auch der Wunsch, sich einen der Ärzte zu angeln.


    Und Heinrich hatte die tolle Idee mit den Blumen nähen.

    Das war wirklich eine tolle Idee und kam ja auch bei den Schlüters sehr gut an.


    Puh, ich hatte ein wenig Herzflattern als Martha gerade heraus auf dessen Fragen geantwortet hat.

    Da ist mir da Herz auch in die Hose gerutscht, der war doch ziemlich kritisch.


    Doktor Schlüter hat Spaß daran, jungen, wissbegierigen Menschen etwas zu vermitteln - und er wäre einer von diesen Vätern gewesen, die Töchter fördern - nur leider starb seine eigene Tochter jung - aber anstatt zu verbittern, gibt er das, was ihm wichtig ist, dann an andere Menschen - wie z.B. Martha - weiter

    Ich bin sehr froh, dass Schlüter an diesem Schicksalschlag nicht zerbrochen ist, sondern seine Energie und die seiner Frau darauf verwendete, andere junge Menschen zu fördern.


    Der Begriff "Naturberuf" war mir völlig fremd! :entsetzt: So ein Schwachsinn!

    Den Begriff kannte ich bisher auch nicht - das ist echt totaler Schwachsinn :cursing:

    Liebe Grüße

    Karin

  • engi ja genau das Buch meinte ich, danke das du mir auf die Sprünge geholfen hast.:D

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Dr. Schlüter und seine Frau sind für Martha wirklich das Beste was ihr passieren konnte. Und sie hat nach all dem wirklich etwas Glück verdient. Aber daran, dass ein Gerücht aufkommen könnte, was Dr. Schlüter und Martha betrifft, hätte ich im Leben nicht geglaubt. Immer dieser Neid unter Menschen, ist ja furchtbar.


    Diese ganze Pechsträhne mit Marthas Vater wäre gar nicht erst entstanden wenn er dem Alkohol nicht verfallen wäre. Nun muss er noch mehr Demütigungen und Elend über sich ergehen lassen.


    Ich finde auch, die Töchter aus wohlhabenden Familien müssten kein Lehrgeld bekommen. Das Geld hätte man für Mädchen wie Martha verwenden können. So als Stipendium für Mädchen aus der unteren Schicht, die schlau, intelligent und wissbegierig wie Martha sind.


    Carola gefällt mir auch. Und die Einschätzung über Susanne hat mich erst total überrascht. Aber sie hat Recht. Leider erkennt man das selber nur sehr schlecht.


    Über Millis Schicksal bin ich immer betrübt. Aber ihrem Vater hatte ich gerne sein Gemächt abgeschnitten. Unfassbar das so etwas nicht geahndet wurde.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Vielen Dank für euer Feedback. Ich bin gerade wegen eines Radio-interviews unter einem halbgeschlossenen Pseudonym für ein anderes Buch auf dem Weg ins Studio. Da es live ist, bin ich dann erst mal nicht online, melde mich später ausführlich zu euren Anmerkungen

  • So, ich bin zurück, das Radio-Interview war lustig. Wir haben sogar zwei Minuten überzogen.


    Aber nun zum Text und euren Anmerkungen:


    Es tut mir so leid, dass zwei so sympathische Menschen ihr einziges Kind verlieren mussten.

    Ja, es trifft nicht immer die Richtigen. Aber die beiden engagieren sich sozial - das wird auch so weiter gehen.



    Was Marthas Vater angeht, reißt die Pechsträhne einfach nicht ab, aber wenigstens lässt er erstmal die Finger danach vom Alkohol weg und wird sogar wieder zu dem Vater, den Martha schon so lange vermisste - wenn auch leider nicht dauerhaft. Wenn man damals nicht mehr oder nur noch stark eingeschränkt arbeitsfähig war, dann war der Weg zum völligen sozialen Absturz wirklich nicht mehr weit :( Auch so müssen die Drei zusehen, dass sie überhaupt einigermaßen über die Runden kommen und dabei hat Martha noch Glück, dass sie als Lernschwester kein Lehrgeld zahlen muss, sondern noch einen kleinen Lohn erhält.


    Wobei ich die Regelung, dass Lernschwestern kein Lehrgeld zu zahlen haben, sondern sogar Lohn erhalten, ziemlich unfair, denn eigentlich ist diese Ausbildung ja Töchtern aus wohlhabenderen Familien vorbehalten, denen es nichts ausmachen würde, wenn sie Lehrgeld zahlen würden. Während die sozial schwachen Familien das Lehrgeld zusammenkratzen müssen, wenn sie ihre Kindern eine anständige Ausbildung ermöglichen wollen. Gut, für Martha ist das jetzt natürlich ein Glücksgriff, aber Martha ist ja leider die Ausnahme.

    Sozialer Abstieg war damals vorprogrammiert, wenn man arbeitsunfähig wurde und keine Rücklagen hatte. Das war selbst hier ja noch vor 1995 so, als es noch keine Pflegeversicherung gab. Da sind die Leute, die pflegebedürftig wurden, verarmt - und selbst heute reicht es bei kaum jemanden, das nur von der Rente zu finanzieren, trotz Zuzahlung. Aber immerhin gibt es nun das Sozialamt.


    Zum Thema Lehrgeld: Da Lehrlinge im ersten Lehrjahr mehr Arbeit machen als sie einbringen, ließen sich die Meister das bezahlen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass man die Bezahlung für Lehrlinge einführte. Studiengebühren sind ja was Vergleichbares. Und ihr habt in der Tat recht - es ist schon bemerkenswert, dass die höheren Töchter ein Gehalt bekamen - wobei das natürlich mit 20 Mark im Jahr sehr niedrig war.


    In dem Fernsehbeitrag erwähnst du, dass dein Urgroßmutter (es war doch die Urgroßmutter, oder?) Martha das Vorbild für die Buch-Martha ist. Kam die echte Martha auch aus armen Verhältnissen und hatte solch ein Glück wie die Martha im Roman?

    Meine Urgroßmutter war Weißnäherin. Eigentlich sollte sie das Geschäft ihrer Mutter übernehmen, die wurde dann aber erschlagen im Geschäft aufgefunden, als meine Urgroßmutter in Marthas Alter war. Angeblich war es der Ladengehilfe, aber man konnte ihm nichts nachweisen. Eigentlich wollte ich daraus ursprünglich einen Roman machen - auch mit Cholera, aber mit dieser Story im Hintergrund. Mein Agent meinte aber, das wäre zu wenig, um einen Roman zu tragen. Also habe ich dann aus Martha eine Krankenschwester gemacht. Ich denke inzwischen auch, dass es sehr gut war, mich von der Originalgeschichte zu verabschieden, so hatte ich viel mehr Freiheiten, das zu zeigen, was ich zeigen will. Nichtsdestotrotz ist meine Urgroßmutter die Inspiration und ich habe ihre Lebensdaten und Namen und auch den Namen des späteren Ehemanns von meinen echten Urgroßeltern übernommen.


    Carola hätte doch das Zeug zum Psychologen, oder nicht? Vor allem lässt ihre Einschätzung Susanne vielschichtiger erscheinen und sie tut mir sogar ein Stück weit leid, auch wenn ihre Einstellung überhaupt nicht teilen kann.

    Warte mal ab, wie sich das noch entwickelt - es bleibt in dieser Konstellation spannend bis zum Schluss.


    Meine Güte, dieser Hannes Steubner ist ja ein ganz furchtbarer Mensch, was er seiner Stieftochter angetan hat. Und absolut fassungslos bin ich darüber, dass er einfach immer so weiter machen kann. Ich hoffe sehr, dass er eines Tages seine gerechte Strafe erhalten wird und es Milli danach besser gehen wird.

    Da Milli meine heimliche Lieblingsfigur ist, wird es dazu noch kommen, wenngleich ... nun ich verrate noch nix.


    Über Millis Schicksal bin ich immer betrübt. Aber ihrem Vater hatte ich gerne sein Gemächt abgeschnitten. Unfassbar das so etwas nicht geahndet wurde.

    Es wird die Zeit kommen, da geht Hannes Steubner zu weit. Und dann ... Wir kommen noch dazu ;)

  • Millies Schicksal wird ja in einem eigenen Kapitel beleuchtet. Selbst Martha weiß nichts davon. Das geht einem schon sehr nah. Und es ist sehr verständlich, dass sie es mit sich selbst ausmachen möchte, um nicht wieder wieder durch das Erzählen und Rückfragen an das Erlebte erinnert zu werden.

    Ich denke, Moritz meint es wirklich ehrlich mit ihr, aber sie hat Angst, dass er später so werden könnte wie ihr Stiefvater.

    Überhaupt, dass man im Alter von 12 (Heinrich) und 14 (Martha) schon arbeiten muss. Damals war es üblich, heute ist es zum Glück anders.


    Diese Trinkbesserungsanstalten, gab es die damals wirklich schon und wie lief es da ab ? Hatte es zum Teil auch Aussicht auf Erfolg?

  • Zitat
    Diese Trinkbesserungsanstalten, gab es die damals wirklich schon und wie lief es da ab ? Hatte es zum Teil auch Aussicht auf Erfolg?

    Ich bin gerade auf der Arbeit , ich antworte heute Abend ausführlich.

  • Wobei ich die Regelung, dass Lernschwestern kein Lehrgeld zu zahlen haben, sondern sogar Lohn erhalten, ziemlich unfair, denn eigentlich ist diese Ausbildung ja Töchtern aus wohlhabenderen Familien vorbehalten, denen es nichts ausmachen würde, wenn sie Lehrgeld zahlen würden. Während die sozial schwachen Familien das Lehrgeld zusammenkratzen müssen, wenn sie ihre Kindern eine anständige Ausbildung ermöglichen wollen.

    Hmmm ... da bin ich nicht so ganz Deiner Meinung odenwaldcollies. (wahrscheinlich weil ich selber DGKP bin;))

    Lohn ist immer die offizielle Anerkennung der Leistung und nicht Almosen. Warum sollten also Töchter aus wohlhabenderen Familien darauf verzichten? Abgesehen davon: der Verdienst ist so minimal, dass er eh eher symbolischen Charakter hat. Aber es reicht, um dem Beruf ein wenig mehr "Prestige" zu geben und ihn auch von der Mildtätigkeit kirchlicher Institutionen abzugrenzen.


    Und Stipendien für sozial schwache Personen könnten doch problemlos aus anderen Quellen kommen, oder?

    Dieses System, dass Schwesternschülerinnen Geld bereits während der Ausbildung bekommen, gibt es heute noch in Österreich. Glücklicherweise!

    Also: ich finde es ganz gut und interessant, dass es damals schon so war!

    :)

    Vernunft, Vernunft...

  • Warte mal ab, wie sich das noch entwickelt - es bleibt in dieser Konstellation spannend bis zum Schluss.


    Ich bin gerade auf der Arbeit , ich antworte heute Abend ausführlich.


    Es wird die Zeit kommen, da geht Hannes Steubner zu weit. Und dann ... Wir kommen noch dazu

    Ich bin schon sooo neugierig!:)


    Ich bin gerade wegen eines Radio-interviews unter einem halbgeschlossenen Pseudonym für ein anderes Buch auf dem Weg ins Studio.

    Könntest Du das ein wenig näher erklären? Danke!

    Vernunft, Vernunft...

  • So, ich bin zurück, das Radio-Interview war lustig. Wir haben sogar zwei Minuten überzogen.

    Hui, das ist ja spannend.


    Eigentlich sollte sie das Geschäft ihrer Mutter übernehmen, die wurde dann aber erschlagen im Geschäft aufgefunden, als meine Urgroßmutter in Marthas Alter war. Angeblich war es der Ladengehilfe, aber man konnte ihm nichts nachweisen.

    Wow, das hört sich erstmal schon nach einer eigenen Geschichte an. Jetzt habe ich auch endlich mal gegoogelt, was eine Weißnäherin ist.


    Es wird die Zeit kommen, da geht Hannes Steubner zu weit. Und dann ... Wir kommen noch dazu ;)

    Oh, da freue ich mich darauf :evil::evil:


    Lohn ist immer die offizielle Anerkennung der Leistung und nicht Almosen. Warum sollten also Töchter aus wohlhabenderen Familien darauf verzichten? Abgesehen davon: der Verdienst ist so minimal, dass er eh eher symbolischen Charakter hat. Aber es reicht, um dem Beruf ein wenig mehr "Prestige" zu geben und ihn auch von der Mildtätigkeit kirchlicher Institutionen abzugrenzen.

    Ich finde es in Ordnung, wenn die Lernschwestern ein Lehrgeld bekommen, aber dann sollten auch die Lehrlinge in den Berufen für die sozial schwächeren ein kleines Lehrgeld bekommen bzw. nicht noch für ihre Lehre bezahlen müssen. Dadurch wurde es ihnen ja noch schwerer gemacht, der ewigen Tretmühle aus Armut und Maloche zu entkommen und ihre arbeit sollte genauso anerkannt werden. Ich finde das hier einfach nicht sehr gerecht.


    Dieses System, dass Schwesternschülerinnen Geld bereits während der Ausbildung bekommen, gibt es heute noch in Österreich. Glücklicherweise!

    Das sollte heutzutage ja wirklich in allen Berufen selbstverständlich sein, was es glücklicherweise bis auf wenige Ausnahmen - wie die Ausbildung zum Physiotherapeuten - auch ist.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Könntest Du das ein wenig näher erklären? Danke!


    Ich habe gerade versucht, dir eine PN zu schicken, bin aber irgendwie mit dem Forum nicht klar gekommen, wo die PN-Funktion ist. Ich schreibe noch unter einem Pseudonym humorvolle Sachbücher, aber das Pseudonym lüfte ich nicht öffentlich. Wenn du dich mit einer PN-Funktion auskennst und mir eine schickst, kann ich es dir verraten und auch das Buch, um das es geht. Meine FB-Freunde aus der Leserunde wissen dass aus dem geschlossenen Freundes-FB-Bereich.

  • Hmmm ... da bin ich nicht so ganz Deiner Meinung odenwaldcollies . (wahrscheinlich weil ich selber DGKP bin ;) )

    Lohn ist immer die offizielle Anerkennung der Leistung und nicht Almosen. Warum sollten also Töchter aus wohlhabenderen Familien darauf verzichten? Abgesehen davon: der Verdienst ist so minimal, dass er eh eher symbolischen Charakter hat. Aber es reicht, um dem Beruf ein wenig mehr "Prestige" zu geben und ihn auch von der Mildtätigkeit kirchlicher Institutionen abzugrenzen.

    Da bin ich ganz bei dir.

  • Millies Schicksal wird ja in einem eigenen Kapitel beleuchtet. Selbst Martha weiß nichts davon. Das geht einem schon sehr nah. Und es ist sehr verständlich, dass sie es mit sich selbst ausmachen möchte, um nicht wieder wieder durch das Erzählen und Rückfragen an das Erlebte erinnert zu werden.

    Ich denke, Moritz meint es wirklich ehrlich mit ihr, aber sie hat Angst, dass er später so werden könnte wie ihr Stiefvater.

    Überhaupt, dass man im Alter von 12 (Heinrich) und 14 (Martha) schon arbeiten muss. Damals war es üblich, heute ist es zum Glück anders.


    Diese Trinkbesserungsanstalten, gab es die damals wirklich schon und wie lief es da ab ? Hatte es zum Teil auch Aussicht auf Erfolg?

    Moritz meint es wirklich ehrlich mit Milli. Der ist echt ein netter Kerl. Aber Milli hat kein Urvertrauen mehr zu Männern.


    In den Trinkerheilanstalten führte man damals den körperlichen Entzug durch. Psychotherapie wie heute gab es noch nicht. Nach dem Entzug wurden die Leute entweder entlassen oder - wenn sie ihren Verstand bereits komplett vertrunken hatten (heute nennt man das dann Korsakow oder Wernicke-Enzephalopathie - je nachdem) blieben sie auch dauerhaft dort.


    Wer dauerhaft dort blieb, wurde ähnlich beschäftigt wie psychiatrische Patienten in den Landesheilanstalten - Landwirtschaft oder Körbeflechten. Körbe zu flechten ist übrigens der Renner für psychisch Kranke oder geistig Behinderte oder durch den Alkohol geschädigte Menschen - das wird nämlich bis heute in solchen Einrichtungen überall angeboten. Ich frage mich nur, wo die ganzen Körbe abbleiben. Sogar in Hamburg gibt es bei den Alsterdorfer Anstalten noch eine Korbflechterei.


    Es gab auch Trinkerheilanstalten speziell für Frauen. Zum Beispiel Anfang des 20. Jahrhunderts in Hamburg in der Anscharhöhe. Aber die meisten Trinkerheilanstalten waren für Männer.


    Im 3. Reich wurden die Insassen der Trinkerheilanstalten dann systematisch sterilisiert, denn sie fielen unter das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.

  • Könntest Du das ein wenig näher erklären? Danke!


    Ich habe gerade versucht, dir eine PN zu schicken, bin aber irgendwie mit dem Forum nicht klar gekommen, wo die PN-Funktion ist. Ich schreibe noch unter einem Pseudonym humorvolle Sachbücher, aber das Pseudonym lüfte ich nicht öffentlich. Wenn du dich mit einer PN-Funktion auskennst und mir eine schickst, kann ich es dir verraten und auch das Buch, um das es geht. Meine FB-Freunde aus der Leserunde wissen dass aus dem geschlossenen Freundes-FB-Bereich.

    Ich habe jetzt rausgefunden, wie man Mails verschicken kann. Du hast also eine Mail, Ysa

  • Deine Erwähnung von August Bebel hat mich mal wieder zum googeln animiert

    Ja, mich auch. Wir haben hier ja eine August-Bebel-Straße, aber ich hatte mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, wer das war. :redface:


    Moritz ist nett - aber er ist zu einfach gestrickt für die intelligente Milli.

    Ja, er kann ihr nicht das Wasser reichen. Außerdem wollen beide unterschiedliche Dinge. Milli strebt ein besseres Leben an, eines, in dem ihr ihre Vergangenheit sie nicht immer wieder einholt. Moritz ist hingegen zufrieden mit dem, was er hat und strebt nicht nach Veränderung bzw. Verbesserung. Das würde im Leben nicht gut gehen, weil er Millis Träumen die Flügel nehmen würde und vermutlich zudem stets verletzt sein würde, wenn sie mehr möchte, als er ihr zu bieten hat. Milli hingegen würde sich in einem Konflikt zwischen ihren Wünschen und ihrer Loyalität zu Moritz aufreiben und irgendwann wäre die Beziehung zwischen den beiden völlig zerrüttet.


    Aber Milli hat kein Urvertrauen mehr zu Männern.

    Ich würde sagen, zu Frauen auch nur sehr bedingt. Schließlich wurde sie von ihrer eigenen Mutter ebenfalls furchtbar im Stich gelassen. Statt ihre Tochter zu schützen, hat sie zugelassen, dass sie von ihrem Stiefvater geschlagen und missbraucht wird und dass er sie ebenfalls in die Prostitution schickt. Ich bin sicher, ihr ist nicht entgangen, was ihr Ehemann mit Milli machte, wenn sie beim Anschaffen war. Trotz aller Hilfsangebote hat sie ihren Mann immer verteidigt, anstatt sich um ihre Tochter zu kümmern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Milli jemals so gegenüber Anna handeln würde.


    Mille ist schwanger, mein erster Gedanke ....ach du Schei.....Haben alle den Griff in die Kloschüssel für sich gepachtet?

    Ja, das ist bitter, aber glaubwürdig. Prostituierte, vor allem in der damaligen Zeit, liefen stets Gefahr, schwanger zu werden. Von daher wäre es unwahrscheinlich, wenn Milli von diesem Schicksal verschont geblieben wäre.


    Das Milli ihre kleine Tochter den Namen Anna gibt fand ich auch sehr berührend.

    Ja, das ging mir auch so. Mir schossen beim Lesen die Tränen in die Augen - vor allem, da Milli sagt, sie nennt ihre Tochter nach einer Freundin, die viel zu früh gegangen ist. Da erkennt man Millis tiefe Zuneigung zu den Westphals.


    Martha beginn ihre Ausbildung als Lernschwester, nachdem es ihr dank der hervorragenden Zeugnisse von Dr. Schlüter und Hauptmann Weibezahn und natürlich ihrem eigenen Auftreten gelungen ist, einen Platz zu ergattern. Das ist wieder sehr spannend, die Einblicke in den damaligen Krankenhausalltag. So ganz anders als heute und manchmal auch wieder sehr ähnlich.


    Ich fand aber die Oberschwester Hedwig war sehr voreingenommen.

    Ja, war sie. Sie war aber auch ein Kind ihrer Zeit und hat die damaligen Vorurteile vermutlich als Tatsachen angesehen. Was ich ihr anrechne, ist, dass sie sich überzeugen lässt, es mit Martha zu versuchen. Es sind ja nicht alleine die Zeugnisse, die sie umstimmen (auch wenn die natürlich ihren Teil dazu beitragen), sondern auch Marthas Auftreten, dass ihr zeigt, dass sich auch ein Mädchen aus den Gängevierteln "anständig" verhalten kann und eine Chance verdient. Unterschiedliche Berufe haben ein unterschiedliches Ansehen und es wird ein entsprechendes Auftreten erwartet. Daher ist es nur natürlich, dass Schwester Hedwig das Ansehen der Erika-Schwestern nicht gefährdet sehen will.


    Martha lernt auch neue Freundinnen kennen und das fand ich sehr spannend, wie sich Susanne zunächst präsentierte und wie sie dann reagierte, als Martha ihr widersprach. Solche Charaktere, die nicht nur gut oder böse sind, machen eine Geschichte ja erst spannend. Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit Susanne und auch mit Carola. Ob sie hält, was sie momentan verspricht.

    aber Martha hat wirklich gut daran getan, ihr nicht allzu viel Privates anzuvertrauen. Was das betrifft, ist Martha schon sehr reif, denn Jugendliche in dem Alter sind gerne vertrauensseliger (heutzutage).

    Ich weiß nicht, ob man das so pauschalisieren kann. Ich denke, dass Martha auch einfach eine ganz gute Menschenkenntnis besitzt, die sie davor warnt, Susanne alles anzuvertrauen.


    ysa , odenwaldcollies: Spannend finde ich übrigens auch eure Diskussion über die Tatsache, dass die Lernschwestern Gehalt bekommen, die "normalen" Lehrlinge aber nicht.


    Lohn ist immer die offizielle Anerkennung der Leistung und nicht Almosen. Warum sollten also Töchter aus wohlhabenderen Familien darauf verzichten? Abgesehen davon: der Verdienst ist so minimal, dass er eh eher symbolischen Charakter hat. Aber es reicht, um dem Beruf ein wenig mehr "Prestige" zu geben und ihn auch von der Mildtätigkeit kirchlicher Institutionen abzugrenzen

    Da gebe ich dir völlig recht! Ich verstehe aber auch odenwaldcollies Gedanken. Schließlich verschärft es die soziale Ungerechtigkeit, wenn Töchter aus wohlhabenden Familien ein Gehalt während ihrer Lehrzeit erhalten, Töchter aus armen Familien aber nicht. Im Gegenteil, die müssen auch noch zahlen, sind also doppelt gestraft und wenn ihre Eltern das Geld für eine Lehre nicht aufbringen können, bleibt ihnen eine Ausbildung komplett verwehrt.

    Mich hat das beim Lesen auch gestört. Die, die sich sowieso eine Ausbildung hätten leisten können, kriegen auch noch Geld dafür (wenn auch sehr wenig) und die, die sie sich kaum leisten können, müssen auch noch dafür zahlen. Das ist einfach ungerecht. Andersherum fände ich es auch gerechter. Wobei am besten natürlich alle was gezahlt bekämen. ;)



    Mit Karl Westphal fühle ich wirklich mit. Er kämpft so darum, sich nicht unterkriegen zulassen, hat es geschafft, trocken zu werden und baut Mausefallen im Akkord, nur, damit es wieder nicht zum Leben reicht. Er lässt sich sogar zum Lumpensammler herab, aber sein Selbstwertgefühl bleibt angeknackst. Immerhin hat er früher seine Familie problemlos versorgen können. Jetzt kann er das nicht mehr, obwohl sie kleiner geworden ist, da er "verkrüppelt" ist. Martha und Heinrich müssen selbst arbeiten und Geld verdienen. Dass er nicht mehr trinkt, ist zwar eine Errungenschaft, aber dass es trotzdem nicht fürs Leben reicht, muss unglaublich deprimierend sein. Daher ist es kein Wunder, dass er wieder der Versuchung des Alkohols erliegt und immer weiter abgleitet. Martha schafft es dann, nochmal zu ihm durchzudringen, als sie ihn zu überzeugen versucht, in eine Trinkerheilanstalt zu gehen. Da rafft er sich auf und versucht, erneut vom Alkohol los zu kommen. Mal schauen, ob wie lange er diesmal durchhält.



    Noch in unserer Zeit passierte es, dass Alkoholiker bei kleineren Operationen gar nicht entzogen werden, sondern dass die Ärzte sie weiter trinken lassen, um de Spiegel aufrecht zu erhalten.

    Richtig, ein Alkoholentzug ist keine Voraussetzung für eine Operation. Im Notfall ist es sowieso egal, ob jemand alkoholisiert ist oder nicht, wenn er operiert werden muss, dann muss er das. Bei geplanten Operationen wissen wir auch nicht immer, ob wir einen Alkoholiker vor uns haben. Den meisten merkt man das nicht an. Aber auch wenn sie das zugeben, werden sie operiert. Und es ist meistens besser, sie trinken weiter, denn wenn zu der Angst und Aufregung auch noch Entzugserscheinungen kommen, macht es das für alle Beteiligten schwerer. In meiner Zeit in der Anästhesie, habe ich die Patienten immer gebeten, am Tag der OP, wenn möglich, nüchtern zu bleiben, aber am Abend vorher durften sie noch wie gewohnt trinken. Raucher müssen ja auch nicht vorher aufhören. ;)


    Melanie Metzenthin:

    Ich habe einen Grammatikfehler gefunden. ;) Auf Seite 102 heißt der erste Satz im fünften Abschnitt: "Martha sah Dr. Schlüter verwirrt hat." Vielleicht kann man das ja in den nächsten Auflagen ändern, wenn es welche gibt.


    Was ist denn eine Schottsche Karre?


    Liebe Grüße

    Larna

    Die Geschichte ist der beste Lehrer mit den unaufmerksamsten Schülern (Indira Ghandi)

  • Ich habe einen Grammatikfehler gefunden. ;) Auf Seite 102 heißt der erste Satz im fünften Abschnitt: "Martha sah Dr. Schlüter verwirrt hat."

    Habe ich sofort an meine Lektorin weitergeleitet. Weiter hinten hatte ich auch noch zwei gefunden. Das wird dann in der 3. Auflage ausgemerzt. Wenn es so weiter geht, kommt die bestimmt.

    Milli strebt ein besseres Leben an, eines, in dem ihr ihre Vergangenheit sie nicht immer wieder einholt. Moritz ist hingegen zufrieden mit dem, was er hat und strebt nicht nach Veränderung bzw. Verbesserung. Das würde im Leben nicht gut gehen, weil er Millis Träumen die Flügel nehmen würde und vermutlich zudem stets verletzt sein würde, wenn sie mehr möchte, als er ihr zu bieten hat. Milli hingegen würde sich in einem Konflikt zwischen ihren Wünschen und ihrer Loyalität zu Moritz aufreiben und irgendwann wäre die Beziehung zwischen den beiden völlig zerrüttet.

    Finde ich insofern spannend, da du ja auch das Experiment mitgemacht hast, den Anfang von Teil 2 testzulesen, ohne Band 1 schon gelesen zu haben. Nun lernst du die Figuren am Anfang ihres Weges kennen.

    Ja, das ging mir auch so. Mir schossen beim Lesen die Tränen in die Augen - vor allem, da Milli sagt, sie nennt ihre Tochter nach einer Freundin, die viel zu früh gegangen ist. Da erkennt man Millis tiefe Zuneigung zu den Westphals.

    Die Westphals waren ein steter Anker im Leben von Milli, die dazu beitrugen, dass sie trotz allem noch stabil blieb und diesen Missbrauch durch den Stiefvater und die Missachtung der Mutter - da hast du ganz recht, die hat ihre Tochter ja nicht geschützt , ganz im Gegenteil, psychisch relativ unbeschadet überstanden hat. Sie hat dadurch trotz allem noch positive Bindungserfahrungen machen können. Sie kann sich ja auch in gewisser Weise auf Moritz einlassen, aber sie erkennt, dass er ihr nicht das bieten kann, was sie sich wirklich wünscht.

    Was ist denn eine Schottsche Karre?

    Das ist ein von Hand zu ziehender Wagen, der noch bis in die Nachkriegszeit in Gebrauch war (damals aber, weil alles andere knapp war - eigentlich verschwand sie schon zu Beginn der 30er ziemlich aus dem Straßenbild. Auf dem Wikipedia-Link sind einige Fotos.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Schottsche_Karre

  • Ja, war sie. Sie war aber auch ein Kind ihrer Zeit und hat die damaligen Vorurteile vermutlich als Tatsachen angesehen. Was ich ihr anrechne, ist, dass sie sich überzeugen lässt, es mit Martha zu versuchen. Es sind ja nicht alleine die Zeugnisse, die sie umstimmen (auch wenn die natürlich ihren Teil dazu beitragen), sondern auch Marthas Auftreten, dass ihr zeigt, dass sich auch ein Mädchen aus den Gängevierteln "anständig" verhalten kann und eine Chance verdient. Unterschiedliche Berufe haben ein unterschiedliches Ansehen und es wird ein entsprechendes Auftreten erwartet. Daher ist es nur natürlich, dass Schwester Hedwig das Ansehen der Erika-Schwestern nicht gefährdet sehen will.


    Martha lernt auch neue Freundinnen kennen und das fand ich sehr spannend, wie sich Susanne zunächst präsentierte und wie sie dann reagierte, als Martha ihr widersprach. Solche Charaktere, die nicht nur gut oder böse sind, machen eine Geschichte ja erst spannend. Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit Susanne und auch mit Carola. Ob sie hält, was sie momentan verspricht.

    Genauso ist es - es ist immer ein Risiko, wenn man jemanden, der vermeintlich aus der falschen Schicht kommt, in ein "elitäres" Projekt lässt. Das ist heute noch immer der Fall, wenngleich es heute Antidiskriminierungsgesetze gibt, die das ja verhindern sollen. Klassisches Beispiel der heutigen Zeit: Muslimisches Mädchen mit Kopftuch bewirbt sich um eine Stelle mit Publikumsverkehr. Das ist auch nicht immer unproblematisch.