Karsten Dusse - Achtsam morden

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    Schlechten Menschen Gutes tun


    Björn Diemel, 42, ist erfolgreicher Anwalt für Strafrecht und Wirtschaft, hat gerade nur einen Klienten, den großkriminellen Chef eines Mafia-Imperiums Dragan Sergowicz. Björns Frau Katharina gefällt es gar nicht, womit ihr Mann sein Geld für das gemeinsame Leben verdient. Björn soll sich ändern und besucht Achtsamkeitsstunden bei Achtsamkeitscoach Joschka Breitner um seine Work-Life-Balance wieder herzustellen. Björn lernt schnell und legt die Achtsamkeitsregeln so aus wie er sie brauchen kann. Und schon läuft´s im Job und mit der Familie…



    Die Geschichte ist schon sehr speziell. Grandioser schwarzer Humor gepaart mit leiser Spannung, der mir immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hat. Leider flacht dieser Humor ab der Mitte der Geschichte immer weiter ab. Die Szenen, in denen es um Folter, Mord usw. geht, sind mir persönlich hier einfach zu drastisch beschrieben. Da hätte ich mir mehr Achtsamkeit gewünscht.


    Ich lerne viele dubiose, kriminelle Typen aus den verschiedensten Sparten kennen. Von Sympathie kann ich nur bei einem jungen Mann sprechen – Sascha. Der hat etwas mehr Grips im Kopf wie die anderen Dumpfbacken.
    Björn kann ich mir nicht als Freund vorstellen, genau so wenig wie seine Frau Katharina. Nur fordern und selbst nichts an sich ändern, geht für mich in einer Beziehung gar nicht. Töchterchen Emily mit ihrem Kindermund dagegen mag ich sehr.
    Gut gefallen mir auch die kleinen Spitzen gegen unsere Gesellschaft. Sei es wegen dem „Ruthlessphone“, der Internet-Plattform „KOTZ“, den Autoreifenschlappen, den Teakholz-Möbeln oder einem Kindercafé – alles wird wie nebenbei behandelt und ist doch sehr präsent.
    Karsten Dusse schafft es perfekt, die einfachsten Dinge auf den Punkt zu bringen. Und das gewürzt mit einer großen Prise Humor, Schlagfertigkeit und Sarkasmus.


    Vor jeden der 38 Kapitel bekomme ich eine neue Achtsamkeitsregel präsentiert, die genau zu dem passt, was im Kapitel behandelt wird. Es geht um Achtsamkeit, Freiheit, Zeitinseln, Glück, Angst, Ungeduld, Vergebung, Minimalismus, Tod und einiges andere mehr.


    Eine mal ganz andere Art von Krimi mit viel schwarzem Humor, spannend und vor allem gut unterhaltend.


    4ratten

  • Der 42-jährige Björn Diemel ist Anwalt für Strafrecht und Wirtschaft und immer sehr eingespannt. Auch zu Hause ist er gedanklich nicht so recht anwesend. Daher verlang seine Frau von ihm, dass er ein Achtsamkeitsseminar besucht. Er fügt sich, weil er seine Tochter liebt und Angst hat, sie zu verlieren. Björn verinnerlicht die Ratschläge seines Coachs Joschka Breitner und wendet sie an, aber auf eine etwas unkonventionelle Art und Weise. Als erstes bekommt das sein Klient Dragan Sergowicz zu spüren. Als Dragan seinen Vater-Tochter-Nachmittag stört, ist dieser plötzlich tot – ganz achtsam ermordet.

    Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Als Krimi würde ich es allerdings nicht bezeichnen, auch wenn viel Kriminelles darin vorkommt. Die Geschichte ist voller schwarzem Humor, über den ich mich anfangs sehr amüsiert habe, doch zunehmend gefiel mir das immer weniger. Aber da lag wohl eher an mir. Es werden durchaus ernsthafte Themen angeschnitten, die dann aber sehr überspitzt dargestellt sind. Außerdem gab es recht drastische Szenen, die mir wirklich zu heftig waren. Da wäre doch mal Achtsamkeit angesagt gewesen.

    Die Personen sind alle sehr individuell dargestellt und nicht einer davon war mir wirklich sympathisch. Björn ist beruflich sehr eingespannt, was seiner Ehe nicht besonders bekommt. Seine Frau Katharina mag das gar nicht. Sie findet es zwar toll, gut versorgt zu sein, aber ansonsten nörgelt sie nur rum. Sie hätte sich eine Aufgabe suchen sollen. Aber auch Björn gefällt mir nicht, ich fand ihn ziemlich arrogant. Skrupel kennt er auch keine. Aber seine Tochter ist sein ein und alles. Die meisten Typen aus dem kriminellen Milieu waren ziemlich unterbelichtet, nur Sascha macht da eine Ausnahme.

    Die Kapitel werden jeweils mit einer Achtsamkeitsregel eingeleitet und man sollte sie sich ruhig mal zu Gemüte führen.

    Dieser Krimi macht Lesern Spaß, die schwarzen Humor lieben. Mich konnte das Buch nicht so packen.


    3ratten

  • Ich habe das Buch vor kurzem im Urlaub gelesen, und es hat mir großen Spaß gemacht. Ich musste oft laut auflachen, denn die Art und Weise, wie Anwalt Diemel seine beruflichen und familiären Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen versucht und dabei stets darum bemüht ist, alles so achtsam und bedacht wie möglich und im Einklang mit seinem Wohlbefinden zu erledigen, führt manchmal zu einigen arg kuriosen Szenen. Die dann zum Teil auch noch ziemlich brutal sein können, aber sie sind so übertrieben und schwarzhumorig beschrieben, dass ich nicht anders konnte als lachen. Und die skurrilen Typen, die darin vorkommen, so absurd sie einem auch manchmal erscheinen (insbesondere die bösen Buben), müssen alle ziemlich nah am Leben beschrieben sein. Mein Schwager, der mir das Buch empfohlen hat, ist Staatsanwalt und hatte in seiner Laufbahn auch schon das eine oder andere Mal mit Leuten aus der organisierten Kriminalität zu tun, und er versicherte mir, dass es in dieser Szene solche Typen mit einem gehörigen Sockenschuss, ob nun Ganove oder Anwalt, so wie im Buch auch in Wirklichkeit gibt. Und da der Autor ebenfalls Anwalt ist, wird er schon wissen, wovon und über wen er so schreibt... ;)


    Das Buch war flott zu lesen und hat mir eine vergnügliche Lesezeit bereitet. Ich denke, ich werde auch in die Folgebände mal hineinlesen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Björn ist Strafverteidiger und bei etwas unappetitlicher Klientel sehr beliebt (im Jargon auch "Bäh"-Anwalt genannt). Nicht so beliebt ist er gerade bei seiner Frau. Die Beziehung der beiden ist auf einem Tiefpunkt angelangt, und Katharina setzt ihm erbarmungslos die Pistole auf die Brust: wenn er sich nicht schnellstmöglich zu einem Achtsamkeitscoaching anmeldet, um seine immense Stressbelastung in den Griff zu bekommen, kann er sich ein gemeinsames Sorgerecht für die kleine Emily - seinen einzigen Lichtblick - in die Haare schmieren.


    Was bleibt ihm also anderes übrig, als den Achtsamkeitstrainer Joschka Breitner aufzusuchen. Erstaunlicherweise muss er feststellen, dass dieser mit seinen Ratschlägen gar nicht so unrecht hat, und setzt die Maßnahmen immer konsequenter um. Selbst als Dragan, einer seiner wichtigsten Klienten, in einer bösen Zwickmühle steckt und dessen Kleinkrieg mit einer rivalisierenden Drogenbande eskaliert, bleibt Björn ganz cool und widmet sich erst einmal dem geplanten schönen Wochenende mit seiner kleinen Tochter.


    Dass dabei am Ende ein toter Gangster herauskommt, ist dann eben so ... blöd ist nur, dass man dessen Verschwinden ja schon irgendwie erklären und vor allem verhindern muss, zwischen alle Fronten zu geraten oder gar noch andere Menschen zu gefährden.


    Als das Buch herauskam, war ich mir gar nicht sicher, ob das etwas für mich ist und konnte mir nicht so recht vorstellen, wie Achtsamkeit, Humor und Krimi zusammenpassen sollen, dann habe ich es aber geschenkt bekommen und ihm eine Chance gegeben.


    Beim Humor bin ich ein wenig hin- und hergerissen, viele Beobachtungen über die Berliner Boho-Gesellschaft sind schon treffend-spitz auf den Punkt gebracht und auch an anderen Stellen musste ich durchaus mal grinsen, aber manches war mir auch zu überzeichnet. Spannend ist das Buch allerdings ohne jede Frage. Die Seiten blättern sich fast von selbst um, auch wenn ich gelegentlich mal etwas verloren war, welcher von den Ganoven jetzt auf welche Seite des Bandenkriegs gehört und wer wen wann warum gelinkt, bedroht, verprügelt oder umgebracht hat. Ich habe auch das Gefühl, dass die meisten Gewaltszenen witzig gemeint waren, das war mir in der Häufung aber manchmal doch etwas zu viel und zu böse, um darüber lachen zu können.


    Was mir erstaunlich gut gefallen hat, war die Einbindung des Themas Achtsamkeit. Natürlich nimmt Dusse die schrägeren Esoterik-Lifestyle-Auswüchse des Achtsamkeitshypes bissig auf die Schippe und überdreht die Konsequenz, mit der Björn seinen achtsamen Weg geht, bis ins Allerletzte, aber es klingt doch auch ein genereller Respekt für die Thematik durch.


    Unterm Strich reicht es dann aber doch nur für eine mittelgute Bewertung aufgrund der erwähnten Kritikpunkte. Weitere Bände muss ich nicht lesen, weil ich vermute, dass sich der Reiz des Neuen schnell abnutzt und der Humor sich rasch (für mich) totläuft.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen