Literaturschock mit faschistischen und antidemokratischen Tendenzen

Es gibt 53 Antworten in diesem Thema, welches 13.345 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suse.

  • Ich kann euch nur vollinhaltlich zustimmen, illy und HoldenCaulfield, sowohl was das jahrzehntelange Wegsehen als auch die Sprache, die wir bewusst pflegen sollten, angeht. Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass wir jetzt ganz besonders offensiv die demokratischen Werte hochhalten sollten, d.h. mit Umsicht und Toleranz mit anderen Menschen und Wörtern umgehen sollten, solange bis sie und ihre Sprache sich als antidemokratisch entpuppen. Dann sollten wir sofort eine deutliche Grenze ziehen und uns nicht mehr durch irgendwelche Pseudovorwürfe, wie Suse oben entlarvt hat, einwickeln lassen. Dass einem da manchmal das Herz übergeht und man sich selbst im Ton vergreift, kann passieren, sollte aber nicht zur Regel werden.

  • Ich hätte deinen Beitrag bei FB gelesen und hätte dir am liebsten persönlich für deine tolle Antwort gratuliert. Erst war ich erschrocken und musste echt überlegen ob sich etwas oder jemand bei uns eingeschlichen hat, da ich es nicht immer schaffe alle Beiträge zu lesen. Aber das wollte ich einfach nicht glauben. Ich stehe auch voll und ganz hinter deiner Aussage.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Liebe Suse,


    sehr gute und richtige Antwort und eine gute Handlung jetzt erst Recht Dein antifaschistisches Statement zu bekräftigen.


    Ich kann mittlerweile nur noch den Kopf schütteln über solchen hirnverbrannten Mist, aber Antisemitismus and Faschismus sterben nicht aus, wie man an Jom Kippur in Halle gesehen hat.


    Ich war letztens auf einem Vortrag zum Thema Arisierung jüdischer Firmen während der NS-Zeit und da fragte doch tatsächlich ein Zuhörer, warum denn die Juden sich nicht die besten Anwälte genommen hätten, denn Juden wären ja reich. Auf diese Frage gab es einen kurzen Moment des fassungslosen Schweigens - dann, aus unserer jüdischen Reihe, einen unisono Lachanfall, weil wir allesamt, die anwesend waren, zu den besten Beispielen ziemlich mittelloser Juden gehören und wir allesamt persönlich keine reichen Juden kennen. Das war jetzt noch ein verhältnismäßig harmloses Beispiel für Vorurteile, aber wenn es dann in die Richtung geht, dass Juden die Weltherrschaft übernehmen wollen und dann auch noch die armen Nazis unterdrücken, da hört es auf und da fehlen mir einfach immer wieder die richtigen Worte um auf solch einen geistigen Dünnschiss wirklich adäquat zu antworten, zumal ich in diesen Fällen bezweifle, dass meine Antwort von diesen Personen intelligenztechnisch überhaupt verstanden werden würde.


    Tina

  • *IroniemodusAn* :

    Meeensch, dass damals wirklich auch niemandem eingefallen ist, dass das beste Mitrel gegen die Naziherrschaft einfach ein guter Anwalt gewesen wäre..!! *Aus*

  • Die beste Antwort, die Du Suse diesem Antidemokraten (oder Schlimmeres?) schreiben konntest und toll, dass die Tatsache, dass hier im Forum klar Stellung bezogen wird, nun auch auf der Hauptseite erscheint!

    Wenn ich eure Beiträge so lese, fühle ich mich hier bestens aufgehoben - und darüber hinaus auch gut, dass der Beitrag von Suse immer oben steht!

    (Wehret den Anfängen!)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Zu diesem Thema habe ich beim Suhrkamp-Verlag auf der Buchmesse ein kleines aber umso aussagekräftigeres Buch von Oliver Polak gesehen, in welchem er den Antisemitismus bis 2019 beschreibt. Man kann nur noch den Kopf schütteln, weil, ... es fehlen mir die Worte. Er schreibt genau über solche beknackten, haltlosen, unverschämte und dumme Aussagen und Vorurteile.


    Oliver Polak gegen Judenhass

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  • Ich finde das Buch von Polack auch sehr gut.

    Zu dieser Positionierung "Keine Toleranz für Faschisten und Nazis" - Faschisten und Nazis sind wahrscheinlich nicht gerade unbedingt die Klientel, die in Literaturforen lesen. Von daher finde ich es recht einfach, hier "Position" zu beziehen. Klar ist es gut, das hier so zu schreiben, es ist nie verkehrt. Aber was folgt für euch daraus? Ich kann mir hier für ein Literaturforum wenig darunter vorstellen.

  • Warum glaubst du, dass Faschisten und Nazis nicht in Literaturforen lesen? Du glaubst doch hoffentlich nicht an die Mär vom "dummen Nazi"?


    Wir hatten hier durchaus schon das eine oder andere Mitglied, das sich durch Hetze gegen marginalisierte Menschengruppen "ausgezeichnet" hat. Mit einer davon habe ich mich vor längerem auf Twitter angelegt (sie hat mich deshalb sogar angezeigt, aber das verlief im Sande :elch: ) Solche Menschen haben hier keinerlei Platz und sollte ich auf anderen Plattformen oder auf Social Media mitbekommen, dass sich eines unserer Mitglieder anderswo rechts äußert, dann ist dieses Mitglied hier Geschichte.


    Ich führe eine Blacklist von Autor:innen, die hier aus Gründen NIE eine Plattform erhalten. Ihre Bücher werden auf der Hauptseite ausgelistet (egal, wie stark sie frequentiert wurden).


    Kein Fußbreit.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • O.k., dann nehme ich alles zurück!

    Ich komme aus dem Osten, die "Nazis", mit denen ich hier immer mal wieder Berührung habe, zeichnen sich in der tat weniger durch Interesse an Büchern aus .... auch die, die ich Anfang der 90er Jahre in Ost-Berlin kennenlernen "durfte" (damals lebte ich in B.-Lichtenberg). Das hat mein Bild geprägt.

  • Finde ich konsequent, bzw gut. Ich wünschte ich könnte ebenso konsequent in meinem Umfeld sein, manchmal.



    Ist das schon mal vorgekommen dass sich ein Mitglied von hier woanders rechts geäußert hat und es dann "geflogen" ist? Und prüfst du das bisschen?

    Ein Bekannter von mir wurde mal gehackt und plötzlich hat er seltsame Sachen auf FB gepostet und alle sind erschrocken. Es waren gut formulierte Posts voller Fremdenhass, je aber erst so klangen als würde er an seiner eigenen Einstellung zweifeln und dann waren es plötzlich hetzerische Dinge. Es kam dann schnell raus dass er gehackt wurde aber es war erschreckend zu sehen dass da dann nicht eindeutig auffällige Dinge passiert durch den Hackerangriff. Sondern auf den ersten Blick authentisch wirkende Posts.


    Oder er war doch ein Nazi und hat gelogen. Alles ist möglich :D

  • Ist das schon mal vorgekommen dass sich ein Mitglied von hier woanders rechts geäußert hat und es dann "geflogen" ist? Und prüfst du das bisschen?

    Jein.


    Hier ein Beispiel:


    Der Spiegel manipuliert die Sachbuch-Bestsellerliste


    Dass die Userin sich auf Twitter entsprechend äußert, habe ich tatsächlich erst danach gesehen. Aber sie ist eines der seltenen Beispiele, die hier rausgeflogen sind.


    Man muss natürlich auch sagen, dass es hier wirklich sehr selten bis gar nicht vorkommt. Das liegt aber meiner Meinung weniger in der Natur eines Literaturforums begründet, sondern vielmehr daran, dass die Community hier sehr selbstregulierend ist. Wir sind hier generell eher links bis maximal Mitte und das beeinflusst natürlich auch Neuanmeldungen.


    Die Moderation im Forum beschränkt sich darauf, dass wir mal was zusammenfügen oder verschieben müssen. Es bestand bisher so gut wie nie (Ausnahmen bestätigen die Regel) die Notwendigkeit, jemanden im Ton zu maßregeln. Aber klar, auch das kam schon vor.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.



  • Spannend, den Thread zu lesen. Zumal ich vor ein paar Monaten den Thread gelesen habe in dessen Verlauf Klassikfreund sich verabschiedet hat.



    Ich finde es klasse wie du das alles handhabst, Suse und bin froh darüber, wie die Community hier im Forum positioniert ist.

  • Unabhängig davon wie viele Nazis/Faschisten uns hier tatsächlich begegnen, fühle ich mich durch unseren gemeinsamen Austausch als Gruppe von "eher links bis maximal Mitte" (Zitat Suse)einfach immer wieder bestärkt.


    #Wirsindmehr ist ein toller Slogan. Aber oft frage ich mich im Alltag: Wo ist sie denn, diese angebliche Nicht-Rechte-Majorität? Wenn die Rechten gerade in der Öffentlichkeit immer lauter werden (in Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln, Freizeiteinrichtungen, wenn man Pech hat auf der eigenen Familienfeier, ...), dann kostet es - zumindest mich mit meiner leichten Sozialphobie - immer mehr Mut, allein verbal dagegen zu halten.

    Die Schwester meines Partners hat sich sogar komplett mit mir überworfen, wegen ihrer rechten Einstellung und Unfähigkeit meiner scharfen Argumentation (zugegeben vor ihrer versammelten Familie :clown:) sachlich etwas entgegenzusetzen. Da seine Familie im allgemeinen oberflächlich ist und Schwierigkeiten dort um der Harmonie Willen totgeschwiegen werden, habe ich (auch im Nachhinein) keinerlei Unterstützung erhalten - nicht mal von meinem Partner.

    Summa summarum lasse ich mich dort nun gar nicht mehr blicken. Einmal im Monat fährt mein Mann allein mit unserer kleinen Tochter zu seinen Eltern. Nicht einfach für mich seufz Bin eigentlich ein Familienmensch.


    Aber wenn ich dann hier lese, wie eindeutig und kompromisslos sich andere aus der Community positionieren, dann gibt mir das wieder Auftrieb.


    Danke euch allen :herz:

  • Konstanze: Interessant für mich, was du schreibst; es ist mir bisher nie gelungen, mit "Rechten" "sachlich zu argumentieren", bei den AfD-Wählern, die ich kenne, steht das Emotionale absolut im Vordergrund (sich abgehängt fühlen in den ländlichen Regionen Sachsens und Thüringens, in denen kaum mehr Busse fahren, Postämter, Bäckereien, Apotheken und Arztpraxen geschlossen werden; und ja, sie sind dort abgehängt); das Gefühl, dass sich die Politiker nicht für sie interessieren usw.; die Abstiegsängste oder, noch häufiger, die wirklich realen Abstiegserfahrungen in den Niedriglohnsektor; Angst vor Muslimen, vor Islamisten; Angst vor Veränderung überhaupt; Angst vor der Unübersichtlichkeit der modernen Welt. Das überlagert irgendwie alles, so dass ich zu einem Austausch von Sachargumenten bisher nichtmal ansatzweise gekommen bin.


    Bei aller "kompromisslosen Positonierung" finde ich es auch wichtig, sich des eigenen Rassismus bewusst zu sein/zu werden; nur weil man "links" ist, heißt das für mich nicht, dass man immun gegen Rassismus und Antisemitismus ist. Antisemitismus habe ich persönlich z.B. auch bei "Linken", die das nach ihrem Selbstverständnis gar nicht sein konnten, immer mal wieder erlebt. und auch bei Juden habe ich Rassismus erlebt. das ist eben so, mit diesem Gift sind wir ja alle groß geworden. Ich geh mal davon aus,d ass sich die Nutzer dieses Forums damit auch selbstkritisch auseinandersetzen, da es hier ja eine so deutliche Positionierung gibt, und das finde ich total gut.

    Zu dem Thema habe ich zwei für mich sehr interesssante Bücher gelesen:

    Alice Hasten, Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten

    und

    Noah Sow, Deutschland schwarz weiß


    Kennt Ihr sicher schon, ich wollte es trotzdem nochmal schreiben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Gesine ()

  • Fanpost von R. aus Köln zum Text:


    "Literaturschock positioniert sich. Keine Toleranz für Nazis und Faschisten, denn wer neben diesen Arschlöchern marschiert, ist entweder selbst ein Nazi / Faschist oder eine nützliche Marionette derselben. Andere Kategorien gibt es nicht."


    Zitat

    Hallo,

    daß ihr euch jetzt extra mit einem Disclaimer glaubt positionieren zu müssen, was soll das? Auf einem Literaturforum? Ich finde das albern und entwertet mal wieder die eigentlich gebotene Ernsthaftigkeit dieses Anliegens. Von der Wortwahl einmal ganz zu Schweigen.

    Mfg aus Köln

    Meine Antworten in Form von Rückfragen:


    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich bin immer wieder erstaunt über die Frechheit mancher Menschen. R. passt etwas auf einer fremden Seite nicht deshalb soll der Admin sie zurechtbiegen?


    Auf jeden Fall bin ich auch auf die mögliche Antwort gespannt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Gibts denn schon eine Antwort?

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane