Madison Smartt Bell - Die Farbe der Nacht

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    Originaltitel: The Color of Night



    Eine Frau lebt in Vegas, sie arbeitet in einem der Spielsalons als Croupière und geht nachts in die Einsamkeit der Wüste hinaus. Als am 11.09.2001 die Twin Towers zusammenstürzen, sieht sie im Fernsehen eine Frau aus ihrer eigenen Vergangenheit wieder, die sie so sehr verdrängt hatte.


    Der Alltag der Gegenwart mit dem stärker werdenden Entschluss aus diesem zufälligen Anblick Konsequenzen zu ziehen, wird immer wieder von Rückblicken durchbrochen. In ihnen geht es sowohl um ihre Kindheit wie auch um die Zeit, die die beiden Frauen gemeinsam in einer Hippie-Kommune verbrachten. Im Verlauf des Buches erinnert diese Kommune immer stärker an die Manson-Familie, während die Kindheitserinnerungen Ahnungen von Missbrauch aufkommen lassen.


    Die Psyche der Protagonistin in der Gegenwart erinnerte mich an eine Kriegsveteranin kurz vor dem Zusammenbruch. Das im Fernsehen betrachtete Unglück bringt hier das eigene Trauma wieder zum Vorschein, welches nun nicht mehr ignoriert werden kann. Das Ende des Romans ist da nur konsequent.


    4ratten

  • Ich habe von Madison Smart Bell mal "Aufstand aller Seelen" gelesen, da geht es um einen historischen Sklavenaufstand auf Haiti. Das Buch ist mit das brutalste, was ich je gelesen habe, schildert aber wohl, was tatsächlich passiert ist.

  • Die Berufszynikerin Mae arbeitet als Croupière in einem Casino in Las Vegas, in ihrer Freizeit streift sie am liebsten mit ihrem Gewehr durch die Wüste und macht Schießübungen. Als am 11. September 2001 die Türme des World Trade Center einstürzen, ist ihre Reaktion nicht wie bei den meisten anderen blankes Entsetzen und Angst, sondern sie genießt den surrealen Anblick geradezu. Unter all den Fernsehbildern von Tod und Zerstörung und fliehenden Menschen entdeckt sie irgendwann Laurel, mit der sie eine gemeinsame Geschichte verbindet, und Mae beschließt, wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen.


    Viele Jahre zuvor waren die beiden Frauen Teil einer kultartigen Hippiegemeinschaft, deren Anführer freie Liebe auf sehr eigenartige Weise interpretierte und deren Aktivitäten düster und beklemmend waren, nichts mit love, peace and happiness.


    Zumindest habe ich das Buch so gedeutet, denn wirklich klar ist hier gar nichts. Dass Mae keine sympathische Protagonistin ist, ließe sich verschmerzen, wenn mir der Rest gefallen hätte, und auch mit sinistren Taten, obskuren Motiven und merkwürdigen Figuren kann ich grundsätzlich umgehen, aber dieses Buch hat mich einfach nur verwirrt und genervt.


    Mae mag nichts und niemanden, sie lebt in ihrer eigenen Blase, in der sie niemanden an sich heranlässt, stalkt dann aber Laurel regelrecht, nachdem sie sie wiedergefunden hat. Gewalt, Tod, Zerstörung scheinen sie magisch anzuziehen, von zwischenmenschlicher Wärme nirgends eine Spur. Ihre Beweggründe sind nie so richtig greifbar, ebensowenig wird gänzlich verständlich, was sich da eigentlich abgespielt hat, als sie jung war. Man bekommt nur Bruchstücke hingeworfen, manchmal sind die Kapitel nur wenige Zeilen kurz, und muss sich daraus die Dinge zusammenreimen, was mehr schlecht als recht funktioniert.


    Total nervig fand ich auch, dass die Namen mancher Protagonisten nur mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden (und andere oberdämliche Namen tragen wie Creamy und Crunchy - echt jetzt?) Die immer wieder eingestreuten Verweise und Parallelen zu griechischen Mythen wirken fürchterlich bemüht, als müsse der Autor (oder die Erzählstimme) unbedingt mit ihrer Bildung in der Hinsicht prahlen, ebenso sehr merkwürdige Sprachbilder und so einige Ekelszenen.


    Eines der seltsamsten Bücher, die ich je gelesen habe, was hier nicht als Kompliment gemeint ist. Aber vielleicht habe ich auch bloß nicht verstanden, was der Autor uns eigentlich sagen wollte.


    2ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen