01 - Intro – Kapitel 6 (bis Seite 71)

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 5.170 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von simmilu.

  • Hallo liebe MitleserINNEN, hallo liebe Nicole,


    endlich startet heute am 18.10.2019 unsere Leserunde zu "Die Hüterin der verlorenen Dinge". Ich begrüße alle Teilnehmerinnen und ganz herzlich auch Dich, liebe Nicole. Schön, dass Du Lust auf eine weitere Runde mit uns hast.


    Hier könnt Ihr bis Kapitel 6 (bis Seite 71) schreiben.


    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    (Bitte postet erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu schreiben oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Aber ihr seid ja alles alte „Hasen“ und wisst wie alles funktioniert;). )


    Viel Spaß beim Lesen und „Drüber-Reden“.



    Schöne Lesegrüße

    Claudia


    P.S. Ich erstelle die Abschnitte bereits jetzt, da ich nächste Woche wenig Zeit habe und überraschend von Donnerstag an ein paar Tage im Ausland bin. (Ich habe zwar dort WLAN aber sicher ist sicher.)

    :lesen:





    Einmal editiert, zuletzt von gagamaus ()

  • Ich bin gut in New York angekommen. Für Ivy bekommt man schnell ein Gefühl. Der Verlust ihrer Mutter lastet noch immer schwer auf ihr. Vor allem, weil es ein so großes Rätsel bleibt, was passiert ist. So kann sie nicht abschließen mit dem Verlust. wie eine offene Wunde. Ist beim Vater aber sehr ähnlich. Der möchte es jetzt auf eine Art erzwingen. Wenn er sie für tot erklären lässt, um wieder zu heiraten, dann könnte er vielleicht wirklich abschließen.

    Es ist nett, das die Neue Joy heißt. Sehr passend. Sie ist ein sehr liebenswerter Mensch . Nur so eine konnte es schaffen, im Leben von Ivy und ihrem Vater einen Platz zu finden.


    Dann sind da noch die zwei fast magischen Dinge, die Ivy ausmachen. Ihre Suche nach der Geschichte verlorener Dinge. Eigentlich ist das immer wieder die Suche nach ihrer Mutter. Aber die unzähligen kleinen Geschichten sind überraschend und suggerieren, dass es eine Erklärung für alles geben könnte. ich frage mich, ob es hier wirklich um eine Suche gehen wird - egal ob erfolgreich oder nicht. Oder doch Ehefrauen, dass Ivy lernen muss, mit der Frage zu leben.


    Jack könnte bei beidem hilfreich sein. Die Schwere, die Ivy irgendwie umgibt, ist mit Jack weg. Seine Leichtigkeit und seine Hartnäckigkeit finde ich toll. Bin sehr gespannt, wie es weiter geht mit den beiden.


    Das Zweite sind die tollen Worte für Gefühlszustände und Situationen. So was finde ich schon immer faszinierend. Das fehlt im Deutschen doch fast völlig, oder. Fällt jemand ein Beispiel ein, dass es so was bei uns auch gibt? Nicht in einem Wort, oder?

    :lesen:





    2 Mal editiert, zuletzt von gagamaus ()

  • Ihr Lieben und liebe Nicole :)


    So wie gagamaus habe ich sehr schnell ein Gefühl für Ivy und ihre Geschichte entwickelt - vielleicht weil sie auf ihre spezielle Art sehr intensiv die Dinge in ihrer Umgebung wahrnimmt und ihnen dabei Raum lässt, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

    So empfinde ich auch die erzählerische Stimmung wie eine Melodie aus vielen Motiven und Farben, ähnlich schillernd und geheimnisvoll wie das Mysterium der Erinnerungen.

    Der Straßenkehrer Moe hat in dieser Stadt der vielen Klangfarben seinen eigenen Rhythmus

    gefunden, er und Ivy verstehen sich ohne viele Worte wie verwandte Seelen.

    Ivy sammelt Fundstücke, die irgendwann, irgendwo jemand verloren hat. Ich denke auch, dass es mit ihrer verschwundenen Mutter zu tun hat. Die Dinge erzählen eine Geschichte aus der Vergangenheit und werden zu Erinnerungen. Auch der Straßenmaler Jack schafft eine vergängliche Kunst, schenkt einen Moment der Freude, die Magie des Augenblicks, die ihn ewig machen kann.

    Dagegen wirkt ihr Vater Richard fast monolithisch - schwer zu greifen und fast wie gefangen in seiner Aura von Legenden und Erfolg. Nun will er einen Neuanfang mit Joy, verständlich nach so vielen Jahren der Ungewissheit. Sein Leben wurde seziert und an die Öffentlichkeit gezerrt mit allen schmutzigen Details nach Lila`s Verschwinden. Von dem Leben ihrer Mutter blieben Ivy nur Fragmente, Photos, die mehr verbergen als enthüllen, Schatten, Ahnungen, veränderlich wie das Meer.

    Merkwürdig sind die Parallelen zu der Autorin Barbara Newhall Follett, deren Unterlagen Ivy durch einen seltsamen Zufall zu sehen bekommt.

  • Hallo an alle,

    ich bin auch gestartet und habe schnell gemerkt, dass ich mich in dieser Geschichte sehr wohlfühlen werde.

    Ivy gefällt mir gut, sie scheint ein kleiner "Nerd" zu sein mit ihren gefundenen Dingen. Diese Marotte entstand wahrscheinlich daraus, dass ihre Mutter verschwand und sie sich nicht damit abfinden konnte, das sie weg ist. Es beschäftigt Ivy immer und jeden Tag, was ich gut verstehen kann. Ich weiß zwar nicht, wie ich damit umgehen würde, aber soange dieser besagte Funken Hoffnung besteht....daher kann ich auch ihre Bestürzung verstehen, als ihr Vater ihr eröffnet, dass er wieder heiraten möchte. Nach 13 Jahren völlig verständlich !

    Ihr Vater der Schriftsteller - stell ich mir noch heute toll vor ! Ich hätte auch immer gern ein schreibendes Elternteil gehabt. Zwischen Büchern aufzuwachsen und sie zuhause zum Thema zu haben - hach, wie schön <3 Zu ihrem Vater kann ich noch nicht soviel sagen und zu Lila ebenfalls nicht, hier warte ich noch ein bisschen.

    Seine neue Frau Joy macht auf mich einen sehr symphatischen Eindruck. Mir gefällt die leise Art, wie sie mit Ivy umgehen, bzw. sie merken lassen, dass jemand Neues da ist. Sehr einfühlsam !

    Überhaupt gefällt mir dieser leise Ton der Geschichte sehr gut, die vielen Gedanken die überall durch schwirren, die liebevollen Geschichten, die sich Ivy zu ihren Dingen ausdenkt, die Achtsamkeit, die sie ihnen entgegen bringt......

    Der Straßenfeger Moe, der Shakespear liebt erscheint mir, der ideale Vertraute für Ivy. Solche Freundschaften mag ich :)

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Das Zweite sind die tollen Worte für Gefühlszustände und Situationen. So was finde ich schon immer faszinierend. Das fehlt im Deutschen doch fast völlig, oder. Fällt jemand ein Beispiel ein, dass es so was bei uns auch gibt? Nicht in einem Wort, oder?

    Ja, das begeistert mich auch. ich kenne das auch aus dem Türkischen. Im Deutschen fällt mir nichts dazu ein.

    Merkwürdig sind die Parallelen zu der Autorin Barbara Newhall Follett, deren Unterlagen Ivy durch einen seltsamen Zufall zu sehen bekommt.

    Auf deren Bedeutung bin ich auch sehr gespannt.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Das Zweite sind die tollen Worte für Gefühlszustände und Situationen. So was finde ich schon immer faszinierend. Das fehlt im Deutschen doch fast völlig, oder. Fällt jemand ein Beispiel ein, dass es so was bei uns auch gibt? Nicht in einem Wort, oder?

    Ja, das begeistert mich auch. ich kenne das auch aus dem Türkischen. Im Deutschen fällt mir nichts dazu ein.

    Merkwürdig sind die Parallelen zu der Autorin Barbara Newhall Follett, deren Unterlagen Ivy durch einen seltsamen Zufall zu sehen bekommt.

    Auf deren Bedeutung bin ich auch sehr gespannt.

    Hallo simmilu :)


    es gibt solche speziellen Worte und Umschreibungen in den Dialekten - im Schwäbischen kenne ich viele Ausdrücke, die eine Situation oder Tätigkeit umschreiben, z.B. "no ned hudla" was so viel heißt wie : immer mit der Ruhe. ;) Ich wohne schon lange in Niedersachsen und vermisse diesen vertrauten Heimatdialekt immer noch.

    Einen Schriftsteller als Vater stelle ich mir eher schwierig vor - ich denke da z.B. an Thomas Mann, der für einige seiner Kinder (Golo, Monika, Michael) sehr problematisch war. Auch Richard war sicher kein immer einfacher Vater für Ivy, weil er viel mit sich selbst und seinen Werken beschäftigt war und ist. Joy scheint damit gut umgehen zu können, sie passt sich an, ohne sich dabei zu verlieren und nimmt ihn so, wie er ist, ohne ihn zu vergöttern. Das scheint mir die richtige Strategie bei solchen leicht egomanischen "Künstlertypen" zu sein.

    Für Ivy ist das nicht so einfach, weil zwischen ihr und Richard das Verschwinden von Lila steht, das bei beiden Spuren und Narben in der Seele hinterlassen hat, einen Abgrund hässlicher Bosheiten und unerfüllter Hoffnungen, die sie ratlos und einsam machten und eine innere Distanz aufbauten. Richard will und braucht einen Neuanfang mit Joy, verständlich nach so vielen Jahren. Für Ivy wird es nicht so einfach sein, sie wird erst eine Zukunft für sich finden, wenn sie die Vergangenheit für sich eingeordnet hat und vielleicht Worte oder Bilder für ihre Gefühle gefunden hat. Ihre Freude an diesen besonderen Worten hat auch ihren Ursprung in dieser inneren Unrast und seelischen Einsamkeit - alles was einen so schönen Namen hat, ist auch real und verdient es, gesehen zu werden. Daher tut ihr Jack auch so gut - er hat sie gesehen und auch einen Teil ihres Wesens erkannt, ohne dass sie ihm davon erzählt hat. Auf diese einfühlsame, behutsame Art kann er sie stabilisieren, und mit seiner Klugheit ihr sogar helfen, wenn sie es zulässt. Immerhin ist sein Name "Savant" - der Weise .;)

    Einmal editiert, zuletzt von Emmy ()

  • Einen Schriftsteller als Vater stelle ich mir eher schwierig vor - ich denke da z.B. an Thomas Mann, der für einige seiner Kinder (Golo, Monika, Michael) sehr problematisch war. Auch Richard war sicher kein immer einfacher Vater für Ivy, weil er viel mit sich selbst und seinen Werken beschäftigt war und ist.

    Naja, ich denke, dass sich bestimmt nicht alle Schriftsteller ähnlich verhalten, wie Thomas Mann. Und anders herum, ist es doch egal, welchen Beruf man hat, wenn man egomanisch veranlagt ist. Dann würde ich es schon besser finden, wenn mein Vater einen Beruf hat, der mich interessiert ;)

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Liebe gagamaus, liebe Emmy, liebe simmilu,


    ich freu mich, dass ihr gut in New York und Ivys Welt angekommen seid! :)


    Aber die unzähligen kleinen Geschichten sind überraschend und suggerieren, dass es eine Erklärung für alles geben könnte.

    Die gibt es auch. Immer. Nur wann - und ob - wir sie erfahren, das steht auf einem anderen Blatt.

    Mich haben diese ganzen Episoden des Verschwindens und Verlorengehens bei der Vorarbeit zu diesem Roman sehr in ihren Bann gezogen. Dieser Gedanke, dass es immer einen Grund, eine Erklärung gibt, wir ihn nur nicht unbedingt finden können - der hat für mich schon etwas Philosophisches, fast Transzendentes.

    Von dem Leben ihrer Mutter blieben Ivy nur Fragmente, Photos, die mehr verbergen als enthüllen, Schatten, Ahnungen, veränderlich wie das Meer.

    Das Meer ist eine tolle Assoziation zu Lila - da kommen wir sicher noch drauf zurück.

    Es beschäftigt Ivy immer und jeden Tag, was ich gut verstehen kann. Ich weiß zwar nicht, wie ich damit umgehen würde, aber soange dieser besagte Funken Hoffnung besteht....

    Das habe ich mich auch oft gefragt. Die Mutter zu verlieren ist an sich schon schlimm genug, überhaupt einen geliebten Menschen, und der Tod in seiner Endgültigkeit ist furchtbar - und doch ist die Ungewissheit noch viel schlimmer. Vielleicht gerade deshalb, weil immer ein Fünkchen Hoffnung bleibt, das sich aber nur so selten erfüllt.


    Es blieb nicht aus, dass ich mich für dieses Buch mit den Statistiken beschäftigt habe, und mir wurde ganz anders über den Zahlen, wie viele Menschen jedes Jahr verschwinden - und nie wieder auftauchen. Mir ist auch noch ein Walmart irgendwo in den USA in Erinnerung geblieben, der eine Wand mit Suchpostern verschwundener Kinder und Jugendlicher gepflastert hatte. Das ging mir damals sehr nahe.

    Ihre Freude an diesen besonderen Worten hat auch ihren Ursprung in dieser inneren Unrast und seelischen Einsamkeit - alles was einen so schönen Namen hat, ist auch real und verdient es, gesehen zu werden.

    Das finde ich einen schönen Gedanken. <3

    Daher tut ihr Jack auch so gut - er hat sie gesehen und auch einen Teil ihres Wesens erkannt, ohne dass sie ihm davon erzählt hat. Auf diese einfühlsame, behutsame Art kann er sie stabilisieren, und mit seiner Klugheit ihr sogar helfen, wenn sie es zulässt. Immerhin ist sein Name "Savant" - der Weise . ;)

    Schön, dass Dir das aufgefallen ist. :) Als ich nach einem Nachnamen für Jack suchte, wusste ich sofort, genau SO muss er heißen. (Wie ich auch sofort "Jack" für ihn im Kopf hatte, ein Name, ganz geradlinig und auf den Punkt.)


    Das Zweite sind die tollen Worte für Gefühlszustände und Situationen. So was finde ich schon immer faszinierend. Das fehlt im Deutschen doch fast völlig, oder. Fällt jemand ein Beispiel ein, dass es so was bei uns auch gibt? Nicht in einem Wort, oder?

    Ja, das begeistert mich auch. ich kenne das auch aus dem Türkischen. Im Deutschen fällt mir nichts dazu ein.

    Merkwürdig sind die Parallelen zu der Autorin Barbara Newhall Follett, deren Unterlagen Ivy durch einen seltsamen Zufall zu sehen bekommt.

    Auf deren Bedeutung bin ich auch sehr gespannt.

    Ich glaube, mindestens die Hälfte der besonderen Wörter in Ivys Sammlung kommen aus dem Japanischen. Da fand ich so viele, die zum Roman und seiner Thematik passen.

    Im Deutschen fällt mir spontan nur ein einziges Wort ein: Fernweh. Es gibt im Englischen zwar "Wanderlust", das häufig damit übersetzt wird, aber meinem Empfinden nach fehlt Wanderlust das Sehnsüchtige, Schmerzliche unseres Fernwehs ...


    Barbara Newhall Follett war übrigens das Saatkorn für diesen Roman. Ich bin über einen Online-Artikel über sie und ihr unerklärliches Verschwinden gestolpert und war sofort elektrisiert. Ursprünglich wollte ich ihre Geschichte erzählen, solo oder in eine Rahmenhandlung eingebettet, beide Varianten fand meine Lektorin jedoch nur so semi-gut. In einem ausführlichen Brainstorming schälte sich dann auf dieser Basis die Idee einer jungen Frau heraus, deren Mutter verschwunden ist: die Geschichte von Ivy und Lila, in der auch die Geschichte von Barbara Newhall Follett letztlich einen Platz bekommen hat.


    Noch ein Fun Fact am Rande: die auf S. 13/14 aufgezählten Fundstücke entstammen tatsächlicher Aufstellungen von New Yorker Fundbüros - das alljährliche Surfboard inbegriffen. :)

  • Im Deutschen fällt mir spontan nur ein einziges Wort ein: Fernweh.

    Stimmt, jetzt wo du es sagst. Es gibt bestimmt noch mehrere, wenn man genauer nachdenkt :)

    Barbara Newhall Follett war übrigens das Saatkorn für diesen Roman. Ich bin über einen Online-Artikel über sie und ihr unerklärliches Verschwinden gestolpert und war sofort elektrisiert.

    So etwas ist wirklich das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann !

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Einen Schriftsteller als Vater stelle ich mir eher schwierig vor - ich denke da z.B. an Thomas Mann, der für einige seiner Kinder (Golo, Monika, Michael) sehr problematisch war. Auch Richard war sicher kein immer einfacher Vater für Ivy, weil er viel mit sich selbst und seinen Werken beschäftigt war und ist.

    Naja, ich denke, dass sich bestimmt nicht alle Schriftsteller ähnlich verhalten, wie Thomas Mann. Und anders herum, ist es doch egal, welchen Beruf man hat, wenn man egomanisch veranlagt ist. Dann würde ich es schon besser finden, wenn mein Vater einen Beruf hat, der mich interessiert ;)

    Das sehe ich ählich wie du simmilu. Ich empfinde SchriftstellerIN eher als einen Beruf, der ideal für Eltern sein kann. Denn sie sind immer zuhause und können auch mal flexibel im Familienleben sein. Ich bin auf vielen Lesungen und immer wieder haben Autoren erzählt, dass sie zwar natürlich ihre "Schreibzeiten" haben und sich da auch zurückziehen, aber dass es dennoch ein Luxus ist, im Fall der Fälle immer für ihre Familie da sein zu können. Sind na nicht alle so kompliziert wie Mann oder Hemingway. ^^ Gibt das sicher in vielen Berufen. Ich finde jetzt Berufe schwieriger, in denen entweder kaum Zeit für die Familie bleibt oder durch einen psychisch anstrengenden Job die Familie belastet wird.


    Was sagst Du dazu, liebe NIcole?

    :lesen:





  • Barbara Newhall Follett war übrigens das Saatkorn für diesen Roman. Ich bin über einen Online-Artikel über sie und ihr unerklärliches Verschwinden gestolpert und war sofort elektrisiert.

    Genau so stelle ich mir das vor mit den zündenden Ideen für ein Buch. :)

    :lesen:





  • Ich bin auch angekommen, mit etwas Verspätung, aber ich hatte nicht gedacht, dass es solange dauert mit ner Gürtelrose. Habe immernoch Probleme und bin schnell erschöpft, dann schlafe ich beim Lesen ein.


    Der Auftakt zu dem Buch war je sehr traurig. Eine Mutter, die immer vergisst, dass ihr Kind etwas wichtiges macht, wobei sie gern jemanden hätte, der zuschaut. Aber sie wendet sich nur an die Mutter. Ich dachte erst, sie hätte gar keinen Vater und die Mutter lebt in einer anderen Welt. Zwar wird gesagt, dass sie beide Eltern mit deren Welten teilen muss, aber der Vater war ja scheinbar auch nicht da.

    Dann kommt der Hauptteil und auf einmal ist die Sicht eine andere. Seit die Mutter weg ist scheinen nur die netten Sachen geblieben zu sein, denn ohne das Vorwort würde man denken, dass eine liebevolle, sorgende Mutter gegangen ist. Der Vater gewinnt plötzlich an Raum und seine Freundin, die, obwohl nur wenig älter als Ivy, sich liebevoll kümmert. Aber Ivy hat sich eingeigelt. DAs ist ein großer Unterschied zu Momo, an die ich hier sofort denken musste. Sicher ist der Straßenkehrer eine Hommage an Momo und auch die Art, wie sie Geschichten für die verlorenen Dinge erfindet.

    Ich kann verstehen, dass sie gern die Zustände halten möchte, um so den Funken Hoffnung nicht zu verlieren, aber der Vater hat es wirklich verdient, wieder ein normales Leben zu führen. Es wird nie ganz normal sein. Der Schatten der verschwundenen Frau wird immer in seinem Leben bleiben, wenn es keine Aufklärung gibt, aber 13 Jahre sind eine lange Zeit und es wäre eigentlich auch für Ivy Zeit, in die Welt zurückzukehren. Vielleicht hilft ihr der junge Mann dabei, er scheint die richtige Taktik zu haben, um Ivy zu erreichen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rhea ()

  • Naja, ich denke, dass sich bestimmt nicht alle Schriftsteller ähnlich verhalten, wie Thomas Mann. Und anders herum, ist es doch egal, welchen Beruf man hat, wenn man egomanisch veranlagt ist. Dann würde ich es schon besser finden, wenn mein Vater einen Beruf hat, der mich interessiert ;)

    Immer wieder bedanken sich Autoren ganz besonders bei ihrer Familie, die in der Zeit, in der der Autor in seiner Welt lebt, auch damit leben müssen. Das kann sicher spannend sein, aber auch belastend, weil kein Platz für andere Probleme ist. Sicher ist da unterschiedlich, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht nur schön ist, die Eltern mit den Romanen teilen zu müssen. Die Arbeitsweise von Schriftstellern ist sicher unterschiedlich, aber ich kenne es auch von Programmierern, wenn sie tief in der Materie stecken, dann ist jede Unterbrechung eine Störung, die sie da raus reißt. Und der Vater ist sicher kein Egomane, bei der Mutter weiß ich es nicht. Ich wüsste aber gern, warum der Vater nicht bei der Aufführung war. Zuhause war er ja auch nicht.

    Mit der Mutter ist irgendetwas geschehen, denn sonst hat sie zwar vergessen, das für ihre Tochter war Wichtiges anstand, aber sie hat trotzdem was zu Essen gemacht. Etwas ist völlig anders. (Übrigens hat sie sich nie entschuldigt, warum? das hat nun mit Schreiben und in einer anderen Welt leben nichts zu tun). Ich muss immer an das Video denken, das mal im Netz kursierte über eine ältere Frau, die einkaufen ging und sich dann nicht mehr heimfand. Kann es eine Krankheit sein, oder hatte sie einen Entschluss gefasst und war deshalb so abwesend?

  • Hallo zusammen


    Ich bin auch endlich angekommen

    Am Wochenende war ich in Frankfurt auf der Buchmesse und konnte deshalb erst gestern ins Buch starten

    Und ich finde die Geschichte jetzt schon wunderschön

    Vor Allem diese besonderen Begriffe gefallen mir so gut, ich glaube, ich muss mir die Alle rausschreiben und in meinen Alltag einbauen


    Barbara Newhall Follett war übrigens das Saatkorn für diesen Roman. Ich bin über einen Online-Artikel über sie und ihr unerklärliches Verschwinden gestolpert und war sofort elektrisiert. Ursprünglich wollte ich ihre Geschichte erzählen, solo oder in eine Rahmenhandlung eingebettet, beide Varianten fand meine Lektorin jedoch nur so semi-gut. In einem ausführlichen Brainstorming schälte sich dann auf dieser Basis die Idee einer jungen Frau heraus, deren Mutter verschwunden ist: die Geschichte von Ivy und Lila, in der auch die Geschichte von Barbara Newhall Follett letztlich einen Platz bekommen hat.

    Sehr spannend, da bin ich gespannt was die Autorin mit Lilas Verschwinden zu tun hat

    Ich kann mir wirklich vorstellen, dass Ungewissheit schlimmer ist, als eine schlimme Wahrheit zu kennen



    Dagegen wirkt ihr Vater Richard fast monolithisch - schwer zu greifen und fast wie gefangen in seiner Aura von Legenden und Erfolg. Nun will er einen Neuanfang mit Joy, verständlich nach so vielen Jahren der Ungewissheit. Sein Leben wurde seziert und an die Öffentlichkeit gezerrt mit allen schmutzigen Details nach Lila`s Verschwinden. Von dem Leben ihrer Mutter blieben Ivy nur Fragmente, Photos, die mehr verbergen als enthüllen, Schatten, Ahnungen, veränderlich wie das Meer.

    Toll beschrieben

    Ich empfinde Richard fast zu kühl seiner Tochter gegenüber

    Joy mag ich sehr

    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

  • Hallo Rhea,


    schön, dass Du auch da bist - und Gürtelrose ist natürlich fies, ich wünsch Dir gute Besserung! <3



    Stimmt, jetzt wo du es sagst. Es gibt bestimmt noch mehrere, wenn man genauer nachdenkt

    Bestimmt gibt es die. :) Ich konnte nicht einmal alle besonderen, einzigartigen Wörter im Roman unterbringen, die ich vorab gesammelt hatte. Aber auch für mich war es auffällig, dass die japanischen überwogen.

    So etwas ist wirklich das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann

    Das ist der absolute Alptraum, ja.


    Naja, ich denke, dass sich bestimmt nicht alle Schriftsteller ähnlich verhalten, wie Thomas Mann. Und anders herum, ist es doch egal, welchen Beruf man hat, wenn man egomanisch veranlagt ist. Dann würde ich es schon besser finden, wenn mein Vater einen Beruf hat, der mich interessiert ;)

    Das sehe ich ählich wie du simmilu. Ich empfinde SchriftstellerIN eher als einen Beruf, der ideal für Eltern sein kann. Denn sie sind immer zuhause und können auch mal flexibel im Familienleben sein. Ich bin auf vielen Lesungen und immer wieder haben Autoren erzählt, dass sie zwar natürlich ihre "Schreibzeiten" haben und sich da auch zurückziehen, aber dass es dennoch ein Luxus ist, im Fall der Fälle immer für ihre Familie da sein zu können. Sind na nicht alle so kompliziert wie Mann oder Hemingway. ^^ Gibt das sicher in vielen Berufen. Ich finde jetzt Berufe schwieriger, in denen entweder kaum Zeit für die Familie bleibt oder durch einen psychisch anstrengenden Job die Familie belastet wird.


    Was sagst Du dazu, liebe NIcole?

    Ich weiß nicht einmal, ob ich so viel dazu sagen kann, weil es wohl so viele verschiedene Arten gibt, den Schriftstellerberuf auszuüben wie es sich auch in der Unterschiedlichkeit der Bücher widerspiegelt, die in den Läden liegen - wie es auch Rhea angemerkt hat. Ich selbst brauche die Stille zum Schreiben, eine feste Routine und insgesamt viel Ruhe. Andere Autoren schreiben am liebsten in trubeligen Cafés. Das ist ungefähr so, wie manche Autoren auf der Lesungsbühne erst so richtig aufleben, während die Introvertierten (wie ich) sich ewig vorbereiten müssen, weil es ihnen einfach nicht im Blut liegt, vor Menschen aufzutreten.
    Wie man ans Schreiben als solches heran- und mit dem Beruf umgeht, hängt vermutlich immer mit der jeweiligen Persönlichkeit zusammen.

    DAs ist ein großer Unterschied zu Momo, an die ich hier sofort denken musste. Sicher ist der Straßenkehrer eine Hommage an Momo und auch die Art, wie sie Geschichten für die verlorenen Dinge erfind

    Das hat meine Lektorin auch sofort gesagt, als sie das Exposé dann las. :) Mir war das erst einmal gar nicht bewusst. Für mich musste der einzige Freund, den Ivy hat, eine ähnliche Sicht auf die Welt haben - auf das, was so herumliegt und von den meisten anderen Menschen übersehen wird. Jemand, den sie auf ihren Streifzügen kennengelernt hat und ihm regelmäßig wieder begegnet. Und da kam dann auch schon Moe mit seinem Besen um die Ecke ... :)


    @ all


    Ich zögere noch, zu euren Gedanken und Überlegungen zu Richard und Lila was dazu zu schreiben, um nicht zu spoilern. Das mache ich aber auf jeden Fall dann, wenn ihr sie noch ein bisschen besser kennengelernt habt … :)

  • Vor Allem diese besonderen Begriffe gefallen mir so gut, ich glaube, ich muss mir die Alle rausschreiben und in meinen Alltag einbauen

    Also auf jeden Fall merke ich sie mir im Buch alle mit einem Zettelchen an. Ich möchte sie nochmal nachlesen, wenn ich fertig bin. Ob sie für mich alltagstauglich sind - wohl eher nicht.

    :lesen:





  • Hallo Inge78,


    ich freu mich, von Dir zu lesen!


    Vor Allem diese besonderen Begriffe gefallen mir so gut, ich glaube, ich muss mir die Alle rausschreiben und in meinen Alltag einbauen

    Also auf jeden Fall merke ich sie mir im Buch alle mit einem Zettelchen an. Ich möchte sie nochmal nachlesen, wenn ich fertig bin. Ob sie für mich alltagstauglich sind - wohl eher nicht.

    "Komorebi" hat auf jeden Fall jetzt einen festen Platz in meinem Wortschatz.


    Ich empfinde Richard fast zu kühl seiner Tochter gegenüber

    Der herzenswärmste Mensch ist er wirklich nicht :)

    Einmal editiert, zuletzt von Nicole C. ()

  • Es ist schön, wieder einmal in New York zu sein und so manches kommt mir doch bekannt vor.


    Der Anfang hat mich sehr berührt. Ich konnte Ivys Enttäuschung nachvollziehen, als ihre Mutter wieder einmal vergessen hat, was Ivy so wichtig war.


    Es muss wirklich schwer für Ivy gewesen sein, als ihre Mutter einfach so verschwunden ist, besonders da sie sich wegen der Enttäuschung nicht verabschiedet hat. Ich glaube es wäre besser, wenn Klarheit herrschen würde, was geschehen ist. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ivy hält sich an der Hoffnung fest und ich glaube nicht, dass ihr das wirklich guttut. Sie meidet andere Menschen, nur zu Moe hat sie einen engen Kontakt. Beide haben einen Verlust zu tragen und sind sich dadurch nahe. Ivys Suche nach den verlorenen Dingen ist in Wirklichkeit wohl eine Suche nach der Mutter.


    Ich hoffe, dass Ivy Jack eine Chance gibt. Er hat so eine Lebensfreude und Leichtigkeit an sich, die ihr wirklich guttäte.


    Ivys Vater hat wohl auch unter dem Verlust gelitten, denn obwohl er Beziehungen hatte und andere ihm geraten haben, einen Schlussstrich zu ziehen, hat er seine Frau nie für tot erklären lassen. Doch nun hat er wieder jemanden gefunden, mit dem er leben möchte. Joy ist eine wunderbare Person, die sich nie bei Ivy aufgedrängt hat. Trotzdem ist es wohl für Ivy ein Schock, dass er Lila nun abschreibt.

  • Trotzdem ist es wohl für Ivy ein Schock, dass er Lila nun abschreibt.

    Man kann es so sehen, aber ich sehe es anders. Er will weiter leben und dazu muss er diesen Schritt gehen. Wenn sie wieder auftauchen sollte, wären immernoch 13 Jahre vergangen und es ist ja nicht unmöglich, dass sie sich längst eine andere Existenz aufgebaut hat. Abschreiben klingt so nach vergessen, nach endgültig, aber das wird es nie sein, solange ihr Schicksal nicht geklärt ist. Es ändert sich eine bürokratische Sachlage.

  • Der möchte es jetzt auf eine Art erzwingen. Wenn er sie für tot erklären lässt, um wieder zu heiraten, dann könnte er vielleicht wirklich abschließen.

    Ich glaube nicht, dass er es erzwingen möchte. Es ist eine lange Zeit vergangen und irgendwann sollte man wieder ein "normales" leben führen, auch wenn der Verlust immer Thema bleibt, aber er sollte nicht das Leben bestimmen.

    So empfinde ich auch die erzählerische Stimmung wie eine Melodie aus vielen Motiven und Farben, ähnlich schillernd und geheimnisvoll wie das Mysterium der Erinnerungen.

    Das hast du schön ausgedrückt.

    Sein Leben wurde seziert und an die Öffentlichkeit gezerrt mit allen schmutzigen Details nach Lila`s Verschwinden.

    Richard stand in der Öffentlichkeit und dennoch muss es schwer für ihn gewesen sein, doch noch schlimmer war es für Ivy, die noch so jung war und alle schmutzigen Details mitbekommen hat.

    Sind na nicht alle so kompliziert wie Mann oder Hemingway.

    Aber bei Richard hatte ich eigentlich gleich so einen Hemingwy vor Augen.