02 - Kapitel 7 – Kapitel 16 (Seiten 72-146)

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  • Hier könnt Ihr zum zweiten Abschnitt von Kapitel 7 – Kapitel 16 (Seiten 72-146) schreiben.


    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    :lesen:





  • Also nach 13 Jahren will Ivy nochmal einen Anlauf nehmen. Nun gut, andere Sichtweise, andere Mittel, die zur Verfügung stehen und der Wunsch, mehr über die Mutter zu erfahren. Das ist verständlich. Der Vater scheint mir gar nicht so kühl, wie einige hier geschrieben haben. Ich denke es muss furchtbar gewesen sein, als Mörder verdächtigt zu werden und eigentlich diesen Anwurf nie völlig beseitigen zu können. Was wäre, wenn jedes Details meines Lebens in die Öffentlichkeit gezerrt würde, wollte ich so nackt vor der Welt stehen? Das alles zu überstehen und dabei immer noch an die Tochter denken. Er liebt seine Tochter sehr. Den Wunsch von ihr, noch mal eine Zeit zu warten, nur weil die Tochter diese Zeit braucht, fand ich schon ganz schön happig und er stimmt zu sicher wissend, dass er das auch Joy erklären muss. ("Herr K. wartete auf etwas einen Tag, dann eine Woche, dann noch einen Monat. Am Schlusse sagte er: "Einen Monat hätte ich ganz gut warten können, aber nicht diesen Tag und diese Woche.")


    Warum hat sich eigentlich niemand um die Psyche Ivys gekümmert? Diese Selbstbestrafungen sind ja fürchterlich, damit trägt sie einen Packen mit sich rum, der schwer abzulegen sein wird. Selbst Jack gegenüber oder gerade ihm gegenüber. Ich kann schon verstehen, dass das Kind sich die Schuld gibt am Verschwinden der Mutter, ebenso wie der Mann sich schuldig fühlt, weil er vielleicht hätte eher zu hause sein können, aber das muss doch behandelt werden. Sie ist doch jetzt eine erwachsene Frau. Gruslig was sie sich da angetan hat. Und dann weiß niemand was über ihre Vergangenheit? Das kommt mir schon komisch vor. Wenn die Vergangenheit des Mannes auseinandergenommen wurde, wieso nicht auch ihre? Normalerweise kommt auch die Familie doch näher zusammen, dort würde ich sie vielleicht nicht zuerst aber doch suchen?

    Die Idee, in ihrer Vergangenheit zu suchen ist eigentlich naheliegend, oder?

    Nun, es scheint so, als ob immer nur der Focus auf der Suche nach ihr lag, nicht auf der Erforschung ihrer Persönlichkeit, was ziemlich unverständlich ist für mich. Wenn sie eine beste Freundin hatte, die sich abgewendet hat als sie ihr den Freund weggeschnappt hat, dann würde ich sie doch auch dort suchen, bei einem Neuanfang wäre dort doch ein idealer Ansatz. Also dass da so viel unversucht geblieben ist.....


    Die Treffen mit Jack sind nun ja, Erholung von dem Bedrückenden Alltag Ivys und sie bringen Hoffnung. Allerdings muss er wohl viel Geduld aufbringen. Er ist mir schon fast zu gut. Mal sehen wie das weitergeht.

  • Deine Fragen und Eindrücke hatte ich auch, liebe Rhea . Da sind so viele Baustellen, so viele Fragen und Verletzungen, dass ich mich schon beim Lesen fühlte wie in einem Labyrinth, wenn die Dunkelheit sich über die Felder senkt - gleichzeitig fasziniert und angstvoll, nicht wissend, welcher Weg der "richtige" ist, wenn es denn überhaupt einen gibt, der mich an irgendein Ziel führt. Es gibt ja immer mehr als eine Wahrheit, im Grunde sind es so viele Sichtweisen wie Personen, die in der einen oder anderen Art mit Lila zu tun hatten. Jeder fügt ein kleines Mosaiksteinchen hinzu, eine weitere Facette in das Bild ein, das dennoch nie dem entsprechen wird, wer Lila war, die Komplexität einer Persönlichkeit ist nie vollständig erfassbar.

    Ivy sucht Orte und Menschen auf, die vom Leben ihrer Mutter erzählen, eine Zeitreise der individuellen Erinnerungen. Sie sucht verzweifelt nach einem verlässlichen Kompass in diesem Labyrinth ihrer Ängste und Schuldgefühle und der vielen Fragen, die ihr dennoch keiner beantworten kann. Das belastet auch die vorsichtige Annäherung an Jack - Ivy`s Ängste kapseln sie ein, sie kann kein Vertrauen aufbauen, keine emotionale Nähe ertragen. Sie braucht und sucht Wörter, Begriffe für Dinge und Gefühle von schwebender, schwer fassbarer Konsistenz , angesiedelt im Zwischenreich von Realität und Vorstellung, Greifbarkeit und Imagination - vielleicht weil sie noch keine Wörter und Begriffe für sich und ihre verwirrenden Gefühle gefunden hat, Erst wenn es ein Wort dafür gibt, wird ein Geheimnis real.

  • Mir ist ein zweites zentrales Thema des Romans aufgefallen - das Schreiben an sich, die inneren Kämpfe, Zweifel, Rückschläge, der Widerspruch zwischen notwendigen Grenzüberschreitungen und materiellen Aspekten, wenn man sich entscheidet, das Schreiben zum Beruf zu machen.

    Das ist tatsächlich ein schwieriges Thema, der Autorenberuf wird oft nicht als vollwertig anerkannt, es ist immer eine Gratwanderung zwischen Anpassung an den Geschmack der Leser und den persönlichen Impulsen, warum man überhaupt schreiben muss. Kreative Arbeit wird oft am kommerziellen Erfolg gemessen, aber sagt das wirklich was über den Wert eines Kunstwerks aus, sei es nun ein Gemälde, ein Objekt, ein Musikstück oder ein Text?

    Richard, Lila und Vivien haben jeweils verschiedene Wege gewählt für ihr Talent, das können wir auch an ihren späteren Situationen erkennen, nachdem sich ihre Wege getrennt hatten.

    Richard hat sich durchgekämpft, Rückschläge durchgestanden und seinen Weg gemacht, Vivien hat sich irgendwann den Vorlieben ihrer Leser angepasst, während Lila sich schutzlos aiusgeliefert hat und daran seelisch irgendwann zerbrochen ist. Bei ihr fallen auch die Verwandlungen auf, optisch und im Verhalten. Es wirkt wie eine Auslöschung des früheren Ichs, als wäre das Leben ein Theaterstück und sie würde eine neue Rolle einstudieren. Gab es in ihr kein inneres Zentrum, das sie getragen hat, keinen Ort der Geborgenheit, keine Gewissheiten, die ihr Halt gaben? Sie wechselte ihre Farben und Formen und hat sich selbst dabei verloren.

  • Der Vater scheint mir gar nicht so kühl, wie einige hier geschrieben haben. Ich denke es muss furchtbar gewesen sein, als Mörder verdächtigt zu werden und eigentlich diesen Anwurf nie völlig beseitigen zu können. Was wäre, wenn jedes Details meines Lebens in die Öffentlichkeit gezerrt würde, wollte ich so nackt vor der Welt stehen? Das alles zu überstehen und dabei immer noch an die Tochter denken. Er liebt seine Tochter sehr.

    Ich freu mich sehr, dass Du ihn so empfindest. :)


    Warum hat sich eigentlich niemand um die Psyche Ivys gekümmert? Diese Selbstbestrafungen sind ja fürchterlich, damit trägt sie einen Packen mit sich rum, der schwer abzulegen sein wird. Selbst Jack gegenüber oder gerade ihm gegenüber. Ich kann schon verstehen, dass das Kind sich die Schuld gibt am Verschwinden der Mutter, ebenso wie der Mann sich schuldig fühlt, weil er vielleicht hätte eher zu hause sein können, aber das muss doch behandelt werden. Sie ist doch jetzt eine erwachsene Frau.

    Auf S. 39 habe ich kurz erwähnt, dass Ivy nach dem Verschwinden ihrer Mutter in Behandlung war.

    Das Problem bei selbstzerstörerischem Verhalten von Teenagern und jungen Erwachsenen: man bekommt es nicht zwangsläufig mit, die sind sehr findig darin, das für sich zu behalten.


    Und dann weiß niemand was über ihre Vergangenheit? Das kommt mir schon komisch vor. Wenn die Vergangenheit des Mannes auseinandergenommen wurde, wieso nicht auch ihre? Normalerweise kommt auch die Familie doch näher zusammen, dort würde ich sie vielleicht nicht zuerst aber doch suchen?

    Die Idee, in ihrer Vergangenheit zu suchen ist eigentlich naheliegend, oder?

    Sobald die Behörden keinerlei Hinweise finden, dass ein Verbrechen vorliegt, endet die Suche nach verschwundenen Erwachsenen. Weil dann davon auszugehen ist, dass derjenige aus freien Stücken gegangen ist.


    Es gibt ja immer mehr als eine Wahrheit, im Grunde sind es so viele Sichtweisen wie Personen, die in der einen oder anderen Art mit Lila zu tun hatten. Jeder fügt ein kleines Mosaiksteinchen hinzu, eine weitere Facette in das Bild ein, das dennoch nie dem entsprechen wird, wer Lila war, die Komplexität einer Persönlichkeit ist nie vollständig erfassbar.

    Genau das wollte ich rüberbringen: unterschiedliche Perspektiven auf Lila, die uns nach und nach Einblicke in ihr Leben und sie als Person geben, verwoben mit den Erinnerungen von Ivy und Richard.

    Sie braucht und sucht Wörter, Begriffe für Dinge und Gefühle von schwebender, schwer fassbarer Konsistenz , angesiedelt im Zwischenreich von Realität und Vorstellung, Greifbarkeit und Imagination - vielleicht weil sie noch keine Wörter und Begriffe für sich und ihre verwirrenden Gefühle gefunden hat,

    Das ist ein toller Gedanke. :)


    Mir ist ein zweites zentrales Thema des Romans aufgefallen - das Schreiben an sich, die inneren Kämpfe, Zweifel, Rückschläge, der Widerspruch zwischen notwendigen Grenzüberschreitungen und materiellen Aspekten, wenn man sich entscheidet, das Schreiben zum Beruf zu machen.

    Das war für mich auch mit das Fundament des Romans: von unterschiedlichen Arten, sich künstlerisch auszudrücken, zu erzählen. Von unterschiedlichen Wegen, die Kunst zu leben, bestimmt nicht allein von Talent und Willen, sondern auch von der Persönlichkeit und den Umständen.


    Ich mag Deine Gedanken zu Lila sehr <3

    Einmal editiert, zuletzt von Nicole C. ()

  • Ivy will nochmal versuchen etwas über ihre Mutter herauszufinden - nach 13 Jahren. Deshalb bittet sie ihren Vater noch etwas damit zu warten, die Mutter für Tod erklären zu lassen und er willigt ein ! Ich finde es enorm und ein großer Liebesbeweis, seitens des Vaters, dass er das für Ivy tut. Sie hätte es schließlich auch schon vorher tun können und ausgerechnet jetzt, wo er sich dazu durchgerungen hat, hält sie ihn zurück. Sie haben es alle beide noch längst nicht verarbeitet. Auch Richard hat nach wie vor seine Schwierigkeiten bei dem Thema Lila und ich kann verstehen, dass er auch mal unleidlich bei dem Thema wird.


    Ivy trifft sich mit einer alten Freundin ihrer Mutter und befragt sie zu deren Verschwinden. Während ich Vivien so zuhörte, wie sie erzählte, konnte ich mir nicht klar darüber werden, wie ich sie einschätzen sollte. Sie klang verbittert, neidisch, missgünstig, freundlich - alles auf einmal. Ich fand sie irgendwie komisch, oder vielleicht war es auch nur die Art, wie sie geredet hat, ich weiß es immer noch nicht.


    Ivy und Jack kommen sich immer näher und ich bin erstaunt darüber, wie schnell sie ihn an sich heran lässt...Er ist das genaue Gegnteil von ihr und alles was er macht, oder sagt, ist offenbar richtig. Für mich fast schon zu perfekt. Mal sehen, wo das hinführt.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Der Vater scheint mir gar nicht so kühl, wie einige hier geschrieben haben.

    Im 2. Abschnitt ist er nicht mehr ganz so, das stimmt. Im 1. erschien er noch so :)

    Er liebt seine Tochter sehr. Den Wunsch von ihr, noch mal eine Zeit zu warten, nur weil die Tochter diese Zeit braucht, fand ich schon ganz schön happig und er stimmt zu

    Das sehe ich genauson wie du. Es ist viel, was die Tochter verlangt und er tut es für sie. Wie sagt man in Filmen immer so schön : Wenn man begriffen hat, das die Zukunft jetzt beginnt, möchte man keine Minute mehr länger warten.

    Er ist mir schon fast zu gut. Mal sehen wie das weitergeht.

    Meine Worte sind fast identisch mit deinen :)

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Während ich Vivien so zuhörte, wie sie erzählte, konnte ich mir nicht klar darüber werden, wie ich sie einschätzen sollte. Sie klang verbittert, neidisch, missgünstig, freundlich - alles auf einmal.

    Ich hatte gehofft, dass diese ganze Bandbreite so rüberkommen würde. Ivys Spurensuche berührt nicht nur bei ihr selbst wunde Punkte.

  • Was mich ein wenig generell ärgert ist die Meinung, dass Frauen es eben schwerer haben und man von ihnen die Liebesgeschichten erwartet. Sie macht das aber um Geld zu verdienen und es gibt also ein großes Leserfeld dafür. Es gibt ja auch Männer, die unter Pseudonym Frauenromane schreiben. Sie hat sich des Geldes wegen arrangiert.

    Wir hatten das Thema ja hier schon und ganz besonders beim HUGO. Bei dem höchsten Preis der SF und Fantasy haben diesmal NUR Frauen abgesahnt. Da haben die Männer schon vor Jahren gefragt warum und es gab sogar eine Bewegung gegen diese Tendenz (die schon einige Jahre andauert, wir haben vor kurzem die Auswertung von Hardy Kettlitz gehört, der die Preisträger des HUGO von Anfang an in Büchern festgehalten hat). Diese Boykotteure hatten keine Chance. Sie haben versucht mit Wahlbetrug das Ergebnis zu ändern und sind gescheitert.

    Ich sage immer, es sind doch auch die Frauen, die mit entscheiden können. Wenn also sich männliche Autoren besser durchsetzen können (scheinbar) dann liegt es doch an denen, die sie kaufen und lesen. Es gibt genug Autorinnen´(auch wenn das in Deutschland in der SF noch nicht so viele sind, die gehen meist in die Fantasy-warum?), man kann sie also lesen und für Preise vorschlagen.Wir haben ja jetzt das Internet!

    Also dieses etwas weinerliche Selbstmitleid fand ich nicht schön.

    Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es schwer ist, zu schreiben, wenn der Mann so erfolgreich ist. Dann stellt man vielleicht auch an sich selbst sehr hohe Anforderungen und möchte nicht aus Gunst für den Ehemann veröffentlichen. Es ist wie bei Pfarrern, die eine Ehefrau (oder eine Haushälterin) brauchen, die ihnen den Rücken frei hält.

    Gewundert hat mich, dass sie Joy ziemlich gut beschreibt. Aber vielleicht ist es wirklich dieser Typ Frau, den ein erfolgreicher Mann braucht? Jemand muss sich um die banalen Dinge des Alltags kümmern.

    Vivien trauert, glaube ich, um sich selbst, um das was sie hätte sein können, wenn sie sich selbst treu geblieben wäre, gleichzeitig weiß sie, dass sie mit Richard nie glücklich geworden wäre und dass sie ein Leben an der Grenze zum Existenzminimum auch nicht will.

    Zwei Seelen wohnen, ach , in ihrer Brust...

  • Sobald die Behörden keinerlei Hinweise finden, dass ein Verbrechen vorliegt, endet die Suche nach verschwundenen Erwachsenen. Weil dann davon auszugehen ist, dass derjenige aus freien Stücken gegangen ist.

    Ich denke aber, bevor man ein Verbrechen ausschließt, muss man doch alles untersucht haben. Scheinbar hatte sich die Polizei auf den Ehemann eingeschossen. Sie hätten doch merken müssen, dass in der Vergangenheit der Frau etwas gewesen sein muss, wenn sie nicht davon erzählt hat. Wenigstens die Verwandten der Frau hätte man doch befragen müssen. Es hätte ja ein Motiv in der Vergangenheit liegen können oder nicht?

  • Was mich ein wenig generell ärgert ist die Meinung, dass Frauen es eben schwerer haben und man von ihnen die Liebesgeschichten erwartet. Sie macht das aber um Geld zu verdienen und es gibt also ein großes Leserfeld dafür. Es gibt ja auch Männer, die unter Pseudonym Frauenromane schreiben. Sie hat sich des Geldes wegen arrangiert.

    Wir hatten das Thema ja hier schon und ganz besonders beim HUGO. Bei dem höchsten Preis der SF und Fantasy haben diesmal NUR Frauen abgesahnt. Da haben die Männer schon vor Jahren gefragt warum und es gab sogar eine Bewegung gegen diese Tendenz (die schon einige Jahre andauert, wir haben vor kurzem die Auswertung von Hardy Kettlitz gehört, der die Preisträger des HUGO von Anfang an in Büchern festgehalten hat). Diese Boykotteure hatten keine Chance. Sie haben versucht mit Wahlbetrug das Ergebnis zu ändern und sind gescheitert.

    Ich sage immer, es sind doch auch die Frauen, die mit entscheiden können. Wenn also sich männliche Autoren besser durchsetzen können (scheinbar) dann liegt es doch an denen, die sie kaufen und lesen. Es gibt genug Autorinnen´(auch wenn das in Deutschland in der SF noch nicht so viele sind, die gehen meist in die Fantasy-warum?), man kann sie also lesen und für Preise vorschlagen.Wir haben ja jetzt das Internet!

    Henne oder Ei. Wird eine bestimmte Art von Romanen am meisten gekauft, weil es die Leserinnen einfach lesen wollen - oder weil es das ist, was nach Vorauswahl durch Agenten, Verlage, Buchhandlungen, Platzierungen bei Amazon etc. am besten sichtbar ist?

    Ich würde jede Wette halten, dass die meisten Autorinnen schon Diskussionen hatten, inwieweit Elemente eines Projekts für die Zielgruppe der weiblichen Leserschaft taugen, spätestens bei Cover und Titel, zumindest die in Publikumsverlagen. Bei SF und Indie-Labels kenne ich mich zu wenig aus.


    Mir ging es auch gar nicht darum, Vivien eine unumstößliche Behauptung aufstellen zu lassen. Aber ein Thema, das im Literaturbetrieb immer wieder diskutiert wird, durch ihren Mund in den Raum zu stellen. Um vielleicht darüber nachzudenken, es zu hinterfragen und dem auch gerne zu widersprechen.

    Übrigens finde ich es völlig in Ordnung, sich an Vivien zu reiben oder sich sogar über sie zu ärgern. Wie über andere Personen dieser Geschichte vielleicht auch. Alle lieb und verständnisvoll und grundsympathisch zu zeichnen, denen Ivy begegnet - das hätte ich unglaubwürdig gefunden und mich auch gar nicht interessiert.
    (Und ob mit der Schachfigur der bösen Königin zu Beginn dieses Romanteils nun Vivien oder Lila gemeint ist oder womöglich beide, lasse ich mal offen. ;) )


    Gewundert hat mich, dass sie Joy ziemlich gut beschreibt. Aber vielleicht ist es wirklich dieser Typ Frau, den ein erfolgreicher Mann braucht? Jemand muss sich um die banalen Dinge des Alltags kümmern.

    Ich fand das ganz spannend, dass Vivien Richard damals offenbar sehr gut einzuschätzen gelernt hat - während er sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnert.


    Vivien trauert, glaube ich, um sich selbst, um das was sie hätte sein können, wenn sie sich selbst treu geblieben wäre, gleichzeitig weiß sie, dass sie mit Richard nie glücklich geworden wäre und dass sie ein Leben an der Grenze zum Existenzminimum auch nicht will.

    Zwei Seelen wohnen, ach , in ihrer Brust...

    Definitiv!



    Scheinbar hatte sich die Polizei auf den Ehemann eingeschossen.

    Reine statistische Wahrscheinlichkeit wie Erfahrungswerte: in den allermeisten Fällen war es der gegenwärtige oder frühere Partner.



    Sie hätten doch merken müssen, dass in der Vergangenheit der Frau etwas gewesen sein muss, wenn sie nicht davon erzählt hat. Wenigstens die Verwandten der Frau hätte man doch befragen müssen. Es hätte ja ein Motiv in der Vergangenheit liegen können oder nicht?

    Unbenommen. Und trotzdem hätte es einen konkreten Verdacht, eine Spur geben müssen. Sonst bleibt nur der Schluss übrig, dass es ein freiwilliges Verschwinden war - und damit Privatsache der Silvergrens. Deshalb Richards Telefoniererei und der private Ermittler …

    Ich hätte bestimmt ausführlicher darauf eingehen können, was wie lange in welcher Form unternommen worden ist. Mir persönlich hätte das den Text überfrachtet, und ich hielt es auch für besser, im weiteren Verlauf des Romans immer mal noch auf jene Zeit Bezug zu nehmen (z.B. hinsichtlich der Verwandten). Und ich muss auch gestehen: mir war immer die emotionale Seite dieses Verlusts wichtiger als die faktische.

    Einmal editiert, zuletzt von Nicole C. ()

  • Ich hätte bestimmt ausführlicher darauf eingehen können, was wie lange in welcher Form unternommen worden ist. Mir persönlich hätte das den Text überfrachtet, und ich hielt es auch für besser, im weiteren Verlauf des Romans immer mal noch auf jene Zeit Bezug zu nehmen (z.B. hinsichtlich der Verwandten). Und ich muss auch gestehen: mir war immer die emotionale Seite dieses Verlusts wichtiger als die faktische.

    Danke für diese Sicht. Das kann ich gut verstehen. Mich wundert eben, dass 13 Jahre vergehen bevor jemand sich mit dem Hintergrund der Frau beschäftigt hat. Für uns ist das ja gut, wir können aktuell dabei sein bei Ivys Ermittlungen, die vermutlich besser sind als die eines Privatdetektivs, da ein persönliches Interesse dahinter steht.

  • Ivy will mehr über ihre Mutter erfahren und hofft sogar, sie zu finden. Ihr Vater ist davon gar nicht so begeistert. Er gibt ihr zwar noch etwas Zeit, aber ihre Fragen gehen ihm immer mehr gegen den Strich. Man merkt aber auch bei ihm, dass er bisher die Sache noch nicht abgeschlossen hat. Anfangs hat man ihn ja wirklich sehr durchgedreht und immer war da der Verdacht, dass er etwas mit dem Verschwinden zu tun hat. Joy wird es nicht leicht haben, sie wird immer an zweiter Stelle stehen. Daher wünsche ich sowohl für Ivy als auch für ihren Vater, dass sie endlich erfahren, was geschehen ist.


    Ivy hat sich lange Schmerzen zugefügt, um überhaupt etwas zu spüren. Doch es scheint so, als hätte es nicht geholfen.

    Jack wirkt so losgelöst, aber auch er hatte ein Päckchen zu tragen. Umso schöner finde ich es, dass sich Ivy und er so gut verstehen und sich an den gleichen Dingen erfreuen können. Obwohl sie glücklich ist da oben auf dem Empire State Building, hält sie Jack immer noch auf Distanz und erzählt kaum etwas über sich.


    Ivy wendet sich noch einmal an die Kontakte Lilas von früher. Lila scheint eine sehr vielschichtige Persönlichkeit gewesen zu sein.


    Ob Ivy in Maine mehr herausfinden wird?

  • Ich fand das ganz spannend, dass Vivien Richard damals offenbar sehr gut einzuschätzen gelernt hat - während er sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnert.

    Vielleicht erfüllt Richard ja das typische Klischee des erfolgreichen Mannes...jedenfalls seitdem er Erfolg hat. Jedefalls scheint sich Vivien irgendwann einmal eine ganze Menge Gedanken zu Richard und Lila gemacht zu haben....

    Ivy hat sich lange Schmerzen zugefügt, um überhaupt etwas zu spüren. Doch es scheint so, als hätte es nicht geholfen.

    Ich denke schon, dass Ivy schon ein Stück weiter ist. Immerhin lässt sie Jack etwas an sich heran ! Es fällt ihr zwar nicht leicht, aber sie lässt es dennoch zu und ist gewillt sich mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen. Das ist doch eigentlich schon viel, für jemand wie sie :)

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Die Treffen mit Jack sind nun ja, Erholung von dem Bedrückenden Alltag Ivys und sie bringen Hoffnung. Allerdings muss er wohl viel Geduld aufbringen. Er ist mir schon fast zu gut. Mal sehen wie das weitergeht.


    Ivy und Jack kommen sich immer näher und ich bin erstaunt darüber, wie schnell sie ihn an sich heran lässt...Er ist das genaue Gegnteil von ihr und alles was er macht, oder sagt, ist offenbar richtig. Für mich fast schon zu perfekt. Mal sehen, wo das hinführt.

    Ja; Jack ist der Traummann. Auf jeden Fall für Ivy (für uns Leserinnen vielleicht auch ;)).

    Für mich ist er erstens sehr einfühlsam. Er spürt, dass Ivy wie ein scheues "Reh" ist und er langsam und geduldig und verständnisvoll sein muss.

    Und er ist für mich auch einfach der richtige Deckel für den Topf von Ivy. So was gibt es. 8o


    Und wie Rhea sagt, er ist Erholung in dieser Geschichte. Etwas durch und durch Positives. Eben deshalb wird Ivy bei Jack so schnell "mürbe". Mir gefällt das und ich finde es auch nicht too much.

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  • Auf S. 39 habe ich kurz erwähnt, dass Ivy nach dem Verschwinden ihrer Mutter in Behandlung war.

    Das Problem bei selbstzerstörerischem Verhalten von Teenagern und jungen Erwachsenen: man bekommt es nicht zwangsläufig mit, die sind sehr findig darin, das für sich zu behalten.

    In Amerika ist es ja gängig, dass man "immer" einen Psychologen zur Hand hat und den regelmäßig mal aufsucht. Die erste Freundin meines Ältesten hat seit Kindertagen wegen elterlicher Trennung immer wieder eine Psychologin aufgesucht und tut das noch heute bei Problemen oder einfach anstrengenden Lebensphasen. Das ist in den USA ja nichts Ungewöhnliches. Wobei ich denke, mit ihrer Selbsttherapie - der Suche - ist sie auf dem richtigen Weg.

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  • Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es schwer ist, zu schreiben, wenn der Mann so erfolgreich ist. Dann stellt man vielleicht auch an sich selbst sehr hohe Anforderungen und möchte nicht aus Gunst für den Ehemann veröffentlichen. Es ist wie bei Pfarrern, die eine Ehefrau (oder eine Haushälterin) brauchen, die ihnen den Rücken frei hält.

    Ivys Vater ist ja erfolgreich mit "gehobener" Literatur. Mich stört vor allem, dass manche Genres so pauschal abgewertet werden. Und im Gegenzug die Literatur das non plus Utra ist und wenn man sie nicht liest - oder schreibt - dann zählt man als Leserin - oder Autorin - gar nicht. Da krieg ich immer "Hautausschlag" von diesen Verallgemeinerungen. Es gibt einige Genres, die ich nicht gerne lese. Aber deshalb haben sie genauso ihre Berechtigung und es gibt wie überall gute und schlechte Bücher.


    Wir hatten das Thema ja hier schon und ganz besonders beim HUGO. Bei dem höchsten Preis der SF und Fantasy haben diesmal NUR Frauen abgesahnt

    Oh, das klingt spannend. Wo habt ihr denn darüber diskutiert? Das würde ich gerne nachlesen. Und wie erfreulich, dass NUR Frauen abgesahnt haben. Die müssen ja noch einiges nachholen, wenn man in die Vorjahre guckt.

    Es gibt ja auch Männer, die unter Pseudonym Frauenromane schreiben

    Aber unter Pseudonym.

    So was finde ich Schwachsinn. Zu den erfolgreichsten Autoren im Liebesroman-Bereich gehören doch Männer wie Nicholas Sparks.

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  • Jack hat auf jeden Fall die einfühlsame Klugheit, bei Ivy auch Wesenszüge zu erkennen, die sie nicht so leicht offenbart. Ich dachte mir auch, die meisten Männer hätten bei ihrem manchmal abweisenden Verhalten längst das Weite gesucht, komplizierte Frauen mögen die wenigsten, das ist zumindest meine Erfahrung. ;)

    Mit Jack kann Ivy Orte besuchen, die Spuren und Zeichen der Vergangenheit bewahren, Museen, Naturkundearchive, skurrile Funde, die konserviert Zeugnis ablegen von ihrem vielschichtigen Leben. Es ist ein Arsenal der unfassbaren Formenvielfalt und der Spielarten von Natur und Evolution.Jack versteht Ivy`s Bedürfnis nach solchen Spuren intuitiv, daher tut er ihr gut. Jack berührt auch mit Ivy die dunkle Materie, die sie zu verschlingen droht, zunächst nur indirekt und auf einer Metaebene, aber er scheint auch diese Abgründe der Angst bei ihr zu ahnen. Mich hat es auch sehr erschüttert, von ihrem selbstverletzenden Verhalten zu erfahren. Wie stark müssen der seelische Druck und die psychischen Qualen und Ängste bei ihr sein, wenn sie diese nur durch massive körperliche Schmerzen aushalten kann ?