04 - Kapitel 23 – Kapitel 33 (Seiten 213-290)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 3.773 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nicole C..

  • Hier könnt Ihr zum vierten Abschnitt von Kapitel 23 – Kapitel 33 (Seiten 213-290) schreiben.


    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    :lesen:





  • Natürlich bleibt Ivy in Maine und so langsam gewöhnt sie sich dort ein. Tagsüber arbeitet sie im Imbiss ihres Großvaters, der zwar immernoch der "Grantler" ist, aber so ganz langsam bekommt seine störrische ungeschliffene Fassade Risse.

    Endlich lesen wir etwas von Lilas Kindheit und warum Richard, nach dem Verschwinden Lilas, den Kontakt nach Maine abgebrochen hat...Ehrlich gesagt, habe ich beides nicht verstanden - das Ivy aus Maine wegwollte, um mehr aus ihrem Leben zu machen, alles gut, aber das sie nicht mehr kommen wollte, weil Sam ihr peinlich war, deshalb muss man doch nicht gleich den Kontakt zur ganzen Familie abbrechen. Immerhin gab es ja noch Ivy....Und Louise hat es doch nur gut gemeint, als sie damals anbot, Ivy zu sich zu nehmen....sind das ehrlich alle Gründe gewesen, oder gibt es da noch etwas schwerwiegenderes ?


    Ich bin mir auch nicht sicher, ob es Ivy geholfen hätte in der Zeit nach Lilas Verschwinden nicht bei ihrem Vater zu sein. Vielleicht am Anfang schon, aber vielleicht hätten sie die Schuldgefühle sie irgendwann so richtig eingeholt. Mir gefällt es, wie Ivy die Dinge von allen Seiten betrachtet und sich nicht von einer Sichtweise leiten lässt. Sie hätte auch böse auf ihren Vater sein können, weil er ihr die Chance verwehrt hat, in Maine etwas unbelasteter zu Leben.


    Sam gefällt mir sehr ! Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten - sie können manchmal ruhig auch etwas größer sein :)

    Letztlich tragen er und Ivy ,zum Teil, die selben Wunden in sich und vielleicht können sie sich gegenseitig dabei helfen sie endlich heilen zu lassen. Es macht viel Freude zu lesen, wie die beiden sich ganz langsam annähren <3

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Sam gefällt mir sehr ! Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten - sie können manchmal ruhig auch etwas größer sein :)

    Letztlich tragen er und Ivy ,zum Teil, die selben Wunden in sich und vielleicht können sie sich gegenseitig dabei helfen sie endlich heilen zu lassen. Es macht viel Freude zu lesen, wie die beiden sich ganz langsam annähren <3

    Mir gefällt er auch sehr gut ;) Menschen, die auch mal ihre schlechte Laune zeigen, waren mir schon immer näher und kommen mir ehrlicher vor als die ewig Gutgelaunten.

    Bei Sam hat es eine lange Vorgeschichte, dass er heute so lebt und ein wenig zum Einsiedler geworden ist. Seine Familie ist ihm entglitten und nach dem Tod von Nancy wurden ihm auch die Töchter fremd. Wahrscheinlich wollte er immer nur das Beste für sie alle, aber als er dann spürte, dass sie sich zu ganz eigenen, komplexen Persönlichkeiten entwickeln, fühlte er sich hilflos und überfordert und hat deshalb mürrisch und abweisend reagiert. Die subtile Symbolik ihrer Namen Lila und Violet beschreibt auch ein wenig ihre Wesenszüge. Es sind beides Mischfarben zwischen rot und blau - oder auf einer metaphorischen Ebene zwischen Leben und Traum - und eine der Schwestern (Violet) wählte ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und die andere (Lila) den womöglich selbstzerstörerischen Traum? Als Ivy die früheren Zimmer der Schwestern in Sam`s altem Holzhaus sieht, spürt sie noch in allen Winkeln den Atem und die Spuren der Vergangenheit. Bei Violet sind viele Sachen noch da, lebendig geblieben und präsent, während bei Lila scheint ihr damaliges Leben verlöscht zu sein, getilgt aus den Erinnerungen. Diese Häutungen bei ihr, dieses Abstreifen früherer Schichten, sind ein Hinweis auf ihre unbewußte Sehnsucht nach Rettung, ohne genau zu definieren, mit welchen Ziel, mit welcher neuen Identität und vor allem - mit welchen neuen Inhalten?

  • Ehrlich gesagt, habe ich beides nicht verstanden - das Ivy aus Maine wegwollte, um mehr aus ihrem Leben zu machen, alles gut, aber das sie nicht mehr kommen wollte, weil Sam ihr peinlich war, deshalb muss man doch nicht gleich den Kontakt zur ganzen Familie abbrechen. Immerhin gab es ja noch Ivy....Und Louise hat es doch nur gut gemeint, als sie damals anbot, Ivy zu sich zu nehmen....sind das ehrlich alle Gründe gewesen, oder gibt es da noch etwas schwerwiegenderes ?

    Ich bin gespannt, wie es Dir in den nächsten Kapiteln damit geht. Vielleicht sprechen wir da noch einmal darüber?

    Sam gefällt mir sehr ! Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten - sie können manchmal ruhig auch etwas größer sein :)

    Letztlich tragen er und Ivy ,zum Teil, die selben Wunden in sich und vielleicht können sie sich gegenseitig dabei helfen sie endlich heilen zu lassen. Es macht viel Freude zu lesen, wie die beiden sich ganz langsam annähren <3

    Mir gefällt er auch sehr gut ;) Menschen, die auch mal ihre schlechte Laune zeigen, waren mir schon immer näher und kommen mir ehrlicher vor als die ewig Gutgelaunten.

    Das macht mich extrem glücklich, weil ich Sam auch irre mag - und natürlich beim Schreiben großen Spaß mit ihm hatte. :)


    Die subtile Symbolik ihrer Namen Lila und Violet beschreibt auch ein wenig ihre Wesenszüge. Es sind beides Mischfarben zwischen rot und blau - oder auf einer metaphorischen Ebene zwischen Leben und Traum - und eine der Schwestern (Violet) wählte ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und die andere (Lila) den womöglich selbstzerstörerischen Traum?

    Das war mir beim Schreiben überhaupt nicht bewusst, trifft's natürlich aber absolut!

    Bei Violet sind viele Sachen noch da, lebendig geblieben und präsent, während bei Lila scheint ihr damaliges Leben verlöscht zu sein, getilgt aus den Erinnerungen. Diese Häutungen bei ihr, dieses Abstreifen früherer Schichten, sind ein Hinweis auf ihre unbewußte Sehnsucht nach Rettung, ohne genau zu definieren, mit welchen Ziel, mit welcher neuen Identität und vor allem - mit welchen neuen Inhalten?

    Damit charakterisierst Du sie sehr gut. <3

  • Ich habe diesen Abschnitt gestern gelesen und er hat mich so traurig gemacht, dass ich den Abend richtig deprimiert war. Die Tränen sind gelaufen. Irgendwie kann ich es immer schlecht verkraften, wenn Zeit verloren geht. Der alte Mann, der sich so bemüht hat, ein gutes Leben zu führen, der gearbeitet hat, um seine Familie glücklich zu machen und keinen anderen Weg wußte. Er verliert die Frau und versucht bei den Kindern alles richtig zu machen. Woher solle er es anders wissen. Dann ist er allein, so viele Jahre und das Haus wird nicht verändert. Wieviel Schmerz sich da angesammelt hat. Ich bin sauer auf die Töchter. Sicher, ich hatte auch meinen Trubbel mit den Eltern, bin auch von zuhause weggerannt, aber ich habe meinen Eltern die Chance gegeben wieder in ein gutes Verhältnis zu gelangen, denn ich habe mich verändert und sie auch und es tat mir schon um die Zeit leid, die Unschuldige, wie z.B. meine Oma darunter gelitten haben. Violett meint, sie habe ihrem Vater das deutlich gesagt. Da möchte ich gern mal zuhören. Ich vermute schon zu wissen wie sie es gesagt hat. Dass die Töchter als Teenager weggehen verstehe ich, aber dass sie nicht zurückkommen und das Gespräch suchen nicht. Sicher, solche Gespräche sind nicht einfach aber es ergeben sich immer wieder neue Sichtweisen. Ich habe die ganze Zeit geheult, als ich mit meinem Vater gesprochen habe und hatte einen Onkel als Vermittler, aber am Ende kannte ich die Verletztheiten meines Vaters und habe mich über die Parallelen gewundert.

    Hat sich Lila wirklich für ihren Vater geschämt? Vielleicht ist das nur seine Sicht, vielleicht gab es andere Gründe, aber sicher haben sie nicht miteinander geredet, nicht als Erwachsene in Ruhe. So wie Ivy es schafft. Gut, Ivy musste nicht immer in dem Laden arbeiten, sie war nur einen Monat dort. Bestimmt war es für die Schwestern schwierig, immer im Laden aushelfen zu müssen und vielleicht hatten sie genug von dem Geruch nach Fisch, aber als Erwachsene müßten sie doch begreifen, wie schwer es für den Vater war. Ivy begreift das als sie sagt, dass der Vater vielleicht sich selbst eingeredet hat, dass alles gut wird.


    Die Tante ist für mich schwer zu begreifen. Ich verstehe, dass sie sich als Single sieht, weil sie keine gute Mutter sein kann, aber die Begrüßung Ivys fand ich schlimmer als die des Großvaters. Sicher sie sprechen dann noch offen miteinander und die Tante weiß warum Ivy so intensiv nach der Mutter sucht, sie legt den Finger auf die Wunde und betont nochmal, dass Ivy keine Schuld trägt. Am Ende sind sie dann ja ein fast Freundespaar. Aber ich empfand Viola trotzdem als kalt, kälter als Richard und kälter als Sam.

    Hat sie eigentlich einmal an Ivy gedacht, als sie mit Lila gesprochen hat? Sie sagt, dass Lila eine schlechte Mutter ist, wenn sie ihr Kind einfach verläßt, aber sie ist der Meinung, dass die Mutter nicht zu Richard zurückkehren sollte. Wenn sie das Verhältnis kennt und wußte, dass da eine kleine Tochter ist, die ihre Mutter vermißt, da wäre es doch wirklich notwendig, diese Tatsache zu erwähnen. zumindest schon als Richard verdächtigt wurde. Nein, Haltung der Tante, auch wenn sie Ivy gefällt, mir gefällt sie nicht.

  • Die subtile Symbolik ihrer Namen Lila und Violet beschreibt auch ein wenig ihre Wesenszüge. Es sind beides Mischfarben zwischen rot und blau - oder auf einer metaphorischen Ebene zwischen Leben und Traum - und eine der Schwestern (Violet) wählte ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und die andere (Lila) den womöglich selbstzerstörerischen Traum?

    Ich habe nochmal nachgelesen, weil ich den Unterschied eigentlich nicht sehe. Violett ist er Oberbegriff für die Farben in dem Blau/rot Spektrum. Meist werden beide identisch gebraucht. Wenn man dann zu den Namen selbst geht, dann wäre Viola eher ein Veilchen und Lila eher der Flieder, also ein Baum. Das würde aber hier doch alles umdrehen, oder?

    Ich bin gespannt, wie es Dir in den nächsten Kapiteln damit geht. Vielleicht sprechen wir da noch einmal darüber?

    Ich bin auch gespannt, deshalb werde ich weiter lesen. Ich jedenfalls würde Sam wünschen, dass er seine Familie wieder behält und seine eigenen Schuldgefühle abbauen kann.

  • Ich fand diesen Abschnitt auch eher als hoffnungslos. Diese verlorene Zeit, diese Verbitterung auf beiden Seiten.

    Der alte Mann, der sich so bemüht hat, ein gutes Leben zu führen, der gearbeitet hat, um seine Familie glücklich zu machen und keinen anderen Weg wußte. Er verliert die Frau und versucht bei den Kindern alles richtig zu machen. Woher solle er es anders wissen. Dann ist er allein, so viele Jahre und das Haus wird nicht verändert. Wieviel Schmerz sich da angesammelt hat. Ich bin sauer auf die Töchter.

    Ja, er hat sich bemüht, ich verstehe auch seine Argumentation. Aber manchmal reicht es nicht, sich zu bemühren. Ich weiß aber auch nicht, was er hätte Anders machen können. Durch Nancys Tod ist einfach alles den Bach runter gegangen. Um Sam tut es mir auch leid, weil er so alleine ist. Die beiden Töchter haben wenigstens versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, mehr oder weniger erfolgreich.

    Warum sie sich nicht bei ihm melden, tja, ich verstehe es auch nicht. Ich habe gute Kontakte zu meiner Familie, ich habe da kein Verständnis, wenn sich jemand so vollkommen zurückzieht. Ich empfinde da auch beide Töchter in der Pflicht. Umso schöner, dass Sam sich Ivy gegenüber öffnet.



    Die Tante ist für mich schwer zu begreifen. Ich verstehe, dass sie sich als Single sieht, weil sie keine gute Mutter sein kann, aber die Begrüßung Ivys fand ich schlimmer als die des Großvaters. Sicher sie sprechen dann noch offen miteinander und die Tante weiß warum Ivy so intensiv nach der Mutter sucht, sie legt den Finger auf die Wunde und betont nochmal, dass Ivy keine Schuld trägt. Am Ende sind sie dann ja ein fast Freundespaar. Aber ich empfand Viola trotzdem als kalt, kälter als Richard und kälter als Sam.

    Violet wirkt auf mich extrem verunsichert als sie auf Ivy trifft. Und ja, es fallen verletztende Worte, aber sie entschuldigt und erklärt sich.

    Die ganze Familie ist wohl etwas verkorkst mit Worten, bzw fehlenden Worten. Umso interessanter, dass Lila Schriftstellerin geworden ist


    Ich mag Ivys Roadtrip, ihre Suche nach ihren Wurzeln, und all diese schwierigen Herzensmenschen so sehr, ich verliere mich richtig in der Geschichte und sie begleiten mich in meine Gedanken, auch wenn ich nicht lese. Gerade weil sie so sperrig und nicht so leicht greifbar sind

    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

  • Er verliert die Frau und versucht bei den Kindern alles richtig zu machen. Woher solle er es anders wissen. Dann ist er allein, so viele Jahre und das Haus wird nicht verändert. Wieviel Schmerz sich da angesammelt hat. Ich bin sauer auf die Töchter.

    Ja, man neigt dazu in solchen Fällen immer einen Schuldigen zu suchen. Tatsächlich ist es als Betroffener nicht so einfach zu unterscheiden, wie wenn man objektiv urteilt.

    Ich sehe es genauso wie du, Sam hat alles versucht richtig zu machen und woher sollte er es besser wissen, er ist ja zum ersten Mal in dieser Lage - genauso wie die Töchter...Woher sollten sie wissen, wie sie sich verhalten sollen ? Ihre Mutter ist gestorben und plötzlich ist da nur noch ein Vater, der sich zurückzieht ( um den Mädchen Freiheit zu lassen, aber das wissen sie ja nicht ) und sie in Ruhe lässt. Kinder verwechseln so etwas ganz schnell mit Desinteresse und Ignoranz ! Kommunikation hat wohl keine so richtig stattgefunden...Wer weiß, wie tief verletzt die Mädchen von Sam sind ? Das vermag ich nicht zu sagen...

    Ich fand diesen Abschnitt auch eher als hoffnungslos. Diese verlorene Zeit, diese Verbitterung auf beiden Seiten.

    Ich bin da ja grundsätzlich positiv eingestellt :) Es lohnt sich nicht, Vergangenen nachzutrauern, man kann es eh nicht ändern ! Umso schöner ist es doch, das Ivy Sam vielleicht ein bisschen was wiedergeben kann - und umgekehrt.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Die subtile Symbolik ihrer Namen Lila und Violet beschreibt auch ein wenig ihre Wesenszüge. Es sind beides Mischfarben zwischen rot und blau - oder auf einer metaphorischen Ebene zwischen Leben und Traum - und eine der Schwestern (Violet) wählte ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und die andere (Lila) den womöglich selbstzerstörerischen Traum?

    Ich habe nochmal nachgelesen, weil ich den Unterschied eigentlich nicht sehe. Violett ist er Oberbegriff für die Farben in dem Blau/rot Spektrum. Meist werden beide identisch gebraucht. Wenn man dann zu den Namen selbst geht, dann wäre Viola eher ein Veilchen und Lila eher der Flieder, also ein Baum. Das würde aber hier doch alles umdrehen, oder?

    Es ist völlig in Ordnung, wenn du andere Assoziationen hast bei den Namen, ich dachte vor allem an die Farben violett und lila. Das ist doch das Faszinierende an Literatur, dass sie so vieldeutig ist und jeder andere Details wahrnimmt. :)

    Mir war Violet von Anfang an sympathisch, weil sie so garnicht gefallen will. Sie wirkt auf ihre spröde Art ehrlich und ungekünstelt, sagt was sie denkt, lebt ihr selbstbestimmtes Leben und hält nichts von Leuten, die anders reden als handeln. Bei ihr hatte ich das Gefühl, sie ist auf dieser Ranch in den Bergen an genau dem für sie richtigen Ort mit den richtigen Leuten und dem für sie passenden Umfeld mit den Pferden, die sie auf die Art und Weise reiten und ausbilden kann, wie es ihnen entspricht. Das mochte ich an ihr ganz besonders - ihr Gefühl für die Pferde und ihre Abscheu gegenüber den brutalen Methoden der Unterwerfung. Auch für Ivy ist es eine gute Zeit bei Violet, sie erkennt Parallelen zwischen der Naturbegeisterung von Barbara Newhall- F. zu Lila`s Welt der Imagination und magischen Verbindungen zwischen Wirklichkeit und Phantasie. Alles kann einen Zauber in sich tragen, wenn wir ihn spüren und wahnehmen. Auch Ivy kennt diese Dimensionen der Wahrnehmung, hält die vielen kleinen und großen Wunder auf ihren Photos fest.

    Violet spricht auch das Thema "Mütter" und "Mutterliebe" an, ein weiteres Leitmotiv in ihrer, Lila`s und Ivy`s Geschichte. Diese nahe und verantwortungsvolle Art der Zuwendung kann sich auch auf andere Bereiche beziehen, wie auch auf Tiere und Menschen außerhalb der eigenen Familie. Vielleicht verhindert gerade die Nähe eines Familienlebens im Alltag diese Art von Liebe? Oft versteht man sich besser mit seinen Eltern und Geschwistern, wenn ein wenig Distanz entstanden ist - das ist zumindest meine Erfahrung.;)

  • Zitat von Rhea

    Der alte Mann, der sich so bemüht hat, ein gutes Leben zu führen, der gearbeitet hat, um seine Familie glücklich zu machen und keinen anderen Weg wußte. Er verliert die Frau und versucht bei den Kindern alles richtig zu machen. Woher solle er es anders wissen.

    Ja, woher hätte er es wissen sollen? Der Tod der Frau und Mutter, so früh, so unzeitig - das ist der absolute Ausnahmezustand, darauf kann man sich nicht vorbereiten. Nur schauen, dass man nicht ganz absäuft.


    Es gibt sicher Familien, die ein solcher Verlust enger zusammenschweißt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch zu einem Sprengsatz werden kann, der keinen Stein auf dem anderen lässt.


    Mir graut es immer, mein Beileid auszusprechen - weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, wie wenig solche Worte trösten können, manche sogar verletzen, umso scheußlicher, wenn man genau spürt, sie sind gutgemeint. Ganz schwierig, für alle Seiten.

    Ich weiß deshalb auch nie, wie es letztlich ankommt - aber mir ist es immer ein Bedürfnis, denjenigen zu wünschen, dass sie aneinander Halt und Trost finden. Weil das eben nicht selbstverständlich ist.


    Zitat von simmilu

    Ja, man neigt dazu in solchen Fällen immer einen Schuldigen zu suchen. Tatsächlich ist es als Betroffener nicht so einfach zu unterscheiden, wie wenn man objektiv urteilt.

    Ich sehe es genauso wie du, Sam hat alles versucht richtig zu machen und woher sollte er es besser wissen, er ist ja zum ersten Mal in dieser Lage - genauso wie die Töchter...Woher sollten sie wissen, wie sie sich verhalten sollen ? Ihre Mutter ist gestorben und plötzlich ist da nur noch ein Vater, der sich zurückzieht ( um den Mädchen Freiheit zu lassen, aber das wissen sie ja nicht ) und sie in Ruhe lässt. Kinder verwechseln so etwas ganz schnell mit Desinteresse und Ignoranz ! Kommunikation hat wohl keine so richtig stattgefunden...Wer weiß, wie tief verletzt die Mädchen von Sam sind ? Das vermag ich nicht zu sagen...

    Für mich persönlich ist es ein Schlüsselstelle, als Violet davon erzählt, wie Sam darauf beharrte, Nancy würde wieder gesund. Ich bin mir sicher, dass er es wirklich geglaubt hat und auch seine Mädchen damit schützen wollte - für Violet war es das Schlimmste, was er ihr in dieser Situation antun konnte.

    Das hat mich so sehr berührt: der Vater, der selbst komplett hilflos ist, das Beste für seine Tochter will - und ihr unabsichtlich damit solchen Schaden zufügt.


    Zitat von Inge78

    Violet wirkt auf mich extrem verunsichert als sie auf Ivy trifft. U

    Das ist sie auch. Mit Ivy holt sie die Vergangenheit ein, alte Wunden, eigene Versäumnisse.


    Zitat von Inge78

    Die ganze Familie ist wohl etwas verkorkst mit Worten, bzw fehlenden Worten. Umso interessanter, dass Lila Schriftstellerin geworden ist

    Finde ich einen tollen Gedanken!

  • Zitat von Emmy

    Mir war Violet von Anfang an sympathisch, weil sie so garnicht gefallen will. Sie wirkt auf ihre spröde Art ehrlich und ungekünstelt, sagt was sie denkt, lebt ihr selbstbestimmtes Leben und hält nichts von Leuten, die anders reden als handeln. Bei ihr hatte ich das Gefühl, sie ist auf dieser Ranch in den Bergen an genau dem für sie richtigen Ort mit den richtigen Leuten und dem für sie passenden Umfeld mit den Pferden, die sie auf die Art und Weise reiten und ausbilden kann, wie es ihnen entspricht.

    Ich habe eine große Hochachtung vor Violet für das, was sie sich aus dem Nichts aufgebaut hat - und das hat viel Zeit und Kraft gekostet.

    Für mich war sie ein dankbarer Charakter, gerade, weil sie so hart und kompromisslos ist und nur bei Pferden auftaut.

    In meine Augen ist sie da absolut die Tochter ihres Vaters.


    Rhea, Du hast im vorigen Abschnitt überlegt, ob Violet sich aus Scham nicht gemeldet hat. Da ist auch meinem Empfinden nach einiges dran. Der romantische Traum vom freien Leben mit ihrem Cowboy war schnell ausgeträumt - da kleinlaut nach Hause zurückkehren, das hätte für mich nicht zu ihr gepasst.

  • Mir graut es immer, mein Beileid auszusprechen - weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, wie wenig solche Worte trösten können, manche sogar verletzen, umso scheußlicher, wenn man genau spürt, sie sind gutgemeint. Ganz schwierig, für alle Seiten.

    Wenn ich kann nehme ich den/diejenige in den Arm und statt Beileid wünsche ich Kraft. Ich finde Beileid auch ziemlich unangebracht.

  • Ja, er hat sich bemüht, ich verstehe auch seine Argumentation. Aber manchmal reicht es nicht, sich zu bemühren. Ich weiß aber auch nicht, was er hätte Anders machen können. Durch Nancys Tod ist einfach alles den Bach runter gegangen. Um Sam tut es mir auch leid, weil er so alleine ist. Die beiden Töchter haben wenigstens versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, mehr oder weniger erfolgreich.

    Warum sie sich nicht bei ihm melden, tja, ich verstehe es auch nicht. Ich habe gute Kontakte zu meiner Familie, ich habe da kein Verständnis, wenn sich jemand so vollkommen zurückzieht. Ich empfinde da auch beide Töchter in der Pflicht. Umso schöner, dass Sam sich Ivy gegenüber öffnet.

    Aus Erfahrungen in der eigenen Familie kann ich sagen, dass es Kindern schwer fällt zu akzeptieren, dass ihre Eltern fehlbar und nicht immer liebenswert sind und dass auch mal sie die vernünftigeren sein müssten. Und Eltern fällt es schwer zu erkennen, dass auch erwachsene Kinder sich durchaus im Bezug auf ihre Eltern kindlich (oder sogar kindisch) verhalten und man immer die "Erwachsenenrolle" beibehält. (Auch wenn die Kinder das natürlich nie zugeben würden.)


    Diese Verletzungen zwischen Eltern und Kindern sind auch eine Sache, die schwer wieder gutzumachen sind. Das gelingt sicher nur, wenn man den Kontakt nie ganz abbricht. Umso länger der Kontakt gestört ist, umso schwerer ist es zurückzufinden. (Bei mir gibt es mehrere Fälle in der Familie, wo Väter und Kinder sich über Jahre aus den Augen verloren haben und nicht mehr wirklich zueinander finden.)

    :lesen:





  • Für mich persönlich ist es ein Schlüsselstelle, als Violet davon erzählt, wie Sam darauf beharrte, Nancy würde wieder gesund. Ich bin mir sicher, dass er es wirklich geglaubt hat und auch seine Mädchen damit schützen wollte - für Violet war es das Schlimmste, was er ihr in dieser Situation antun konnte.

    Das sehe ich genauso. Man merkt ihr beim erzählen noch an, wie verletzt sie damals war.

    Und nach dem Tod der Mutter der Mutter hat sie praktisch die Mutterrolle für Ivy übernommen ( mit 13 !!! ) und dafür ( in ihren Augen ) keinerlei Beachtung von Sam erhalten....Also ich habe viel Verständnis für Violets Reaktion.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Abner woher soll man das wissen? Ich bin ja für Wahrheit, aber anzunehmen, dass Kinder wissen wollen, das die Mutter stirbt ist schon schwer zu erraten.

  • Abner woher soll man das wissen? Ich bin ja für Wahrheit, aber anzunehmen, dass Kinder wissen wollen, das die Mutter stirbt ist schon schwer zu erraten.

    Ich denke nicht, dass man das erraten muss. Kinder sollten die Wahrheit wissen. Vielleicht nicht unbedingt schon ewig vor dem Tod, aber doch so, dass sie vorbereitet sind und keinen "Schock" bekommen, wenn plötzlich das Unerwartete eintritt. Man muss ihnen etwas die Angst nehmen, sonst bekommen sie so ein Trauma wie Ivy. Nach meiner Erfahrung nehmen Kinder den Tod weitaus pragmatischer und besser auf, vor allem, wenn man das Thema eben nicht tabuisiert.

    Mein Vater wurde die letzten Monate seiner Krebserkrankung zuhause gepflegt. Es war klar, er würde daran sterben. Meine Söhne waren damals 7 und 10 Jahre alt und bekamen das natürlich mit. Ich bin immer gut mit der Maxime gefahren, wenn die Kinder fragen, dann beantworte diese Frage und warte ob weitere kommen. Ich habe ihnen auch nicht erzählt, dass der Opa jetzt sicher in den Himmel käme. Aber dass es nach meiner Vorstellung einen Ort gäbe, wo er jetzt hinginge, das schon. Der Ältere war auch auf der Beerdigung dabei und beide dann auf der Feier danach. Dort wurde viel über meinen Vater gesprochen und es wurde auch gelacht und in Erinnerungen geschwelgt. Das machen wir noch heute oft und gerne und ich hoffe ich habe meinen Söhnen dadurch mitgegeben, dass der Tod, so schrecklich wie er auch ist, etwas ist, was zu unserem Leben dazu gehört und es wichtig ist, die Zeit zu nutzen, die wir mit unseren Liebsten haben. Übrigens hat mein Vater selbst erst ganz spät akzeptiert, dass er sterben würde. Vielleicht hat ja Ivys Oma sich auch ans Leben geklammert und ihr Mann hat auch für sie alles positiver geredet, als es war. Den Töchtern hat er keinen Gefallen damit getan. Aber das war auch eine andere Zeit denke ich.

    :lesen:





  • Zitat von Rhea

    Wenn ich kann nehme ich den/diejenige in den Arm und statt Beileid wünsche ich Kraft. Ich finde Beileid auch ziemlich unangebracht.


    Das sowieso. Ich glaube, es liegt daran, dass jeder auf so individuelle Weise trauert und Trauer jenseits aller Sprache ist.


    Zitat von simmilu

    Und nach dem Tod der Mutter der Mutter hat sie praktisch die Mutterrolle für Ivy übernommen ( mit 13 !!! ) und dafür ( in ihren Augen ) keinerlei Beachtung von Sam erhalten....

    Das ist auch schwer zu verkraften für einen Teenager. Und ich muss dabei immer daran denken, wie es für Lila gewesen sein muss, nach dem Tod ihrer Mutter, während Violet aus ihrer eigenen Not heraus rebellierte und der Vater im Imbiss stand. Louise bringt es für mich in ihrem Gespräch mit Ivy auf den Punkt, als sie sagt, dass ihr erst später der Gedanke gekommen ist, sie könnten etwas bei Lila übersehen haben, in diesen für alle schweren und turbulenten Jahren.

    Abner woher soll man das wissen? Ich bin ja für Wahrheit, aber anzunehmen, dass Kinder wissen wollen, das die Mutter stirbt ist schon schwer zu erraten.

    Das ist es auch. Für mich ist das eine Situation, in der von außen betrachtet Sam anders hätte handeln sollen, aber das konnte er eben nicht. Ich kann ihn gut verstehen, dass er das Beste für seine Töchter im Sinn hatte - und vor allem selbst damit klarkommen musste, dass die Frau, mit der er sein ganzes Leben verbringen wollte, im Sterben liegt. Und genauso gut kann ich verstehen, wie furchtbar es für Violet war, als ihre Mutter allen Beteuerungen des Vaters zum Trotz trotzdem starb. Das ist gefühlt der absolute Verrat.


    Diese beiden Seiten, die unversöhnlich sind, von denen aber jede unabhängig ihre Berechtigung hat, finden wir auch bei Ivys Erinnerung daran, als ihr Vater Lilas Sachen aus dem Kleiderschrank räumte, ein Jahr nach ihrem Verschwinden.



    Zitat von gagamaus

    Das machen wir noch heute oft und gerne und ich hoffe ich habe meinen Söhnen dadurch mitgegeben, dass der Tod, so schrecklich wie er auch ist, etwas ist, was zu unserem Leben dazu gehört und es wichtig ist, die Zeit zu nutzen, die wir mit unseren Liebsten haben.

    Das finde ich so etwas essentiell Wichtiges.


    Zitat von gagamaus

    Vielleicht hat ja Ivys Oma sich auch ans Leben geklammert und ihr Mann hat auch für sie alles positiver geredet, als es war. Den Töchtern hat er keinen Gefallen damit getan. Aber das war auch eine andere Zeit denke ich.


    Das hat sie bestimmt, und ich kann‘s weder ihr noch Sam verdenken. Auch wenn‘s mir für Violet und Lila in der Seele wehtut.

  • Louise bringt es für mich in ihrem Gespräch mit Ivy auf den Punkt, als sie sagt, dass ihr erst später der Gedanke gekommen ist, sie könnten etwas bei Lila übersehen haben, in diesen für alle schweren und turbulenten Jahren.

    Ich könnte mir vorstellen, das man sich ein Leben lang fragt, ob man Schuld daran haben könnte und sei es auch ein noch so kleiner Teil, wenn man so etwas erlebt.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Louise bringt es für mich in ihrem Gespräch mit Ivy auf den Punkt, als sie sagt, dass ihr erst später der Gedanke gekommen ist, sie könnten etwas bei Lila übersehen haben, in diesen für alle schweren und turbulenten Jahren.

    Ich könnte mir vorstellen, das man sich ein Leben lang fragt, ob man Schuld daran haben könnte und sei es auch ein noch so kleiner Teil, wenn man so etwas erlebt.

    Das glaube ich auch, ja. Obwohl sie sagt, sie weiß im Rückblick nicht, was sie hätte besser machen können, mit Lila.