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Verbannt von der Insel Cilia macht sich Milan mit seinem Vater, dem Erzpriester Nandus, und seiner Geliebten Nok auf die Suche nach dem roten Kloster, in dem die höchsten Ränge der Erzpriester ausgebildet werden und in dem ein mächtiges Geheimnis verborgen liegen soll. Gleichzeitig zieht ein Krieg zwischen dem Kaiserreich und dem Khanat herauf, den nur einer verhindern kann. Der träumende Krieger – doch ist ein Traum genug um eine gesamte Welt zu retten?
Der dritte Band der Reihe bildet den vorläufigen Abschluss und den Höhepunkt von Bernhard Hennens neuer Saga „Azuhr“ – fernab von Elfen und Nordmännern, sondern eher asiatisch und südländisch angehaucht.
Vornweg – ich hatte meine kleinen Differenzen mit dem zweiten Band und habe lange darüber nachgedacht, ob ich den dritten lese oder eben nicht. Schließlich habe ich mich dafür entschieden und mich einmal mehr in das Reich, in dem Mären lebendig werden begeben – und gleich vornweg – ich habe ich nicht bereut. Diese Reise hätte ich um keinen Preis der Welt missen wollen.
Hennen schreibt zunächst lange Prologe – beinahe Novellen für sich. Das hat mich im zweiten Band zum Teil vom Pferd gewogen, sodass mir der Wiederaufstieg und das Antraben sehr schwer viel. Diesmal geht der Prolog um Nok, eine der Protagonistinnen des Buches – und mit diesem Anfang hätte Hennen es kaum besser treffen können. Ich war begierig etwas über Noks Hintergrund, ihre Vergangenheit und ihre Kultur zu erfahren – der Prolog hat seinen Zweck mehr als erfüllt. Er hat mich förmlich ins Buch gesogen und mich über die über 100 Seiten geführt, nur um mich atemlos in die buchige Gegenwart zu entlassen, in der es nicht minder spannend weitergeht. Nach den schrecklichen und blutigen Geschehnissen auf Cilia steht Milan mit seiner Gruppe am Anfang der Suche nach dem Roten Kloster - Verfolgt und getrieben von einer Märengestalt. Milan hat sich über die Bücher wahnsinnig entwickelt. Konnte ich ihn im zweiten Band noch nicht so wirklich leiden, öffnete sich in diesem Band mein Herz für den Jungen, der auch bereit ist, ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen und nicht zaudert. Auch Nandus musste ich bisweilen meinen Respekt zollen, obwohl ich kaum Sympathien für ihn gehegt habe. Doch in diesem Band entwickelten sich seine Ziele und auch er selbst weiter. Nok, meine Lieblingstigerin, bekam mit jedem Kapitel mehr Tiefe und ich genoss die Kapitel mit ihr sehr! Insgesamt war das Team, das Bernhard zusammengestellt hatte, perfekt – auch wenn ich anfangs daran zweifelte – und ich folgte ihm sehr gerne bis zum Schluss.
Besonders berührt hat mich Bernhards Schilderung der asiatisch angehauchten Kultur und der Umgebung, aus der Nok stammt. Mir ging das Herz auf, genauso wie Nok sich immer mehr öffnete. Bernhard hat viele dieser Szenen in Südkorea geschrieben und meiner Meinung nach merkt man dem Setting wirklich an, dass er es vor Augen hatte und einige Szenen wirklich erlebt hat. Herrlich. Das erste Mal Nudeln mit Stäbchen essen, nur um ein Beispiel zu nennen. Für mich war dieser Ausflug in den fernen Osten genau richtig bemessen, obgleich er natürlich etwas Tempo aus dem Mittelteil der Geschichte genommen hat. Aber ehrlich – ich tausche gerne etwas Tempo gegen eine solche (notwendige) Setting- und Kulturbeschreibung. Das war wirklich ganz großes Kino.
Die Mären, auf der Bernhards Weltenentwurf fußt, webten sich von selbst in die Geschichte ein. Und aufmerksame Leser konnten auch verfolgen, wie sie sich weiterentwickelt haben und sich veränderten, je nachdem von wem sie genutzt wurden. Einiges erkennt man wieder, bei einigem habe ich mich gefragt, von welchem Märchen die Mär inspiriert ist. Doch sie wirken keinesfalls wie ein billiger Abklatsch – mitnichten. Ich fand sie klasse!
Ehrlich, hundert Seiten vor dem Ende wusste ich nicht, wie der Autor alle Stränge zu einem zufriedenstellenden Ende führen wollte. Es war noch so viel zu tun! Doch er hat es vollbracht und mich staunend und ehrfürchtig zurückgelassen.
Eventuell hätte die gesamte Geschichte auch mit etwas weniger Blut und Gedärmen funktioniert, manchmal war die Brutalität erschreckend und sehr bildhaft. DochBernhard Hennen hat mit seiner Azuhr-Trilogie etwas Großes geschaffen, und mich mit einem Lächeln auf den Lippen zurückgelassen.
Und das ist für mich die Hauptsache. Ich vergebe für dieses in sich stimmige, fantastische Buch sehr gerne die fünf Sterne und empfehle es für jeden High-Fantasy-Fan, der eine etwas andere Art der Mären liebt und damit leben kann, dass einige Fragen ungeklärt bleiben.