Ellen Sandberg - Das Erbe

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    Broschiert: 512 Seiten

    Verlag: Penguin Verlag; Auflage: Originalausgabe (28. Oktober 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 332810402X

    ISBN-13: 978-3328104025


    Inhaltsangabe:


    Spätsommer 2018. Über Nacht ist Mona Lang reich. Ihre Großtante Klara hat ihr ein großes Haus in München-Schwabing vermacht, denn sie war sich sicher: "Mona wird das Richtige tun." Was damit gemeint ist, versteht Mona nicht. Doch kaum hat sie Klaras Erbe angetreten, kommt sie einer Intrige auf die Spur, die sich um die Vergangenheit des Hauses rankt – und um ihre Familie. München 1938. Die junge Klara belauscht an der Salontür ein Gespräch zwischen ihrem Vater und ihrem Vermieter, dem jüdischen Unternehmer Jakob Roth. Es geht um die bevorstehende Auswanderung der Roths – und ein geheimes Abkommen …


    Autoreninfo:


    Ellen Sandberg ist das Pseudonym der erfolgreichen Münchner Autorin Inge Löhnig. Ihre Krimis und Romane stehen regelmäßig in den Top Ten der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sie arbeitete zunächst in der Werbebranche, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Nach dem sensationellen Erfolg von "Die Vergessenen" befasst sich Ellen Sandberg auch in ihrem nächsten groß angelegten Spannungs- und Familienroman "Das Erbe" mit einem Thema, das ihr ein persönliches Anliegen ist: den Verbrechen der NS-Zeit und der Notwendigkeit, diese nicht zu vergessen.


    Meine Meinung:


    Titel: Wenn deine Familie die größte Strafe ist...


    Seit "Die Vergessenen" habe ich einen Narren an der Schreibe der Autorin gefressen und daher musste ich unbedingt dieses Buch lesen. Leider bekam ich nicht so ganz das was ich mir gewünscht hatte.


    In der Geschichte geht es um Mona, die von ihrer Großtante erbt und das nicht gerade wenig. Doch das Erbe scheint auf einer Lüge aufgebaut zu sein. Mona begibt sich auf Spurensuche und gerät dabei in einen Strudel von Missgunst und Neid. Ist das Erbe es wirklich wert?


    Die Autorin eröffnet drei Handlungsstränge, die anfänglich nichts miteinander zu tun haben. Zwei davon spielen in der Gegenwart rund um Mona und Sabine, der dritte in der Vergangenheit um Klara.


    Es fällt mir wirklich nicht leicht etwas über diesen Roman zu schreiben, da ich sehr zwiegespalten bin.


    Mona als Hauptfigur mochte ich anfänglich richtig gern, einfach weil sie eine gute Seele ist und mehr für andere tut als für sich selbst. Leider ist sie in einigen Belangen sehr naiv und ich wollte sie ein ums andere Mal wach rütteln. Moralisch ist sie eine tolle Persönlichkeit, aber ihr Handeln konnte ich nicht immer nachvollziehen, weshalb mir manchmal auch der Zugang zu ihr fehlte.


    Alle anderen Figuren, sei es nun Sabine mit ihrer Familie, Großtante Klara oder eben auch Monas Familie, sind alle einfach nur furchtbar. Beim Lesen musste ich mich daher des Öfteren aufregen, denn diese Personen sind alle so egoistisch und von Hass, Neid und Geldgier getrieben, dass es kaum noch auszuhalten war. Ich mochte wirklich niemanden und war entsetzt über deren Äußerungen und Taten.


    Als ich mit der Lektüre begann, war ich von den ersten 150 Seiten unfassbar gefesselt und glaubte fest an einen neuen Spitzentitel der Autorin, da ich regelrecht in die Handlung gesogen wurde. Der Mittelteil driftete dann leider furchtbar ins Kitschige ab und ich hatte eher das Gefühl einen Schicksalsroman aus der Feder von Hera Lind zu lesen. Im letzten Abschnitt wurde es dann zwar wieder deutlich besser, aber dieser war dann so voll gepackt mit Wendungen, dass es nicht mehr so realistisch wirkte wie am Anfang.


    Am Ende klärt sich nahezu alles auf und man kann als Leser alles nachvollziehen und verstehen, so dass ich mit dem Schluss zufrieden bin. Und dennoch bleibe ich nach der Lektüre geschockt zurück, da mich die vielen fiesen Persönlichkeiten und deren Äußerungen sehr mitgenommen haben.


    Fazit: Ein Buch mit zahlreichen Schwächen über ein interessantes Thema, welches noch öfter besprochen werden sollte. Fans der Autorin sollten zugreifen, Neulingen rate ich eher zu "Die Vergessenen" und "Der Verrat", da ich diese deutlich besser fand. Ich kann nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 3ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Vier Frauen - eine Geschichte!



    Mona Lang kann es nicht glauben. Ihre Grosstante, Klara Hacker, hat ihr das Schwanenhaus in München vermacht. Sehr zum Verdruss ihrer Familie, mit der Mona kaum Kontakt pflegt. Nach der Trennung von Freund Bernd, zieht Mona kurzerhand von Berlin nach München, in das Mehrfamilienhaus, dessen Besitzerin sie nun ist. Doch eine Entdeckung trübt ihre Freude. Diese Entdeckung hat ihren Ursprung 1938, in der Zeit, in der Klara als Teenager im Schwanenhaus aufwuchs.



    Vier Frauen, in zwei Zeitebenen, mit unterschiedlichem Lebenslauf und Hintergrund! Äusserst geschickt verstrickt Ellen Sandberg diese vier völlig unterschiedlichen Erzählstränge zu einer grossen, berührenden und fesselnden Geschichte.

    Mona, die in der Gegenwart das Haus der Tante erbt und von Beginn weg Ungereimtheiten in der Familiengeschichte entdeckt. Ich habe gerätselt und immer wieder war ich völlig überrascht, in welche Richtung die Story sich entwickelte. Dieser Strang beinhaltet auch eine Liebesgeschichte, die jedoch sehr zurückhaltend erzählt wird.

    Dann ist man als Leser hautnah dabei, als Klara um 1938 im Brennpunkt der Judenverfolgung aufwächst. Viele geschichtliche Details, die sich hervorragend in die Geschichte einfügen, lassen atemlos weiterlesen. Hier wurden immer wieder Briefe von ihrer besten Freundin Miryam, die mit jüdischem Glauben in Deutschland lebt, eingefügt. Auch Miryam spielt eine wichtige Rolle in der Story und ihre Lebensgeschichte hat mich sehr berührt und beschäftigt. Spiegelt sie doch die Geschichte tausender Juden in den 40 er Jahren in Deutschland, wieder.

    Und schlussendlich spielt noch Sabine, eine Hartz 4 Empfängerin und alleinerziehende Mutter eine Rolle. Auch ihre Vergangenheit ist mit einem Familiengeheimnis , das sie nach und nach nach dem Einzug ihrer Oma ins Seniorenheim aufdröselt, behaftet.

    Die Figuren sind so charakterisiert, dass sie sehr lebensecht wirken. Gerade Mona, gezeichnet mit einer Familie, die man dem schlimmsten Feind nicht wünscht, hat mich fasziniert. Immer wieder steht sie vor Entscheidungen, bei denen ich beim Lesen richtiggehend mitgezittert habe. Und die auch meine Emotionen geweckt haben. Ich denke da an Gespräche mit ihrer Mutter, Schwester Heike und / oder Bruder Julian.

    Der Schreibstil von der Autorin Inge Löhnig, die unter dem Pseudonym Ellen Sandberg, schreibt ist grandios. Schon mit ihren Krimis weiss sie mich zu begeistern. Hier in den Romanen, die immer auch ein Stück Zeitgeschichte Deutschlands widerspiegeln, genau so. Ellen Sandberg zeigt ein dunkles Stück Vergangenheit und ich finde es sehr wichtig, dass man als Leser diese Zeitepoche nicht vergisst. Ausgebombte Häuser, Denunzination, das systematische Vertreiben der jüdischen Bevölkerung und schliesslich KZ und Massenermordungen. Themen, die die Autorin aufgreift und den nachfolgenden Generationen bewusst macht, welcher Horror um den Krieg herum in Deutschland herrschte.


    5ratten

  • Das Leben geht manchmal seltsame Wege


    Mona Lang lebt in Berlin und ist eigentlich der Meinung, glücklich zu sein. Doch dann erreicht sie der Brief eines Anwaltes aus München. Ihre Großtante Klara ist verstorben und hat ihr ein Haus vererbt. Mona hat die Tante nur einmal kurz gesehen und das ist Jahre her. Warum sie ausgerechnet ihr so ein großes Erbe hinterlassen hat, versteht sie nicht. Einmal in München angekommen und sich mit dem Erbe befasst, kommt die junge Frau einer Intrige aus der Vergangenheit auf die Spur. Das Haus hat eine Geschichte, die nicht so ganz einfach zu entschlüsseln ist.


    Ellen Sandberg erzählt die Geschichte eines Hauses in München-Schwabing. Mona erbt dieses Haus und damit auch ein gewisses Vermögen, allerdings ist es nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Mona ist eine Frau, die es nach Möglichkeit allen recht machen möchte. Sie hat die Veranlagung, auch den ärmsten der Armen zu helfen, und so wandert schon mal schnell der eine oder andere Euro in die Dosen der Bettler. Für Mona ist es selbstverständlich anderen Menschen zu helfen. Dies ist wohl auch mit einer der Gründe, warum die Großtante ausgerechnet ihr das Haus mit seiner Vergangenheit vererbt hat. Ein Satz der Tante begleitet die junge Frau: „Mona wird das richtige tun“, was aber genau die alte Dame damit gemeint hat, bleibt lange im Unklaren.


    Die Geschichte um Mona und das Haus und vor allem um die Bewohner dieses Haus, spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Zum einen in der Gegenwart und erzählt von Mona und ihren Problemen im Jahre 2018. Der zweite Handlungsstrang setzt im Jahre 1938 an. Hier beginnt die Geschichte der Großtante Klara und ihrer Freundin Mirjam Roth. Die Familie Roth plant ihre Auswanderung, denn die Zeiten sind schlecht für jüdische Familien. Auch die Freundinnen müssen sich trennen.


    Ellen Sandberg schildert gelungen davon, wie das Haus den Besitzer wechselte und was alles in diesen Jahren geschehen ist. Immer wieder kehrt sie aber zu Mona Lang in die Gegenwart zurück. Nicht nur für die junge Frau ist es eine Reise in die Vergangenheit, sie lernt auch die Nachfahren der Familie Roth kennen. Die Schilderung dieser zweiten Familie, ist vielleicht ein wenig zu überspitzt. Sie werden als Menschen geschildert, die nur aufs Geld aus sind. Der Traum vom Reichtum begleitet sie, die Hoffnung, Hartz IV hinter sich lassen zu können, ist immer dabei. Diese Szenen fand ich schon etwas zu klischeehaft und überzogen. Auch die Handlungsweise von Mona war nicht immer nachvollziehbar oder glaubwürdig, obwohl ich den Gedanken gut finde, dass es Menschen gibt, die so selbstlos handeln. Mona wird als Frau geschildert, die eben alles richtig machen möchte und vor allem es anderen recht machen will. Dies bringt sie schon mal an ihre Grenzen und sie gerät schnell unter den Einfluss falscher Leute. Es dauert ein wenig, bis sie ihre Fehler erkennt und ihre Schlüsse daraus zieht. Aber im Ganzen gesehen hat mir ihre Art gut gefallen. Gemeinsam mit Mona erfährt der Leser die tragischen Ereignisse ab den Jahren um 1938. Sie entschlüsseln sich so nach und nach mithilfe von Briefen und Dokumenten, die die junge Frau bei der Durchsicht der persönlichen Hinterlassenschaft der Tante findet. So entsteht eine spannende Geschichte aus der Vergangenheit und verbindet sich gekonnt mit der Gegenwart.



    Der Erzählstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, einmal begonnen konnte ich das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen. Mir hat die Geschichte von Mona und Klara gut gefallen. Zwei Freundinnen, zwei Leben und Schicksale und am Ende bekommt jeder was er verdient, den das Leben geht manchmal seltsame Wege.


    4ratten

  • Gerade eben habe ich "Das Erbe" ausgelesen - es war nach "Die Vergessenen" (die mir sehr gut gefallen haben..) mein zweites Buch von Inge Löhnigs alter Ego.

    Ein toller Stoff mal wieder mit großem Potential - aber mMn hätte hier ein größeres Maß an Differenziertheit gut getan..

    Jaa, man versteht schon, dass es ein zentraler Punkt ist, ob sich das eigene Gefühl für Gerechtigkeit verändert, wenn einem jemand unsympathisch ist oder man ihn gar in eine "ungute" Richtung schicken wird - aber die Darstellung der Angehörigen der Familie Gombrowski ist doch etwas sehr.. eindimensional. Ja, auch Cosima, die einer anderen "sozialen Schicht" entstammt, ist ein sehr negativ dargestellter Charakter, aber ihr wird immerhin ein klein wenig "Tiefe" als Figur zugestanden, während die Darstellung von Sabine einfach nur übelstes Klischee ist. Hier unterschätzt Sandberg/Löhnig mMn ihre Leser - wir hätten die Idee wohl auch bei etwas mehr Vielschichtigkeit der Figur verstanden. Auch bei Heike ist mMn etwas sehr dick aufgetragen worden..


    Zusätzlich unterstützt die Darstellung von Sabine und auch Harry einige ganz üble gesellschaftliche Vorurteile.. ist aber eben so platt, dass man sie eigentlich gar nicht richtig ernst nehmen kann.

    Die potentiell auch negativen Folgen materiellen Wohlstands sind bei den differenzierteren Darstellungen um Einiges eindrucksvoller, finde ich.


    Bin jetzt gespannt auf "Der Verrat".

  • Ich habe gestern Abend ausgelesen...nachdem ich einen richtigen Sandberg-Marathon gestartet und leider schon fast alle ihre Bücher hinter mir habe.


    Von den bisher gelesenen (alle außer "Der Verrat") mag ich es am wenigsten. Die dahinter stehende mahnende Geschichte ist gut und interessant, bleibt aber zu sehr im Hintergrund. Die handelnden Personen bekommen so nicht die Tiefe, die es für mich braucht, um wirkliche Emotionen zu wecken. In der Gegenwart ist das deutlich besser dargestellt, insbesondere von Mona entstand ein klares Bild vor meinem inneren Auge. Der weitere Verlauf und die Entwicklung erschien mir zu konstruiert und wenig glaubwürdig. Dazu sind Personen wie eigentlich alle in Monas Familie, aus meiner Sicht stark überzeichnet.


    Positiv ist wie auch in den anderen Büchern der sehr angenehme Schreibstil der Autorin, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, ich habe das Buch bei jeder sich bietenden Gelegenheit (und wenn auch nur für fünf Minuten) in die Hand genommen und wollte wissen, wie es denn nun weiter geht.


    Das Ende hat mir gut gefallen...da fürchtete ich zwischendurch schon Schlimmes.


    Alles in allem würde ich das Buch absolut empfehlen - trotz der von mir aufgezeigten Schwächen ist es sehr gut unterhaltend und spannend zu lesen.

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