01 - Prolog, Montag und Dienstag bis Seite 118

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 3.507 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ulf Schiewe.

  • Hallo liebe MitleserINNEN, hallo lieber Ulf,


    hier startet am 13.12.2019 die Leserunde zu "Der Attentäter". Ich begrüße alle Teilnehmerinnen herzlich und ganz besonders Ulf Schiewe. Schön, dass es mit unserer Runde geklappt hat und Du Dir die Zeit nimmst, uns bei der Lektüre Deines neuen Romans zu begleiten.


    Hier könnt Ihr zum ersten Abschnitt - Montag und Dienstag vor dem Attentat - schreiben. (Ich habe mich bei der Einteilung weitgehend an die Tagesabschnitte im Buch gehalten. Dadurch werden die Leseabschnitte aber etwas unterschiedlich lang. Nur am Schluss hab ich an einer fiesen Stelle einen Cut gemacht. ;) Ich hoffe, das ist so okay für Euch.)


    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.


    Uns allen wünsche ich nun ganz viel Spaß beim Lesen und Austauschen!


    Adventliche Lesegrüße :nikolaus:

    Claudia

    :lesen:





    Einmal editiert, zuletzt von gagamaus ()

  • Danke für die Vorbereitung.


    Hier sehen wir uns also wieder. Es ist zwar ein kleine aber hoffentlich feine Runde mit vielen Diskussionen. Denn das Thema ist hoch interessant. Ich freue mich schon auf eure Eindrücke und Kommentare.

  • Gut, das war mal ein ungewöhnlicher und rasanter Start in einen von Ulfs Romanen. Der Prolog ist schon mal sehr packend, wie detailiert dort Gavrilos Fantasie von dem Attentat beschrieben wird. Man weiß genau wie alles abläuft - Es fesselt auf jeden Fall ungemein.


    Das erste, an das ich mich erst mal gewöhnen musste, ist die Präsens-Form des Romans, die zumindest mir bei historischen Romanen noch nicht so häufig untergekommen ist. Im Nachhinein betrachtet ergibt es natürlich Sinn, da Ulf damit die Kürze der Zeit unterstreicht gemeinsam mit der oftmals direkten Art, in der "Der Attentäter" geschrieben ist - wie gesagt, ich musste mich erst daran gewöhnen, aber von Seite zu Seite hat mich das Buch auch mehr in seinen Bann gezogen. Gerade weil es ein Stück Geschichte ist, mit dem ich mich zugegebenermaßen noch nicht so intensiv befasst hatte. Deshalb war ich gerade von den Details - zB wie Sarajevo beschrieben wird. - oder wie der Alltag von Franz und Sophia dargestellt wird - sehr fasziniert. Im Gegensatz dazu Gavrilos Elend zu lesen ist ziemlich spannend und aufschlussreich. Kein Wunder, dass es damals so viel Aufruhr unter der Bevölkerung gab ...


    Franz wird ja sehr impulsiv und aufbrausend beschrieben, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass er doch ein liebender Vater ist, der mit seinen Kinder Schabernack treibt oder Treue belohnt (zB Janaczek mit der Uhr ...). Sophia find ich auch sehr spannend. Sie ist nicht nur das brave Frauenzimmert, das man an der Seite des Thronfolgers erwartet, sondern hat eigene (pazifistische) Ideen.

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Das erste, an das ich mich erst mal gewöhnen musste, ist die Präsens-Form des Romans, die zumindest mir bei historischen Romanen noch nicht so häufig untergekommen ist.

    ...


    Franz wird ja sehr impulsiv und aufbrausend beschrieben, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass er doch ein liebender Vater ist, der mit seinen Kinder Schabernack treibt oder Treue belohnt (zB Janaczek mit der Uhr ...). Sophia find ich auch sehr spannend. Sie ist nicht nur das brave Frauenzimmert, das man an der Seite des Thronfolgers erwartet, sondern hat eigene (pazifistische) Ideen.

    die Zeitform ist mit garnicht wirklich ins Auge gefallen. Eigentlich mag ich das auch nicht immer aber es passt hier so gut, dass es mich nicht stört. Dadurch wirkt es noch mehr, als würde es erst passieren.


    Bei den Szenen mit dem royalen Paar hab ich immer im Hinterkopf, dass das Attentat bevor steht ? die beiden sind mir sympathisch. Ich mag auch, wie Franz seine Frau schätzt und durchaus mal auf sie hört. Mich würde auch sehr interessieren, wie sein Vater ist. Die beiden haben wohl ein schwieriges Verhältnis.

    :lesen:





  • Dass die Attentäter solche Jungen sind, wusste ich nicht. Irgendwie unfair, ihren Idealismus so auszunutzen. Aber das ist heute ja auch noch oft so. Ich denke hier auch an die Selbstmordattentäter. Die sind auch oft noch sehr jung.

    :lesen:





  • Grüß Euch!


    Von der ersten Seite an hat mich dieser Roman wirklich gefesselt! Ich mag ja Histos, die tatsächliche Ereignisse beschreiben bzw in Romanform verpackt präsentieren. Für mich ist das einfach spannender Geschichtsunterricht - und das obwohl der Ausgang der Geschichte, die Geschehnisse des 28. Juni 1914 allgemein bekannt sind.


    Weil ich es aber strikt vermeide ans Ende zu blättern um irgendwelche Erklärungen zu lesen, wird es leider nicht zu vermeiden sein, dass ich Fragen stelle, die wahrscheinlich am Schluss eh beantwortet werden...


    Gleich meine erste Frage hier: Potiorek war damals ja tatsächlich in Sarajewo, aber hat es Markovic als Chef des Militärgeheimdienstes tatsächlich gegeben?


    Die Beschreibung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Familie finde ich übrigens sehr gelungen. Er dürfte kein einfacher Mensch gewesen sein. Soweit ich weiß, war sein Verhältnis zu seinem Onkel, dem Kaiser nicht immer ganz konfliktfrei. Nicht zuletzt, weil der Sophie ja immer abgelehnt hat. Aber natürlich auch, weil der Kaiser zu wenig zukunftsorientiert war und damit mehrere der folgenden Generation schon zur Verzweiflung gebracht hat.

    Amüsant finde ich ja die (zeitweise) wirklich dämlichen Spitznamen, die die Habsburger immer wieder ihren Familienmitgliedern gaben. Bululu ....8o


    Interessant finde ich die Kapiteleinteilung des Romans - die letzte Woche vor dem Attentat. Die einzelnen Tage wie ein Countdown. Passend. Deshalb irritiert mich die Präsensform nicht, ich finde, sie passt einfach!

    Die Zeitungsausschnitte (und ich vermute, dass sie tatsächlich so abgedruckt waren) sind interessante "Zeitzeugen".


    Momentan fehlt mir leider ein wenig die Zeit... also bis später!

    Vernunft, Vernunft...

  • Dass die Attentäter solche Jungen sind, wusste ich nicht. Irgendwie unfair, ihren Idealismus so auszunutzen. Aber das ist heute ja auch noch oft so. Ich denke hier auch an die Selbstmordattentäter. Die sind auch oft noch sehr jung.

    Stimmt! Das hab ich mir auch gedacht: eigentlich noch fast Kinder und deren Idealismus wird ausgenützt.

    Wie werden sie heute eigentlich in serbischen Geschichtsbüchern erwähnt?

    Vernunft, Vernunft...

  • die Zeitform ist mit garnicht wirklich ins Auge gefallen. Eigentlich mag ich das auch nicht immer aber es passt hier so gut, dass es mich nicht stört. Dadurch wirkt es noch mehr, als würde es erst passieren.

    Das ist der Grund, warum das Buch im Präsens geschrieben ist. Es vermittelt das Gefühl, man ist direkt dabei.

  • Zeitform ist mit garnicht wirklich ins Auge gefallen. Eigentlich mag ich das auch nicht immer aber es passt hier so gut, dass es mich nicht stört. Dadurch wirkt es noch mehr, als würde es erst passieren.

    Das ist es, was mir dann auch bewusst geworden ist. Von daher finde ich, dass es ein sehr kluger Schachzug gewesen ist - es ist ja auch ein vollkommen anderes Buch als deine bisherigen Romane Ulf Schiewe


    Stimmt! Das hab ich mir auch gedacht: eigentlich noch fast Kinder und deren Idealismus wird ausgenützt.

    Wie werden sie heute eigentlich in serbischen Geschichtsbüchern erwähnt?

    Ja ... leider Gottes ... da fällt mir das eine Buch von A. Michaelis ein, wo auch das Idealismus und die Verzweiflung und die verzweifelte Identitätssuche zu einem Attentatsversuch geführt haben ...

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Am Ende des Buchs ist eine Personenliste. Die allermeisten sind historisch. Markovic ist allerdings eine fiktive Figur. Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt: 1) des erzherzoglichen Ehepaars, 2) der jungen Attentäter, 3) der geheimdienstlichen Ermittler. Diese letzte, dritte ist fiktiv, war aber nötig, um eine spannende Handlung zu erzeugen. Alles andere aber ist faktisch korrekt.


    Die Auszüge aus den tagesgenauen zeitgenössischen Artikeln entstammen dem österreichischen Zeitungsarchiv.

  • Stimmt! Das hab ich mir auch gedacht: eigentlich noch fast Kinder und deren Idealismus wird ausgenützt.

    Wie werden sie heute eigentlich in serbischen Geschichtsbüchern erwähnt?


    So viel ich weiß, wurden sie von den Serben tatsächlich lange gewürdigt.

  • Noch etwas: besonders interessant finde ich die Infoeinsprengsel wie zum Beispiel alles über Bertha von Suttner. Mir war nicht klar, dass sie so knapp vor dem 1 WK verstorben ist und auch nicht, wie ihre adelige Umwelt sie oft aufgenommen hat. Stichwort "Friedens-Bertha". :/


    Und noch eine Frage Ulf Schiewe : Warum hast Du Dich für dieses Thema entschieden? Was hat Dich im speziellen so daran interessiert bzw fasziniert?


    Eingeschneite Grüße!:frieren:

    Vernunft, Vernunft...

  • Noch etwas: besonders interessant finde ich die Infoeinsprengsel wie zum Beispiel alles über Bertha von Suttner. Mir war nicht klar, dass sie so knapp vor dem 1 WK verstorben ist und auch nicht, wie ihre adelige Umwelt sie oft aufgenommen hat. Stichwort "Friedens-Bertha". :/


    Und noch eine Frage Ulf Schiewe : Warum hast Du Dich für dieses Thema entschieden? Was hat Dich im speziellen so daran interessiert bzw fasziniert?


    Eingeschneite Grüße!:frieren:

    Ich suche ja für meine Romane immer nach interessanten Epochen oder wichtigen Ereignissen, aus denen ich dann mit fiktiven Zutaten eine spannende Geschichte spinnen kann. Eines Nachts beim Einschlafen ist mir das Attentat von Sarajevo eingefallen. Das hat mich dann nicht mehr losgelassen. :)

  • Noch etwas: besonders interessant finde ich die Infoeinsprengsel wie zum Beispiel alles über Bertha von Suttner. Mir war nicht klar, dass sie so knapp vor dem 1 WK verstorben ist und auch nicht, wie ihre adelige Umwelt sie oft aufgenommen hat. Stichwort "Friedens-Bertha". :/


    Und noch eine Frage Ulf Schiewe : Warum hast Du Dich für dieses Thema entschieden? Was hat Dich im speziellen so daran interessiert bzw fasziniert?


    Eingeschneite Grüße!:frieren:

    Stimmt - das fand ich auch mega spannend

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)


  • Na ja, für einen Roman sucht man halt ein Thema von historischer Bedeutung. Ich zumindest. Und eines Nachts vor dem Einschlafen hatte ich plötzlich dieses Attentat im Kopf. Es ist der Auslöser zum Ersten Weltkrieg. Und indirekt auch der Grund für den Zweiten Weltkrieg. All das Elend der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann mit Sarajevo. Einmal im Kopf, ließ mich das Thema nicht mehr los. Zumal vieles Parallelen zu heutigen Ereignissen hat.

  • Hallo in die Runde :winken:

    ich habe den ersten Leseabschnitt noch nicht beendet, sondern bin erst bis S. 42 gekommen. Aber ein paar Anmerkungen habe ich trotzdem schon...


    Zunächst ist mir aufgefallen, dass ich fast nie Bücher basierend auf historischen Gegebenheiten lese. Als Tankosic und Dimitrijevic sich unterhalten und meinen, dass die Route des Thronfolgers komplett bekannt gegeben wurde, war mein erster Gedanke, dass das doch eine Falle sein muss und die wahre Route bestimmt geheim ist. Erst als bei der Sitzung mit Markovic erwähnt wird, dass die gesamte Route in der Zeitung veröffentlicht werden soll, fiel mir ein, dass es das Attentat wirklich gab und wie es ausgegangen ist.

    Meine historischen Kenntnisse sind übrigens äußerst rudimentär :redface:, so dass ich wohl mit dieser Lektüre Vergnügen und Lernen verbinden kann.:bang:


    Die Kosenamen der Thronfolgerfamilie irritieren mich ein wenig. "Franzi" ist für mich ein Mädchen oder eine Frau, weil Franzi für mich die Abkürzung für Franziska ist und Bululu verstehe ich einfach nicht. Da fehlt mir eine Erklärung, wie man darauf kommt.


    Die Präsensform des Romans ist mir nur aufgefallen, weil ihr euch darüber unterhalten habt. Das ist mir ohne Hinweis überhaupt nicht aufgefallen. Aber ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass man als Leser direkt im Geschehen dabei ist.

  • Eines Nachts beim Einschlafen ist mir das Attentat von Sarajevo eingefallen. Das hat mich dann nicht mehr losgelassen.

    Den Seinen gibt's der Herr im Schlafe..;)


    Die Kosenamen der Thronfolgerfamilie irritieren mich ein wenig. "Franzi" ist für mich ein Mädchen oder eine Frau, weil Franzi für mich die Abkürzung für Franziska ist und Bululu verstehe ich einfach nicht. Da fehlt mir eine Erklärung, wie man darauf kommt.

    Franzi ist in Österreich eine durchaus übliche familiäre Variante von Franz. Gleichzeitig kann es auch eine Abkürzung für Franziska sein - beides möglich!

    Mit Bululu kann ich auch nicht viel anfangen, aber die Habsburger haben oft recht schräge Kosenamen für ihre Mitglieder gefunden. So wurde zum Beispiel der jüngere Bruder des Kaisers, der eigentlich Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich etwas herablassend Luziwuzi genannt. Er hat allerdings auch ein recht ausschweifendes Leben geführt...


    Meine historischen Kenntnisse sind übrigens äußerst rudimentär :redface: , so dass ich wohl mit dieser Lektüre Vergnügen und Lernen verbinden kann. :bang:

    Geschichte (vor allem die Habsburger) interessieren mich sehr und ich lerne hier auch einiges. So gefällt mir das Lesen und das Lernen!

    :)

    Vernunft, Vernunft...