Jeanette Winterson - Lighthousekeeping/Der Leuchtturmwärter

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    Silver wächst auf einer sturmumtosten Insel vor der schottischen Küste auf, einem gottverlassenen öden Fleckchen namens Salts. Ihren Vater kennt sie nicht, und die Mutter verliert sie früh durch einen tragischen Unfall. Niemand weiß so recht, wohin mit dem rothaarigen Mädchen. Schließlich landet sie bei Pew, dem blinden Leuchtturmwärter, einem verschlossen wirkenden Mann, der sich auf knorrig-liebevolle Weise des Kindes annimmt und ihm alles beibringt, was man über die Leuchtturmwärterei wissen muss. Und noch etwas lehrt er Silver: es bedarf nicht immer funktionierender Augen, um zu erkennen, was wichtig ist, und eines der wichtigsten Dinge im Leben ist das Geschichtenerzählen. Nicht nur, aber auch als Zeitvertreib auf dem einsamen Leuchtturm, wenn gerade keine Aufgaben anliegen.


    Und so erfährt Silver von der Geschichte des Babel Dark, der als junger Pfarrer nach Salts kam und der Liebe wegen ein Doppelleben führte, ewig hin- und hergerissen zwischen seinen beruflichen und gesellschaftlichen Pflichten und seinen tatsächlichen Sehnsüchten und Wünschen, und sich dabei selbst zu verlieren drohte.


    Schon auf den ersten Seiten trifft Jeanette Wintersons Sprache mitten ins Herz. Ohne Umschweife formuliert sie messerscharfe Sätze, die gleichzeitig zum Niederknien schön und oft schon fast schmerzhaft zutreffend sind. Mit wenigen Worten bringt sie die Dinge auf den Punkt, immer wieder, und entführt die Leser*innen nicht nur auf die rauhe Insel Salts, sondern mitten hinein ins Seelenleben ihrer Protagonisten, Silver und Babel Dark.


    Zitat

    "There were two Atlantics, one outside the lighthouse and one inside me.

    The one inside had no string of guiding lights."

    Während Silver aufgrund ihrer Erfahrungen und der Weisheit ihres Lehrmeisters Pew gelernt hat, sich den Wellen, die das Leben schlägt, nicht zu sehr zu widersetzen und hinzunehmen, was kommt, ist Dark leidenschaftlich, getrieben und häufig verzweifelt. Gegensätze, vor allem der zwischen Hell und Dunkel, nicht nur das Licht, sondern auch den seelischen Zustand der Figuren betreffend, ziehen sich als ein Leitmotiv durch das ganze Buch und prägen Darks Leben, der zerrissen wirkt zwischen seiner "dunklen" und "hellen" Seite.


    Das Buch springt zwischen Zeitebenen und Protagonisten hin und her, auch die Grenzen der Realität verschwimmen hin zu ... ja, was eigentlich? Einer Phantasie- oder Traumwelt? Dem Jenseits? Einer anderen Bewusstseinsebene? Die Deutung bleibt den Leser*innen selbst überlassen. Klar ist nur, dass nichts klar ist, dass es mehr als eine Wahrheit geben kann. Ein gutes Beispiel dafür ist Darks Begegnung mit Charles Darwin, dessen Theorie über den Ursprung des Menschen die bisher gültige Auffassung vom Menschen als Geschöpf Gottes ins Wanken bringt.


    Jeanette Winterson hat sehr viele Aspekte in dieses Buch gepackt und verlangt dem Leser Konzentration und manchmal auch etwas Geduld ab. Dank ihrer knappen, präzisen Ausdrucksweise wirkt es trotzdem nicht überfrachtet und lädt an vielen Stellen zum Nachdenken und Noch-einmal-Lesen ein.


    Ungewöhnlich, aber schön und alleine schon der vielen zitierenswerten Sätze und des großartig geschilderten Schauplatzes wegen lesenswert!


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Schade, ich hätte dieses Buch (das ich in der deutschen Fassung gelesen habe) so gern lieber gemocht - aber für mich war es gerade etwas zu viel.. schichtig? Durcheinander??

    Die Atmosphäre und der Stil haben mich an einigen Stellen gefangengenommen, aber die Querverbindungen zur späteren persönlichen Geschichte von Silver haben für mich iwie .. nicht richtig gepasst.

  • Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es Dir so gegangen ist, einen klaren roten Faden gibt es an manchen Stellen ja nicht so richtig. Ich habe es letztendlich eher als Geschichtensammlung, deren verbindendes Element Silver ist, die die Geschichten erzählt oder erzählt bekommt, interpretiert.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich glaub, es war vieleicht auch nicht ganz der richtige Moment für dieses Buch - zu hektisch. Das kann man dabei nicht brauchen..

  • Das stimmt, es ist eher ein Buch, für das man Muße und den Kopf frei haben muss, um sich wirklich einlassen zu können.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch vor Jahren gelesen. Es war eines der wenigen Bücher, die ich mir allein aufgrund des Covers (pink mit Blüten) gekauft habe.

    Soweit ich mich erinnere, blieb vor allem dieser Eindruck des Gegensatzes Sprache vs. einer recht heftigen Sexszene, eventuell eine Vergewaltigung, zurück. Das passte für mich gar nicht.


    LG von

    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Es gab eine relativ explizite Sexszene, aber keine Vergewaltigung. Ich habe sie auch nicht als sonstwie unpassend empfunden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen