Juli Zeh - Neujahr

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  • Psychologisch hervorragend ausgearbeitet!


    Juli Zeh - Neujahr


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    Henning und Theresa fliegen mit ihren kleinen Kindern über Weihnachten und Neujahr nach Lanzarote. Henning wird und wurde das Leben zu viel, er ist erschöpft und leidet unter Panikattacken. Auch auf Lanzarote. Zur Entspannung mietet er sich ein Fahrrad und macht eine Tour auf den Vulkan Atalaya. Doch es wird eine Reise in seine Vergangenheit.


    Wieder mal stelle ich fest, dass ich den Schreibstil von Juli Zeh unheimlich mag. Nein, mehr noch. Ich finde in fantastisch. Die Autorin versteht es hervorragend, mit nebenbei eingestreuten Details, die Figuren sehr lebendig erscheinen zu lassen.

    Von Beginn weg spürte ich einen unheimlichen Sog. Die Gefühlswelt von Henning, seine Überforderung mit den Kindern, die Sicht auf seine Familie und dem Leben ist sehr gut ausgearbeitet.

    Teils sehr berührend, teils schockierend schonungslos. Und über all dem schweben die Panikattacken von Henning, hier "ES " genannt. Und immer wieder habe ich mich gefragt, weshalb dieser Mann so labil ist? Die grosse Auflösung, die mit der Tour per Velo beginnt, ist psychologisch sehr gut ausgearbeitet. Und zeigt deutlich, wie Erlebnisse Menschen prägen. Und auch, weshalb Menschen zu dem werden, wer sie sind. Sehr gutes Beispiel ist da Hennings Schwester Luna, die mehr oder weniger durch das Leben strauchelt und nirgendwo sesshaft ist.

    Das Erklimmen des Berges, mit einem Mountainbike und praktisch keiner Ausrüstung, enthält ganz viel Symbolik. Wie viele Männer werden Väter, stellen sich das einfach vor und merken mittendrin, dass sie erstens nicht gerüstet sind für eine so lange Tour. Und zweitens, ihnen die Puste mittendrin ausgeht? Aber auch : Eine Reise in die Vergangenheit, zu den Erlebnissen und Wurzeln der Kindheit, kann wie das Erklimmen eines Berges sein. Hart, schweisstreibend und mit Zusammenbeissen der Zähne.

    Und gerade diese symbolischen Einschübe haben mich in dieser Geschichte fasziniert und gefesselt. Allerdings bleiben auch noch nach Beendigung des Buches leise Zweifel, ob die Erlebnisse dort auf dem Berg der Unterzuckerung oder realen Erinnerungen Hennings geschuldet sind.

    " Neujahr" ist ohne Zweifel eine fesselnde und spannende Geschichte und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.


    5ratten

  • Ich habe das Buch auch vor noch nicht langer Zeit gelesen und mich konnte es überhaupt nicht überzeugen. Theresa blieb für mich ohne Bedeutung und Henning derart labil, dass es mir nicht glaubhaft vorkam, das er nicht schon früher zusammengebrochen war. Der Rückblick in seine Kindheit wurde so überzogen und jedes noch so kleine Detail zu bildlich dargestellt, dass ich das Gefühl hatte, plötzlich ein anderes Buch in den Händen zu halten....Hier wäre weniger mehr gewesen, denke ich.

    Bei mir bekam das Buch 2,5 Ratten, glaube ich. So unterschiedlich sind zum Glück die Geschmäcker :)

    Mein Patronus ist eine Büchereule