Elke Schneefuß - Die Frauen vom Alexanderplatz

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    Hatte mehr erwartet

    Das erste Weihnachtsfest nach dem ersten Weltkrieg soll für drei junge Frauen Wein Wendepunkt sein. Fritzi, eine junge, ledige Mutter will in Berlin den Vater ihres Kindes suchen. Aus einem kleinen Dorf in Schleswig Holstein macht sie sich auf den Weg. Die Schneiderin Vera gewährt in Friedrichshain einem Matrosen Unterschlupf in des Vaters Werkstatt. Sie kommen sich näher. Und Hanna, Krankenschwester in Krieg, geht zurück zu ihrer Familie in Dahlem. Ihre Eltern wünschen, dass sie heiratet, Doch Hanna sieht das anders, denn sie kann mit Männern nichts anfangen. Doch für jeden der drei ist es schwierig. Sie müssen auf eigenen Beinen stehen und mutig ihrem Herzen folgen. Nichts kann sie dann aufhalten.


    Meine Meinung

    Das Buch hat drei Handlungsstränge. Zunächst will Vera den Arzt ihrer Mutter aufsuchen, denn diese braucht Medikamente. Was sie findet ist ein Matrose, den sie zu Hause in der Werkstatt aufnimmt. Dann Hanna die in ein nicht unbedingt freundliches Zuhause zurückkehrt. Denn ihre Eltern wollen sie unbedingt verheiraten und ihr Vater ist vehement dagegen, dass sie eine Ausbildung macht. Und Fritzi, die sich heimlich auf den Weg nach Berlin gemacht hat, um Benno zu suchen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass diese drei Frauen irgendwann zusammenkommen. Doch weit gefehlt. Das Einzige, was zwei der Frauen miteinander ‚verbindet‘ ist der Vater von Fritzis Kind, Benno, den Vera aufgenommen hat und in den sie sich verliebt hat. Und den Fritzi sucht in der Absicht, ihn nach Hause zu holen. Hanna hingegen hat mit den beiden gar nichts zu tun. Auch wenn ich schnell in der Geschichte drinnen war, und mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen konnte, so störte es mich doch, dass zwischen ihnen so fast gar kein Zusammenhang bestand. Es war durchaus interessant, Fritzis Suche nach Benno zu lesen, Benno, der Vera den Kopf verdreht hat. Und Hanna? Sie liebt Cora, die plötzlich ihre Beziehung beenden will. Aber Hanna gibt nicht auf. Wie diese Geschichte über drei unterschiedliche Frauen letztendlich weitergeht und endet, das muss der geneigte Leser selbst lesen. Das Buch hat mich nicht in übermäßige Begeisterung versetzt, denn es bot nur eine mäßige Spannung. Ja, es hat mich interessiert, wie die einzelnen Geschichten ausgehen, auch wenn ich es mir fast denken konnte. Denn das war es: Ein Buch mit drei Geschichten, von welchen nur zwei kurze Berührungspunkte haben. Auch der Titel ist mir unklar, denn keine der Frauen wohnte am Alexanderplatz. Das Buch hat mich zwar unterhalten, aber nicht unbedingt gefesselt. Aufgrund der Leseprobe hatte ich mir mehr versprochen. Die Handlung ist einfach so dahingeplätschert. Daher vergebe ich nur drei von fünf Sternen bzw. sechs von zehn Punkten.


    3ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • 3 Frauen, 3 Schicksale, eine Stadt


    Es ist Weihnachten 1918, der Krieg ist beendet, aber in Berlin tobt das Chaos. Alle hoffen darauf, endlich wieder ein normales Leben aufnehmen zu können, aber immer wieder sorgen Straßenschlachten dafür, dass keine Ruhe eingekehrt. Als Vera sich auf den Weg, zu einem Arzt macht, um Arzneien für die Mutter zu holen, bekommt sie deutlich zu spüren, wie gefährlich die Straßen noch immer sind. Sie begegnet dem charismatischen Matrosen Benno und kann seine Bitte um eine Unterkunft nicht abschlagen. Allerdings gibt es da noch Fritzi, Bennos Freundin aus Zeiten vor dem Krieg. Die junge Frau ist ebenfalls in der Stadt, um ihren Benno zu suchen. Auch Hanna kehrt in dieser Zeit nach Hause zurück. Sie hat als Krankenschwester an der Front gedient und soll nun in ihr altes Leben zurückkehren, aber geht das so einfach? Die Fabrikantentochter will mehr vom Leben. Sie will ihre Zukunft selbst bestimmen, genau wie Vera und Fritzi. Träume auf eine selbstbestimmte Zukunft verbindet die drei Frauen und die Stadt in der sie leben. Berlin!


    In drei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt Elke Schneefuss aus der Stadt Berlin. Die Stadt hat einen großen Krieg hinter sich, die Menschen hoffen auf eine bessere Zukunft, aber die Politik gibt keine Ruhe. In den Straßen kämpfen die einzelnen Gruppierungen gegeneinander. Bis innerhalb der Familien zieht sich dieser Streit. Die Autorin hat die schwierige Lage in der Stadt gut gezeichnet. Ich hatte durchaus Bilder vor Augen. Sie stellt ihre Protagonisten so nach und nach vor und erzählt von deren Schicksalen. Schneefuss schildert ausführlich, wie sich alles entwickelt und wie es weitergehen soll. Von den Träumen und von der harten Realität.


    Mir hat gut gefallen, wie die Autorin aus dem Leben dieser Charaktere erzählt hat. Ihre Protagonisten entstammen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und haben doch gemeinsam, dass sie um ihr Überleben und vor allem um ihr weiterleben kämpfen müssen. Die Dramatik dieser Jahre hat die Autorin dabei gut eingefangen. Allerdings laufen diese drei Handlungsstränge fast nur nebeneinander her und verbinden sich nicht richtig. Als es dann endlich richtig losgehen könnte, ist der Roman auch schon zu Ende. Ich hätte sehr gern mehr davon gelesen, wie Vera ihre Träume verwirklicht, was für Hürden Hanna zu überwinden hatte und wie Fritzi ihr Leben in den Griff bekommen hat. Sicherlich klären sich diese Dinge auf den letzten Seiten ein wenig, aber selbst mit dabei zu sein, wäre schöner gewesen. Ich hoffe auf einen zweiten Band, der noch mehr auf diese dramatische Zeit eingeht und mehr aus dem Leben dieser Charaktere erzählt.


    Fazit:


    „Die Frauen vom Alexanderplatz“ ist ein schöner historischer Roman aus dem Nachkriegsberlin des Jahres 1918. Die drei Frauen sind starke Persönlichkeiten und geraten trotz allem an ihre Grenzen. Es macht Spaß sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Probleme meistern. Sicherlich ist nicht alles perfekt, aber der angenehme Erzählstil der Autorin ermöglicht ein zügiges Lesen und vermittelt das Gefühl mitten dabei zu sein. Dies war mein erster Roman dieser Autorin, aber ich werde die Augen offen halten und hoffe auf einen zweiten Band. Zugern würde ich weiterlesen.


    4ratten

  • Mir hat das Buch gut gefallen

    Neue Perspektiven - und neue Sorgen:

    Das ist es, was die Menschen nicht nur in Deutschland am Ende des Jahres 1918, nach dem großen Krieg, den wir heute als Ersten Weltkrieg kennen, erwartet - ihre Welt, also Europa, liegt in Trümmern. Und das ist vor allem im übertragenen Sinne zu verstehen, denn es wurde zwar viel zerstört, aber nichts ist damit zu vergleichen, dass in vielen, vielen Ländern sich das ganze politische Konstrukt völlig neu definieren muss.


    In Deutschland folgte dem Zusammenbruch des Kaiserreiches das totale Chaos. Verschiedene - oft extreme - politische Strömungen trafen auf einander und kämpften nicht weniger erbittert gegeneinander als zuvor im Krieg.


    Autorin Elke Schneefuß nimmt uns gerade mal einen guten Monat nach dem Ende des Krieges, an Weihnachten 2018, mit nach Berlin, wo es besonders hoch her geht.


    Hier trifft der Leser auf drei Frauen: Auf Hanna, Tochter aus besserem Hause, die im Krieg als Krankenschwester an der Front war und sich nun gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzen muss, die sie gut verheiratet sehen wollen. Was für Hanna keine Option ist, denn sie hat ihren Lebensmenschen schon kennengelernt. Im Krieg und zwar im Lazarett: Cora nämlich, die dort ebenfalls arbeitete, aber dass sie eine Frau liebt, das kann Hanna zu Hause nicht erzählen.


    Dann Vera, die im Krieg nicht ihrem erlernten Beruf als Schneiderin nachgehen konnte, weil die Werkstatt ihres Vaters irgendwann pleite ging. Nun, nach seinem Tod, möchte sie dort gerne wieder was aufbauen, muss sich aber um ihre Mutter kümmern, die chronisch krank ist. Oder behauptet sie das nur? Vera hat gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie trifft auf Benno, der sich in der ehemaligen Werkstatt verstecken will - er war Matrose im Krieg und ist in der Hoffnung auf einen neuen Start nach Berlin gekommen. Wenig später erscheint auch noch Veras Bruder Georg, der ganz andere Vorstellungen von der Zukunft hat als sie. Zudem möchte sie Benno, mit dem sie sich immer besser versteht, vor Georg und dessen Gefährten beschützen.


    Zuletzt gibt es noch die ledige Mutter Fritzi, die es aus Deutschlands Norden in die Stadt verschlägt. Sie sucht nach dem Vater ihres Kindes, von dem sie seit Jahren nichts gehört hat.


    Drei Frauen - drei Schicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, die sich aber dennoch überlappen. Elke Schneefuß zeichnet ein spannendes und eindringliches Bild von der Hauptstadt eines Landes, das in Scherben liegt.


    Auffällig ist, dass alle drei ein schlechtes bzw. gar kein Verhältnis zur Mutter haben, die Väter kommen hier besser weg. Zwischen den Frauen der unterschiedlichen Generationen klafft eine Riesenlücke in Bezug auf die Wertvorstellungen und die Weltsicht. Auch dies ein Aspekt, der verdeutlicht, wie sich die Zeiten geändert haben!


    Die drei jungen Frauen kommen weitgehend besser weg als die jungen Männer, die natürlich auch durch die Geschichte spazieren. Gut gefällt mir, dass einige Figuren richtig "durchwachsen" gezeichnet sind - ganz wie im richtigen Leben!


    Zudem hat die Autorin umfassend recherchiert und versteht es, diese Informationen in eine atmosphärische Handlung einzubauen. Ein sehr fokussierter Roman, der sich auf eine recht kurze Zeitspanne konzentriert und diese dem Leser sehr nahe bringt. Auch fühlte ich mich während der Lektüre gut unterhalten, so dass ich diesen Roman geschichtsinteressierten Lesern und Leserinnen - diesen vor allem - gerne weiterempfehle.

    4ratten

  • Drei Frauen mit Blick in die Zukunft


    Vera, die Schneidermeistertochter, verliebt sich Hals über Kopf in den Matrosen Benno. Fritzi, seine Jugendliebe vom Land, mit der er die vierjährige Tochter hat, versucht ihn in den Wirren nach dem Krieg zu finden. Und Hanna, die Lazarettschwester aus gutem Haus, kehrt nach dem Krieg in die elterliche Fabrikanten-Villa nach Berlin-Dahlem zurück.
    Drei sehr unterschiedliche Frauen 1918 in Berlin, deren Wege sich kreuzen und die sich sicher sind, dass sich ihre Träume im Positiven erfüllen werden.


    Dezember 1918, das erste Weihnachtsfest nach dem Krieg. Es herrscht Armut, es gibt keine Arbeit und den heimkehrenden Soldaten geht es sehr schlecht. Im Gegensatz zum Winter hier im Moment ist Berlin 1918 tief verschneit.
    In immer wieder zwischen den Frauen wechselnden Kapiteln lerne ich sie nach und nach kennen. Drei Frauen aus unterschiedlich sozialen Schichten, die verschiedener nicht sein könnten. Aber alle wollen das Gleiche: Ihren Traum nach Eigenständigkeit und den Wunsch ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten nun leben.


    Vera, deren Vater im Krieg gestorben ist und die nun sich und ihre Mutter mehr schlecht als recht durchzubringen versucht, ist eine Kämpferin. Das Geld, das die kleine Schneiderei abwirft ist knapp und die Medikamente, die ihre Mutter benötigt, sind teuer. Sie lernt den Matrosen Benno kennen, verliebt sich sofort und versteckt ihn. Als ihr Bruder, dessen ganze Leidenschaft am Militär und den Freikorps hängt, aus den Kriegswirren zurückkehrt, muss sie sich wehren und gegen ihn stellen. Ihren Mut und ihre Courage habe ich sehr bewundert.
    Fritzi, die sich aus ihrer Ostseeheimat nach Berlin aufmacht, wo sie sich erst mal zurechtfinden muss, sucht nach ihrem Benno um ihrer kleinen gemeinsamen Tochter Christel den Vater wiederzubringen. Der hat allerdings von einer Tochter keine Ahnung. In Berlin findet Fritzi Bennos Cousin. Sie möchte, dass alles so bleibt bzw. wieder so wird wie es einmal war.
    Hanna, die Fabrikantentochter, die es schwer hatte, im Krieg als Hilfskrankenschwester anerkannt zu werden, soll nun verheiratet werden. Was ihren Plänen Medizin zu studieren und ihren Zielen, die so ganz anders aussehen, als es sich ihre Eltern vorstellen, absolut nicht entgegen kommt. Außerdem hat sie ihre große Liebe Cora schon gefunden. Sie hat sich sehr schnell in mein Herz geschlichen und für mich die sympathischste von den Dreien..


    Mit „Die Frauen vom Alexanderplatz“ erzählt Elke Schneefuß die fesselnde Geschichte dreier Frauen, die alle nur ein Ziel haben: nach den schlimmen vergangenen Zeiten endlich glücklich zu werden und ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen. Leider verändert sich das Frauenbild nur sehr langsam, was die Durchführung ihrer Pläne nicht ganz einfach macht. Aber Aufgeben ist keine Option.
    Durch die bildhaften, detailgenauen und lebendigen Beschreibungen fühle ich mich recht schnell mittendrin in Berlin angekommen. Sehr gefühlvoll lerne ich die Träume und Gedanken der sehr individuellen, menschlichen Protagonistinnen kennen und verstehen. Ganz langsam verweben sich die Lebenswege der drei Frauen, was ich mit den Wendungen hier sehr gelungen dargestellt finde. Für mich ist alles sehr plausibel und nachvollziehbar dargestellt. Fragen blieben bei mir keine offen.


    Auch die politische Lage in der Stadt und die gesellschaftlichen Umbrüche kann ich mir anhand der Beschreibungen sehr gut vorstellen. Die wichtigsten geschichtlichen Hintergrundinformationen werden locker und leicht in die Geschichte mit eingebunden.


    Es hat Spaß gemacht, den Frauen in ihr neues Leben nach dem Krieg zu folgen. Dabei sein zu dürfen, wie sie sich ihre Träume erfüllen. Ich habe mit ihnen geweint und gelacht, mit ihnen gelitten und gehofft und mich immer mal wieder auch überraschen lassen.


    Die vielen Erinnerungen meiner Oma, die die Wirren des 1. Weltkrieges als 16-jähriges Mädchen miterlebt hat und die sie an mich weitergegeben hat, hatten mich bewogen, dieses Buch zu lesen. Und ich habe es nicht bereut. Im Gegenteil.
    Eine unterhaltsame Geschichte mit Höhen und Tiefen, die mich berührt hat und ich gerne weiter empfehle.


    4ratten