Aimee Molloy - Die Mutter

  • Erst mal: ich weiss nicht, ob ich diese Rezension bei Krimi/ Thriller richtig kategorisiert habe.


    Ungewöhnlich!


    Aimee Molloy - Die Mutter


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    Sie nennen sich " die Mai - Mütter ". Eine Gruppe Frauen, die sich in New York zweimal pro Woche im Park trifft. Sie sind alle fast gleichzeitig schwanger und Mutter geworden und tauschen sich über ihre neue Aufgabe aus. Schlaflose Nächte, Stillprobleme, Schreibabys …. Nun wollen sie zum ersten Mal nach der Geburt wieder ausgehen und organisieren sich, damit jemand an dem Abend beim Baby ist. Da Winnie als Alleinerziehende auf keinen Vater ihres Babys zurück greifen kann und keinen Babysitter hat, empfiehlt ihr Nell ihre Nanny Alma. Alma ist einverstanden auf den sieben Wochen alten Midas, den Sohn von Winnie, aufzupassen. Als Winnie nachts zu Hause ankommt, ist die Babywiege leer und Midas verschwunden.



    Das Grundthema, die Entführung eines Babys, geht ans Herz. Auch wenn man keine Kinder hat, kann man sich lebhaft vorstellen, durch welche Hölle eine Mutter da geht. Als Mutter kommen unweigerlich Gedanken hoch, wie " was wäre, wenn das mir passiert wäre?"

    Der eher sachliche Schreibstil mildert da zwar viele Gefühle, Ängste und Panik ab. Denn die Geschichte um den verschwundenen Midas wird mit Distanz erzählt. Doch der Grundgedanke und der Plot bleibt und ist unvorstellbar für jede Mutter. Das eigene Kind wird aus seinem Bettchen entführt, während die Babysitterin im Zimmer nebenan sitzt.

    Ich hatte mit dem Schreibstil zu Beginn meine liebe Mühe und musste mich daran gewöhnen. Die Handlung hüpft ziemlich hin und her. Öfters musste ich beim Kapitelbeginn nachsehen, wann denn nun genau die aktuellen Passagen einzuordnen sind. Dazu kommt, dass etliche der Mütter Tendenz haben, gedanklich zu Schwangerschaft und Geburt, also in die Vergangenheit, zurück zu kehren. Und das in den Kapiteln, in denen die Gegenwart rund um die Entführung des Babys im Fokus liegt.

    Thematisiert werden oftmals Dinge, die frisch gebackene Mütter interessieren. Die Kapitel werden mit Mails, in denen gute Ratschläge für Mütter gegeben werden, eingeleitet. Aber auch Themen wie Stillen, Geburt ohne Schmerzmittel, Milchfluss, Kolliken, Mutterschutz und das Leben mit Baby in New York sind omnipräsent. Noch tiefer gehen Arbeitsplatzsicherheit, Spagat zwischen Kind und Beruf und die veränderte Beziehung zum Partner nach der Geburt. Das muss man aushalten können, denn die Entführung und die Ermittlungen geraten ab und zu stark in den Hintergrund.


    Sehr gut hat mir gefallen, dass beschrieben wird, wie die anderen Mütter damit umgehen, dass ein Kind aus ihrem Mutter - Baby - Kreis verschwunden ist. Hier wurde sehr viel Gewicht auf eine gute Ausarbeitung gelegt. So verschieden wie die Mütter, so verschieden gehen sie mit dem Verlust des Kindes einer Freundin um. Und immer wieder hat die Autorin leise Zweifel, Unsicherheiten und Dinge, über die man beim Lesen stolpert, gestreut. Andeutungen, die Fragen aufkommen lassen. Was schlussendlich auch sehr spannend wird, da man nie sicher ist, was jede der Frauen wirklich weiss und / oder ahnt oder gar beobachtet hat.


    Authentisch werden die ganzen Pressemitteilungen, die nach so einem Entführungsfall unweigerlich erscheinen, eingeflochten. Von Verurteilungen, weil eine Gruppe Mütter, kurz nach der Geburt in den Ausgang gehen. Bis zu hanebüchenen Verurteilungen der Nanny, die das Pech hatte, anwesend zu sein, während der kleine Junge aus seinem Bettchen entführt wird. Schlammschlacht, in dem auch noch die kleinste Verfehlung in der Vergangenheit der jungen Mutter ans Licht gezerrt wird. Ich fand das alles sehr abstossend und weiss doch, dass das leider auch die Realität ist.

    Je länger ich las, je mehr wollte ich wissen, wer Midas entführt hat. Und ich gebe zu, ich hatte die eine oder andere Freundin verdächtigt, ihre Hand bei der Entführung im Spiel zu haben. Hinweise zu Kinderlosigkeit, finanzielle Probleme und / oder psychische Probleme haben mich dazu verleitet. Oder war es am Ende doch die Mutter mit der perfekten Familie oder jemand Aussenstehendes?

    Die Auflösung hat mich völlig überrascht und so lege ich dieses Buch jedem ans Herz, der eine ungewöhnliche und unvorhersehbare Geschichte lesen möchte.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()